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Neues Thema - Antworten

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leonardo
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PM ID: 11
PM [leonardo]

Last replied to on Tue Jun 15, 2010 17:34:38
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Was ist die früheste Situation, in der ihr irgend etwas aufgeschoben habt?

Warum ich das wissen will? Mein Therapeut hat mal zu mir gesagt, dass jede Verhaltensweise, die heut ein Problem darstellt, früher die Lösung eines Problems war. Wenn das stimmt, dann muss die Procrastination beim "ersten Mal" durchaus einen Sinn gemacht haben. Wenn ihr da mal so bei euch nachforscht, macht das ganze da einen Sinn?

Für mich macht es schon Sinn! Meine früheste Proc.-Erinnerung stammt so etwa aus meinem 12ten Lebensjahr. Ich habe damals die Hausaufgaben aufgeschoben. Nach der Schule habe ich mich in mein Zimmer zurückgezogen, mit der Begründung, ich müsse Hausaufgaben machen (was ja nicht falsch war). In Wirklichkeit aber hatte ich große Angst vor meinem Vater, hatte Angst davor, dass er mich ruft und ich mit ihm im garten arbeiten muss, was meist irgendwo zwischen Anschiss und lebensgefährlichen Ausrastern meines Vaters endete. Vielleicht hat die Proc. also sogar mein Leben gerettet.

Aber warum habe ich damals nicht meine Hausaufgaben gemacht und einfach so getan, als ob ich noch nicht fertig wäre? War ich dafür nicht clever genug mit 12 Jahren? Oder war mir das zu unsicher? Irgendwie habe ich durch die Proc. Kontrolle über die Situation bekommen. An diesem Punkt komme ich leider nicht weiter und deshalb freue ich mich jetzt auf eure Beiträge.

Liebe Grüße
Leo
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

amy
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PM ID: 19
[PM amy]

Posted at Thu Sep 24, 2009 17:44:11
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Hallo Leo,

Interessanter Gesichtspunkt ! Und was Du über Dein erstes Mal schreibst, als Du aufgeschoben hast, macht durchaus Sinn.

Bei mir kann ich allerdings keinen erkennen. Ich erinnere mich, das ich mit sieben oder acht Jahren abends über den Hausaufgaben eingeschlafen bin, weil ich den ganzen Tag gespielt hatte. Warum ich nicht zuerst meine Hausaufgaben gemacht habe, nun ja, ich bin in einem nicht sehr geregelten Haushalt aufgewachsen, und meine Mutter hat leider nicht darauf bestanden. Sie selbst war auch eine chronische Prokra, ich habe das Aufschieben also praktisch „mit der Muttermilch aufgesogen“.

Das hilft Dir natürlich nicht weiter, und ich hoffe, dass andere Forumsmitglieder etwas Brauchbareres zum Thema beisteuern können.

Liebe Grüsse
Amy



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If you can't move the mountain, move a few stones.

senseseaker28
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PM ID: 969
[PM senseseaker28]

Posted at Sun Sep 27, 2009 16:42:05
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Hi Leo,

leider wird Dir meine Antwort auch nicht so wirklich helfen, da ich mich wirklich nicht mehr ans Aufschieben erinnern kann.
Es kann aber sein, dass es in der Schule irgendwan so um die 5. Klasse angefangen hat.

Es gab bei uns an der Schule so Chaoten, die immer gerne anderen Streiche gespielt haben, und ich musste als Strafarbeit einige Buchseiten abtippen.
Zur Erklärung:
Bücher wurden damals in Punktschrift aufwendig auf Papier geschrieben, und in Ringordnern eingeheftet.
Mir waren wohl einige Seiten abhanden gekommen, weiß ich jetzt nicht mehr genau, und die musste ich aus einem anderen Buch quasi nachtippen, um sie zu ersetzen.
Nun legte ich alles brav in meine Schultasche, und am nächsten Tag, als die Lehrerin kontrollieren wollte, waren die Seiten nicht mehr da.
Ich beteuerte natürlich immer wieder, dass ich die Aufgaben gemacht hatte, half aber alles nichts.
Mir war das in diesem Moment mehr als unangenehm, peinlich, irgendwie unerklärlich.

Möglich, dass das auch gar nichts damit zu tun hat, mein Vater war in vielen Dingen auch oft Aufschieber, aber das ist so das einschneidendste Erlebnis, an das ich mich erinnern kann.

Vielleicht schreiben ja noch andere etwas zu ihren Erlebnissen.
Gruß,

Senseseaker

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Mon Sep 28, 2009 09:20:46
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Danke für eure Beiträge!

@senseseaker
Ich habe den Eindruck, ein Motiv für Procrastination kann es sein, dass man sich ungerecht behandelt fühlt. Ist es dir in dieser Situation in der Schule so gegangen?

Liebe Grüße
Leo
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Elle
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Posted at Wed Oct 14, 2009 20:25:50
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Mein allererstes Mal war glaub ich mit 10. Meine Eltern waren geschieden seit meinem 6sten Lebensjahr und wir besuchten alle 14 Tage unseren Vater bei den Großeltern. (Mein Vater war Alkoholiker, sie hatte ihn verlassen, als er mit seiner Firma pleite gegangen war, was ihn völlig aus der Bahn geworfen hatte.)
Bevor meine Schwester und ich mit dem Bus dorthin fuhren, zu meinen lieben unglücklichen Großeltern, die ihr letztes Hemd für uns gegeben hätten, gab meine Mutter uns mit auf den Weg "ein bisschen Geld mitzubringen" (Vater zahlte wenig und unregelmäßig Unterhalt).
So druckste ich als große Schwester den ganzen Nachmittag herum, völlig überfordert mit der peinlichen Aufgabe meinen betrunkenen Vater und danach seine Eltern zu fragen, und kam mit leeren Händen zurück, weil ich es so lange aufgeschoben hatte zu fragen, bis es zu spät dafür war. Ich wurde nicht bestraft, es ging auch so.

