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Forum Startseite>>Procrastination>>Diplomarbeit und kein Ende in Sicht

Neues Thema - Antworten

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Fly
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PM ID: 2912
PM [Fly]

Last replied to on Mon Feb 20, 2012 17:27:43
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Ich bin neu hier und sehr froh, über dieses Forum gestolpert zu sein. Ich habe hier schon von einigen „Leidensgenossen“ in ähnlichen Situationen gelesen, was mich durchaus aufgebaut hat. Nun zu meiner Lage:

Ich bin 28 Jahre alt und beschäftige mich seit Mitte 2006 mit der „Erstellung“ meiner Diplomarbeit. Sie stellt den letzten Schritt in meinem BWL-Studium dar, dass ich ansonsten durchaus zufriedenstellend über die Bühne gebracht habe (Auslandssemester, Praktika im In- und Ausland, sämtliche Klausuren bestanden).

Etliche Gründe schienen, und scheinen mir auch heute noch plausibel, warum mir diese Herausforderung von vorn herein Probleme bereitet hat. (zu hohe Erwartungen an mich selbst, Zukunftsängste, Abhängigkeit von den Eltern, Trennung von der Ex-Freundin, etc.). Inzwischen ist es jedoch so, als seien die Ursachen irrelevant, da ich mich inmitten dieses ausweglosen Strudels befinde, den die Aufschieberei nach etlichen Durchläufen des bekannten Kreislaufes von Motivieren&Glauben bis Einbrechen&Enttäuschen geschaffen hat. Mit jedem weiteren Tag der verstreicht, glaube ich weniger daran, jemals mein Ziel zu erreichen.

Typischerweise habe ich seit jeher Aufgaben erst kurz vor Schluss erledigt. In der Schule war das unproblematisch, wenn es auch dazu geführt hat, dass ich meine Abi-Klausuren und damit meinen Notenschnitt etwas „verhunzt“ habe. Durch mein Studium bin ich ähnlich mühelos gegangen, bis der Abschluss plötzlich nahte. In Bezug auf die Diplomarbeit habe ich mir bereits viele Materialien zugelegt, nur sträubt sich alles in mir, den letzten Schritt, das eigentliche Schreiben, anzupacken.

Eigentlich habe ich perfekte Rahmenbedingungen, um mein Ziel zu erreichen. Die Universität gibt mir die Zeit, die ich brauche, meine Eltern unterstützen mich mit Verständnis und auch finanziell. Und auch meine Freundin gibt mir Kraft. Da ich jedoch dazu neige, auch mir selbst etwas vorzumachen, habe ich auch alle anderen Beteiligten in regelmässigen Abständen (am Ende des Kreislaufs) damit überrascht, Ihnen etwas vorgemacht zu haben (Nach dem Motto: Klappt schon, ich komme voran…ups, doch noch nichts gemacht.). Damit habe ich viel Vertrauen kaputt gemacht, was mich gerade in meiner Beziehung zu meiner Freundin sehr belastet.

Ich habe mich in den letzten zwei Jahren von vielen Freunden distanziert um nervigen Fragen aus dem Weg zu gehen. Nun bin wieder einmal an einem Punkt inmitten des Kreislaufs, der geradezu beängstigend ist. Denn ich glaube, wenn ich so weitermache, bin ich in wenigen Wochen wieder Single, und auch meine Eltern werden mehr als erstaunt sein, was ich mir alles einfallen lasse, um mein Ziel nicht zu erreichen.

Ich verbringe die meiste Zeit (Mo-Sa) in der Bibliothek, wo ich aber nicht produktiv arbeite, sondern mich permanent ablenke. Eigentlich ist vereinbart, meine Eltern wöchentlich Ergebnisse zukommen zu lassen, was ich jedoch im Copy&Paste-Verfahren umgehe. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Kartenhaus über mir zusammenbricht und seine Konsequenzen mit sich bringt.

Ehrlich gesagt, weiss ich momentan nicht wirklich, wie ich das anpacken soll.


