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Neues Thema - Antworten

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mayflower
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PM ID: 10195
PM [mayflower]

Last replied to on Sun Jul 08, 2012 11:43:37
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Hallo ihr lieben Leidensgenossen,

dies ist mein erster Beitrag hier und ich möchte mich vorstellen.

Auch ich beschreibe kurz meinen Weg:

Mir ging es wie vielen hier: In der Schule war ich gut, brachte stets gute Ergebnisse - mit wenig Aufwand.

Angefangen hat es mit dem Studium. Zunächst einmal muss ich zugeben, ich habe mir mein Studienfach nicht aus persönlicher Motivation ausgesucht, sondern schlicht und einfach aus dem Grund, in der Nähe meiner Wurzeln, also dem mir Bekannten, zu sein. Das brachte nicht gerade Motivation beim Bewältigen meiner Aufgaben hervor. Schon im 2. Semester (nach einem Beziehungsaus) merkte ich, dass ich feststeckte, mir alles keine Freude machte. Aber ich wollte mir diese Niederlage nicht eingestehen. Bisher habe ich doch alles gepackt, dachte ich. Auch die Angst vor dem Versagen gegenüber Familie und Umfeld war riesig. Also schliff ich mich weiter, Semester für Semester, immer unzufriedener. Ich kam einfach nicht aus dem Loch hinaus. Ich ging nicht mehr zu Vorlesungen, gab nichts ab. Aus Angst vor Fragen, mied ich den Kontakt zu meinen Kommilitonen, wurde mehr und mehr zum Außenseiter. Ein buchstäblicher Teufelskreis. Ich unternahm mehrerer Versuche endlich Ordnung in das Chaos zu bringen. Besorgte mir Listen über fehlenden Noten, machte mir einen Zeitplan. Doch ich schaffte es einfach nicht. Dieser riesige Berg überforderte mich maßlos. Meiner Familie machte ich was vor, wie auch mir selbst.
Ich bin schon lange über die Regelstudienzeit hinaus und alle die ich kannte sind fertig. Es ist so deprimierend. Auch mein Gedanke war: "Bist zu schlicht und einfach zu dumm?"

Vor einem Jahr lernte ich einen neuen Partner kennen und er schaffte es, etwas Linie in mein (ungeordnetes) Leben zu bringen und mir Rückenhalt zu geben. Ich holte meine Scheine nach, gab mir Mühe endlich erfolgreich zu sein, mit dem großen Ziel:

Die Abschlussarbeit angehen!

Voller Kraft meldete ich mich an, endlich die große Hürde meistern, die mich vom "Rest meines Lebens" abhielt. Das Studium war für mich nur noch Qual.
Bei Anmelden der Arbeit der Rückschlag: Es fehlten Noten. Natürlich habe ich NICHT vor Anmeldung im Prüfunsgsamt angerufen, um mich zu erkundigen. Viel zu viel Angst hatte ich vor einer negativen Antwort, wo ich doch grad so im "flow" war. Und nun war es unumstößlich doch da: Keine Anmeldung. Nach einer Panikattacke fasste ich mich und frage nach Möglichkeiten. Mit einem Antrag durfte ich nun doch starten. Ich war überglücklich. Wieder mal auf den letzten Drücker Erfolg gehabt. Fest entschlossen eine 1A-Arbeit abzuliefern und alle aus den Socken zu hauen.

Was im Endeffekt bei rauskam ich Folgendes: Ich verpemmelte meine Zeit, lenkte mich ab. Auf den letzten Drücker, nach einer Heulattacke und purer Verzweiflung, versuchte ich es zu retten und schuftete. Es war schließlich kurz vor Abgabe und ich wusste eigentlich, dass es nicht machbar war. Trotzdem machte ich weiter, machte mir und allen anderen etwas vor und erlitt eine Niederlage, wie zu erwarten. Ich wusste das es so kommen würde, warum tat ich nichts dagegen?!

Nun geht alles von vorn los, die Frist ist abgelaufen. Einerseits bin ich zu Tode betrübt, anderseits erleichtert.

Nur setze ich mich jetzt erstmalig mal mit meinem Problem auseinander, anstatt mich selbst zu belügen.
Ich brauche Hilfe und die suche ich jetzt unter anderem in einer Therapie mit der großen Hoffnung es dieses Mal zu schaffen.

