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Neues Thema - Antworten

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blutsvente
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PM ID: 10462
PM [blutsvente]

Last replied to on Thu Sep 20, 2012 14:43:49
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Hallo,
habe es endlich geschafft mich hier anzumelden. Hier kurz meine Geschichte. Alle Ausbildungen die ich angefangen habe, habe ich auch erfolgreich beendet, ohne große Aufschiebeschwierigkeiten: -Mittlere Reife, - Ausbildung,- Fachoberschule, - Studium. Los ging es bei mir erst im Job. Ich habe mehr und mehr vor mir hergeschoben, wie es hier schon viele geschildert haben. Im ersten Job bin ich rausgeflogen. Hab aber wegen guter Kontakte etwas neues gefunden. Zweiten und dritten Job hab ich rechtzeitig gekündigt und jeweils immer etwas neues gehabt. Jetzt bin ich in dem Alter in dem man nicht mehr so einfach wechseln kann und ich habe das Gefühl das ich mit meiner Taktik der Flucht nicht weiterkomme. In meinem jetzigen Job bin ich seit 6 Jahren nur kritisiert worden und bin eigentlich nie richtig akzeptiert gewesen. Das hat mein Aufschieben noch verstärkt. Inzwischen sitze ich tagelang nur so da. Ich weis einfach nicht weiter. Am Montag kommt mein Chef wieder und ich habe nichts geschafft. Ich kenne die Konsequenzen mache aber trotzdem nichts. Inzwischen lebe ich nur noch in Angst was die Zukunft mir bringen wird. Hat jemand Erfahrung mit Aufschieben im Beruf? Ist schon mal jemand Arbeitslos geworden wegen Aufschieben?
Viele Grüße an alle Leidensgefährten.
Blutsvente

masteredthis
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PM ID: 9830
[PM masteredthis]

Posted at Thu Aug 02, 2012 20:35:17
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Hallo und herzlich willkommen hier im Forum!

Schön, dass du es geschafft hat, dich hier anzumelden. Damit wäre der erste kleine Schritt getan.

Ich kann dir leider nicht so viel zum Thema Aufschieben im Beruf sagen, da ich bisher nur bei schriftlichen Arbeiten im Rahmen der Schule und des Studiums aufgeschoben habe. Angefangen hat das bei mir damit, dass mich mein Deutschlehrer in der fünften Klasse nur kritisierte für meine Aufsätze. Er hatte mich auf dem Kieker, alle Mühe, die ich mir machte, waren vergebens. Einmal schrieb ich sogar mit einem befreundeten Lehrer der Familie zusammen einen Hausaufsatz, und selbst der war meinem Deutschlehrer nicht gut genug. Er mochte mich einfach nicht. Meine Eltern waren damals ratlos. Er sagte ihnen, ich sei einfach nicht begabt. Nur komisch, dass ich von einer 3 in der fünften und sechsten Klasse plötzlich auf eine 1 in der siebten Klasse schoss. Denn da hatten wir endlich einen anderen Deutschlehrer, der keine persönliche Abneigung gegen mich hatte.

Klingt vielleicht an den Haaren herbeigezogen. Aber warum auch nicht? Die menschliche Psyche ist verworren. Manche Menschen verarbeiten Traumata nicht so gut, vor allem, wenn es in der Kindheit passiert und gerade da erschüttert einen sowas innerlich, weil man noch kein Selbstbewusstsein hat und es sich gerade entwickelt.

Was war es bei dir, was die Prokrastination ausgelöst hat? Was denkst du? Ich glaube, meist verbergen sich dahinter irgendwelche Erschütterungen unseres Selbstwertgefühls bei einer bestimmten Tätigkeit. Bei mir war es das Schreiben. Bei dir vielleicht das Arbeiten?

Mir fällt auf, dass bei dir Kritik auch ein sehr heikles Thema ist. Wir können beide schlecht mit Kritik umgehen, sehe ich das richtig?

