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| Prokrastinator Rank:member Group: members Beiträge: 1 IP Logged PM ID: 9943 PM [Prokrastinator] | Last replied to on Sat Jun 02, 2012 13:04:47 Edit Post|Quote Prokrastination, eine Krankheit? Faulheit? Blödheit? Keine Ahnung, was ich hab. Ist mir auch egal, aber was auch immer, so kann es nicht weitergehen. Einen verzweifelten Hilferuf habt ihr hier schon oft gelesen, und ich entschuldige mich dafür, genau solchen hier als meinen ersten Beitrag zu schreiben. Aber ich muss mich mal Leuten mitteilen, die solche Probleme verstehen. Aufgeschoben hab ich schon immer, insbesondere schriftliche Arbeiten. Da Schreiben meiner Abschlussarbeit war das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe und die größte Scheiße, die ich jemals gebaut habe. Das dachte ich zumindest bis jetzt. Die Uni liegt einige Jahre zurück und ich hab trotz meines Studiums einer brotlosen Geisteswissenschaft einen Job gefunden. Und nun hab ich echt den Bock geschossen. Meine Hauptarbeitsaufgabe seit einiger Zeit besteht im Schreiben einer wissenschaftlichen Auswertung und Untersuchung zu einem bestimmten Thema. Ihr ahnt es sicher schon ... Genau die gleiche Scheiße gebaut wie bei der Abschlussarbeit an der Uni. Aufgeschoben, aufgeschoben und nochmals aufgeschoben. Immer gedacht, morgen fängst du richtig an und reißt es rum, du weißt doch, was du schreiben willst. Quellen nur halbherzig recherchiert und ausgewertet, das machst du MORGEN nochmal ordentlich, jetzt nur mal schnell überfliegen. Fachliche und methodische Wissenslücken? MORGEN Literatur besorgen und lesen. Aber das kennt ihr ja alles. Nun hab ich eine Ewigkeit lang nichts zustande gebracht und heute habe ich den Termin zur Präsentation meiner Ergebnisse gekriegt. Freitag. Krieg ich hoffentlich noch bis Dienstag aufgeschoben mit einer guten Ausrede. Wie es mir geht, kann ich kaum beschreiben. Einerseits raffe ich, dass ich in der größten vorstellbaren Scheiße stecke, andererseits kriege ich immer noch nicht den Arsch hoch. Früher hab ich da immer Panik gekriegt und Nachtschicht geschoben, heutzutage klappt das nicht mehr wirklich. Was nun? Auswandern? Untertauchen? Von der Brücke springen? (Keine Sorge, Leute, ich hab eingesehen, dass das keine Lösung ist.) Ich hocke erstarrt wie ein Kaninchen vor einer Schlange. Hilfe. Hat jemand eine Idee? Ich hab die Katastrophe schon eine Weile auf mich zurasen sehen, hab den Arsch aber trotzdem nicht hochgekriegt. Jetzt hasse ich mich dafür. Wie kann man nur so blöd sein? Wahrscheinlich muss die Strafe dafür nun irgendwann sein. Entschuldigt den langen Text. Aber es musste einfach raus. |
| masteredthis Rank:member Group: members Posts: 71 IP Logged PM ID: 9830 [PM masteredthis] | Posted at Thu May 24, 2012 08:59:54 Edit post|Quote Prokrastinator. Es gibt nichts Schlimmeres als den Tod. Der Tod ist nur das Ende, aber keine Lösung. Es gibt immer mindestens einen anderen Ausweg, aus jedem Problem. Mag sein, dass es irgendwann so schlimm kommen musste, um dir die Augen zu öffnen. Das spielt nun aber keine Rolle. Willst du noch etwas machen oder nicht? Egal, wie du dich entscheidest, egal wie andere darüber denken oder urteilen mögen, stehe zu deiner Entscheidung und sei bereit, die Konsequenzen für dein Handeln zu tragen. Du bist ein erwachsener Mensch, hast dein Leben in der Hand. Niemand anderes trägt die Verantwortung für dein Tun. Es ist menschlich, Fehler zu machen. Was kann dir im schlimmsten Fall passieren? Einen Kopf kürzer wird dich niemand machen. Jetzt ist es 9 Uhr. Treffe eine Entscheidung! Wenn du wenigstens etwas tun willst, dann tu es! Fang sofort damit an und höre nicht mehr damit auf, bis du ein halbwegs präsentables Ergebnis hast. Du bist sicherlich eloquent und kannst, was nicht dasteht, mit Worten wettmachen. Oder du sagst: Nein, ich mache nichts. Dann übernehme auch dafür die Verantwortung. Mach nicht einen Fehler noch schlimmer, indem du an Selbstmord denkst. Selbstmord ist keine Option. Hörst du?! |
