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Forum Startseite>>Procrastination>>Was hat es mit diesem Wort auf sich?

Neues Thema - Antworten

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Rieve
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PM ID: 82
PM [Rieve]

Last replied to on Sun May 27, 2007 14:52:09
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Seit ich vor einigen Monaten durch dieses Forum von der Procrastination erfahren habe, frage ich mich nach der exakten Bedeutung des Wortstammes. Da hiermit im Prinzip eine Negativität von großer Tragweite verbunden ist, kamen mir krass, gräßlich und fr.la crasse (das ist Schmutz, der sich festgesetzt hat) in den Sinn.
Nun, nachdem ich endlich nachgesehen habe, muß ich sagen, und deshalb habe ich mich eingeloggt, daß es gar nicht so schlimm ist mit diesem Wort. Das lateinische procrastinatio ist abgeleitet von cras und zwar in dem Sine von vertagen.
Bei Gerichtsverhandlungen, Sitzungen oder Untersuchungen ist das ja eine ganz normale Prozedur, weil ein Tag oft nicht reicht, um etwas zum Abschluß zu bringen. Aber noch bevor man auseinandergeht, wird der nächste Termin festgelegt und dem hat sich all und jeder dann zu unterwerfen, ob es einem paßt oder nicht.
Wer im Prinzip dazu in Opposition geht, wird wohl versuchen, diesem Zwang zumindest im Privatleben die rote Karte zu zeigen. Besser wäre es sicher, aus der Not eine Tugend zu machen und eine Tätigkeit auszuüben, bei der man sozusagen der Herr bei der Festlegung der Termine und Rendez-vous ist.
Wer weiß, wie viele Menschen so unbewußt dem Fluch der Procrastination entgangen sind.



Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Tue Mar 20, 2007 17:15:18
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Nun, nachdem ich endlich nachgesehen habe, muß ich sagen, und deshalb habe ich mich eingeloggt, daß es gar nicht so schlimm ist mit diesem Wort.

Das lateinische procrastinatio ist abgeleitet von cras und zwar in dem Sine von vertagen.



Ja, dann moechte ich dich hier ganz herzlich begruessen und hoffe, dass du hier dass findest, was du suchst.

Auch wenn das Wort Prokrastination ein schoenes Wort ist und sich vielleicht auch gut anhoert - besonders hier im englich sprachigem Raum - sollte man sich aber nicht davon taeuschen lassen, dass es die Krankheit an sich faustdick hinter den Ohren hat. Wenn du mir diesen Vergleich zugestehst.

Ich denke, dass nur allein vom Namen her sich auch Krebs und andere schreckliche Krankheiten relativ gut anhoeren.

Viele Gruesse,
Dieter

Rieve
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PM ID: 82
[PM Rieve]

Posted at Mon Apr 02, 2007 12:59:56
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Hallo Javabohne,

Mein unausgereifter Beitrag hat mich gleich in die Falle tappen lassen. Es bleibt mir keine andere Möglichkeit als einmal an Hand dessen den Mechanismus aufzuzeigen, denn wenn nicht, werde ich nie eine Antwort fertigbringen.

Ganz zuerst habe ich mich über die freundliche Begrüßung gefreut. Wollte mich auch umgehend dafür bedanken - wenn, ja wenn ich nicht den Eindruck gehabt hätte, eine gewisse Verärgerung ausgelöst zu haben.
"Ich solle zugestehen, daß die Procrastination eine Krankheit sei, die es faustdick hinter den Ohren hat."
Das überfordert mich. Und einfach nur ja, ja sagen will ich auch nicht. Eines Tages werde ich die Antwort haben - die Frage ist fest in mir verankert, aber bis dahin schiebe ich auf.
Noch kritischer empfand ich die Anspielung auf den Krebs. Eine gewisse Aehnlichkeit zu 'cras' ist im Klang und dem Phänomen des Rückwärtsgehens zwar vorhanden und einige interessante Analogien könnten sich auch vielleicht daraus ableiten lassen, aber ehe ich das ganz banal abtue, warte ich lieber, bis sich irgendeine Erkenntnis daraus ergibt.

Ueber mich selbst habe ich geärgert, weil nun gerade im ausschlagebenden Satz Sine statt Sinne steht und die Uebersetzung von 'cras' nicht erschienen ist, weil ich es in diese Zeichen größer/kleiner als gestellt hatte.
Richtig muß es also heißen: "Das lateinische procrastinatio ist abgeleitet von cras - auf deutsch morgen - und zwar in dem Sinne von vertagen.

Diese Klarstellung nehme ich zum Anlaß, um zu bemerken, daß es bei jedem Kennenlernen sicher so
ähnlich abläuft. Obwohl man sich darüber freut, hindern einen Begleitumstände oder kurz angeschnittene Fragen daran, sofort wieder unbeschwert auf den anderen zuzugehen. Ja, mehr noch, man macht schließlich den Eindruck, als wolle man dem anderen aus dem Wege gehen, sich drücken.