Ich zumindest reagiere sehr empfindlich auf Kritik, nehme sie persönlich - das ist vielleicht auch eine Charaktersache, vielleicht wird man als Sensibelchen geboren und es verstärkt sich dann durch traumatisierende Erlebnisse, ich weiß es nicht. Statt den Grund für die Kritik, das Aufschieben, zu beheben, schiebe ich noch mehr auf. Das ist wohl auch eine Art Abwehr der Kritik, die ich nicht ertragen kann. Je mehr ich kritisiert werde, umso mehr ziehe ich mich in mein Schneckenhaus ein, werde stumm und passiv. Ich habe das so früh in der Kindheit gelernt, weil ich da oft viel Kritik ausgesetzt war. Meine Eltern haben mich übermoralisch, mit viel Schuldgefühlen erzogen. Es ist zu viel für ein kleines Kind, das nicht versteht, warum es angeschrien und mit Liebesentzug bestraft wird. Evtl. bin ich erst dadurch überempfindlich in Bezug auf Kritik geworden, evtl. hatte ich aber auch eine Veranlagung dazu.

Ich will ja auch nicht nach Schuldigen suchen, warum ich aufschiebe. Aber ist nicht alles, was wir tun, erlernt aus den Erfahrungen, die wir machen? Wir lernen, wie man mit Kritik umgeht, wir lernen, wie man mit Frust umgeht, wir lernen, uns durchzubeißen - mehr oder weniger, jeder anders. Es muss ja einen Grund dafür geben, warum wir eine Tätigkeit so schrecklich finden, dass wir sie nicht machen. Ich glaube, da stecken irgendwelche Frusterlebnisse dahinter, Angst vor Versagen (weil man z.B. mit Liebesentzug bestraft wurde dafür), Angst vor Zurückweisung, Angst vor Kritik.

Im Grunde schiebe ich die Tätigkeit auf, weil ich die negativen Gefühle, die ich im Rahmen einer solchen Tätigkeit erfahren habe, abwehren will. Und warum will ich diese Gefühle abwehren? Weil sie mir wehtun, weil ich nie gelernt habe, damit umzugehen bzw. Traumata aus der Vergangenheit nie verarbeitet habe. Da ich die Gefühle aus der Vergangenheit aber nicht direkt bekämpfen kann, projiziere ich meine Abwehr auf die vor mir liegende Aufgabe, denn die kann ich ja unmittelbar abwehren. Da wendet die Psyche einen Art Trick an, glaube ich. Dass ich mir durch das Aufschieben nur schade, ist eine Art Selbstbestrafung, die ich anstelle meiner Eltern ausübe. Ich denke mir dann. "Das geschieht dir recht! Du darfst dich ruhig elend fühlen! Siehst du, was du getan hast!" Genauso wurde ich als Kind behandelt, ich kenne es nicht anders. Da meine Eltern jetzt nicht vor Ort sind, übernehme ich ihre Rolle und strafe mich selbst. Es ist ein erlerntes Muster.

Es ist wichtig, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.
Ein erster wichtiger Schritt ist es, sich zu fragen, warum schiebe ich auf? Wovor habe ich konkret Angst? Ist es die Arbeit an sich, oder was steckt eigentlich dahinter? Man schiebt ja nicht ohne Grund auf, aus Spaß oder so.

Um es bei mir konkret auf den Punkt zu bringen: Ich schiebe schriftliche Arbeiten auf, weil die früheren schriftlichen Arbeiten mein Selbstwertgefühl stark angriffen. Entweder wurde ich immer nur kritisiert oder aber ich blieb unter meinem Niveau zurück, weil ich aufschob. Da ich eh nicht sonderlich selbstbewusst bin, versuche ich solchen Situationen aus dem Weg zu gehen, indem ich die Arbeit erst gar nicht anfange. Dann muss ich mich zumindest für eine Weile nicht mit dem elenden Gefühl auseinandersetzen, ich sei eine Null.

Ich hoffe, ich komme nicht zu oberlehrerhaft daher - wie mir schon einmal hier bescheinigt wurde. Ich schreibe nur aus meiner Erfahrung, bin keine Psychologin oder so. Ich finde es wichtig, für sich selbst ein Verständnis aufzubauen. Sich mit seinem Problem ernst zu nehmen, statt sich nur fertigzumachen dafür und mit Vorwürfen zu bewerfen. Das bringt einen nicht weiter. Fehler machen ist menschlich. Jeder macht irgendwelche Fehler. Wichtig ist, aus den Fehlern zu lernen. Ich bin schon längst erwachsen und habe es immer noch nicht gelernt, schriftliche Arbeiten nicht aufzuschieben. Klar mache ich mir Vorwürfe deswegen. Aber ich hoffe, ich schaffe es, mich zu ändern. Weil ich nicht mehr so leiden will durch das Aufschieben.

