| Registrieren--Anmelden--Top 20 Posters--Themen durchsuchen |
Prokrastination Home | ||
| swen Rank:member Group: members Beiträge: 13 IP Logged PM ID: 5 PM [swen] | Last replied to on Thu Jul 26, 2007 09:45:40 Edit Post|Quote Ich habe die interessanten Beiträge zur Procrastination auf dieser Webseite gelesen. Im Prinzip habe ich hier erst den Begriff kennengelernt. Aber ich glaube nun, dass ich im Prinzip schon seit meiner Geburt ein Prokrastinator bin. Solange ich mich erinnern kann habe ich immer alles auf die lange Bank geschoben. In der Schule habe ich immer erst im letzten Moment für die Arbeiten gelernt. Ich habe immer nur ganz knapp die Versetzungen geschafft und dann doch, ohne zu wissen wie ein Abitur geschafft. Weiter ging es mit dem Aufschieben beim Studium. Die ersten Semester habe ich noch mit einem gewissen Elan geschafft, so als hätte ich das Problem überwunden, aber dann endlose Aufschieberei. Nach mehr als 15 Semestern hatte ich dann endlich mein Diplom. Eines mit hervorragendne Noten, aber eigentlich viel zu spät. Bei der Arbeit dann, stundenlanges Nichtstun am Schreibtisch, so tun als tue man etwas wichtiges und dann Stress, wenn die Termine sich unweigerlich nähern. Ich muss etwas tun, so geht es nicht weiter. Geht es anderen auch so? Swen | ||
| d-503 Rank:member Group: members Posts: 1 IP Logged PM ID: 6 [PM d-503] | Posted at Mon May 08, 2006 18:49:31 Edit post|Quote hallo swen, ich kann dich beruhigen, du hast doch zumindest ein studium im kopf und in der tasche, bei mir ist das anders; obwohl ich es schon seit vielen semestern probiere, passiert mir immer wieder das selbe. die vorgeschichte: (ach das ist mir schon wieder alles zu viel, am stück pack ich es nicht,...) also während des abiturs hab ich es immer so formuliert: ich brauche die panik als motivation, hört sich schonmal gesund an, finde ich. mein traum damals war ein studium, egal was, - aber die stadt stand schon fest! also das heisst meine ausgangspunkte zum start in die karriere waren 2 wortblasen, einmal das wort studium und einmal der name der stadt,... wie es dazu kam? da delegier ich einfach mal die verantwortung an meinen alten herren der ein abgeschlossenes studium in der tasche hat, und mir sehr oft und ausführlich davon erzählen musste, erworben natürlich in obengenannter stadt. und mit solchen ideen im kopf bin ich nach dem wehrdienst erstmal in eine andere stadt gezogen, der liebe wegen. ein andernmal vielleicht mehr, aber ich denke doch dass ich (von anderen) gelernt habe mich von falschen vorraussetzungen leiten zu lassen, und es keinesfalls von geburt an so sein kann. wenn ich mich allerdings in meiner verwandtschaft so umschaue, hat da jeder sein "steckenpferd", da will ich auch an vererbung glauben aber da würde ich es mir doch ein bisschen zu einfach machen. auf gut glück das dabokind ----------------------------- Reich ist, wer weiß, dass er genug hat. Laotse | ||
| swen Rank:member Group: members Posts: 13 IP Logged PM ID: 5 [PM swen] | Posted at Mon May 08, 2006 22:13:41 Edit post|Quote Ich glaube, da höre ich auch eines meiner Probleme raus Ich habe eigentlich nicht genau das studiert, was ich eigentlich wollte, es war ein Kompromiss, zwischen dem, was mein Vater von mir erwartete (Arzt) und dem was ich gerne wollte (Musiker). Na, was ist das? Genau: Mathematiker Kann das nicht auch vielleicht zur Aufschieberei führen? | ||
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Thu Jul 05, 2007 00:06:05 Edit post|Quote Ich habe mir aus Euren Beiträgen zwei Stichworte herausgepickt, die für mich wichtig sind und die auch bei anderen Beiträgen immer wieder vorkommen. Das eine ist Panik kurz vor Abgabe als Motivation, das andere die Erwartungen der Väter/Eltern, ob ausgesprochen oder nicht. Zur Panik: da sehe ich u.a. einen Zusammenhang mit Perfektionismus und Versagensangst. Wenn es bei mir sehr knapp wurde und ich es doch noch schaffen wollte, war der Druck fertigzuwerden wahrscheinlich größer als die Angst vor dem Nichtgenügen vor den anderen = Versagensangst und größer als die Angst vor dem Nichtgenügen vor mir selbst = Perfektionismus. Ich ver-mute, dass der Ursprung der gleiche ist, z.B. die hohen Erwartungen der anderen/Eltern, die mangelnde Anerkennung in der Jugend, nur kommt mir mein Perfektionismus wie die internalisierte Erwartung vor. D.h. ich habe die Massstäbe übernommen und zu meinen eigenen gemacht. Was die Erwartungen der Eltern betrifft, so stellen sie einmal möglicherweise eine Überforderung dar, weil sie nicht dem entsprechen, was ich zu "leisten" bereit bin, was ich gerne möchte. Außerdem fragen diese Erwartungen bzw. die Eltern dann nicht danach, was mein Ziel