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Forum Startseite>>Procrastination>>Faul fühlt sich anders an

Neues Thema - Antworten

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marnie
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PM ID: 9633
PM [marnie]

Last replied to on Tue May 08, 2012 11:05:32
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hallo, ich bin neu in diesem Forum und bin wirklich überrascht, in wie vielen Aspekten eurer Schilderungen ich mich wiederfinden kann.

Auch ich schiebe auf, solange ich mich erinnern kann, bin in meiner Schulzeit aber immer gut damit durchgekommen und habe mir sogar zeitweilig eingebildet, unter Druck besser arbeiten zu können.

Pustekuchen.

In der Uni sieht das mittlerweise wirklich anders aus, und ich habe schon so manchen Kurs wiederholen müssen, weil ich die 12 (mittlerweile 16-20) Seiten Hausarbeit nicht rechtzeitig fertig gekriegt habe. Ich habe schon einige Modulfristen überschritten, was technisch gesehen eine Exmatrikulation bedeutet, nur dass sich die Uni noch nicht gemeldet hat, und ich in der hoffnung lebe, dass es reicht wenn ich den Kurs nur bestehe.
Ich trau mich natürlich auch nicht, mich beim Prüfungsamt zu melden und nachzufragen, aus Angst, die erst recht mit der Nase auf das Problem zu stossen.

Jetzt habe ich schon wieder mit zwei Arbeiten die verlängerte Frist überschritten, und muss jetzt bangen, dass wenigstens eine davon noch angenommen wird.

Und dass alles, obwohl die Aufschieberei viel aufwändiger, zeitintensiver und schmerzhafter ist, als alle Hausarbeiten zusammen.

Und da bin ich dann bei meinem Titel angelangt - faul fühlt sich anders an. Ich weiss was Faulheit ist, ich praktiziere sie mitunter. Faulheit ist,wenn ich keine Lust habe, den Geschirrspüler auszuräumen, oder staubzusaugen. Denn das belastet mein Gewissen kaum, manchmal mag ich einfach nicht und dann bin ich eben faul und lasse es bleiben, bis ichs' dann eben doch mache.

Hausarbeiten aufschieben zerreisst mich innerlich. Ich weiss, dass ich etwas erledigen sollte, und mache es trotzdem nicht, was dazu führt dass ich mich mit sinnlosem Kram ablenke, den ich allerdings so gut wie nie geniessen kann, weil ständig das schlechte Gewissen an mir nagt. Wenn ich mich dann doch an die Aufgabe setze fühle ich mich wie ein Magnet, der von einem anderen Magnetfeld abgestossen wird. Ich drücke mit aller Gewalt gegenan, und rutsche dann doch dran vorbei. Jedesmal.

Und nichts davon hat mit Mangel an Interesse zu tun, ich liebe mein Fach, und finde in aller Regel sogar die Hausarbeitsthemen interessant, ich halte gute Referate, und wurde schon von zwei Dozenten gefragt, ob ich ein Tutorium für ihre Einführungsveranstaltung geben möchte.

Nichtmal das schreiben an sich ist schwierig, aber ich fange immer erst so richtig an, wenn es schon zu spät ist, und dann wurmt es mich, dass ich nicht genug Zeit habe, Sachen nochmal nachzuschlagen, und das Wissen, dass es völlig unmöglich ist, in der kurzen Zeit eine Arbeit fertig zu kriegen, geschweige denn eine gute Arbeit, führt dann doch immer wieder zum Aufschiebeverhalten.

Wenn dann endlich der Moment da ist in dem ich mir nichtmal mehr einreden kann, dass die Arbeit noch zu schaffen ist kommt ein kurzer Augenblick der Erleichterung.

Und dann gehts mit den Selbstvorwürfen los. Auch jedes Mal. "ichhassemichichhassemichichhassemich" ist mittlerweilezu nem richtigen Mantra geworden. Ganz ehrlich, ich kenne das Muster, warum tu ich mir das immer und immer wieder an?

Ich weiss nicht, ob das jemend liest und/oder die Muße hat, zu kommentieren, aber es hat gutgetan, mir das mal von der Seele zu schreiben.

Ich hab heute morgen ein Anmeldeformular an die psychologische Beratung meiner Uni abgeschickt. Ich hoffe wirklich, dass das irgendwie hilft. so geht es jedenfalls nicht weiter.

Else
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PM ID: 9681
[PM Else]

Posted at Sun Apr 15, 2012 06:17:23
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Hallo!

Selbst bin ich "nur" indirekt betroffen, meine "Brut" leidet unter Prokrastination.
Als Eltern sieht man in den ersten Anfängen dieses Leidens nur leidige Faulheit. Erst in den vergangenen Jahren habe ich diese völlig falsche Einstufung erkannt und bedauere, nicht früher reagiert und es völlig falsch angepackt zu haben.

Gleichgültig welcher Artikel in diesem Forum: alle spiegeln die entsetzliche Qual wider, mit der ihr, mehr oder minder tagein, tagaus, durchs Leben lauft. Experten meinen inzwischen, dass auch "perfektes" Vorleben des Elternhauses hinsichtlich zu erledigender Pflichten, Auslöser von Prokrastination sein kann.

