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bunterhund
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PM ID: 1181
PM [bunterhund]

Last replied to on Mon Apr 28, 2008 14:12:23
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Hallo, ich nochmal!

Bald habe ich ein Erstgespräch bei einer Therapeutin und bin schon ziemlich aufgeregt. Einerseits freue ich mich irgendwie drauf, andererseits mache ich mir Sorgen...Es geht nicht nur ums Erstgespräch, sondern auch darum, ne Therapie zu machen.

Wie wars denn bei euch? Wie ging es euch beim ersten Gespräch? Welche einschneidende Situation hat euch hingebracht und was hattet ihr für Wünsche und Erwartungen? Was denkt ihr heute? Wart ihr überrascht über die Diagnose? Habt ihr vor dem ersten Schritt lange selbst analysiert und gegrübelt(so wie ich)? Wie war der Verlauf - habt ihr was "gemerkt"?
Worauf muss ich achten und was ist vielleicht noch wichtig zu wissen?
Würd mich freuen, wenn ihr Lust hättet, eure Geschichte ein bisschen zu erzählen.

Ich hab Angst, das Sie und ich nicht passen und sie mich "doof" findet (mehr so ein Vorstellungsgespräch-Gefühl).
Ich hab Angst, dass es nicht besser wird, weil ich ja schon ständig grübele und glaube, ich müsste so auf "die Lösung" kommen.
Ich hab Angst, dass ich überhaupt nicht alles erzählen kann, was mir auf dem Herzen liegt, die Therapie "zu lange" dauert, ohne dass man was "merkt" und dass zuviel Zeit meines Lebens für die Beschäftigung nur mit mir selber drauf geht (wieder mehr Aufschieben).
Ich hab Angst vor Gehirnwäsche im Gegensatz zu "echter" Klärung, ob es die "Wahrheit" ist und was diese überhaupt sein soll. Gibt es die?
Habe Angst, dass rauskommt, dass eigentlich mein Freund "Schuld" ist und sich nichts oder zuviel in meinem Leben tut...Oder ich nachher gar nix hab und n Psychohypochonder bin.

Grübel, Grübel:
bunterhund
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Der frühe Vogel kann mich mal!

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Thu Apr 24, 2008 13:55:29
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Mein lieber bunter Hund,
deine Ängste sind völlig normal. Ich denke, jeder ist mit einem mulmigen Gefühl zu seiner ersten Stunde gegangen.

Meine Geschichte:
Bin seit Herbst 2004 in Therapie, weil ich einen Punkt erreicht hatte, wo es ohne einfach nicht weitergegangen wäre. Meine Ehe stand vor dem Scheitern und wer weiß, was noch passiert wäre. Habe fast gleichzeitig mit Antidepressiva und Psychotherapie begonnen und zunächst sehr deutliche Verbesserungen durch die Medikamente gespürt. Meine Therapie empfinde ich als eine Mischung aus Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie und manchmal auch ein wenig Tiefenpsychologie. Das kommt einfach daher, dass die meisten Therapeuten nicht so sehr einer bestimmten Schule folgen, sondern intuitiv ihre ganze Erfahrung mit einbringen, was ich voll in Ordnung finde. Im Prinzip finde ich es daher auch wichtiger, dass die Chemie zwischen Therapeut und Klient stimmt, als welche Art von Therapie angeboten wird.

In meiner Therapie wurden meine Glaubenssätze hinterfragt und es wurden unbrauchbare Gedankengänge (solche die zu unerwünschten Ergebnissen führen) durch bessere, gesündere Gedanken ersetzt. Das hat nichts mit Gehirnwäsche zu tun, weil du frei entscheidest, welche Gedanken für dich gesund sind. So langsam verankern sich dann die neuen Gedanken durch stetige Wiederholung und irgendwann glaubst du daran und diese Gedanken gehören zu dir. Trägt dann auch zu mehr Selbstbewusstsein bei!

Ein Beispiel: Du gehst zu einem Verhaltenstherapeuen und sagst: Ich bin so unglücklich. Immer mache ich alles falsch in meinen Beziehungen! Dann wird der Therapeut dir versuchen aufzuzeigen, dass in dem Wörtchen "immer" eine ganz böse Verzerrung der Tatsachen drin steckt, indem er dich auffordert, dich an Situationen zu erinnern, wo du es mal richtig gemacht hast. Und dieses Muster der Selbstabwertung wird er vermutlich an anderen Stellen bei dir wiederfinden und durch steten Tropfen auszuhöhlen versuchen.

Für das Erstgespräch wäre es sicher ganz nützlich, wenn du dir im Vorfeld ein paar Dinge notierst. Was waren z.B. die entscheidenden Ereignisse in deinem Lebenslauf? Worin besteht dein gegenwärtiger Leidensdruck? Was möchtest du in der Therapie erreichen?

Aber auch: Welche Art von Therapie bietet dein Gegenüber an? Hat der Therapeut Erfahrungen mit deiner Erkrankung? Wie stellt sich der Therapeut in deinem Fall den Verlauf der Therapie vor?

Therapie is nix für Ungeduldige! Schnelle Erfolge sind eher selten. Kontinuierliches Arbeiten an sich selbser ist angesagt, denn der Therapeut hat auch keine vorgefertigten Lösungen, sondern kann dich nur bei der Arbeit an dir selber begleiten.

Bei mir war es so, dass die Krankheit eine klare Botschaft für mich hatte: Bis hierhin und nicht weiter! Ändere dein Leben oder du hast bald kein Leben mehr! Im Nachhinein gibt es Dinge, für die ich meinen Depris echt dankbar sein muss! Die Auseinandersetzung damit ist also mit Sicherheit keine verschwendete Zeit!

