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Forum Startseite>>Procrastination>>Vorstellung - und ein paar Fragen :)

Neues Thema - Antworten

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losleger
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Beiträge: 1
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PM ID: 9634
PM [losleger]

Last replied to on Mon May 28, 2012 19:52:37
Edit Post|Quote
Hallo,

ich habe hier im Forum keinen gesonderten Bereich für Vorstellungen gefunden - daher bitte verschieben, wenn das nicht der richtige Ort für meinen Beitrag sein sollte.

Ich habe mich hier aus zweierlei Gründen angemeldet:

Ein Mal, weil ich selbst Betroffen bin / war. Ich komme aus einer Familie, in der hochgradig prokrastiniert wurde. Schon als Fünfjährige habe ich die Berge an ungeöffneter Post meiner Mutter geöffnet und abgelegt. Das Ganze hat sich vererbt, leider... Auch lich litt viele Jahre extrem unter der Aufschieberei. Ich habe meine Post nicht geöffnet, Arbeiten im Studum immer erst in letzter Minute begonnen (immerhin, dann erfolgreich geschrieben - auch das ist schon mal was). Ich kenne die Spirale des Aufschiebens sehr gut: die immer genervter werdenden Freunde, die finanziellen Nachteile, das Gefühl, einfach nur unfähig zu sein und die Angst, im Leben nichts auf die Reihe zu bekommen.

Irgenwann bin ich aufgewacht: ich habe zum erstern Mal das Wort Prokrastination gehört und erkannt: das ist kein persönliches Problem, keine Macke meinerseits oder einfach Unfähigkeit. Nein, das ist eine weit verbreitete Störung. Viele Menschen leiden darunter, das Ganze hat sogar einen Namen!
Ich habe begonnen, mich zu informieren und alles zu lesen, was ich zum Thema in die Hände bekomme habe. Ich habe begonnen, sehr hart an mir zu arbeiten und mein eigenes Aufschiebeverhalten zu reflektieren. Das war kein einfacher Weg.
Mittlerweile kann ich sagen, dass ich das Problem gut in den Griff bekommen habe. Es ist nicht gänzlich weg, ich schiebe immer noch auf, ab und zu. Aber ich tue es bewusst. Das Prokrastinieren ist nichts mehr, was nebenbei passiert unbewusst abläuft. Ich ertappe mich inzwischen dabei und entscheide selbst: möchte ich aufschieben? Gestatte ich mir das selbst (es fühlt sich GANZ ANDERS an, wenn man bewusst aufschieb!)? Oder möchte ich die Arbeit erledigen? Ich frage mich: warum fällt es mir schwer, die Dinge hier in Angriff zu nehmen? was hindert mich? Warum?
So zwinge ich mich, mich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Ich erfahre viel über mich... und schaffe es, nur noch in Bereichen aufzuschieben, in denen es nicht weh tut...

Mittlerweile arbeite ich als Freiberuflerin. Ich bin selbst verantwortlich für meine Zeitplanung, die Einhaltung von Abgabeterminen, der Ablage von Dokumenten und Korrespondenzen. Ich bin selbst verantwortlich für mein Tun. Chronisches Aufschieben würde mir beruflich das Genick brechen.
Es kostet Kraft... aber ich bin sehr froh, das heute tun zu können. Noch vor einem Jahr wäre das bei mir undenkbar gewesen.

Der zweite Punkt, warum ich hier schreibe: ich möchte Prokrastination auch beruflich für mich zu einem Thema machen.
Ich plane, als Aufschiebe-Coach zu arbeiten und ganz lebenspraktische Hilfe anzubieten: gemeinsam mit meinem Klienten den Berg unerledigter Arbeiten abzutragen, damit der Weg frei wird für einen unbelasteten Neuanfang. Denn nur, wenn nicht mehr ständig im Unterbewusstsein zu hören ist: "da gibt es noch fünf Kisten, die gaaaanz dringend abgearbeitet werden müssten..." kann überhaupt ein Ausstieg aus der Spirale der Prokrastination möglich sein. Allein ist es oft sehr schwierig bis unmöglich, all die Altlasten abzuarbeiten. Darin sehe ich meine Aufgabe.
Gemeinsam mit meinen Klienten werde ich beispielsweise:
- eine Bestandseaufnahme aller aufgeschobener Dinge machen, eine Sortierung nach Dringlichkeit und ein systematisches Abarbeiten der anstehenden Aufgaben
- öffnen von Post, Ablage von Dokumenten, Einrichtung der Buchhaltung für den Steuerberater
- Kündigung von Mitgliedschaften, Kontaktaufnahme zu Gläubigern, Lösungsfindungen

