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Forum Startseite>>Procrastination>>Procrastination, Messietum und Perfektionismus

Neues Thema - Antworten

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amy
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PM ID: 19
PM [amy]

Last replied to on Wed Aug 16, 2006 21:22:44
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Die Themen sind ja schon mehrmals im Forum angesprochen worden, und den meisten von uns ist wohl auch klar, dass ein Zusammenhang zwischen ihnen besteht. Seit kurzem aber hat sich bei mir das Thema, das vollkommen ins Unterbewusstsein gerutscht war, ins Oberbewusstsein gedrängt (das verdanke ich Euch), und heute fiel mir folgendes auf:

Ich hatte Grosseinkäufe gemacht (vieles davon war im Sonderangebot, und ich hab mich entsprechend eingedeckt, und nein, ich hab nichts Unnüztes gekauft, alles Sachen, die ich fortwährend brauche). Als ich nach Hause kam, hätte ich mich am liebsten in einen Sessel gesetzt, die Füsse hochgelegt und die Nachrichten angeschaut, die bereits seit gut fünf Minuten liefen. Aber nein, zuerst wurden 12 Flaschen Gemüsesaft verstaut, dann Wasch- und Putzmittel in den Keller gebracht, dann diverse Artikel aus der Drogerie in Bad gebracht, dann die angetauten Icepacks, die ich in der Kühltasche mit zum Supermarkt genommen hatte, wieder an ihren Platz im Gefrierschrank gebracht. Und da ging mir ein Licht auf. Aha, der springende Punkt ist, dass all diese Sachen ihren festen Platz hatten und nicht irgendeinen sondern DEN idealen Platz, und deshalb mussten sie auch sofort dorthin.

Ja, aber wie ist das mit den vielen vielen Dingen, die irgendwo rumliegen, tagelang, manchmal wochen- und monatelang, die mir zwar ein schlechtes Gewissen geben (besonders wenn eine Nachbarin an der Türe klingelt) die aber keineswegs einen stark genug inneren Zwang in mir auslösen, sie wegzuräumen. Warum, weil sie keinen festen Platz haben. Mir ist zwar klar, dass ich manchmal viel Zeit damit verbringe, einen festen Platz für sie zu suchen, aber ich suche halt immer DEN idealen Platz nach dem Motto: ganz oder gar nicht.

Ist das nicht irre ?

Amy

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Messie
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PM ID: 18
[PM Messie]

Posted at Fri Aug 11, 2006 10:04:45
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Hallo Amy,

eben, als ich Deinen Beitrag gelesen habe, ist mir ein Licht aufgegangen. es hat wirklich ganz laut KLICK bei mir gemacht.

Genau das ist eines meiner Hauptprobleme: "Ach das leg' ich erst mal dahin, bis ich einen PLatz dafür gefunden habe!" Oder: " Das leg' ich jetzt erst mal dahin, wegräumen tu ich später, wenn ich eh in die Küche /den Keller/das Arbeitszimmer.... gehe!" Und das war's dann. Nach ganz kurzer Zeit sind all die Dinge, die man noch wegräumen wollte, vergessen. Und so stapeln sich die verschiedensten Dinge an den unmöglichsten Orten und warten darauf das ein Wunder geschieht. Oder ich mich dann irgenwann mal aufraffen kann/muss, und die Sachen dann erledige.

Wahnsinn!!!

Wie kriegt ihr das geregelt?

Alles Liebe
Messie
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Billa
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PM ID: 20
[PM Billa]

Posted at Sun Aug 13, 2006 21:26:36
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Mir geht es genauso wie Dir, Messie. Ich sehe Dein Aufräumen nach dem Einkaufen aber nicht so negativ wie Du selbst, Amy. Ich finde es sehr verständlich, dass Du die Sachen, für die Du einen idealen, ich würde lieber sagen, passenden Platz hast, dorthin auch gerne räumst. Das ist so etwas wie eine Routine und ich bin der Überzeugung, dass wir genau so etwas immer wieder brauchen, damit wir nicht ständig neue Entscheidungen treffen müssen. Das passt zu dem Thema Wille und Energie, zu dem ich noch etwas schreiben möchte, aber nicht heute abend.

Billa
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PM ID: 20
[PM Billa]