Die Möglichkeit, das alles hier zum Ausdruck zu bringen, empfinde ich als eine sehr nützliche Uebung. Uebungen sind auch ganz allgemein etwas, was ich überhaupt nicht machen kann - es weigern sich Hand und Verstand ganz kategorisch.
Und da ich mein Heil gewöhnlich in den Worten suche und finde, habe ich mal nachgeschaut,was exercere (exercise) bedeutet. Hm, schon sehr vielsagend - etwas in Bewegung setzen, am Laufen halten - ist damit gemeint.

So nun ist auch noch etwas im Sinne der Thread-Ueberschrift zustande gekommen - umso besser.

Allen einen schönen Tag

Rieve








Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Tue Apr 03, 2007 01:07:29
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Bei der von dir gewuenschten Hilfe fallen mir auf Anhieb folgende Links ein:

Der Dudenverlag hilft immer gern, auch, wenn es um eingedeutschte Begriffe geht.

http://www.duden.de/service/kontakt/index.php


Wenn auch auf Umwegen findet man dennoch auch hier brauchbare Hinweise

http://www1.ku-eichstaett.de/SLF/EngluVglSW/HistSprF.htm

Viele Erfolg beim Suchen,
Dieter


Rieve
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PM ID: 82
[PM Rieve]

Posted at Wed Apr 04, 2007 13:18:19
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Hallo Javabohne,
Institutionen oder Web-Seiten wie sie von Dir empfohlen wurden und die mit einem umfangreichen sachlichen Wissen aufwarten, bieten auch mir in allen Lebenslagen einen guten Halt.
Je subjektiver man herumirrt, umso ausgleichender können sie allein schon durch ihr systematisches nüchternes Wesen wirken.

Von meiner eigenen subjektiven Warte aus betrachtet, stellt sich das jedoch ganz anders dar.
Die Procrastination erfährt man eigentlich über die fünf Sinne. Je nachdem wie eine zu erledigende Sache auf einen wirkt, reagieren wir - abhängig von der Veranlagung mehr oder weniger stark.
Für dieses Verhalten braucht man nicht unbedingt noch eine sprachliche Definition.
Doch diese ist es, die von außen ein Licht auf unseren Zustand wirft, ihn erhellt, erklärt, aufklärt.
Ziehe ich nun noch "Lichter" aus verschiedenen anderen Sprachräumen hinzu, habe ich noch mehr Chancen von irgendeinem Klang besonders berührt zu werden.
Wenn ich jedoch zu diesem Zweck die mit unzähligen Lichtern erhellten Hallen der wissenschaftlichen Institutionen betrete, werde ich davon eher geblendet, fühle mich dem gegenüber klein und nichtig. Das macht mich unfähig.

Als ich in meinem vorherigen Beitrag auf das Wort Uebung gestoßen bin, wußte ich sofort, daß es irgendetwas damit auf sich haben muß. Gleich danach präsentierten sich dann auch im Geiste die recht gegenständlichen Begriffe wie ein Musikstück einüben, einen Beruf ausüben, eine Schandtat verüben.
Dazu kamen dann noch, und darum ging es bei mir wohl, das Uebel und etwas überhaben, aber auch üblich und übrig.
Jetzt, wo ich einmal die ganze "Familie" zusammenhabe, werde ich in Zukunft, wenn ich auf "Uebung" stoße, wissen, worauf ich mich "einlasse".
Die Uebung steht mir nicht mehr als eine herausragende, allgewaltige Herausforderung gegenüber, sondern als Grundform, die neben unbestrittenen guten Seiten auch ihre üblen hat, auf die ich eben auch entsprechend reagieren darf.
Im Zusammenhang mit der Procrasination scheint mir das ein bedeutender Aspekt zu sein.

Gruß
Rieve



Javabohne
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[PM Javabohne]

Posted at Fri Apr 06, 2007 04:08:39
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Hallo Rieve,

vielleicht koennen wir auf das Thema des Forums, Procrastination, zurueckkommen.

An welcher Form der Procrastination "leidest" du? Wie verhaelst du dich, wenn sie dich ueberkommt? Welche grundsaetzlichen Erfahrungen hast du mit Procrastination oder Depressionen gemacht?

Viele Gruesse,
Dieter



Rieve
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[PM Rieve]

Posted at Sun Apr 08, 2007 13:47:23
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Hallo Javabohne,

Der Aufforderung kann ich unmöglich nachkommen. Es ist nicht meine Art, die Dinge so direkt und unumwunden darzustellen und einzugrenzen.

Aber angenommen, ich wäre gezwungen, am Montag eine ordentliche Abhandlung im Sinne des Beitrags vorzulegen, dann würde ich am späten Nachmittag anfangen, irgendwelche Standardweisheiten zusammenzutragen - ohne mir eine einzige davon klarzumachen. Leider!
Heute würde ich das jedoch nicht mehr auf die Reihe kriegen, weil mein Verstand ja völlig unbeteiligt daran ist.
So wäre ich gezwungen, den Wecker auf vier oder fünf Uhr zu stellen und nach einer unruhigen Nacht, in der sich aber mein Unterbewußsein weiter mit der Sache beschäftigt hat, erneut einen Blick darauf zu werfen.
Da kommt dann wohl die Intelligenz zum Zuge. Sie schafft es, zu ordnen, zu verbinden, der Sache einen Anstrich zu verleihen.
Auf diese Weise kommt man in der Regel immer wieder durch und auch weiter. Doch wofür, für wen?
Im Prinzip für andere, die glauben, die Dinge müßten so gesehen und behandelt werden wie es ihnen richtig scheint....