Go!rilla
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PM ID: 1955
[PM Go!rilla]

Posted at Wed Dec 17, 2008 17:40:00
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Hallo Fly,

willkommen im Forum. Ich kann sehr gut nachvollziehen, in welcher Situation Du grade bist! Ich schreibe auch gerade meine Abschlussarbeit und tue dies wohl auch nur, weil die letzte Frist abgelaufen ist. Der einzige Unterschied ist, dass ich meine unproduktive Phase vor den Abschlussprüfungen hatte und diese entsprechend hinausgezögert hatte, bis es einfach nicht mehr möglich war. Wenn Du jetzt seit zwei Jahren Deine Arbeit vor Dir her schiebst, ist das natürlich ein Problem, das sich nicht so einfach beheben läßt (als wenn man jetzt etwa 3-6 Monate aufschiebt). Dies soll Dich aber nicht demotivieren, deshalb einige Tipp,s um Dir selbst in den Hintern zu treten:

1. Deine Eltern und Freundin sind ja scheinbar im Bilde, können aber auch nicht recht verhindern, dass Du aufschiebst. Mein Tipp daher: Such Dir einen Beobachter, der in dieser Hinsicht Autorität hat. Hast Du einen Prof/Prüfer, welcher zugänglich ist für solche privaten Probleme und mit dem Du eine regelmäßige Kontrolle vereinbaren könntest? Ich kenne mehrere Studenten, die offen mit dem Prof geredet haben und dadurch natürlich mehr Stress hatten, aber zumindest nur noch wenig aufgeschoben hatten, da es eben erwartet wurde von jmd., dem man vermutlich nicht mit copy und paste kommen kann (keine schlechte Idee, aber für Dich nicht gerade förderlich).

2. Wie Du vllt. schon gelesen hast, gibt es hier im Forum mehrere Kontrollgruppe (siehe Stränge weiter unten). Da kann man sich mit anderen Aufschiebern zusammentun und findet auch ein wenig mehr Verständnis als in seinem persönlichen Umfeld, wenn es mal nicht hinhaut... Musst schauen, ob das sinnvoll ist, da die Kontrolle der eigtl. Arbeit natürlich noch geringer ist als momentan schon. Mir hats aber sehr geholfen.

3. Wenn Du gar nicht mehr klarkommst und nebenbei vllt. auch noch Depressionen oder ähnliches hast (ist bei vielen Aufschiebern der Fall), dann solltest Du mal therapeutische Hilfe erwägen. In jeder größeren Stadt sollte es welche geben, die sich mit sowas auskennen, gerade an Unis. Kostet ein wenig Überwindung, aber kann sehr hilfreich sein.

Andere haben bestimmt noch mehr Ideen.

Viele Grüße und einen baldigen Anfang

Go!




Ziltoid
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PM ID: 608
[PM Ziltoid]

Posted at Wed Dec 17, 2008 21:47:52
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Ich hatte genau solche Arbeitsmethoden, wie du sie beschreibst, und mit meiner Diplomarbeit sahs so aus:

Thema vereinbart - Februar 2006
Abgegeben - November 2008

Also keine Angst, das Ende kommt noch in Sicht. Ich versuche mal dir Tipps zu geben aus meiner Erfahrung:
1. Dass du zwar immer in die Bibliothek gehst, dich dann aber dort ablenkst, klingt so, als ob du einfach zu unruhig/nervös zum arbeiten wärst. Versuchs mal mit ner halben Stunde Wandern oder joggen vor der Bibliothek, um die Hummeln aus dem Hintern zu kriegen.
2. Bei einer so lange verschleppten Arbeit verliert man leicht den Überblick darüber, wo man steht. Plan mal 2-3 Tage ein, nur um zu rekapitulieren was du bis jetzt hast und was noch fehlt. Vielleicht siehst du dann, dass du die Arbeit anders konzipieren kannst und schon viel weiter bist, as du dachtest.

Viel Glück
Ziltoid

keulebeule
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PM ID: 99
[PM keulebeule]

Posted at Thu Dec 18, 2008 23:39:12
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Hallöle,

einem Diplomanden hilft man doch gerne. Wir wissen hier wie fürchterlich eine Diplomarbeit ist

Da ich meine Diplomarbeit ohne Druck wohl nie geschafft hätte, kann ich dir nur Tipps in dieser Hinsicht geben.

Rede mit deinem Prof. und sag ihm er soll dich aufn Pott setzen, z.B. dass du ihm einmal im Monat deine Arbeit zeigen musst. Professoren haben schon viel erlebt und sind meistens netter und hilfsbereiter als sie ausschauen!