Else
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PM ID: 9681
[PM Else]

Posted at Sat Aug 04, 2012 07:04:35
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Zwar verfolge ich seit Monaten "nur", was in diesem Forum ausgetauscht wird und bin persönlich nur indirekt betroffen, kann aber vielleicht zu diesem Thema einen Tip geben.

Im täglichen Arbeitsleben nur die schnellen, einfachen Arbeiten zu erledigen, schiebt automatisch die eigentlich dringender zu erledigenden Arbeiten jeden Tag mit zunehmend schlechtem Gewissen weiter und weiter, die Qualen nehmen täglich zu.

Eine Möglichkeit: jeden Tag eine scheinbar nicht zu bewältigende Aufgabe angehen und feststellen, dass sie ja eigentlich zu bewältigen ist: diese Aufgabe wird dahingehend auseinander genommen als dass eine Analyse erfolgt, welche die zu unternehmenden Schritte sind, die dann anhand einer "To do" Liste in zu bewältigender Schrittgröße abgearbeitet werden. Hört sich vielleicht lapidar an, aber mit dem Ansehen und der Analyse der Aufgabe bist Du schon mittendrin und Dein Selbstwertgefühl sagt Dir schon jetzt: gut gemacht, ich habe mich überwunden, ich habe rein geschaut und angefangen.

Eine zweite Möglichkeit ist, sich mit der Berufsgruppe der "personal coaches" in Verbindung zu setzen. die durchaus helfen können, sie begleiten und geben Rat, der unverzüglich umgesetzt werden kann. Kostet ein wenig, ist aber lohnend.

Den Vorgesetzten zu informieren kostet Mut und Überwindung, als Flucht nach vorne aber sinnvoll, weil Du Dir so Druck nimmst. Sag ihm, dass Du das obige Problem hast, es in dieser oder jener Form angehst.

Vielleicht hilft es ein wenig? Alles Gute!

Aufschieberin
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PM ID: 9270
[PM Aufschieberin]

Posted at Sun Aug 19, 2012 19:49:23
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Hallo Blutsvente,

mir geht es aktuell fast wie dir.

Unterschied ist, daß ich schon während Schule und Studium prokrastiniert hab. So eine Scheiße wie jetzt habe ich damals allerdings noch nicht gebaut.
Nun habe ich eine Arbeit und es geht mir manchmal wie dir: ich sitze tagelang einfach nur rum, hab Panik und tu nicht das Geringste. So wird natürlich alles immer schlimmer, Gelegenheiten, bestimmte Themen anzusprechen, verstreichen, es sammelt sich immer mehr an.

Ich habe unter anderem tierisch Angst vor dem, was passiert, wenn der Chef merkt, daß ich nichts und wahlweise mal Mist gemacht hab ...
Du schreibst, daß du im ersten Job rausgeflogen bist. Magst du eventuell etwas mehr dazu schreiben? Wie bist du mit der Situation klargekommen?

Ich frage danach, weil ich inzwischen bald an dem Punkt bin, wo ich entweder selber kündigen sollte oder aber abwarte, bis die ganze Sache auffliegt und es massivten Ärger inkl. Rausschmiß gibt.
Ich weiß, das ist nicht das Entscheidende daran, aber irgendwie hab ich massiv Angst vor der Peinlichkeit einer solchen Situation, diese Blöße, wenn die gesamte Belegschaft von meinem Total-Versagen erfährt ...
Und was macht man mit dem schlechten Arbeitszeugnis? Es ist mein erster Job und ich hab keine anderen Zeugnisse, um davon abzulenken.(Das ist nun einer tatsächlich wichtige Sorge.)

Falls ich selber kündige, beschäftigen mich Fragen wie:
Wie begründe ich das in kommenden Bewerbungsverfahren? Der übliche Blabla aus den Bewerbungs- und Karriereratgeberbüchern paßt hinten und vorne nicht auf so eine Situation ...
Wie versaue ich mir nicht total den Lebenslauf damit?
Erst kündigen, wenn ich was neues hab? Theoretisch sinnvoller, aber das stellt mich als Chaot und Aufschieber vor das Problem, daß ich bei der zeitlichen Beanspruchung durch meine Arbeit es irgendwie nicht geregelt krieg, mich zu bewerben und vor allem angemessen auf die Auswahlverfahren vorzubereiten.

Wie bist du denn bisher mit sowas umgegangen?