Da wir gerade Ostern haben.
Meine Tochter, die weniger widerspenstig als ich ist, war dann meistens schon am Sonntag Abend mit dem vor Wochen aufgebebenen Aufsatz fertig.
Sie kam dann an, um ihn nochmal vorzulesen. Mit schöner Regelmäßigkeit hielt sie das Machwerk ein Stück von sich weg und bemerkte abfällig: "Was habe ich denn da wieder gelegt!"

Elle
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Posted at Thu Apr 12, 2007 10:55:09
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Auf diese Weise kommt man in der Regel immer wieder durch und auch weiter. Doch wofür, für wen?
Im Prinzip für andere, die glauben, die Dinge müßten so gesehen und behandelt werden wie es ihnen richtig scheint....


Moin Rieve!

Ich habe selten so einen Sprachkünstler wie Dich kennengelernt, dessen Intellekt sich selbst so trickreiche Fallen stellt. Deine Analytik wirkt auf mich einnebelnd, du weichst aus, versuchst Klarheit zu schaffen, die dann sogleich wieder relativiert wird. Wie fällst du dann überhaupt eine Entscheidung, sagen wir mal z.B. "ich erhebe mich jetzt und koche mir einen Kaffee", ohne erst einmal darüber nachzudenken, welche Bedeutung das Wort "erheben" hat? Was ist mit Intuition, Gefühlen, Entscheidung, Willen, Widerstand....all diesen menschlichen Aspekten, die nicht nur mit dem Intellekt zu tun haben auch auch nicht einfach Aspekte der 5 Sinne sind? Warum zierst Du Dich so, dies Forum ist doch anonym und die Chance des Austausches liegt doch gerade darin, endlich mal zu bekennen, was man im Alltag niemals preisgeben würde?

Du musst mir nicht antworten, dies soll eine Provokation sein.

Trotzdem
freundliche Grüße
Elle


Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Wed Apr 18, 2007 04:27:07
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Ich habe selten so einen Sprachkünstler wie Dich kennengelernt.....Deine Analytik wirkt auf mich einnebelnd, du weichst aus.....Wie fällst du dann überhaupt eine Entscheidung....

Warum zierst Du Dich so, dies Forum ist doch anonym und die Chance des Austausches liegt doch gerade darin, endlich mal zu bekennen, was man im Alltag niemals preisgeben würde?



Hallo Elle,

wirklich schade, dass sich Rieve nicht meldet. Es haette sich sicherlich eine interessante Diskussion ergeben koennen.

Trotzdem, die Sprachgewandtheit, die Rieve sicherlich "drauf" hat, koennte aber auch praeventiv gewaehlt worden sein, sozusagen als Abwehrschirm um anderen Dingen (Prokrastination?) einen Mantel umzuhaengen. Kennen wir alle doch auch irgendwie, gelle?

Ich schiebe auch gerne andere Dinge in den Vordergrund, um zu verbergen welche grosse Schwaechen ich andererseits doch oft habe.

Viele Gruesse,
Dieter





Rieve
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[PM Rieve]

Posted at Sat Apr 21, 2007 13:29:31
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Der Beitrag von Elle wäre nicht unbeantwortet geblieben, wenn meine umgehende Antwort durchgekommen wäre.
Da sie jedoch mal wieder ganz spontan war, hatte ich danach absolut keine Lust, es nochmal zu versuchen, alles nochmal zu formulieren. Es wäre nie wieder so wie die erste Fassung geworden.
Das Spontane ist so wie wenn wir zum ersten Mal an einen unbekannten Ort kommen - alles scheint uns irgendwie zauberhaft, magisch. Man sieht quasi nur das Schöne. Beim zweiten Mal ist es längst nicht mehr so - da treten auch die Mängel hervor. Und erst nach langer Zeit hat man vielleicht das Glück, den ersten Eindruck wiederzufinden......

Auf die Fragen von Javabohne konnte man nicht spontan antworten. Sie boten keinerlei Anregung und überspielten wohl auch bloß seinen Unmut, der ihn beim Lesen ergriffen hatte.
Geht man auf Derartiges brav, fleißig und ein wenig taletiert ein, so wird man in seinen Gefühlen und Erinnerungen rumkramen - sie wie in einer Geschichte oder einem Theaterstück in Szene setzen, sie zur Schau stellen, sich einem anderen oder vielen anderen ausliefern. Man ist dann gewissermaßen gezeichnet, klassiert.
Lehrer, die nichts anderes tun, als Fragen in dieser Art beantworten zulassen, tun das letzten Endes ja auch überhaupt nicht, weil es sie ernsthaft interessieren würde, was in einem jungen Menschen vorgeht. Nein, sie pressen eher dessen Gedanken heraus und ihre Anschauungsweisen in ihn hinein.