Ganz wichtiger Punkt, selbst mit einer scheiß Arbeit besteht man meistens. Es sind halt häufig nur die tollen Arbeiten die man im Netz bewundern kann. Meine Arbeit war Rotz und natürlich ist mir meine Arbeit schon peinlich, aber die liest doch eh keiner außer deinen Prüfern... also Kopf hoch und toitoitoi!

Fly
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PM ID: 2912
[PM Fly]

Posted at Mon Dec 22, 2008 17:23:58
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Vielen Dank erstmal für die hilfreichen Worte! Es tut gut, Aufbauendes von Leuten zu hören, die sich mit meiner Situation identifizieren können.

@Go!rilla:

Es sind tatsächlich 2 Jahre, die mich die Erstellung meiner Diplomarbeit bereits gekostet hat (1.Versuch: Arbeit nach 2-facher Fristverlängerung nicht abgegeben / 2.Versuch: 6-Monats-Frist wieder verlängert, dann in Kooperation mit der Uni auf Eis gelegt). Sicherlich nur teilweise förderlich, dass nun gar keine Frist mehr besteht.

Zu
-> 1. Ich bin auf der Suche nach einer solchen Person - Professor fällt raus, Lehrstuhlmitarbeiter (Betreuer) ist auch fraglich, da er meine fertige Arbeit als erster bewertet. Und der Psychologe, der mich betreut kann diese Funktion auch nicht einnehmen, ohne zu riskieren mich zu „verlieren“.

-> 2. Kontrollgruppen finde ich in meinem Fall auch nicht wirklich angebracht – ich denke, das wäre eher eine Schein-Kontrolle mit zu vielen Fluchtmöglichkeiten.

-> 3. Depressiv bin ich auf jeden Fall, halte mich aber dennoch gut. Was therapeutische Hilfe angeht, muss ich zugeben, dass ich vor Arznei auf diesem Gebiet einen gehörigen Respekt habe.


@Ziltoid:

-> 1. Da hast du vollkommen recht. Nach längerer sportlicher Pause wegen Verletzung bin ich nun wieder aktiv, und merke wie gut das tut. Auch wenn joggen mir nicht sonderlich liegt, werde ich das ausprobieren.

-> 2. Das habe ich bereits mehr als einmal getan, da ich in der Tat eine Unmenge an Material gesammelt habe. Über eine grobe Gliederung bin ich jedoch nie hinaus gekommen.


@keulebeule

An unserer Uni hat der Professor alle 1-2 Monate Sprechstunde für Dutzende Studenten und ist damit als Ansprechpartner definitiv ungeeignet. Ich habe jedoch einen persönlichen Betreuer, um den ich bislang einen großen Bogen gemacht habe. Die Befürchtung, es mir mit dem Lehrstuhl zu „versauen“ lässt mich aber noch zögern, ob es eine gute Idee ist, Kontakt aufzunehmen.

Zum Thema „4 gewinnt“ - ich habe meine Hoffnungen längst aufgegeben, eine großartige Leistung zu vollbringen und mich auf eine rein theoretische Arbeit reduziert.


dd77
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PM ID: 153
[PM dd77]

Posted at Wed Jan 07, 2009 11:10:15
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erstaunlicherweise bin ich in nahezu identischer Lage..
bloss schlimmer. (haha)

Alles wurde immer auf den letzten Drücker gemacht, bzw. aufgeschoben bis Ultimo, dann schnell ohne hinzuschauen 'hingerotzt'.
Klar, so konnte man sich einen evtl. Erfolg auch nicht geniessen erlauben.

Zu vieles war eher Alibi-Studieren als ernsthafte Beschäftigung - Die Aufmerksamkeitsspanne eines Kapuzineräffchens auf Crack ist wahrscheinlich breiter..

Schon allein der Aufenthalt in der Bibliothek machte mich stolz, auch wenn die Zeit dort mit ein bisschen Querlesen (es gibt ja sooo viele Bücher da), 'mal eben kurz' email-checken, oder den hübschen Mädchen nachschauend zugebracht wurde.

Jedenfalls zog sich alles hin, und her, und hin, und wieder zurück, im Kreis, vorwärts, links, rechts, etc, so dass quasi für Alles Sonderbedingungen zur Abgabe zum Tragen kommen mussten.

