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Abschnitt 17


Fast nur noch leere Tische und an der Theke genießt eine Kellnerin die Ruhe nach dem hektischen Abend, nachdem ihre beiden Kolleginnen bereits eine halbe Stunde vorher gegangen waren. Sie wälzt die Tageszeitung und trinkt dabei eine Tasse Expresso, dann und wann aufschauend, ob nicht doch noch irgendwelche Wünsche kämen, aber die Leute an den drei Tischen waren ja versorgt mit Getränken, Essen gab es eh keins mehr, denn die Küche war geschlossen. Die Gruppe in der Ecke, Volkshochschulgruppe, wie sie beim Bedienen mitbekommen hatte, Italienischkurs, die hatten zwar schon mehr als genug getrunken, aber von denen war am ehesten eine weiter Bestellung zu erwarten, oder sie würden bald aufbrechen. Jedenfalls sind die meisten ihrer Gläser fast leer. Das Pärchen direkt neben ihr an der Theke, frisch verliebt, da würde nichts kommen. Himmeln sich an, unentwegt, und würden sicherlich erstaunt aufschrecken, wenn sie ihnen erklärt, daß sie zahlen müßten, weil sie gleich schließen. Aber das hätte ja noch ein wenig Zeit. Meine zwei Manager, ja, die bestellen bestimmt gleich noch was. Was heißt zwei, denkt sie, der lange Schwarzhaarige ja, aber der Kleine, der sieht hat was von einem Clochard, den man in einen Anzug gesteckt hat. Wo hat der bloß diesen Lappen her, sieht aus wie vom Flohmarkt. Wenn er die Jacke bloß nicht ausgezogen hätte. Weisses Hemd und diese scheußliche gelbe Krawatte, aber dann dieses zartblaue Unterhemd. Das muß ihm doch aufgefallen sein, daß das durchschimmert. Und wenn, irgendwie wirkt der, als wär's ihm eh scheiß egal.

--,,Könnten wir noch ein Pils und einen Riesling haben? Oder schließen sie gleich?'', fragte Felix die Bedienung.

--,,Schon in Ordnung!'', antwortet die Bedienung. Und im Weggehen hört sie noch Dr. Wiedenkamp:

--,,Ich hätte ihn nie mitnehmen sollen. Das war mein größter Fehler. Aber nachher ist man immer klüger!''

Sie überlegt, ob er wohl einen der beiden Asiaten meinte, der eine von ihnen hatte doch immer so ein finsteres Gesicht gemacht und hat fast gar nicht gesprochen. Aber er meinte Dr. Malter, der schon eine Weile sein Thema war. Felix ist erfreut über Dr. Wiedenkamps Wandlung ihm gegenüber. Sonst hatte er immer gehemmt gewirkt, so als wisse er nicht, was er ihm sagen könne. Manchmal auch so als traue er ihm nicht richtig, als zählte er ihn zu der von ihm wenig geachteten Geschäftsführung. Und immer wieder drängte sich ihm der Eindruck auf, als erachte er ihn nicht für würdig, sich mit ihm über Themen zu unterhalten, die über das rein Fachliche hinausgingen, Abstand halten, bloß nicht vertraulich werden. Das leckere Essen, das angenehme Ambiente und vor allem der Alkohol hatten den Damm gebrochen, denkt Felix. Plötzlich plauderte er, als seien sie alte Freunde, und es war nichts mehr von der sonstigen Reserviertheit zu spüren.

Felix hatte es nie glauben wollen, wenn man ihm gesagt hatte, daß Wiedenkamp im Grunde ein lieber freundlicher Mann sei, daß ihn nur die Arbeit und das Leben so verbittert gemacht habe. Nach dem Abend im Felsenkeller wußte er, daß es stimmte, und er fragte sich, wie er geworden wäre, wenn er das durchgemacht hätte, was dieser erlitten hatte. Wie würde er mit Dr. Malter umgehen?



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