Das will man verhindern, vermeiden und da es nicht geht, verschiebt man wenigstens
Man ist schon in einer Not- und Fluchtsituation. Im letzten Moment hebt man dann regelrecht ab. Die Aufgabe bzw. das Thema wird allesbeherrschend, man kann an gar nichts anderes mehr denken. So erreicht man gezwungenermaßen eine Form hoher Konzentration und das Ergebnis ist dann ein intellektuelles Elaborat, dem Spontaneität und Gefühl fehlen.

Hat sich nun einer viel mit Literatur oder der Sprache beschäftigt, so wird er dahingehend ausweichen können. Da sind schon vergleichbare Erfahrungen und Erlebnisse auf der Ebene der Menschheit verankert. Wer aus diesem Brunnen zu trinken versteht, wird dann zuweilen auf die schöpferische Ebene gelangen.

Hier in diesem ganz konkreten Falle bin ich dank Javabohne und Elle zu diesen Ueberlegungen gekommen - beiden meinen herzlichsten Dank und einen schönen Tag.

Rieve

Javabohne
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[PM Javabohne]

Posted at Mon Apr 23, 2007 15:47:46
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Hallo Rieve,

nun, in diesem Post sehe ich kaum etwas, das irgendwie intellektuell (aber hochpoetisch) klingt oder dementspechend ausgearbeitet ist. Allerdings sehe ich doch sehr viel davon, was mich doch stark indirekt an Procrastination aber auch an Enttaeuschung und manchmal an Hilfslosigkeit erinnert. Ich moechte dir einige Beispiele aus deinem letzten Post geben.


Quote:


....Da sie jedoch mal wieder ganz spontan war, hatte ich danach absolut keine Lust, es nochmal zu versuchen, alles nochmal zu formulieren. Es wäre nie wieder so wie die erste Fassung geworden.....


....Man ist schon in einer Not- und Fluchtsituation. Im letzten Moment hebt man dann regelrecht ab. Die Aufgabe bzw. das Thema wird allesbeherrschend, man kann an gar nichts anderes mehr denken. So erreicht man gezwungenermaßen eine Form hoher Konzentration und das Ergebnis ist dann ein intellektuelles Elaborat, dem Spontaneität und Gefühl fehlen.....




Du benutzt die Ausdrucksweise Spontaneitaet in deinen Posts sehr oft. So als ob du ohne sie nicht koenntest. Als ob du Spontaneitaet braeuchtest, um in deinem Alltag aktiv zu werden und deinen Tag irgendwie zu ueberstehen. Wie du wohl selbst weisst, mangelt es der Spontaneitaet doch zu oft an Praezision und auch deine oft zitierten Gefuehle bleiben bei spontanen Aktionen doch auch eher auf der Strecke.


Quote:


...Auf die Fragen von Javabohne konnte man nicht spontan antworten. Sie boten keinerlei Anregung und überspielten wohl auch bloß seinen Unmut, der ihn beim Lesen ergriffen hatte....



Hier fehlt dir die Spontaneitaet und siehe da, du warst nicht einmal imstande mir normale Fragen bezueglich der Procrastination zu beantworten! Ich war nicht unmutig, sondern wir sind ein Forum, dass sich mit dem Thema Procrastination befasst und mich interessiert die Procrastination und der dementsprechende Erfahrungsaustausch mit den "Betroffenen". Diesbezueglich hast du leider trotz schoener Worte bis heute noch nichts beigetragen! Aus diesem Grunde hatte ich dir diverse Fragen gestellt, die du leider mit deiner wirklich schoenen und blumigen (Wort-)Art umgangen aber nicht beantwortet hast.


Quote:


...Geht man auf Derartiges brav, fleißig und ein wenig taletiert ein, so wird man in seinen Gefühlen und Erinnerungen rumkramen - sie wie in einer Geschichte oder einem Theaterstück in Szene setzen, sie zur Schau stellen, sich einem anderen oder vielen anderen ausliefern. Man ist dann gewissermaßen gezeichnet, klassiert.
Lehrer, die nichts anderes tun, als Fragen in dieser Art beantworten zulassen, tun das letzten Endes ja auch überhaupt nicht, weil es sie ernsthaft interessieren würde, was in einem jungen Menschen vorgeht. Nein, sie pressen eher dessen Gedanken heraus und ihre Anschauungsweisen in ihn hinein...



Wie bei einigen auch hier im Forum anwesenden Procrastinatoren, schwelgst auch du gerne in Erinnerungen und beziehst dich mit dem Beispiel des Lehrers, der das Kind wohl in einer Schablone pressen moechte, damit es "passt". Damit begibst du dich genau wie viele von uns zurueck in das Stadium der eigenen Kindheit auf der Suche nach etwas. In der Kindheit, so vermuten wir, liegen wohl viele Gruende der Procrastination verankert.