Irgendwann aber ist wohl jeder Spielraum ausgeschöpft - ich zirkuliere seit ca 10 Jahren um die Uni herum; und werde möglicherweise, wahrscheinlich, höchst bedauerlich mein Studium in den Sand setzen (Alle Scheine da, aber Prüfungsanmeldung zu sehr verschoben - die anderen sind natürlich schuld), dann mich grämen, mich für alles schämen, meine Eltern, Familie, Freundin, meine Unfähigkeit, dann erneut in eine tiefere Depression fallen und ohne Abschluss in der Wirtschaftskrise als arbeitsloser beinahe-akademischer Alkoholiker in den Suizid treiben.

Das ist sicherlich etwas schwarzgemalt, doch Schwarz hat auch viele Nuancen.

Warum schreib ich das?
Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück es noch rechtzeitig (sic) zu schaffen, bevor das stählerne Wagenrad der Zeit dich tödlich überrollt!

Hmm, ein Semester mehr, und ich würde es ganz gewiss auch schaffen - Ach Bitte, noch etwas mehr Zeit! Bloss ein bisschen mehr Zeit..

(Oh, es ist schon spät, ich muss los!)


keulebeule
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PM ID: 99
[PM keulebeule]

Posted at Wed Jan 07, 2009 22:04:03
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Moinsen Aufschieber,

sagt mal habt ihr es schonmal mit der Psychologischen Studentenberatung eurer Uni probiert? Das hat mir damals bei meiner Studienarbeit sehr geholfen. Ich habe mich einmal die Woche mit einer sehr netten Psychologin getroffen die mehr oder weniger den Fortschritt der Arbeit überwacht hat. Wenn es schlecht lief hat mich ein Treffen mit ihr immer wieder motiviert.

Vielleicht hilfts ja? ... und nicht aufgeben !
Toitoitoi!

Constance
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Posted at Sat Jan 10, 2009 23:20:31
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Hey dd77 und fly,

besonders dd77, habe die identische Geschichte, bin jetzt mitten in den Prüfungen und hätte beinahe zum 2. und letzten Mal meine Abschlussklausur geschmissen. Dank meiner Familie habe ich aber doch mitgeschrieben und hatte echt Glück mit dem Thema. Jetzt muss ich noch die Mündlichen überleben, schiebe aber das Lernen auf und treib mich lieber im Netz herum bzw. glotz TV.

dd77, bist du schon raus aus der Uni oder hast du noch eine kleine Chance? Passig und Lobo schreiben ja in ihrem Prokrastinations-Buch, dass für manche Leute Ritalin der letzte Rettungsanker sein kann.

Kannst du dich theoretisch noch anmelden? Dann tu's gleich am Montag! Ich habe mich auch schon als Studienversagerin nach 10 Jahren Uni gesehen, aber bin jetzt doch irgendwie in die Prüfungen reingerutscht, und tu so, als ob. und weisst du was, die Profs tun auch so als ob sie mich für eines Abschlusses würdig hielten, obwohl ich echt nix drauf hab und nix weiss, absurd aber wahr! Probier's aus!

Gruss,
Constance
-----------------------------
The sands are numbered that make up my life (Shakespeare)

nessi
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PM ID: 3028
[PM nessi]

Posted at Fri Jan 16, 2009 19:49:22
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Hallo!!!!

Ich leide auch fürchterlich an meiner Prokrastination!!!!
Schiebe meine Bakkarbeit seit Monaten auf und muss sie am Donnerstag abgeben, wenn ich im Februar zu den Abschlussprüfungen antreten will und wenn ich das nicht mache, verscherze ich es mir ernsthaft mit meinen Verwandten und Freunden.
Will gar nicht wissen, was das für Auswirkungen haben kann... ich hätte schon im September antreten sollen, dann im Dezember... die Arbeit wollt ich schon im April schreiben und ich schaff's einfach immer noch nicht...

HILFE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Habt ihr irgendwelche Tipps???

Ich überlege auch schon die Arbeit zu delegieren, abzugeben, jemanden anderen schreiben zu lassen...

Bukowski
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[PM Bukowski]

Posted at Sat Jan 17, 2009 20:13:16
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Hallo Nessi,

das klingt ja schon sehr dringend, dein Problem.
Wie viel von der Arbeit steht denn schon und wie viel ist noch zu machen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowas so kurzfristig noch zu delegieren ist, da wirst du selber ranklotzen müssen, wenn du bis Donnerstag abgeben willst.