Hilfe braucht meine Antwort vielleicht nicht mehr zu sein, denn Dein letzter Satz, nun eine Anmeldung zur psychlogischen Beratung abgeschickt zu haben, ist Klasse!

Du hast nach meinem Empfinden zwei elementare Dinge getan: das Problem erkannt und nun etwas unternommen!

Ein Spezialist für den Hausbau ist der Architekt, dies Unternehmen würde kein Laie selbst in Angriff nehmen und so ist der mutige Schritt zum Psychologen der richtige Schritt zu dem Spezialisten, der Dir helfen wird!

Alles Gute!

Klapptbestimmt
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PM ID: 9371
[PM Klapptbestimmt]

Posted at Sun Apr 15, 2012 10:53:16
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Hallo ihr,
ich hab mal ne Antwort geschrieben, allerdings aufgrund des Umfangs in meinen Thread.
Viele Grüße
K.b.

gerhard_s
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PM ID: 9520
[PM gerhard_s]

Posted at Fri Apr 20, 2012 10:09:09
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hallo marnie, warst du schon bei der psychologischen Beratung? Wie ist es dir ergangen?
lg, bis später
Gerhard

masterarbeit
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PM ID: 9685
[PM masterarbeit]

Posted at Sat Apr 21, 2012 09:52:51
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Hallo Marnie,

würdest du dich als perfektionistisch beschreiben?
Das ist ein häufiger Zug bei Prokrastinierer/innen. Du beschreibst ja, wie ideal eigentlich die Voraussetzungen bei dir sind: Du interessierst dich für die Themen, bekommst positive Rückmeldungen deiner Profs... Die Kehrseite ist, dass wenn man etwas besonders mag, es auch besonders gut machen will. Deine uninteressierteren Kommiliton/innen haben es da wahrscheinlich sogar einfacher: Sie sehen das Ganze pragmatisch als ein nötiges Übel an und schreiben das Ding halt irgendwie runter. Vielleicht hilft es dir, wie eine Beobachterin von außen deine Gedanken zu registrieren, wenn du dich an deine Hausarbeit setzt. Hast du z. B. Fantasien, ein "Meisterstück" abzugeben?

Ich hab auch ein Masterarbeitsthema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt und würde gerne eine Glanzarbeit dazu ablegen. Ich weiß aber, dass ich das nicht werde, allein, weil die Zeit dazu nicht mehr reicht und ich eine Prokrastiniererin bin. Das ist erst einmal eine Desillusion, mit der ich mich abfinden muss. Ich bin auch total begeisterungsfähig von Sachen, idealistisch, aber Sachen umzusetzen ist nochmal was ganz Anderes. Ich hab jetzt einfach meine Prioritäten neu verteilt: Statt eine Glanzarbeit abzugeben, ist mein oberstes Ziel, überhaupt abzugeben, als zweites fristgerecht abzugeben und als drittes mindestens eine 2,3 zu haben. Mein Ziel ist es, mir das beim Schreiben immer wieder zu sagen, wenn es irgendwo hängt und ich die Tendenz hab, zu lange an etwas hängen zu bleiben oder mich erst gar nicht dran setze.

Könnte es sein, dass du auch sehr hohe Ansprüche an dich und deine Arbeit hast?

Wünsche dir Mut&Elan,
beste Grüße,
Anita

masterarbeit
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PM ID: 9685
[PM masterarbeit]

Posted at Sat Apr 21, 2012 09:59:22
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PS: Allein bei dem Wort "faul" werde ich schon richtig sauer. Ich find das genau so undurchdacht wie "dumm". Vor allem ist echt niemandem damit geholfen, sich selbst oder andere so zu bezeichnen. Ich finde, das unterstellt anderen auch schlechte Absichten. Mein Menschenbild ist so, dass wenn jemand eine erfüllende Arbeit hat und eine intakte Psyche hat, auch gerne arbeitet. Auch kulturelle Vorstellungen spielen noch mit rein. Prokrastination ist ja mit einem Riesenleidensdruck verbunden, daher ist da eigentlich schon klar, dass psychisch was aus der Balance geraten ist.

masteredthis
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PM ID: 9830
[PM masteredthis]

Posted at Tue May 08, 2012 11:05:32
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Ein bisschen Wahres ist was dran. Lieber faul sein als dumm sein, ne. Ist auch ein Trick von Aufschiebern, lieber nichts machen, als was falsches zu machen. Es ist vielleicht nicht nur faul. aber wie soll man es sonst nennen wenn man nichts macht?? hallo?? prokrastination ist doch nur ein nettes wort, von wegen krankheit, hinter dem man sich als "opfer" verstecken kann. heutzutage kann man alles als krankheit hinstellen. es ist ne willenssache, ein verhaltensmuster...und verhalten kann man doch ändern, oder? und selbst ne krankheit kann man heilen, zumindest aber die symptome bekämpfen...

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