Quote:


...Das will man verhindern, vermeiden und da es nicht geht, verschiebt man wenigstens....



Hier denke ich, outest du dich wenigstens indirekt ein Procrastinator zu sein. Gratulation und herzlich willkommen.


Quote:


....Hat sich nun einer viel mit Literatur oder der Sprache beschäftigt, so wird er dahingehend ausweichen können. Da sind schon vergleichbare Erfahrungen und Erlebnisse auf der Ebene der Menschheit verankert. Wer aus diesem Brunnen zu trinken versteht, wird dann zuweilen auf die schöpferische Ebene gelangen.....




Nun, Rieve, wirklich ein ehrliches Kompliment! In deiner Wortwahl bist du wirklich ein Meister und es macht zumindest mir spass, deine Texte zu lesen. Sicherlich befasst du dich schon sehr lange mit Literatur und "schoengeistiger" Rede. Trotzdem ein Hinweis auf deine Hilflosigkeit, wenn du schreibst, das dich gewissermassen in die Welt der Sprache hin ausweichst! Warum? Wir sind ein anonymes Forum und wollen uns gerne gegenseitig helfen. Mir hat es schon viel gebracht, mich au oeffnen und hier im Forum "meine" Geschichte zu erzaehlen.


Quote:


...Hier in diesem ganz konkreten Falle bin ich dank Javabohne und Elle zu diesen Ueberlegungen gekommen - beiden meinen herzlichsten Dank und einen schönen Tag....



Nichts zu danken! Es waere schoen, wenn du vielleicht doch einmal aus dir heraus gehen kannst und uns ein bisschen von dir und deinem Ausdruck der Procrastination erzaehlst.

Viele Gruesse,
Dieter


Elle
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Posted at Tue Apr 24, 2007 10:22:53
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Der Beitrag von Elle wäre nicht unbeantwortet geblieben, wenn meine umgehende Antwort durchgekommen wäre.
Da sie jedoch mal wieder ganz spontan war, hatte ich danach absolut keine Lust, es nochmal zu versuchen, alles nochmal zu formulieren. Es wäre nie wieder so wie die erste Fassung geworden.


Hallo Rieve,

schade, meine Fragen waren nämlich auch spontan, zugegeben, etwas neugierig, ich muss aber Deine Geheimnisse nicht wissen. Behalt sie gern für Dich.

Ich verstehe Deine Motive und respektiere sie, auch ich bin durch die Gehirnwäsche der 13-jährigen Schulzeit gelaufen und ein nicht unerheblicher Anteil meiner Aufschieberei stammt aus diesen Jahren.

Leider kann ich die Ergebnisse meiner Seelenqualen (noch) nicht schriftstellerisch verwerten, sondern muss mich mit der "normalen" nicht-künstlerischen Entfremdung des Geldverdienens herumschlagen.

Und an Dich, Dieter: es gibt Leute, die sich nicht in die "Normalität" pressen lassen wollen oder können, also z.B. "normale" Beiträge in Selbsthilfeforen schreiben. Zur Frage der "Nützlichkeit" von Rieve's Beiträgen, es könnte sein, dass sich jemand an seinen Worten erfreut oder vielleicht sogar schriftstellerisch verwerten kann, wer weiß?

Einen schönen Tag wünscht
Elle

Javabohne
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[PM Javabohne]

Posted at Wed Apr 25, 2007 23:18:22
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...Und an Dich, Dieter: es gibt Leute, die sich nicht in die "Normalität" pressen lassen wollen oder können, also z.B. "normale" Beiträge in Selbsthilfeforen schreiben. Zur Frage der "Nützlichkeit" von Rieve's Beiträgen, es könnte sein, dass sich jemand an seinen Worten erfreut oder vielleicht sogar schriftstellerisch verwerten kann, wer weiß?....



Hallo Elle,

Wer ist schon "normal"? Ich kenne kaum jemand, der "normal" ist. Sind wir nicht alle, jeder auf seine ganz persoenliche Art, verrueckt? Und das meine ich keineswegs negativ. Denn gerade unsere einzigartige Verruecktheit macht uns doch zu dem, was wir sind, Individuen!

Die Nuetzlichkeit Rives Posts stelle ich ganz und gar nicht in Frage. Ich mag seinen Schreibstil und kann ganz bestimmt nachempfinden, wie positiv er sich fuehlt, wenn er seine literarischen Erguesse ueber uns ergehen laesst. Auch dieses Statement meine ich absolut positiv. Ich hoffe, dass uns Rieve noch viele schoene Posts in dieses Forum setzt, um uns zu erfreuen und uns etwas mitzuteilen.

Viele Gruesse,
Dieter

Rieve
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[PM Rieve]

Posted at Thu Apr 26, 2007 11:36:39
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Hallo Elle und Javabohne,

Von den letzten Beiträgen bin ich sehr angetan - es paßt alles irgendwie. Dadurch ergibt sich etwas für mich, was geradezu darüberschwebt, sich vorläufig aber noch nicht fassen und erst recht nicht in Worte fassen läßt. Besonders bei Javabohnes Beitrag schwebte mir meine innere Zerrissenheit derart vor Augen...