Ich hab nur den Eindruck, du willst eigentlich gar nicht, da ist nur der Druck, was Familie und Freunde denken. Der erste Schritt ist meiner Ansicht nach ein grundlegender Einstellungswechsel: Du schreibst die Arbeit nur allein für DICH, nicht für Opa Helmut und Tante Erika. Denen gehts danach nicht besser oder schlechter. Also heißt es nicht mehr: Ich muss diese Arbeit schreiben, weil sonst die Familie schlecht von mir denkt, sondern ich WILL diese Arbeit schreiben, weil ich dann mein Studium abschließen kann und Geld verdienen, in Urlaub fahren oder was auch immer.

Viel Erfolg und liebe Grüße
bukowski

nessi
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PM ID: 3028
[PM nessi]

Posted at Sun Jan 18, 2009 16:12:37
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Hallo!

Dankeschön für deine Antwort!

Wäre lustig, wenn man Einstellungen einfach so verändern, Druck einfach so ignorieren und Ängste einfach so vergessen könnte...

Leider stimmt es außerdem nicht, dass es meinen Verwandten dadurch nicht schlechter geht... meine Mama weint beispielsweise sogar schon wegen meines Aufschiebeverhaltens.

Wieso glaubst du, dass es jemand anders, der nicht an Prokrastination leidet, nicht in 4 Tagen schafft, ich alleine (wo ich sowieso nichts zustande bringe) aber schon?

Ich hab schon mal gemeinsam mit meinem Bruder 5 Seiten geschrieben und die Arbeit muss 15 (-20) Seiten umfassen.

Außerdem will ich ja auch endlich mein Studium abschließen und unabhängig werden...

Ich sitze jedoch vor der Aufgabe und krieg die Sachen nicht vom Kopf auf das Blatt bzw. das Word-Dokument... es macht es sicher nicht einfacher, dass ich auf Englisch schreiben muss und dann mein Perfektionismus-Ich noch mehr Einfluss auf mich hat...

Ich mach auch schon Psychotherapie und habe schon viel über Prokrastination gelesen und einiges über mich in dem Zusammenhang gelernt, aber helfen, nämlich in dem Sinn, dass ich aktiv werde und zB einfach schreibe, tut es mir nicht...

Es wäre auch viel einfacher, wenn es mir gelänge pro Tag, wenn ich dann mal dabei sitze und tu, 3 Seiten zu schreiben, aber ich sitz ja 3 Stunden für eine halbe Seite... wenn es überhaupt geht...
und das halt ich nervlich nicht durch...

Ziltoid
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[PM Ziltoid]

Posted at Sun Jan 18, 2009 22:54:12
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@Nessi:

Quote:


Wieso glaubst du, dass es jemand anders, der nicht an Prokrastination leidet, nicht in 4 Tagen schafft, ich alleine (wo ich sowieso nichts zustande bringe) aber schon?



Naja, du bist bis kurz vor den Bachelor gekommen und prokrastinierst bestimmt nicht erst seit gestern. Also hast du das Arbeiten unter Hochdruck wahrscheinlich besser drauf als andere. Ich hab von meiner Diplomarbeit am Ende 57 Seiten in 8 Wochen geschrieben, plus fast aller Programmierarbeit. Schön war das nicht, aber bei nem gestandenen Prokrasti geht sowas, wenn es sein muss. ^^

@dd77:
Es gibt zwar grasgrün, giftgrün, apfelgrün und spinatgrün, aber schwarz hat exakt eine Nuance, und das ist schwarz. Und wenn du ein Alkoholproblem hast, solltest du hurtig eine Entzugsklinik aufsuchen, statt hier damit zu kokettieren.
(Sorry, aber Alkoholismus ist eine schwere Krankheit, und ich habe einmal hilflos zusehen müssen, wie ein mir lieber Mensch daran zugrunde gegangen ist. Seitdem reagiere ich auf solche Sprüche etwas schärfer. )

Veronica Mars
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[PM Veronica Mars]

Posted at Sun Jan 18, 2009 23:56:03
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Hallo Fly, hallo Nessie,

hab gedacht ich schreibe euch auch mal, um euch zu zeigen, dass man es schaffen kann!