Zu deiner Situation:
Hast du aktuell schon versucht, einen neuen Job zu finden? Klappt es wirklich nicht aus Altersgründen oder vermutest du das nur?
Denn spontan erscheint mir für dich sinnvoll: neuer Job, möglichst in einem Aufgabenbereich, bei dem du weniger ausgeprägt zum Aufschieben neigst.

Bei mir ist es tatsächlich so, daß es Aufgaben gibt, die ich extrem prokrastiniere, und wiederum andere, bei denen es einigermaßen geht bzw. diese Aufgaben fallen mir leicht und ich kriege nach einer Woche Aufschieben am Freitag Nachmittag immer noch ein vorzeigbares Ergebnis hin.
Momentan habe ich leider Aufgaben von der ersten Sorte ...

Es wäre toll, noch was von dir zu hören!
Vielleicht können wir uns ja gegenseitig unterstützen und helfen!

Viele Grüße
Aufschieberin

blutsvente
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PM ID: 10462
[PM blutsvente]

Posted at Thu Sep 20, 2012 11:05:16
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Hallo Aufschieberin,

ich hab bei meiner Kündigung das volle Programm durchgemacht. Erst bei Kleinigkeiten Aufgeschoben bis es nicht mehr ging dann kamen Kundenbeschwerden und ich habe meinen Chef belogen. Sowas kommt natürlich raus und ich habe eine Abmahnung bekommen. Vor der 2ten Abmahnung hat man mir dann einen Aufhebungsvertrag angeboten. In der Situation kann man das natürlich nicht ablehnen und ich bin gegangen. Ich hab dann eine Fortbildung bei der Arge gemacht dann aber schnell einen neuen Job gefunden.
Inzwischen hab ich mir für all das eine gute Legende zurechtgelegt um die Lücke im Lebenslauf zu kaschieren. So nach dem Motto ich musste mal raus, meine Frau hat Geld verdient, Haus renoviert usw. In der nächsten Firma war mein Chef absolut nett und alles war gut auch mit der ein oder anderen aufgeschobenen Sache. Aber innerlich war ich immer total fertig. Immer dieses Gefühl etwas nicht gemacht zu haben, panik wenn das Telefon klingelt usw. Deshalb hab ich mir was neues gesucht wo ich jetzt aber richtig in der Sch.. hänge. Ich weiss was ich zu tun hätte tus aber nicht und irgendwann kommt der totale Zusammenbruch. Man kann eben auch mit niemandem darüber reden. Bewerbe ich mich werde ich auch immer eingeladen und gehöre am ende immer zum Kreis der letzten 3 Bewerber. Einen hab ich noch da kommt jetzt das 2te Gespräch. Aber es kann ja nicht bis zur Rente so weiter gehen.
Viele Grüße Blutsvenet

plappermaul
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PM ID: 10482
[PM plappermaul ]

Posted at Thu Sep 20, 2012 14:43:49
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Hi,

spielen wir doch mal alles durch:

du hast krassen mist gebaut, SAGST DU

Was passiert, wenn du die Flucht nach vorne antrittst? So, wie du denkst, verlierst du deinen Job oder?

Hol dir hilfe von jemandem der mit dir zusammen die arbeit wegschafft oder darauf achtet, dass du arbeitest...

dazu teil dir die sachen erstmal ein in: sofort, heute und später...such dir jemanden der dir dabei hilft, wenn du selbst das nicht schaffst...

sieh zu, dass du einen aufschub erwirkst, wo es möglich ist...

...und vor allem: befrei dich von dem Druck! je höher der Druck, desto weniger kannst du konstruktiv arbeiten...

den ersten schritt hast du getan, in dem du wildfremden gegenüber hier zugegeben hast, was dein problem ist...
...tut gut, oder?

So, und jetzt der nicht so gute Teil...nur wenn du überhaupt anfängst etwas zu tun, bekommst du die möglichkeit, deinen A..llerwertesten vom grill zu kriegen...

prokrasti ist ein unglaublicher schweinehund, der immer größer wird, je länger man ihn mit unerledigten Dingen füttert...

Also, was musst du heute noch zun? Was ist möglich zu schaffen?--> durch 3 teilen und mit den Sachen, die du heute morgen weggeschoben hast, anfangen...
...kannst mir gerne ne pm schreiben in 2h wie weit du gekommen bist



in 2h muss ich nämlich meine nächste Aufgabe erledigt haben...

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