Was ich aber auch hier wieder deutlich merke, ist meine Unfähigkeit, das, was ich "sehe", sprachlich zu benennen und zu beantworten. Die Impulse sind furchbar schwach. Das kommt dann aber nach einer längeren Zeit von irgendwoher zurück, fällt mir wieder ein und dann hat alles Sinn und Zusammenhang.
Bis dahin lasse ich Eure Beiträge noch quasi unbeantwortet stehen. Ja?

Bezüglich meiner "Gelähmtheit" gegenüber dem "Sehen" habe ich mal eine Theorie gefunden, nach der ein Großteil der Menschen in Bildern und ein anderer kleinerer Teil in Worten (oder in Lettern - Literatur kommt daher) denken soll. Das ist eigentlich ganz einfach feststellbar. Man sagt ein Wort - der andere hat sofort ein Bild vor Augen, oder aber das geschriebene Wort.
Bei einem solchen Prozess soll eine chemische Reaktion ablaufen - im Sinne einer Freisetzung von Sauerstoff bei Bildern und Kohlenstoff oder Kohlendioxyd bei Buchstaben. Diese Angaben sind ohne Gewähr. Ich hatte aus dem komplizierten Text das herausgenommen, was ich erfassen konnte und was für mich Sinn machte.

Auf jeden Fall soll das Visualisieren als sehr stimulierend und erfrischend empfunden werden, das Lesen jedoch eher als "verstaubend und ermüdend".
Und, die einen sind auf die Zukunft ausgerichtet, die anderen auf die Vergangenheit.

Im Zusammenhang mit der Procrastination wäre jetzt die Frage, ob es die vergangenheitsgerichteten Menschen sind, die nicht das Morgen gestalten können, ja gar keinen rechten Sinn dafür haben, oder Menschen, die vielleicht perfekt visualisieren, aber viel zu weit gehen und dabei das unmittelbare Morgen außer acht lassen.

Liebe Grüße
Rieve

Billa
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[PM Billa]

Posted at Tue May 08, 2007 18:13:10
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Hallo, bin zurück im Forum, nachdem ich mich wochenlang nicht anmelden konnte.
Es war eine Zeitlang ja sehr still im Forum. Jetzt möchte ich ab und zu wieder etwas schreiben und fange oben an (den Bericht unserer "Neuen" habe ich gerade erst gelesen, also fange ich beim zweiten Thema an).
Rieve, zu Deinen Beiträgen und den Bemerkungen der anderen:
1. Die Gedankenkette Vertagen - Gericht - neuer Termin, der verbindlich ist - Arbeit, bei der man Termine selbst festlegen kann - deshalb weniger aufschieben, weil man sich nicht verweigern muss - finde ich insofern interessant, als auch ich und andere im Forum einen Zusammenhang zwischen Aufschieben, Druck, Verweigerung, vielleicht sogar Trotz sehen.
2. Du machst am Anfang Deines Beitrages eine Bemerkung über Dich bzw. was Du schreibst, nämlich "unausgereift". Das klingt abfällig Dir selbst gegenüber (siehe auch unten, später am Abend). Warum schreibst Du das über Dich selbst? Ich hatte nicht den Eindruck, dass Du etwas zugestehen sollst, also brauchst Du Dich auch nicht überfordert zu fühlen. Sondern ich glaube, Javabohne wollte nur betonen, dass P. eine sehr unangenehme Krankheit ist. Das tat er im Zusammenhang mit Deiner Bemerkung, dass es mit diesem Wort nicht so schlimm sei. Ich empfand Javabohne auch nicht als verärgert. Zu dem Wort Krebs: Ich glaube, Javabohne wollte da nur als Beispiel sagen, dass aus Wortentwicklungen nicht auf die Massivität der Symptomatik geschlossen werden kann.
Zu den weiteren Beiträgen mehr heute am späten Abend. Ich bin angerufen worden und muss sofort weg. Billa

Billa
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[PM Billa]