Entschuldigt bitte den langen Text...

masterarbeit
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PM ID: 9685
[PM masterarbeit]

Posted at Thu Jul 05, 2012 10:18:54
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Liebe mayflower,

nun möchte ich doch auf deinen Eintrag antworten, weil es sicher unheimlich frustrierend sein muss, wenn man sowas Persönliches von sich schreibt und dann keiner darauf reagiert - ich denke, dass sich all die stillen Leser_innen, die nur "nehmen", indem sie die ganzen Posts lesen, aber nichts "geben" in der Form, mal selber was zu schreiben, nichts Gutes mit diesem Verhalten tun - vielleicht ist die Angst aber auch noch so groß, sich vor einer virtuellen Öffentlichkeit zu zeigen; dennoch wäre es gut, diese zu überwinden.

Was mich bei deinem Beitrag freut, ist, dass doch auch einige Lichtblicke dabei sind - dass du einen unterstützenden Partner hast und nun eine Therapie angefangen hast. Du bist sicher auf einem guten Weg. Nimmst du dir denn grad ein bisschen Auszeit oder bist du schon wieder an deiner Abschlussarbeit dran? Ist leider ein bisschen ein Elend mit dieser ganzen Abschlussarbeit, wenn man mal in die Prokrastination reingeraten ist; ich wünsche dir dennoch viel Kraft, Mut, Erfolg und Unterstützung dabei, damit du mit Erfolg dein Studium abschließen kannst und endlich zu neuen, schönen Dingen aufbrechen kannst.

Liebe Grüße
masterarbeit

Andi
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PM ID: 9800
[PM Andi]

Posted at Sun Jul 08, 2012 11:43:37
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Hallo mayflower,

ich bin eine von denen die masterarbeit immer zurecht kritisiert, die ständig mitlesen, aber wenig selbst kommentieren, obwohl ich ja selbst hier im Forum erst auf die heilende Wirkung des Verständnisses von Leidensgenossen gestoßen bin :-) . Mir hat es sehr geholfen, andere zu finden, denen es ähnlich geht und mich mit ihnen auszutauschen. Deine Zweifel und Sorgen, sowie auch den Verlauf Deines Studiums und Lebens, den Teufelskreis in den man reingerät, kann ich, sowie wohl viele hier, gut nachvollziehen, oder kenne es aus eigener Erfahrung selbst.
Ich musste mir auch erstmal eingestehen, dass ich da ein wirkliches Problem habe und nicht nur eine schlechte Phase, die schon wieder vorbei geht, kennt ja jeder, dass man sich mal schwer aufraffen kann oder nichts hinbekommt. Aber wenn es wirklich einen Großteil des akademischen, wie privaten Lebens einschränkt, ist es wohl an der Zeit die Sache ernster anzugehen. Ich habe mir in der Beziehung eine gewisse Demut angeeignet (oder versuche es zumindest), einen rücksichtsvollen Umgang mit mir selbst, da Rückschläge wohl oder übel dazugehören und ich in dieser Zeit mir nicht auch noch mit Selbstvorwürfen das Leben schwer machen will. Ich musste erst einmal rausfinden, was ich denn da tatsächlich tue, wenn ich nichts tue und wie das ganze praktisch anders aussehen sollte, habe mich mit Motivation und Belohnung, Genuss, aber auch Arbeitstechnik und Methode auseinander gesetzt, bzw. bin ja noch mittendrin im Prozess, ich habe da noch viel aufzuholen. Gleichzeitig pflege ich einen offeneren Umgang damit, treffe mich wöchentlich mit einer Mentorin an der Uni, der ich einfach nur erzähle was ich mache, was mir Probleme bereitet, was gut läuft. Hinzukommend habe ich hier über das Forum eine Coachinggruppe gefunden, mit der ich mich auch fast täglich austausche, die wohl der Hauptgrund dafür ist, dass ich es seit einigen Wochen/Monaten tatsächlich schaffe mehr oder weniger regelmäßig zu arbeiten und auch voran zu kommen.

Ich wünsche Dir auch viel Kraft, Erfolg und Durchhaltevermögen bei der Überwindung der Dinge, die Dich von Deinen Vorhaben abhalten und der Gestaltung der Schönen Dinge im Leben. Erzähl doch mal was Dich weiter bringt und was Dir hilft, ich kann sicher noch ein paar gute Tipps gebrauchen.

Viele Grüße, andi.

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