Daneben wird es die Möglichkeit einer intensiven theoretischen beschäftigung mit dem Thema Prokrastination geben: die Suche nach den eigenen gründen fürs Aufschieben, das Erarbeiten einer Strategie um auch langfristig handlungsfähig zu bleiben.

Durch langjährige Erfahrung bei der Hilfe von Betroffnenen im Freundeskreis und der Familie und einer sehr intensiven theoretischen Beschäftigung mit der Thematik glaube ich, wirkliche Hilfe anbieten zu können. Dadruch, das ich das Problem der Prokrastination selbst erlebt und für mich überwunden habe, weiß ich genau, wovon ich spreche. Ich kann passgenaue und individuele Lösungen erarbeiten, die funktionieren. Die meisten Ratschläge von außen tun das ja leider nicht, weil sie von Personen stammen, die nicht wissen, wovon sie sprechen. Mit "einfach mal zusammenreißen" oder einer "funktionierenden" to-do-Liste ist es ja nicht getan, leider...

Nun frage ich mich aber: gibt es für diese Tätigkeit überhaupt Bedarf? Gibt es wirklich Menschen, die diese Dienstleistung annehmen würden und auch dafür zu zahlen bereit sind?

Ich habe ein paar Fragen, auf die ich aktuell Antworten suche:
- würdet ihr ein Aufschiebe-Coaching in Anspruch nehmen?
- wärt ihr bereit, dafür Geld zu zahlen? Wenn ja: wie viel?
- was würdet ihr euch inhaltlich wünschen? Wie könnte man ein solches Coaching gestalten, damit euch wirklich geholfen werden könnte?
- ich überlege, auf meiner (noch im Aufbau befindlichen) Homepage, die Möglichkeit eines Online-Coachings einzurichten. Ist das eie funktionierende Idee? Gäbe es dafür einen Markt?

Ich freue mich über Ideen, Anregungen und konstruktive Kritik. Auf Fragen antworte ich selbstverständlich gerne.

Herzliche Grüße,
Katja

masterarbeit
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Posts: 108
IP Logged
PM ID: 9685
[PM masterarbeit]

Posted at Mon May 28, 2012 19:52:37
Edit post|Quote
Hi Katja,

hier nur ne kurze Antwort, weil die meisten Forumsbesucher leider ja eher nur lese- als schreibfreudig sind.

Nur kurz meine ganz persönliche Reaktion als mittlere Aufschieberin auf dein Angebot:

Ich hab momentan kein Interesse daran. Zum einen, weil ich wenn, gezielteres Coaching in Anspruch nehmen wollen würde (ich schreibe gerade an Studienabschlussarbeit - also ein darauf zugeschnittenes Coaching), zum anderen bin ich jetzt in einer Online-Selbsthilfegruppe für Aufschieber/innen und versuche es über diese Hilfe. Drittens wär es auch eine finanzielle Belastung, einen Coach einzustellen.

Prinzipiell ist deine Idee sonst nicht uninteressant. Im ausbildungsfixierten Deutschland erwartet man natürlich meistens, dass so jemand noch eine verwandte zugrundeliegende Ausbildung hat, also Psychologie-, Pädagogistudium o.Ä. Gibt einem halt ein sichereres Gefühl, als "nur" angelesenes Wissen und Selbstexperiment. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg bei der Umsetzung!

Beste Grüße
masterarbeit

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