Posted at Tue May 08, 2007 23:49:09
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Hier bin ich wieder.
Zu Deinem 3. Beitrag: Du schreibst, sprachliche Definitionen können einen Zustand erhellen. Ja. Für mich sind sie aber im Zusammenhang mit meinem Problem der Procrastination nur begrenzt hilfreich, eher hilft mir die Sprache bei der Bewusstmachung meiner eigenen Entwicklungen, bei der Präzisierung und Differenzierung. Dabei gehe ich von mir aus und halte das insofern für wichtig, weil das "Von Mir Aus Gehen" in meinem Leben sicher zu kurz gekommen ist. Daher werde ich zu dieser Art des Umganges, nämlich verschiedene Sprachräume einzubeziehen, hier im Forum, d.h. unter diesem Thema nichts mehr schreiben.
Zu. 4.: Deine Beschreibung des Aufschiebens beim Verfassen eines Berichtes o.ä. kommt manchem von uns, sicher bekannt vor, auch mir. Auch wie Du nach dem Sinn des Ganzen fragst: wofür, für wen.
Bemerkenswert finde ich den "abfälligen" Satz Deiner Tochter: Was habe ich denn da wieder gelegt! War er wirklich abfällig gemeint oder wollte sie dadurch ein Lob der Eltern provozieren, einen Widerspruch? Wenn er wirklich abfällig gemeint war, dann könnte dieser Satz eine Widerspiegelung Deines Umganges mit Dir selber sein. Gehst Du auch so abfällig mit Dir selber um? Ich habe den Eindruck, siehe oben.
Zu 5.: Ich empfand Javabohnes Fragen als direkt, interessiert, vielleicht ein wenig ungeduldig. Vielleicht weil es uns allen gut tut, konkrete Hinweise auf die Lebensbewältigung der anderen zu bekommen. Vielleicht ungeduldig, weil manchen von uns aufgrund unserer Symptome das Wasser bis zum Hals steht! Keine/r hier will Dich klassifizieren, das glaube ich einfach nicht!
Zu 6.: Du schreibst: Die Impulse sind furchtbar schwach. Ich bin im Moment in Kämpferlaune, will Dinge erledigen, anpacken und klären. Deshalb möchte ich mich auf einige Deiner Gedanken und Formulierungen im Moment nicht einlassen. Ich bin einfach in einer anderen Phase. Mit der von Dir geschilderten Theorie über das Denken in Bildern oder Worten kann ich nichts anfangen. Sie führt mich persönlich nicht weiter. Ich glaube, dass ich beides mache, je nach Stimmung und Thema - "und das ist gut so". Tschüss, Billa

Rieve
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Posted at Wed May 09, 2007 15:26:42
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Billa,

Nichts gegen eine rationale Abhandlung einiger unstimmiger Punkte, so lange daraus kein Abtun wird.

Doch alles, was angeführt wird, ist ein geschicktes Hinleiten zu der Aussage, daß Du da wegen der sprachbetonten Sichtweise nicht mehr schreiben wirst.
Wer das nicht will, tut es einfach nicht. Wer aber geschickt seine Ablehnung zur nettverpackten Suggestion zu machen versteht, der verknüpft Rationales und Irrationales.

Allerdings ist es auch genau dieser Tatbestand, der mich bewegt hatte, hier zu schreiben. Ich habe im Unterbewußtsein eine Reihe solcher Nettigkeiten gespeichert, die machen, daß ich das, was ich tun oder sagen möchte nicht etwa nur aufschiebe. Nein, ein anderer hat sich für mich die Mühe gemacht, das, was er in mir wahrnimmt, nicht durchkommen zu lassen. Und wie? Es muß sozusagen verschoben werden. Am besten auf den Sankt Nimmerleinstag.
Javabohne hat schon recht vermutet. Ich bin kein echter Prokrastinator, denn als ein solcher müßte ich die Kunst des Prokrastinierens ganz absolut gesehen beherrschen.
Doch ich, von mir aus, verschiebe eigentlich nie.
Dieses Verschieben kann neben dem Dazu-Gezwungensein einen beachtlichen Willensakt darstellen und wer selbst eines Tages dessen Gesetzmäßkeiten durchschaut hat, wird den Schritt vom Opfer zum Täter vollziehen können.....
Trifft man nun auf andere, die auf dieser Ebene genau so stark oder gar stärker sind und man doch auch wieder zeitweise zum Opfer wird, dann, ja dann muß man sich mit Gleichgesinnten zusammentun, zusammenhalten, sich gegenseitig ermutigen, Tricks verraten.

Mein Anliegen geht darüber hinaus. Ich habe nichts und will nichts zu tun haben mit solchen Machern.

Rieve



Billa
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[PM Billa]

Posted at Wed May 09, 2007 22:34:22
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Rieve, ich wollte nicht geschickt irgendwo hinleiten, auch wenn Dir das so scheint. Wo ist meine nettverpackte Suggestion? Nett sein möchte ich und, in diesem Fall, Dir das Gefühl geben ernst genommen zu werden, auch wenn ich über manches nicht in Deiner Art nachdenken möchte.
Den Rest habe ich nicht verstanden: Wer hat sich für Dich die Mühe gemacht, etwas nicht durchkommen zu lassen? Wie verhält man sich als Täter? Auf welcher Ebene genau so stark? Welche Macher meinst Du?
Schau, ich bin hier im Forum in meiner Freizeit und möchte natürlich auch davon profitieren. Wenn ich Dich nicht verstehe, liegt das an Dir oder an mir oder an uns beiden. Ich bemühe mich, mehr kann ich nicht tun, ich habe aber nicht den Eindruck, dass Du Dich bemühst, weil Du keinen Deut von Deiner verklausulierten Ausdrucksweise abweichst. Im Gegensatz zu Javabohne macht mir das dann keinen Spaß. Dann ist eine Kommunikation eben nicht möglich. Billa

Rieve
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[PM Rieve]

Posted at Sat May 19, 2007 14:53:02
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Hallo Elle,

Jedes Mal wenn ich in Lil's thread auf Seite 2 gehe, fällt mein Blick auf: "Keine Komplimente abwehren".

