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Abschnitt 38


Als sie ihn beim Frühstück bat, nicht so spät nach Hause zu kommen, hatte sie natürlich schon gehofft, daß er eher käme. Aber halb Acht war ja passabel, denn es zeigte ja seinen guten Willen, und außerdem wollte sie ja nicht schon wieder Streit. Der Abend zuvor hatte ihr gelangt. Wenn sie nichts gesagt hätte, hätte es ja leicht auch neun oder zehn werden können. Ob die Kinder schon schliefen, hatte er sie gleich zur Begrüßung gefragt. Unnötig, denn schon wenige Augenblicke später stand Vanessa im Wohnzimmer, barfuß und rieb sich die Augen wegen dem plötzlichen Helligkeitssprung.

--,,Papi, soll mir noch gute Nacht sagen!''

Felix gab ihr einen Kuß auf die Stirn und murmelte ein `Schlaf gut mein Liebes!''

--,,Nein, nicht hier! Oben im Bett. Du mußt mich ins Bett bringen!''

Ihre Befürchtungen waren umsonst gewesen, denn Vanessa schien sofort zu schlafen, nachdem Felix sie in ihr Zimmer gebracht hatte.

--,,Wie war es heute im Krankenhaus?'', fragte Felix sie eine Weile später, gemütlich im Sessel sitzend und dem Moderator im Fernsehen lauschend, der von Waschmittelrückständen im Schulkakao redete. Anein paar Schulen in Berlin hatten sie Proben genommen. Ob sie den nächsten Tag wieder zu ihrer Mutter ginge, wollte er dann wissen, während er auch im auf seinem Schoß liegenden Spiegel blätterte.

--,,Ne, morgen nicht. Ich habe keinen für die Kinder gefunden. ... Irgendwie bin ich auch gar nicht böse drum ...ich brauch' einfach mal eine Pause ...die Intensivstation beginnt mich zu verfolgen ... also ich könnte dort nicht arbeiten, ... das ist schrecklich dort, einfach schrecklich! Ich bin total kaputt!''

--,,Schrecklich, wirklich schrecklich, schon wieder sind die Arbeitslosenzahlen gestiegen!''

--,,Den ganzen Tag über nur mit diesem Elend konfrontiert zu sein! Krankheit und Tod ... ''

--,,Wirklich schlimm mit den Medien, da hast du recht. Sonst haben die wirklich nichts mehr zu berichten. Naja, da übertreiben die ja schon, ... sterben wird ja wohl kaum jemand daran. ...da trinken Millionen Kinder morgens ihren Kakao und ... wer weiß welche Ursachen, das sonst gehabt haben kann ...''

Bestürzt seien sie auch gewesen, sagte ein etwa fünfzigjähriger Schulleiter mit rotgeädertem Gesicht. Ahnungslos, wie die Eltern, seien auch sie gewesen. Ob er glaube, daß es sich nur um ein Problem an Berliner Schuler handele, war die nächste dämliche Frage des Reporters an den Schulleiter.

--,,Fährst du eigentlich jetzt nicht nach Hamburg?''

--,,Berlin!''

--,,Wieso jetzt Berlin?'', fragte Vera verdutzt.

--,,In Berlin war dieser Kakaoskandal!''

--,,Hörst du mir denn überhaupt nicht zu? Verdammt noch mal!'

--,,Natürlich! Deine letzte Frage habe ich nicht richtig verstanden, das Fernsehen war zu laut!''

Er würde mal schauen, was sich machen ließe, gab er ihr dann zur Antwort, nachdem sie ihn nochmals fragen mußte.


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