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Abschnitt 13


--,,Na? Wie hat es euch denn bei Andrea gefallen?'', fragt Vera ihre Kinder.

Sie hätte ruhig auch später kommen können, hatte Andrea gesagt, als sie die Kinder abgeholt hatte. Aber es war lange genug gewesen. Sie fühlte sich total schlaff und müde, nicht nur, weil sie so früh aufgestanden war. Das Krankenhaus, der Zustand ihrer Mutter und die Ungewißheit hatten sie ausgelaugt, dachte sie. Die gewohnte Umgebung tat ihr gut, sie konnte entspannen. Wenn Andrea nicht gefragt hätte, wie es ihrer Mutter ginge, wäre alles fast wie immer gewesen. Als wäre sie von einem Einkaufsbummel zurückgekommen, aber sie fühlte sich nicht so.

--,,Ganz viele Papierflieger haben wir gebastelt. 18 Stück und Andrea hat mir noch eine neue Sorte gezeigt, die fliegen ganz toll und die sind auch gar nicht schwer und von denen habe ich auch ganz viele gebaut.'', sprudelt es aus Vanessa.

--,,Mami, Mami, und ich habe die Flieger bemalt. Ich kann ja noch keine Papierflieger alleine! Mami? Ich habe für dich ein schönes Bild gemalt. '', sagt Markus, beinahe schmollend, weil er sich mal wieder von Vanessa in den Hintergrund gedrängt fühlte.

Also erst mal Schuhe ausziehen, dann was zu essen machen. Falls sie überhaupt noch Hunger haben, denkt Vera. Ein wenig genascht hätten sie, hatte Andrea ihr verniedlichend mitgeteilt. Sie kannte dieses `ein wenig': Schokolade, Bonbons, Kaugummis, und noch mehr Schokolade, Markus braun verschmierte Mundwinkel und Oberlippe erzählten noch davon.

Hast du überhaupt schon deine Hausaufgaben gemacht, fragt Vera ihre Tochter, nachdem sie fertig waren mit dem Abendessenw, das Überflüssig gewesen war, wie sie es erwartet hatte. Unnötige Arbeit. Keiner hatte richtig Hunger, inclusive ihr selbst.

--,,Welche Hausaufgaben?''

--,,Frag' doch nicht so dumm! Die, die ihr heute morgen aufbekommen habt natürlich!''

--,,Ich glaube, wir hatten überhaupt keine auf!''

Lügen konnte Vanessa nicht gut, auch wenn sie es wollte. Mit den Hausaufgaben wollte sie wahrscheinlich nicht lügen, denn sie war noch nie ohne in die Schule gegangen.

--,,Na, dann zeig' mal dein Aufgabenheft her!''

--,,Jetzt fällt es mir wieder ein. Aber ich habe schon ein bißchen bei Andrea gemacht. Schon die ganzen Matheaufgaben. Hier schau'! Ansonsten muß ich nur noch eine Geschichte lesen!''

--,,Die kannst du ja dann noch lesen, wenn ihr fertig fürs Bett seid. Das kann doch nicht wahr sein!'', ruft Vera plötzlich aus.

--,,Doch, das sind doch genau solche Ordnungsrelationen, wie der Lehrer sie wollte. Wir sollten drei Beispiele aus dem täglichen Leben bilden, also nicht nur so mit Zahlen, 3 kleiner 4 oder so.''

--,,Hat Andrea sich das angeschaut? Hat die gesehen, was du geschrieben hast?''

--,,Wieso? ... Ich weiß nicht!''

--,,Wie kommst du denn darauf? Das kannst du doch nicht schreiben! Hoffentlich hat Andrea das bloß nicht gelesen! Das ist ja furchtbar: `Papa ist reicher als Herr Hesse' ''

--,,Aber Papa hat doch selbst gesagt, daß er mehr Geld als Onkel Wolfgang hat!''

--,,Aber Herr Hesse, Wolfgang, ist doch Andreas Mann! Was denkt die denn, wenn die sowas liest. Hat sie in dein Heft geschaut?''

--,,Ich weiß nicht mehr. ... Ich glaube nicht! Aber `Vanessa ist reicher als Markus' kann ich doch schreiben?''

--,,Und dann hier `Papa ist reicher als Mama'. So ein Quatsch. Alles ist mein und Papas Geld. Es gehört uns zusammen.''

--,,Aber wir sollten doch eine möglichst lange Kette bilden!'', schluchzt Vanessa nun weinend.

--,,Und hier `Papas Chef ist reicher als Papa'. Das stimmt so nicht. Du meinst wohl seinen obersten Chef, Herrn Mohler. Der ist wirklich reicher! Der hat doch sogar ein Schwimmbad in seinem Garten. Dürfen wir da auch mal mit Papa hingehen?''

--,,Mama, hat Papa mehr als einen Chef. ... Wieviele hat er denn?''

--,,Papa war doch damals nur mit Leuten von der Firma dort, und ich kann mir nicht vorstellen, das es denen gefällt lärmende Kinder in ihrem Garten zu haben!''

--,,Aber Mami, wir sind auch ganz brav!'', sagte Markus.

An diesem Nachmittag mit seiner tropischen Hitze waren die Weichen gesetzt worden. Wäre alles so gekommen, wenn es nicht so heiß gewesen wäre und wenn Mohler nicht die Idee gahabt hätte, Felix mit nach Hause zu nehmen? Aber nicht nur seine Karriere, wie würde es heute um ihre Ehe stehen?



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