Ich habe im Oktober doch tatsächlich meine DA abgegeben. Meine letzte Prüfung hatte ich fast 1,5 Jahre vorher geschrieben. Bis zur Anmeldung der DA ist schon ewig Zeit vergangen und als sie dann angemeldet war hab ich zwar einiges zu meinem Thema gelesen und auch sonst schon was für meine Studie gemacht, aber geschrieben hab ich nichts. Als es dann zu knapp zum schreiben wurde hab ich nochmal verlängert und dann wieder nichts geschrieben. Wirklich erst kurz vor knapp habe ich das Schreiben angefangen. Tatsächlich geschrieben habe ich die DA wohl in 10 Tagen. Ich hab insg. (incl. Deckblatt und so) 57 Seiten abgegeben, das ist zwar mega wenig, aber ich hoffe es hat gereicht (Prof korrigiert noch, hat aber immerhin nicht angerufen und gefragt, ob ich ihn verarschen will). Also es ist tatsächlich zu schaffen, auch in sehr kurzer Zeit.

Geholfen hat mir hier zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die total bescheuert handelt, sondern viele Andere auch solche Probleme haben. Zusätzlich habe ich mir in Gedanken ausgemalt, wie toll es wäre endlich den ganzen Scheiß vom Studium loszuhaben. Ich muss sagen, ich bin dermaßen froh, das ganze Studium los zu haben, das kann man sich garnicht vorstellen.

Es ist immerhin besser eine schlechte Arbeit abzugeben, als nichts und nur weil ich schlecht im Schreiben bin heißt das ja noch lange nicht, dass ich nicht intelligent bin, sondern eben nur, dass ich nicht alles kann. Dieser Gedanke hat mir auch immer geholfen, denn man fängt ja schon an an sich selbst zu zweifeln. Aber ihr habt es beide bis zur Abschlussarbeit im Studium geschafft, desshalb könnt ihr ruhig stolz auf euch sein.

Veronica Mars
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PM ID: 2547
[PM Veronica Mars]

Posted at Sun Jan 18, 2009 23:58:46
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... was mir übrigens auch geholfen hat überhaupt mal anzufangen mit dem Schreiben war ein Freund, der meinte ich sollte ihm schriftlich erklären, was ich vorhabe zu schreiben. Daraus ist dann tatsächlich meine Einleitung geworden. Ich hab's danach zwar noch mehrfach umgeschrieben, aber um einen Einstieg zu finden war's super.

Bukowski
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Posted at Mon Jan 19, 2009 13:36:13
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Hallo Nessi,

ich wollt dir wirklich nicht auf den Schlips treten, falls der Eindruck entstanden sein sollte, tuts mir echt leid.

Quote:

Wieso glaubst du, dass es jemand anders, der nicht an Prokrastination leidet, nicht in 4 Tagen schafft, ich alleine (wo ich sowieso nichts zustande bringe) aber schon?


Aus langjähriger eigener Erfahrung im Aufschieben von Hausarbeiten aller Art bin ich davon ausgegangen, dass man es auf jeden Fall schaffen kann, in kurzer Zeit noch eine einigermaßen vernünftige Arbeit zusammenzuschreiben, weil man sich ja in der Regel doch irgendwie mit dem Thema beschäftigt hat und auch soweit drin steckt. Dass ist mit Blut, Schweiß und Tränen verbunden und mit ausgedehnten Nachtschichten, aber jeder,der prokrastiniert, hat das sicher schon mal mitgemacht. Das Schreiben komplett an jemanden zu delegieren, stell ich mir deshalb einfach schwierig vor. Wenn dir dein Bruder hilft, und du mit ihm zusammen voran kommst, ist das natürlich super, zusammen schafft ihr das.

Quote:

Wäre lustig, wenn man Einstellungen einfach so verändern, Druck einfach so ignorieren und Ängste einfach so vergessen könnte...


Da kann ich auch nur aus eigener Erfahrung sprechen, dass es tatsächlich geht, aber leider nicht von heute auf morgen. Ich geb zu, ich habe lange gebraucht, um mir selber klar zu machen, dass ich das Studium für mich durchziehe und nicht für meine Eltern, dass ich es auch kann, weil ich ja bis auf die Diplomarbeit alles Leistungen gebracht habe und so doof gar nicht sein kann. Hat mich aber gut zwei Jahre und eine Therapie gekostet. Ich hab deshalb die Diplomarbeit erst anderthalb Jahre nach der letzten Prüfung angemeldet, aber besser spät als nie . Zum Glück hab ich noch Zeit bis Mai, was zusammen zu wursteln.