| masterarbeit Rank:member Group: members Posts: 108 IP Logged PM ID: 9685 [PM masterarbeit] | Posted at Thu May 24, 2012 10:54:26 Edit post|Quote Hi Prokrastinator, erstmal hat fast jeder im Forum mit so einem Beitrag wie deinem angefangen, dafür ist es ja auch da ;-) Wie wäre es, wenn du deinen Vorgesetzten um ein Gespräch bittest und ihm darin erklärst, dass du momentan privat Probleme hast und deshalb mit deinem Projekt nicht gut vorangekommen bist? Dabei könnt ihr euch zusammen anschauen, was du bis jetzt hast und besprechen, ob und wann die Präsentation stattfinden kann und was bis dahin noch zu machen ist. Es gibt keine Trennwand, wo auf der einen Seite die perfekten Allesgeregeltkrieger stehen und auf der anderen die Loseraufschieber. Überall wird mit Wasser gekocht und jede/r hat Schwierigkeiten. Wenn ich Vorgesetzte wäre, würde ich es sehr von einem Mitarbeiter schätzen, wenn er/sie das offene Gespräch sucht. Liebe Grüße |
| Andi Rank:member Group: members Posts: 8 IP Logged PM ID: 9800 [PM Andi] | Posted at Sat Jun 02, 2012 13:04:47 Edit post|Quote Hallo Prokratinator! Ich denke jede/r hier im Forum kann Dein Problem verstehen, oder hat es wahrscheinlich selbst ähnlich erlebt ;-) Wie ist es denn jetzt gelaufen in den letzen Tagen? Ich kann Dir auch nur ähnliches wie masteredthis und masterarbeit raten. Ich finde den Vorschlag mit dem offenen Gespräch auch vernünftig. Du legst offen, dass Du ein paar Probleme hattest, überlegst Dir eine realistische Vorgehensweise und versuchst gemeinsam mit Deinem Vorgesetzen eine Lösung zu finden. Jeder halbwegs sozialkompetente Mensch sollte auch im eigenen Interesse auf Dein Anliegen eingehen, vielleicht erleichtert oder froh darüber sein, dass Du das Thema von selbst ansprichst. Und ich finde es kann eine riesige Erleichterung sein, sich dann nicht mehr verstecken zu müssen. Bei mir ging schon sehr viel Energie für Vermeiden, schlechtes Gewissen, Verdrängen, Ausreden erfinden drauf. Die kann ich jetzt ganz anders nutzen, wo ich mir und anderen eingestehe, dass mein gewohntes Verhalten zu Problemen führen kann. Dafür muss ich mir aber ganz anderes Verhalten antrainieren. Dass das alles nicht sofort geht und mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, ist wahrscheinlich, aber die positive Seite überwiegt bei weitem. Dazu gehört auch Entscheidungen treffen. Egal was Du machst, entscheide Dich dazu und dann sei konsequent, auch wenn es das Aufschieben ist. Wenn Du nicht weißt wie Du Anfangen sollst, überleg Dir den nächsten allerkleinsten Schritt und mache ihn, auch wenn es nur ein Dokument öffnen ist. Und dann den nächsten. Das nächste Ziel muss konkret sein. Wenn Dich der Gedanke an ein langes unangenehmes Arbeiten abschreckt, nehme Dir eine ganz kurze Einheit vor, auch wenn es nur ein paar wenige Minuten sind. Planen, entscheiden, machen, belohnen für jede Kleinigkeit. So versuche ich vor zu gehen, hat mir schon viel gebracht. Und lass das mit dem Selbsthass sein, das macht es nur noch schlimmer und kostet wieder Energie. Belohn Dich und gratulier Dir selbst für jeden kleinen Schritt den Du Dir vorgenommen und erledigt hast, selbst wenn es Dir lächerlich vorkommt. Sei Dir klar darüber, dass Du gerade etwas neues lernst, dass ist am Anfang immer ungewohnt. Es wird auf jeden Fall positive Gefühle nach sich ziehen. Vielleicht findest Du ja auch jemanden, der Dir bei der Arbeit helfen kann, Kollegen, Freunde, Verwandte, kann ja auch mit Gegenwert sein. Naja, ansonsten gibt es ja noch wieder die ganzen Sachen wie Krankmelden, Todesfall vortäuschen, den Hund beschuldigen, der die Dokumente gefressen hat, hoffen, das der Wintereinbruch früher kommt und den Verkehr für Wochen lahmlegt :-) Es gibt ja oft genug glückliche Zufälle, die einem nochmal den Kopf aus der Schlinge ziehen. Und das Jahre lang.... Ich glaube aber ein Vorgehen, bei dem man selbst ein Gefühl von Kontrolle hat ist auch auf längere Sicht die erfolgreichere und vor allem entspanntere Strategie. Ich wünsche Dir viel Erfolg. Viele Grüße, andi. |
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