next up previous contents
Nächste Seite: Abschnitt 12 Aufwärts: Königin von Montara Vorherige Seite: Abschnitt 10   Inhalt

Abschnitt 11


Sie war nicht mehr hungrig, nicht mehr richtig hungrig. Wenn das Essen nicht so scheußlich gewesen wäre, hätte sie sicherlich mehr gegessen. Normalerweise mochte sie ja Kartoffelsalat, aber der war nicht normal gewesen. Völlig verkocht hatten die die Kartoffel, und dann hatten sie sie in einem Maggibad ertränkt. Die brauchten sich halt nicht anzustrengen, mit Stammkunden können sie eh nicht rechnen. Aber auch für die nächsten Tage hatte die Cafeteria sie als potentielle Kundin verloren. Lieber würde sie das nächste Mal irgendwo in der Stadt essen gehen. Wenigstens hatte es ja den Kindern gut geschmeckt bei Andrea. Markus schien ja richtig begeistert.

--,,Mama, du kannst ruhig noch ein paar Wochen bleiben!'', hatte er ihr gesagt, als sie fragte, ob sie heimkommen sollte. Sicherlich hatte er Stunden gemeint, aber bei ihm wußte man ja nie. Abends würde er dann ganz schrecklich heulen, wenn sie nicht da wäre. Felix könnte ihn nicht beruhigen, das wußte sie ja aus Erfahrung, dachte sie.

Konnte es sich wirklich einige Wochen hinziehen mit ihrer Mutter, bis sie wieder gesund wäre. Falls sie wieder gesund würde, aber daran wollte sie nicht denken. Wenn sie nur endlich mal mit einem Arzt sprechen könnte. Morgens hatte man sie ja die ganze Zeit vertröstet, bis elf sollte sie warten. Und dann, fast schon halb zwölf, sagte ihr die Krankenschwester, die so wirkte, als unterständen ihr die übrigen:

--,,Unsere beiden Ärzte, Peters und Mongala haben jetzt keine Zeit für Sowas. Die müssen gerade zwei Neueinweisungen versorgen.''

`Sowas' und es hatte geklungen, als habe sie etwas Unanständiges verlangt. Eine Zurechtweisung glaubte sie herauszuhören, weil sie weiter darauf beharrte die Ärzte in ihrer eigentlichen, der lebensrettenden und lebenserhaltenden, Arbeit zu stören. Beinahe hätte sie wieder beigegeben, wäre wieder schweigend zurückgegangen, aber sie hatte noch zu fragen gewagt, wie lange das dauern könnte.

--,,Wir sind doch hier keine KFZ-Werkstatt, die genau weiß wie lange sie für einen Reifenwechsel oder so braucht ... ''

--,,Ich warte nun schon den ganzen Tag und habe bisher noch mit keinem Arzt sprechen können. Nur mal fünf Minuten, das müßte doch möglich sein!''

Dann mußte die Krankenschwester wohl gemerkt haben, daß sie sich im Ton vergriffen hatte, denn nun versuchte sie es sogar mit einem Lächeln, verkrampft und unbeholfen, so daß man sofort merkte, daß sie in dieser Kunst wenig Übung und vor allem nur eine bescheidene Begabung hatte.

--,,Vielleicht sind sie in etwa einer halben Stunde fertig! Wir sagen ihnen Bescheid!''

--,,Die sind essen, beide! Die Armen hatten schon seit ihrem Früstück keine Pause gehabt!'', antwortete Alma gegen halb Eins auf ihre Frage, ob sie jetzt vielleicht mit einem Arzt sprechen könnten.

Jetzt sollten die doch wohl auch vom Essen zurück sein, dachte Vera nochmals zwei Stunden später nach ihrem diätischen Mal in der Krankenhauskantine. Sie saß wieder auf dem dreibeinigen Hocker neben dem Bett ihrer Mutter, diesmal jedoch auf der anderen Seite, nicht so, daß sie nach draußen schauen konnte. Ihr gegenüber saß wieder Walter, der deutlich besser aussah als am Morgen. Rasiert, gekämmt und frische Kleider, und sein Gesicht hatte wieder seine übliche rosige Gesichtsfarbe. Nichts mehr Gespenstisches hatte sein Aussehen. Er hätte gut geschlafen, wider Erwarten. Es gehe ihm schon viel besser.



next up previous contents
Nächste Seite: Abschnitt 12 Aufwärts: Königin von Montara Vorherige Seite: Abschnitt 10   Inhalt