Ich wünsch dir jetzt für den Endspurt viel Kraft und Durchhaltevermögen. Du schaffst das!
Liebe Grüße
bukowski



nessi
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Posted at Tue Jan 20, 2009 20:10:36
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Hallo bukowski!

Nein nein, entschuldigung, wie ich auch im anderen Thread (das Posting ist leider ziemlich lang geworden, sorry) geschrieben habe, fühle ich mich irgendwie zu schnell persönlich angegriffen.

Jedenfalls bin ich mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass ich diese Arbeit viel zu verkrampft angehe (und auch schon viel zu viel hineininterpretiert habe anstatt sie einfach als eine Arbeit zu betrachten, für die ich als Lohn eine Note bekomme).
Daher hab ich mich jetzt entschlossen, dass ich einen anderen Weg gehen werde... und zwar zuerst mal mit einem Job zu beginnen und dann mein Studium abschließen (dann ist es nicht mehr so eine Hürde auf dem Weg zur Unabhängigkeit, sondern nur eine angenehme Begleiterscheinung (und man hat endlich was zu Ende gebracht - muss sich wirklich gut anfühlen). Seht ihr meine verkehrte Denkweise?

Mein Bruder ist leider nicht mehr da, mir kann also niemand helfen.

Etwas bewusst nicht zu machen ist jedenfalls auch eine Lösung... schenkt man Passig und Lobo Glauben.

Druck ("positiver Druck", wie Zeitdruck) ist zwar "lebensnotwendig" für uns Prokrastinatoren , aber zu viel Druck ("negativer Druck", unter anderem Ansprüche (auch von Außen)?) behindert (zB mich) nur wieder.

Vielen lieben Dank jedenfalls für die aufmunternden Worte! Ich wünsche dir auch viel Kraft und Durchhaltevermögen bei deiner Diplomarbeit!

"Ich stellte fest, dass die Aufgabe,
die ich so gefürchtet hatte,
gar nicht mehr so schwierig war,
nachdem ich sie begonnen hatte.
Der wirkliche Feind war
die Furcht selbst,
und Furcht sobald überwunden,
bedeutet einen Sieg errungen."
(Hajo Noll)

lg
nessi
(Es darf ja nicht sein, dass man seine Wünsche der Unfähigkeit zu handeln unterordnen muss.)

nessi
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PM ID: 3028
[PM nessi]

Posted at Tue Jan 20, 2009 20:24:56
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Ich glaube, was ich brauche ist einfach mehr Lockerheit und Zufriedenheit und mehr Aktivität... es dreht sich sehr vieles bei mir um Passivität - Aktivität ... auch andere Dinge... meine Schüchternheit beispielsweise...
Wie meine Therapeutin schon festgestellt hat, liegt das eigentliche Problem bei mir, wenn es darum geht etwas selbst zu produzieren.
Texte schreiben ist mir jedenfalls zur Zeit ein Dorn im Auge.
Hm, was ich sagen wollte... ich hoffe mir die Zufriedenheit und das Gefühl etwas Nützliches zu tun über einen Job zu holen und dann die Mission Studienabschluss erfolgreich über die Bühne zu bringen.

Um meine anderen Sichtweisen zu erklären, gehts da beispielsweise um Dinge wie: "Zuerst schreibe ich zwei Absätze und dann darf ich (belohne ich mich mit) ein(em) Stück Schokolade essen." -> Das sehe ich so: "Erst wenn ich zwei Absätze geschrieben habe, darf ich ein Stück Schokolade essen (Bestrafung)."

Könnt ihr das nachvollziehen?

Man verwehrt sich das Positive, solang man das Negative nicht abgeschlossen hat, oder?

Warum sehen wir Arbeit als so negativ?

dd77
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[PM dd77]

Posted at Mon Feb 09, 2009 18:09:45
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"Man verwehrt sich das Positive, solang man das Negative nicht abgeschlossen hat, oder?"

Sehr gut nachvollziehbar.
Problematisch wird es dann halt, wenn man der eigenen Meinung nach nichts wirklich abschliesst; dann kann man auch nicht mehr zufrieden sein..

Wie es dazu kommen konnte?


Fly
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PM ID: 2912
[PM Fly]

Posted at Thu Aug 25, 2011 19:11:37
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Schön zu sehen, dass dieses Forum nach wie vor als Anlaufstelle und Info-Plattform für Aufschieber (und jene, die es noch werden wollen ) genutzt wird.