Wünsche dir viel Erfolg beim Erstgespräch!

Liebe Grüße
Leo
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

bunterhund
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PM ID: 1181
[PM bunterhund]

Posted at Sun Apr 27, 2008 14:18:58
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Hey Leo,

zu deinem letzten Absatz:
Ich sehe die jetzige Situation auch als Chance. Wer weiß, was noch alles hätte passieren müssen, um zu erkennen, dass in meinem Leben nicht alles so super ist und ich dazu einen gehörigen Teil beitrage.Die ganzen Erkenntnisse, die ich momentan habe, sorgen bei mir gerade auch eher für Depris, aber ich glaube, es ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um endlich was daran zu tun.

Hab mir ein paar Notizen gemacht und werde die noch ein bisschen ordnen, um gut vorbereitet zu sein und das Wichtigste dabei zu haben.

Ich stell mich jetzt mal einfach auf ca. zwei Jahre Therapie ein. Ohne gehts bei mir echt nicht mehr, denn ich bekomme schon bei Kleinigkeiten Angstzustände und Grübelanfälle!

Danke Danke Danke auch nochmal für deinen Einsatz als Seelenhelfer! Ich wünschte, ich könnte dir auch so weiterhelfen wie du mir. Hoffentlich hast du auch noch das Gefühl, dass wir hier auch für dich da sind und nicht nur, dass du hier unser persönlicher Kriesenberater bist.

Jedenfalls wünsch ich dir hier auch alles Gute für deine Zukunft und viel Erfolg beim Bekämpfen deiner Probleme!
Wie gehts dir überhaupt gerade? EFT zeigt seine Wirkung, was?

LG, bunterhund


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Der frühe Vogel kann mich mal!

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Mon Apr 28, 2008 12:49:49
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Keine Sorge, mein lieber bunterhund!
Ich bin bei weitem noch nicht so weit, wie ich gerne wäre und ich kann hier sicher immer noch vieles lernen. Und ich profitiere auch sehr von dem Gefühl der Solidarität in diesem Forum. Vielleicht habe ich ja auch ein kleines Helfersyndrom, jedenfalls bedeutet es mir viel, wenn ich jemandem wirklich helfen kann. Hab ja auch mal den Thread "Anerkennung war meine erste Droge" aufgemacht.

Mir geht es im Moment so durchwachsen.

Im Job gibt es sehr wenig Druck und deshalb komme ich hier trotz heftigem Aufschieben einigermaßen zurecht. Ist aber nicht sehr befriedigend auf Dauer. Bin wohl doch im falschen Job gelandet. Aber was soll ich daran mit 48 Jahren noch ändern? Leider weiß ich auch eine gewisse Sicherheit zu schätzen. Aufgeschoben habe ich bereits zu Schulzeiten und daher glaube ich nicht, dass sich das mit einem anderen Job ändern würde.

Probiere es im Augenblick mal mit mehr Bewusstheit. Schreibe dafür alle 30 Minuten auf, wie es mir so geht, ob ich mich wach und konzentriert fühle oder eher müde und abgelenkt. Dazu natürlich, was ich in dieser halben Stunde gemacht habe. Mein Ziel ist es dabei, nicht so automatisch wieder ins Surfen abzugleiten, weil ich dabei oft in eine regelrechte Internettrance versunken bin, die mich erst recht für andere Tätigkeiten blockiert hat.

EFT ist nach wie vor eine große Hilfe. Aber jetzt geht es an sehr komplexe und schwerwiegende Baustellen ran, wie Depression, Procrastination und Sucht. Es ist schon sehr schwierig, überhaupt festzustellen, welche einzelnen Aspekte an diesen Problemen beteiligt sind. Da ist einfach hartnäckige und kontinuierliche Arbeit angesagt (ist ja ohnehin die Stärke von uns Procrasten). Und nach Tagen ohne EFT stelle ich dann fest: Man kann auch EFT aufschieben.

Liebe Grüße
Leo
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

bunterhund
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PM ID: 1181
[PM bunterhund]

Posted at Mon Apr 28, 2008 14:12:23
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Hey Leo,

wann immer ich von dir etwas über dich lese, kommt dein Job und deine Unzufriedenheit zur Erwähnung.
Den perfekten Job gibst ja leider nicht, aber gibts für dich nicht was schöneres, bei dem du dein Helfersyndrom ein bisschen ausleben kannst und die dir gebührende Anerkennung dafür bekommst?
Ich muss immer an Freiwilligenarbeit oder Arbeit im Beratungszentrum denken, dafür muss man ja nicht Psychologie studiert haben. Leider bekommt man dort auch nicht die super Bezahlung...

Meine Mutter hat vor ein paar Jahren in deinem Alter auch nochmal gewechselt - vom Büro zur Kinderfrau. Das Büro hat sie kaputt gemacht und sie konnte sich lange nicht trennen, weils so gut bezahlt war. Sie bekommt heue vielleicht ein Zehntel der Kohle, es geht ihr aber dafür zehnmal besser!

Ist es dein Alter und das Geld, dass dich davon abhält, dich nochmal umzusehen? Oder vielleicht, dass Arbeit evtl. schwer zu finden ist? War ein Wechsel schonmal Thema bei deiner therapeutischen Beratung?

Ich will dir echt nichts einreden und dich mit meinen Träumereien nicht noch unglücklicher machen. Wenn du für dich gewählt hast, dass du das mit deinem Job so weiter durchstehen musst, dann sollte ich das auch respektieren.

Ich sags trotzdem nochmal: Es sträubt sich mir das Fell dabei!

LG, bunterhund


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Der frühe Vogel kann mich mal!

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