eigentlich sein könnte, was mir entspricht, also "sehen" sie mich nicht. Kann ich dann lernen mich selbst zu sehen, wenn ich nicht zu Anfang wenigstens ab und zu "gespiegelt" werde? Eine Lösung nenne ich damit noch nicht, habe aber Ideen, die ich oder andere teilweise schon mal angeschnitten haben. Anderes später. | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Thu Jul 05, 2007 09:30:55 Edit post|Quote Hallo Billa, zum Thema Panik: Für mich ist es, wie eine Balkenwaage: Auf der einen Seite mein Perfektionismus, meine Versagensängste, auf der anderen Seite der Druck, eine Aufgabe erledigen zu müssen oder auch zu wollen. Dieser Druck wird immer stärker, irgendwann kippt die Waage und ich kann arbeiten und dabei sogar meinen Perfektionismus vergessen, weil es einfach nicht mehr anders geht. Ein anderes Bild, was mir sehr einleuchtend vorkommt: Stell dir vor, du hast die Aufgabe, über einen 5 m langen und 30 cm breiten Balken zu balancieren, der 20 cm über dem Boden liegt. Eigentlich kein größeres Problem, oder? Durch unsere Versagensängste u.ä. ist es für uns aber so, als ob der Balken eine Häuserschlucht zwischen 2 Hochhäusern verbindet. Kein vernünftiger Mensch würde freiwillig da rüber gehen! Und jetzt stell dir vor, in dem Hochhaus, auf dessen Dach du stehst, ist ein Feuer ausgebrochen. Früher oder später würdest du vermutlich auf allen Vieren über den Balken auf die andere Seite kriechen. Das Feuer symbolisiert dabei den Druck, der immer weiter zunimmt, je mehr man seine Aufgaben aufschiebt. Gruß Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| Elle Rank:member Group: members Posts: 207 IP Logged | Posted at Sat Jul 07, 2007 10:24:51 Edit post|Quote
Hallo Billa, ich glaube, der Weg zu sich selbst führt über die Trauer der Erkenntnis, dass die Eltern oder andere mich nicht "gesehen" haben, d.h. sie haben mich nicht wirklich geliebt, weil sie dazu nicht imstande waren.
Ich bin davon überzeugt, dass ich mich selbst sehen kann, nicht durch die Augen meiner Eltern, sondern frei mit meinen eigenen Augen. Allerdings ist das ohne therapeutische Hilfe schwierig, es sei denn ein liebender Partner oder eine andere nahe verlässliche Person ist da. Voraussetzung ist allerdings der bittere "Abschied" von den Eltern, dabei spielt es keine Rolle, ob sie gestorben sind oder noch leben. Es ist wie ein Sprung in kalte Wasser, der Abschied kann sich wie ein Tod anfühlen. Es kann auch die Vorstellung helfen "ich will sie nie wieder sehen, es ist vorbei", eine räumlich/zeitliche Distanz kann dabei nützlich sein. (Ich habe mal ein Jahr lang den Kontakt zu meiner Mutter ganz abgebrochen und ihr gesagt "ich will Dich nie wieder sehen, das war's".) Und wie wäre es mit einer direkten Konfrontation, real, in der therapeutischen Sitzung oder brieflich? Nicht alle Eltern sind sehr dumm oder ignorant, es soll ja auch welche geben, die eine heftige Auseinandersetzung ertragen können, solche habe ich mir übrigens immer gewünscht. Alles Liebe Elle | ||
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Thu Jul 26, 2007 00:05:06 Edit post|Quote Lieber Leo, liebe Elle, ich finde, dass Ihr mich beide sehr gut verstanden habt bzw. Ähnliches erlebt oder bei anderen beobachtet habt. Meine Eltern leben schon länger nicht mehr, seit 15 und 9 Jahren, aber die innere Auseinandersetzung ging natürlich weiter und ist manchmal noch wichtiger Bestandteil meiner Psychotherapie. Ich war mir der tiefgreifenden negativen Beeinflussung emotional nicht genügend bewusst, die Fakten kannte ich, konnte sie aber nicht einordnen. Es ging um mangelnden Respekt mir gegenüber, um Grenzüberschreitungen, die ich im Vergleich zu anderen Lebensgeschichten als längst nicht so gravierend empfand wie sie es tatsächlich für meine Entwicklung waren. Jetzt bin ich dabei, täglich bewusst darauf zu achten, mein Leben nicht mehr so davon dominieren zu lassen und das klappt immer wieder. Vor allem versuche ich mich abzugrenzen und weniger Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich das dann schaffe, frage ich mich immer noch, ob ich das denn durfte, jetzt immer noch ein "guter", liebenswerter Mensch bin. Aber jetzt halte ich die Frage aus, beantworte sie mir selbst und falle nicht mehr in ein Loch, sondern wage beim nächsten Mal, sofern ich es überhaupt merke, wieder, mich abzugrenzen. Gute Nacht für heute. Billa | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Thu Jul 26, 2007 09:45:40 Edit post|Quote Hallo Billa, das sind so ziemlich auch meine Baustellen, die ich in der Therapie aufarbeiten will. Klingt doch schon mal ganz gut. Erkenne mich in sehr vielen Dingen wieder! Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
Seite: 1 |