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Neues Thema - Antworten

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alfalfa
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PM ID: 4144
PM [alfalfa]

Last replied to on Fri Apr 30, 2010 22:50:18
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Hallo allerseits,
bin ziemlich froh, dass ich dieses Forum gefunden habe, jetzt weiß ich jedenfalls, dass ich nicht der Einzige "Bekloppte" bin ))

Mein Problem ist im Grunde dasselbe, wie bei Euch anderen. Bin Mitte 20, habe mein Studium mit guten Noten abgeschlossen, fühle mich aber seit Monaten gehemmt, mich hinzusetzen und Bewerbungen abzuschicken. Hab echt Bammel davor, dass mein geisteswissenschaftliches Studium überhaupt nicht ankommt. Mittlerweile komm ich mir wie ein Feigling vor.

Dabei bin ich eigentlich ein ganz sympathischer Kerl, würde ich sagen. Hab viele Freunde, nette Familie und mit Mädels tu ich mich auch nicht schwer. Hab auch einen Job in der Gastronomie, kellnern und so, wo ich auch schonmal die Verantwortung für den Laden tragen muss. Das geht mir leicht von der Hand, ich merke auch, dass Kollegen und Gäste mich gut leiden können. Aber das, was mir eigentlich am wichtigsten sein sollte, nämlich einen richtigen Job zu suchen, schiebe ich ständig vor mir her. Ich merke mittlerweile, dass ich dann und wann Versammlungen meide, bei denen man mich zu Studium und Job fragt, z.B. Familienfeste o.Ä. Ich will mit niemandem über dieses Problem reden, ich muss zugeben, dass ich mich zusehr schäme.

Ob man mir hier helfen kann oder nicht, ich wollte es einfach mal loswerden.

schlechtes_omen
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PM ID: 4089
[PM schlechtes_omen]

Posted at Thu Apr 29, 2010 22:49:27
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Ich denke eine der wichtigsten Figuren in deinem Text ist die Vorstellung von einem "richtigen" Job. Fragen wären dann in etwa die folgenden:
Als wer möchtest Du dich bewerben? Warum meinst Du, die Arbeit, die Du aufnehmen willst, wäre "richtiger" als der Job als Kellner? Ist es weil Du Dich darauf spezialisiert hast, oder weil es Dir eine solche Arbeit Spass macht, oder weil es da mehr Kohle gibt oder einen besseren Status in der Gesellschaft verspricht? Wenn es das Letztere ist, warum brauchst Du Status oder Geld, warum willst Du Dich in der Gesellschaft behaupten, konkret: wegen wem oder was? Was bedeutet für Dich ein "richtiger" Job? Wie ist Deine Vorstellung von der Richtigkeit ganz allgemein, welche Adjektive würdest Du nah an "richtig" setzen (jetzt nicht nur in Bezug auf die Arbeit)?
Und eines möchte ich aus Überzeugung sagen: es ist ganz gut, daß Du Dich getraut hast, dein Problem öffentlich zu bekennen, weil es ist sehr gut möglich, daß der Scham, den Du empfindest, mit zu den hindernden Faktoren gehört. Er ist aber nicht der alleinige Grund für das Problem, das ist offensichtlich.

alfalfa
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PM ID: 4144
[PM alfalfa]

Posted at Fri Apr 30, 2010 18:25:49
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Ein richtiger Job, damit meine ich, eine Arbeit, die meiner Ausbildung entspricht. Es gibt Bereiche, in denen ich mich bewerben kann, wo auch Leute mit meiner Ausbildung arbeiten. Ich denke, dass mich das glücklich machen würde, und sicherlich würde auch die Familie glücklicher sein, wenn es so wäre. Natürlich weiß ich, dass ich in erster Linie selbst mit mir zufrieden sein muss, egal in welchem Job, aber so wie es jetzt ist, bin ich nicht zufrieden. Anstatt es aber in Angriff zu nehmen, vergeude ich meine Zeit mit manchmal sinnlosen anderen Dingen.