In der Pubertät kam ein zweites "erstes Mal": ohne Hausaufgaben zur Schule zu gehen und in allergrößter Hektik 5 Minuten vor dem Unterricht abzuschreiben. Ich kam damit durch und blieb trotzdem eine gute Schülerin.

Nicht umsonst heißt es "er/sie" hat seine/ihre Hausaufgaben nicht gemacht."

Schönen Abend allerseits!
Elle

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Tue Oct 20, 2009 11:35:33
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Aber warum habe ich damals nicht meine Hausaufgaben gemacht und einfach so getan, als ob ich noch nicht fertig wäre? War ich dafür nicht clever genug mit 12 Jahren? Oder war mir das zu unsicher? Irgendwie habe ich durch die Proc. Kontrolle über die Situation bekommen. An diesem Punkt komme ich leider nicht weiter und deshalb freue ich mich jetzt auf eure Beiträge.
Leo


Genau dazu gab es gestern eine Sternstunde in meiner Therapie. Mein Therapeut meinte plötzlich, dass ich vielleicht aus lauter Angst vor meinem Vater gar nicht in der Lage gewesen bin, meine Hausaufgaben zu machen. Während ich noch über diesen Satz nachdachte, meldete sich aus einer anderen Ecke des Gehirns eine sehr starke Emotion. Ich bekam zunächst eine ordentliche Gänsehaut und kämpfte dann mit den Tränen. Spürte ein intensives Gefühl der Trauer, verbunden mit dem Gefühl, mir endlich selber verzeihen zu können.

Diese Trauer fühlte sich irgendwie gut an, wie ein Gefühl, durch das man hindurchgeht und gestärkt wieder daraus hervorkommt. Ich hatte das Gefühl, die Trauer hat den Weg für einen Verarbeitungsprozess freigemacht, hat etwas in Gang gesetzt.

Und jetzt frage ich mich natürlich, was ich damit mache.

Liebe Grüße
Leo
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Elle
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Posted at Tue Oct 20, 2009 17:26:42
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Quote:
Spürte ein intensives Gefühl der Trauer, verbunden mit dem Gefühl, mir endlich selber verzeihen zu können.

Diese Trauer fühlte sich irgendwie gut an, wie ein Gefühl, durch das man hindurchgeht und gestärkt wieder daraus hervorkommt. Ich hatte das Gefühl, die Trauer hat den Weg für einen Verarbeitungsprozess freigemacht, hat etwas in Gang gesetzt.

Und jetzt frage ich mich natürlich, was ich damit mache.


Lieber Leo,

das ist doch ein sehr wichtiger Schritt gewesen, denn wer kommt schon nach so vielen Jahrzehnten an seine Gefühle beim Schlüsselerlebnis heran?
Ich glaube, Du brauchst gar nichts zu tun, weil der Kopf dabei eher hinderlich ist. Lass sie einfach immer mal wieder hochkommen, die Angst, die Gänsehaut, die Trauer über die Lieblosigkeit Deines Vaters...whatever. Und das gestärkte Gefühl, genieß es doch einfach. Und lass ihn hinter Dir, den alten Sack!

Alles Liebe
Elle

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Thu Nov 05, 2009 14:27:22
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Das Schlüsselerlebnis ist jetzt gute 2 Wochen her und das einzige, was sich verändert hat, ist dass ich diese Anspannung im Alltag viel öfter an mir wahrnehme. Ich merke jetzt, wie oft ich eigentlich unter Strom stehe.
Liebe Grüße
Leo
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Elle
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Posted at Wed Nov 11, 2009 22:23:33
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Quote:
Das Schlüsselerlebnis ....
damit meinte ich eigentlich nicht, was Du in der Therapie erlebt hast, sondern damals, als Du die Angst vor Deinem Vater hattest und dabei nicht in der Lage warst, Deine Hausaufgaben zu machen.

Angst lähmt einen, macht einen angespannt, unkonzentriert, man muss ständig auf der Hut sein. Zahl es ihm heim, dem alten Sack, vielleicht wäre ein Boxsack eine Idee?

Schönen Abend noch.

Heinerle
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PM ID: 4311
[PM Heinerle]

Posted at Tue Jun 15, 2010 11:29:26
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Ich glaube, das begann schon als Kleinkind...ich habe als Kind meine Klogänge solange aufgeschoben, bis es in die Hose ging...gilt das?

LG
Heinerle

prinzessinpro
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PM ID: 4300
[PM prinzessinpro]

Posted at Tue Jun 15, 2010 17:34:38
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hallo heinerle, so wars bei mir auch. im nachhinein fallen mir noch mehr situationen ein...bzw ein kompletter lebensstil und wie er sich entwickelt hat...ich glaub das anhalten, wenn ich auf die toilette musste, hat was mit freuds analer phase zu tun. das kind zwischen 2 und 3 entwickelt eine große faszination für seine ausscheidungen. festhalten bedeutet kontrolle ausüben. ich glaube ich fühlte mich in vielem so unsicher, dass ich wenigstens darüber kontrolle behalten wollte und deswegen hab ich das über das alter hinaus meine ganze kindheit beibehalten...krass wenn es unter dem gesichtspunkt der prokrastination nochmal anders wirkt...

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