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Abschnitt 10


Wo waren alle? Das konnte doch nicht war sein! `Hallo', rief sie, aber nur zaghaft und nicht laut genug. Selbst die Zentrale war verwaist. Niemand, der das unaufhörlich klingende Telefon abheben konnte. Niemand, der auf den Warnton aus ihrem Zimmer reagierte konnte. Eine rote Lampe leuchtete außen an der Türe zum Zimmer ihrer Mutter. Auch auf einer Kontrolltafel blinkt unter der Nummer 417 unaufhörlich ein kleines rotes Lämpchen, aber keiner war da, der es sehen konnte. Der schrille Alarmton, nun ohne das Telefon brachte Vera in Panik. Mutter geht's schlecht schrillte der Alarm, und sie dachte nicht mehr daran, daß sie selbst es gewesen war, die ihn ausgelöst hatte. In irgendeinem der vielen Zimmer mußte jemand sein. Ein Notfall! Bestimmt waren alle bei einem Notfall, so wie vor einer halben Stunde bei der Frau im Zimmer ihrer Mutter, dachte sie.

Ihre Mutter würde sterben, wenn sie nicht bald jemanden fände, dachte sie, als sie von Zimmer zu Zimmer rannte. überall das gleiche Bild: Kranke im Koma oder schlafend. Und die Augen derer, die wach waren, würde sie sie wieder vergessen. Erwartungsvoll, sie konnte nicht helfen. Traurig, sie konnte nicht trösten. Resigniert, bloß nicht hinschauen! Bloß nicht hinschauen, aber ihr Blick war getrübt von Tränen. Der Geruch von Blut, Urin und Erbrochenem aus einem Zimmer stach in ihrer Nase, hatte sich festgefressen. Keine Spur vom Personal.

Im letzten Zimmer des Ganges, dem sogennanten `Erfrischungsraum', saßen sie alle, schauten verdutzt auf Vera. Fröhlich, Sektgläser in ihren Händen, und inmitten der Sponsor: Dr. Peters. Vera stotterte, daß dringend jemand mal nach ihrer Mutter sehen müsse.

--,,Also am besten schauen sie erst gar nicht auf diese Kurven. Wenn man keine Ahnung hat, kann man da alles mögliche Hineininterpretieren!''

--,,Tut mir leid, aber ich dachte ... ''

--,,Ja, ist ja schon gut!'', beruhigte sie Alma, die noch geblieben war, nachdem Dr. Peters sofort wieder den Raum verlassen hatte. Er hatte es eilig, nachdem er festgestellt hatte, daß es sich um einen Fehlalarm gehandelt hatte. Die kurze Feier war durch ihr Verschulden aufgelöst, aber Vera war dennoch erleichtert, daß alles bei ihrer Mutter in Ordnung war. Dr. Peters schien sauer gewesen zu sein. Wie anders ließe sich sein mürrisch dahingemurmeltes `Eigentlich ist ja keine Besuchszeit mehr!' erklären. Schon im Erfrischungsraum hatten einige der Feiernden irritiert auf ihre Uhren geschaut, und sie drauf aufmerksam gemacht, daß keine Besuchszeit mehr sei.



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