schlechtes_omen
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PM ID: 4089
[PM schlechtes_omen]

Posted at Fri Apr 30, 2010 22:50:18
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Ein richtiger Job, damit meine ich, eine Arbeit, die meiner Ausbildung entspricht. Es gibt Bereiche, in denen ich mich bewerben kann, wo auch Leute mit meiner Ausbildung arbeiten. Ich denke, dass mich das glücklich machen würde, und sicherlich würde auch die Familie glücklicher sein, wenn es so wäre. Natürlich weiß ich, dass ich in erster Linie selbst mit mir zufrieden sein muss, egal in welchem Job, aber so wie es jetzt ist, bin ich nicht zufrieden. Anstatt es aber in Angriff zu nehmen, vergeude ich meine Zeit mit manchmal sinnlosen anderen Dingen.


Man macht nun sinnlose Dinge, entweder, wenn man keinen anderen Ausweg sieht, dies ist offensichtlich bei Dir nicht der Fall, oder, wenn man aus irgendwelchen Gründen nicht zugeben will, daß einem diese Dinge Spass machen, da könnte man noch in Deinem Fall nachhacken, oder, wenn der ganze Sinn dieser Dinge darin besteht, nicht das zu machen, was man aus irgendeinem für einen selbst nicht sichtbaren Grund nicht machen will, und dann heißt es Prokrastination. Falls es tatsächlich Prokrastination ist, besteht die Möglichkeit, den besagten unsichtbaren Grund sichtbar zu machen, d.h. erkennen, verstehen, und ggf. beseitigen. Und da muss man viel bei sich selber nachfragen. Ein guter Weg ist die Psychotherapie, doch darauf greift man normalerweise zurück, wenn einem das Problem das normale Leben schier unmöglich macht.

Anhand Deiner Beschreibungen wird Dir keiner sagen, wo bei Dir der versteckte Grund für die Prokrastination liegt. Ich habe schon ein Paar Vermutungen, natürlich nicht von dem Ursprung selbst, sondern lediglich, in welche Richtung man sich bewegen sollte, um auf die Ursachen zu kommen. Deine Zentralaussage lautet, so wie ich Dich verstanden habe, "Ich mache statt einer richtigen Arbeit eine "falsche" Arbeit, und die nur, damit ich die "richtige" Arbeit nicht machen muss". Daher wollte ich wissen, was Du unter der "richtigen" Arbeit verstehst, denn da muß auch die Antwort auf die Frage dabei sein, warum Du der "richtigen" Arbeit die "falsche" vorziehst. Ich würde an Deiner Stelle erstmals darüber nachzudenken versuchen, was die Familie von Dir konkret erwartet, ob Du von der Familie abhängig bist und in welcher Weise, ob umgekehrt die Familie auf Deine Hilfe angewiesen ist. Aus welchen Gründen konkret der "richtige" Job die Familie glücklich machen würde, im Gegensatz zu dem "falschen" Job. Das alles aber nicht nur in der Gegenwart, da wir auf die Ursachen kommen wollen, muss in der Vergangenheit nach den Wurzeln gesucht werden.
Ein Paar Schlüsselereignisse rekapitulieren, die mit der Erwartungshaltung seitens Deiner Familie (einzelner Mitglieder) Dir gegenüber zu tun haben, vielleicht aus der Kindheit.
Man kann eigentlich noch sehr viel mehr machen, doch hier ist keine Psychotherapiesitzung. Ich weiss nicht ob Du an den Fragen überhaupt interessiert bist. Wenn ja, würden mich persönlich deine Antworten interessieren. Helfen kann ich Dir natürlich nicht, das kann nur ein Psychotherapeut bzw. Du selber. Aber Hilfe zur Selbsthilfe kannst Du evl. auf diesem Forum finden.


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