In der Tat antworte ich auf mein eigens (02/2009) erstelltes Thema, da es mir gelungen ist, "das Blatt zu wenden". Weniger der (definitiv vorhandene) Stolz treibt mich hierzu an, als die Tatsache, dass ich nach langer Zeit wieder einmal einen Blick in dieses Forum geworfen und von dem Wunsch gelesen habe, "Ex-Prokrastinierer" mögen sich mit Ihren Erfahrungen zu Wort melden. Es ist nachvollziehbar, dass es ansonsten tatsächlich den Anschein macht, als könnte kaum einer seinem (selbst gestrickten) Verhängnis entkommen. Ich würde meinen "Fall" durchaus als einen des Hardcore-Prokrastinierens bezeichnen, dementsprechend erreiche ich hiermit möglicherweise jene ähnlich Verzweifelte. (vieleicht findet sich jedoch auch der klassische, weit verbreitete "Nicht-Aufräumer", "Nicht-Abspüler" etc. ein bischen wieder)

Meine Diplomarbeit habe ich nach fast 4Jahren Bearbeitungszeit Mitte 2010 abgegeben. Bestanden habe ich mit einer erschreckend schönen 4,0! Seither bin ich in die Arbeitswelt eingetaucht und lebe ohne das zurückliegende Problemthema und die damit verbundene Gedankenwelt gemütlich in den Tag. Eine leichte Aufschiebe-Tendenz bei unangenehmen Tätigkeiten ist zwar noch ab und zu erkennbar, doch bewegt diese sich in einer mehr als tolerierbaren Dimension.

Aus Erfahrung kann ich für mich und meine Problematik behaupten, dass - oh Wunder - Ängste die Basis für meine "Passivität" waren. Im Detail war es wohl die Furcht vor der (auch finanziellen) Selbständigkeit, quasi die Angst vor dem Nicht-Alleine-Bestehenkönnen in Gesellschaft bzw. Arbeitsleben. Die Lösung hat sich für mich erst zum Zeitpunkt grösster Verzweiflung aufgetan: Als ich aufhörte, auf meine Gedanken ('Das schaffe ich nicht!') zu hören, und nur noch an mich und meine Fähigkeiten geglaubt habe... und dadurch tatsächlich begonnen habe, einen Fuß vor den anderen zu setzten. Ich habe mir vor Augen geführt, welche Situation nach Beendigung des Studiums eintritt und zum ersten Mal für mich erkannt/beschlossen, dass ich mich darauf freue, diese Phase abzuschliessen, hinter mir zu lassen, und genau die bislang angsterregende Situation für mich zu schaffen. Dies zu Visualisieren und mich explizit Hineinzufühlen hat für mich den Ausschlag gegeben. Vorher waren meine Bemühungen wie Selbst-Motivation (durch Affirmationen), Step-by-Step Modelle, Psychologe etc. substanzlos. Daher kann ich denen, die nach Ratschlägen suchen, nur einen Tipp geben: Beschäftigt euch mit euren Ängsten.

Ängste haben ein Recht auf Ihr Dasein - es ist nicht tragisch, Angst zu haben (und man sollte sich nicht zusätzlich dafür verurteilen, dass man Angst hat). Mit Beschäftigen meine ich nicht, sich in seiner Angst zu verlieren, sich durch Gehirnakrobatik in seine Angstwelt zurückzuziehen - denn Ängste nehmen meiner Ansicht nach immer den Platz ein, den man Ihnen gibt - sondern die Angst zu erkennen, sie zu akzeptieren, sich selbst für Ihr Vorhandensein zu verzeihen und sich zu erlauben, frei von dieser Angst zu sein. Bei mir hat dieser Prozess ganze 4Jahre beansprucht. Auch wenn dies kürzer hätte dauern können, traurere ich der Zeit nicht nach, denn ich habe aus den Erfahrungen tatsächlich profitiert und nur wegen dieser (Selbst-) Quälerei eine Perspektive auf meine Möglichkeiten und mein Können gewonnen, die ich benötigte, um nun meinen Weg zu gehen.

Ich hoffe, dass klingt verständlich, und wünsche euch allen alles erdenklich Gute auf eurem Weg.

Meldet euch gerne bei Fragen!

LG Fly

Anna Jolie
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PM ID: 9078
[PM Anna Jolie]

Posted at Mon Feb 20, 2012 17:27:43
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Glückwunsch Fly!

Seite: 1



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