Posted at Tue Aug 15, 2006 19:27:14
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Ich habe in einem Artikel über "das Unbewusste" von Manfred Spitzer in "Nervenheilkunde" ein paar interessante Studienergebnisse und Gedanken gelesen, u.a. zum Thema Wille, die ich angekündigt hatte. Es fällt mir etwas schwer, diese kurz zusammenzufassen, deshalb hat es gedauert. Außerdem sind mehrere Aspekte drin. Also, die These ist, dass unser bewusster Wille schwächer ist, als wir das bisher angenommen haben, und dass dieser bewusste Wille, die bewusste Entscheidung ihre energetischen Grenzen hat. Spitzer schreibt, dass der Wille eine begrenzte Ressource sei, die sogar ermüden und gewissermaßen aufgebraucht werden kann und dann eine (bislang kaum bekannte) Zeit brauche, um sich zu erholen. Studienergebnisse zeigen, dass das Aufbringen von willentlicher Selbstkontrolle das Durchhaltevermögen in einer nachfolgenden Aufgabe schwäche. Unabhängig vom Thema, zu dem wir uns willentlich entscheiden, und unabhängig von der Aufgabenstellung, die danach erfolgt, tritt diese Schwächung auf. - Das Bewusstsein könne nur einen sehr geringen Prozentsatz der eingehenden Informationen behandeln. Der Rest werde ohne Bewusstsein behandelt. Das zitiert Spitzer selbst. Das Unbewusste lerne sehr langsam, es scheint nicht woanders lokalisiert zu sein als das Bewusste, sondern eher als anderer Modus der Verarbeitung zu charakterisieren. Das Unbewusste reagiere automatisch, und lieber einmal zu viel mit Angst als einmal zu wenig.
Wir sollten uns mit dem Unbewussten beschäftigen, im Allgemeinen, und mit jeweils unserem eigenen. Je besser wir unser Unbewusstes kennten, desto eher könnten wir ihm vertrauen (indirekte Rede ist nicht meine Stärke). - Also, jetzt nur diese Aspekte aus dem Artikel. - Deshalb habe ich die Bemerkung zur Routine gemacht; ich habe schon selbst die Erfahrung gemacht, dass die kleinen Routinen mir das Leben sehr viel einfacher gemacht haben: nicht ständig eine bewusste Entscheidung treffen zu müssen bei den kleinsten Tätigkeiten. Aber ich schaffe natürlich nur eine neue Routine oder zwei auf einmal, mir neu anzugewöhnen. Außerdem versuche ich jetzt vermehrt, in mich selbst hineinzuhören, um den richtigen Zeitpunkt für auch ungeliebte Tätigkeiten zu finden, so dass die Willensanstrengung nicht gar so groß ist. Es ist auch ein bisschen wie Aufgabe A und B, die Ihr diskutiert habt. Ich versuche, der unangenehmeren Aufgabe eine andere Tönung zu geben. Das geht vielleicht auch in Richtung der positiveren Einstellung, die unsere TherapeutInnen mit uns erarbeiten wollen, oder die anscheinend auch in dem in "Selbstmotivation" genannten Buch vorkommt. Wie geht es Euch im Moment? Billa

Messie
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PM ID: 18
[PM Messie]

Posted at Wed Aug 16, 2006 11:12:34
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Hallo Billa,

auf das Unbewusste ist meine Therapeutin auch schon eingegangen. Sie hat mir das so erklärt: Das Unbewusste wie auch das Unterbewusste „lernt“ primär durch unsere Emotionen und erst dann durch unsere Erfahrungen. Hier werden auch Ängste gesteuert.
Diese Steuerung stammt zum Teil noch aus einer Zeit unserer Vorfahren, in denen Gespür und Vorahnungen lebenswichtig waren (sind sie heute noch, aber anders).

Im Unbewussten/Unterbewussten werden unsere intuitiven Aktionen und Reaktionen gesteuert (Flucht, Angriff, etc.). Wenn wir nun mit einer Aufgabe/Tätigkeit, einem Ort, einer Person, was auch immer, negative Emotionen gekoppelt haben, wird uns unser Un(ter)bewusstes immer dazu bringen dieser Situation auszuweichen bzw. ausweichen zu wollen. Daher ist ein schrittweises annähern (Desensibilisieren) notwendig, um die negative Emotion zu entkoppeln, Wir müssen also lernen, dass wir vor dieser Situation keine Angst zu haben brauchen.

Deshalb darf ich zum Beispiel pro Tag nur eine festgelegte Zeit arbeiten, und die einzelnen Aufgaben haben wiederum ganz feste Zeiten. So lerne ich, dass ich diese Teilaufgaben meistern kann. Im Laufe der Zeit werden dann die Zeiten verlängert. Dazu kommt die Routine, die Du erwähnst. Jeden Tag ganz bestimmte Dinge zur möglichst gleichen Zeit erledigen, bis sie sich in dein automatisches Handeln eingeschlichen haben. Und so können wir unser Un(ter)bewusstes lernen lassen und uns von Ängsten, negativen Emotionen lösen.

Ich weiß jetzt also, wie es funktioniert und was ich machen muss. Jetzt muss ich es nur noch machen. Das ist so wie mit dem Abnehmen: Ich weiß, was gesund und was ungesund ist und ich weiß über die Nährstoffzufuhr, die Verwertung der Nahrung etc. Bescheid. Aber das Wissen in die Tat, in Handeln umzusetzen, DAS ist das Problem.

Wie geht Euch das?

Liebe Grüße
Messie
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Billa
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PM ID: 20
[PM Billa]

Posted at Wed Aug 16, 2006 21:22:44
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Messie, diese Beschreibung finde ich einfach toll! Warmherzig, verständnisvoll, nachvollziehbar. Du und Deine Therapeutin, Ihr scheint ein gutes Team zu sein, eine gute Atmosphäre zu haben, das spürt man m.E. in Deiner Beschreibung durch. Es ermutigt mich und macht mir Freude, mich weiterhin hier im Forum mitzuteilen. Grüße, Billa

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