Und schließlich - nach einer Reihe von solchen Aufmerksammachungen - habe ich doch mal wieder reagiert, nämlich mich gefragt, was Kompliment eigentlich bedeutet.

(span. cumplimiento; von cumplir "accomplir"
In der Redewendung cumplir con alguien - "sein Versprechen einem anderen gegenüber halten".

Accomplir oder auch engl.to accomplish kommt von lat. complere = füllen, erfüllen.

1 vervollkommnen, sich frei machen von Schulden, sein Gewissen entlasten, Verpflichtungen nachkommen,
2 etwas gut erledigen, fein machen, Verlust wiedergewinnen

cf. effektuieren, ausführen, machen, verwirklichen

Wer das nicht gleich versteht, lese es doch bitte ein zweites Mal. Ich habe das auch nur Wort für Wort mühevoll übertragen bzw. teilweise übersetzt.

Wie eigenartig doch dieser Zusammenhang!

Gruß
Rieve






Lil
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[PM Lil]

Posted at Sat May 19, 2007 17:16:32
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Hallo Rieve,

ganz so magisch ist der Zusammenhang dann doch nicht:

"Kompliment" "Höflichkeitsbezeigung, Hochachtung, Artigkeit, Schmeichelei": Das seit der Zeit um 1600 gebräuchliche Fremdwort ist aus gleichbed. frz. compliment entlehnt. Das frz. Wort seinerseits stammt aus ält. span. complimiento (heute cumplimiento) das als Ableitung aus älter span. complir (heute cumplir) eigentlich "Anfüllung, Fülle", dann auch "Überfluss, Überschwang, Übertreibung" bedeutet. Das Wort bezeichnet demnach etwa die von der feinen Gesittung und Lebensart her gebotene Hochachtung dem anderen gegenüber, die gerade beim Temperament des Südländers zu einer überschwenglichen Geste von übertriebener Höflichkeit und Schmeichelei wird. So wird das Wort schließlich auch zur Bezeichnung nichtssagender Floskel mit zuweilen sogar negativem Nebensinn(...) Über die etymologischen Zusammenhänge von span. cumplir, das auf lat. com-plere, "anfüllen" zurückgeht, vgl. den Artikel "Plenum"
Bd. 7 "Duden", Herkunftswörterbuch, Etymologie der deutschen Sprache, 2. Auflage 1989
Kompliment ist demnach eher ein "Schüttgut", als dass das Wort sich auf Verpflichtungen bezieht.

Der Artikel zu Plenum verweist zum Wort "viel", das einem indogermanischen Wortstamm "entsprungen" ist, der wiederum zu Wortgruppen führt, die "schütten, füllen, gießen" bezeichnen, und die Nebenbedeutung "voll" entwickelt haben. Davon stammt dann auch noch "Volk", das wiederum verwandt ist mit lat. plebs, und auch noch ein paar Wurzelfädchen im slawischen und den russischen Sprachgruppen hat. Vermutlich ein weiteres Beispiel für die enge Verwandschaft der indogermanischen Sprachen. Nur die finn-ugrischen Teile fehlen :-D
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie beinahe alle europäischen Sprachen auf ganz wenige gemeinsame Wurzeln zurückzuführen sind. Manchmal wünsche ich mir, hinter all den blumigen Wortergüssen heutiger Menschen mal den Urmenschen grunzen hören zu können.

Nix für ungut,

Lil



Rieve
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[PM Rieve]

Posted at Sun May 20, 2007 10:23:12
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"Kompliment ist demnach eher ein "Schüttgut, als dass es sich auf Verpflichtungen bezieht."

Hallo Lil,

Als du meine ansatzweisen, noch vollkommen unvollkommenen Darlegungen gelesen hast, wirst du dich geradezu gezwungen oder verpflichtet gefühlt haben, etwas richtigzustellen, zu ergänzen oder auch die Sache wieder auf den Boden der Tasachen zu holen.

Es ist geistig das in dich hineingeströmt, was du selbst dazu beitragen kannst und das, was alle anderen schon im Laufe der Zeit dazu beigetragen haben.
Das hast du quasi in einem Guß in den Beitrag gegossen (ich empfinde es jedenfalls so). Es ist mit einer bedeutenden Dynamik verbunden.....

Vorläufig, nach deiner Einschätzung, hattest du erst mal alle Elemente dafür zusammen. Die Aufgabe ist somit erfüllt, der Beitrag als Gefäß ist gefüllt bis zum Rande - es fehlt nichts, aber er läuft auch nicht über (obwohl du schon angefangen hattest, ein bißchen "laufen" zu lassen).

In einem solchen Falle geht damit auch eine innere Erfüllung einher und das dürfte dann das eigentliche, unverfälschte Kompliment darstellen.

Dein Beitrag selbst wehrt in seiner Kohärenz von außen kommende Komplimente ab - sie können ihn nicht gerecht werden.

Gruß
Rieve

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