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Prokrastination Home | ||
| TaniTe Rank:member Group: members Beiträge: 31 IP Logged PM ID: 47 PM [TaniTe] | Last replied to on Mon Dec 18, 2006 18:34:46 Edit Post|Quote Hallo! Fand am Sonntag, den 5.11., in der Zeitung Sonntag Aktuell (muß man nicht kennen, so ein Käseblatt, mit dem sie einem sonntags die Zeitung ersetzen) einen Artikel, fast ganzseitig, auf Seite 3, über Prokrastination. Der Artikel ist gut geschrieben, und läßt sich so zusammenfassen, dass Prokrastination keineswegs krankhaft ist, sondern eine Art, besonders im Hier und Heute zu leben, und seinen Lebensgenuß zu intensivieren, und dass Prokrastinierer eben sehr wohl das, was sie tun, noch erledigen, nur dass sie eben den Toleranzbereich mehr ausreizen. Ein Professor Steel aus Calgary hat das Prokrastinieren sogar als den menschlichen Normalzustand bezeichnet, der nur in heutiger Zeit in Verruf geraten sei. Hm, da hatte ich gemischte Gefühle. Zum einen tut es ja schon ganz gut, die Sache mal zwischendurch zu entdramatisieren, und mal was über das Gute am Prokrastinieren zu hören (der Artikel zitiert dazu ausführlich einen Wolfgang Wopperer). Aber ich war auch unzufrieden, denn ich erledige eben nicht die Dinge in letzter Minute und bin lediglich dem bösen Zwang ein wenig auf der Nase herumgetanzt, sondern ich tue viele Dinge eben gar nicht. Ich rette mich eben nicht in letzter Minute. Redet der Artikel über eine andere Art Prokrastination als wir? Oder sind wir nur ein Ende eines Spektrums, das alle Spielarten umfaßt? Was meint ihr? | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Fri Nov 10, 2006 00:14:31 Edit post|Quote Einerseits glaube ich, dass viele gar nicht wissen, was Procratination ist (ich habe es auch erst in diesem Forum erfahren) und tun es immer noch ab mit "Verschieberitis" oder "die sind einfach faul" oder "die kommen nicht in die Poette" und Aehnliches. Es gibt hier in den USA ein Buchtitel zum Thema Procrastination, der da lautet: "Procrastination - Change the bad habit!" (Procrastination - aendere die schlechte Angewohnheit!) Ich denke, dass sagst beinahe alles aus. Viele Gruesse, Dieter | |
| TaniTe Rank:member Group: members Posts: 31 IP Logged PM ID: 47 [PM TaniTe] | Posted at Fri Nov 10, 2006 02:09:24 Edit post|Quote OK, abfällige Bemerkungen wie Aufschieberitis sind nicht in Ordnung. Aber was ist mit denen, die durchaus das Aufschieben ernst nehmen, aber es nicht als Problem sehen? Sind die "auf unserer Seite", nur eben in nicht ausgeprägter Form, oder machen die ein ganz anderes Ding? Ich frage mich, ob es nicht vielleicht doch zwei verschiedene Dinge sind, ob man lediglich was Unangenehmes ein bißchen nach hinten schiebt oder eigentlich mit allem nicht mehr anfängt. Oder ob das fließende Übergänge derselben Sache sind. | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Fri Nov 10, 2006 07:45:04 Edit post|Quote Also meine Pr. steigert definitiv nicht meinen Lebensgenuss, sondern eher meinen Leidensdruck! Gruß Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Sat Nov 11, 2006 03:34:32 Edit post|Quote Ich denke, dass das tatsaechliche "Verschieben" von irgendetwas voellig in Ordnung ist und als normal angesehen werden kann. Wenn dieses Verschieben allerdings krankhafte Zuege annimmt, die Lebensqualitaet negativ beeinflusst und vielleicht sogar die Existenz gefaehrdet (Verlust des Arbeitsplatzes wege "Aufschieberitis", usw.) dann glaube ich, spricht man nicht mehr von verschieben als solches, sondern von Procrastination. Viele Gruesse, Dieter | |
| hyelke Rank:member Group: members Posts: 4 IP Logged PM ID: 56 [PM hyelke] | Posted at Sat Nov 18, 2006 12:53:49 Edit post|Quote Ich glaube die Übergänge von "normal" zu "krankhaft" sind genau so schleichend wie bei Ängsten/Phobien - es gibt dafür keine scharfe Grenze. Wenn einer seine Rechnung nicht zahlt und dann noch Mahngebühren hat, hat er sich auch geschadet. Aber was ist so etwas im Vergleich mit Arbeitsplatzverlust oder Zahlung von Zwangsgeldern bei Ämtern? Entscheidend ist doch, wie der Betroffene selbst es empfindet und wer nicht mehr in der Lage ist, die eigene Existenzgefährdung von sich selbst abzuwenden, empfindet das sicher nicht als "Lebensgenuß". Dabei lebt man eben nicht "hier und heute", sondern erstarrt wie das gebannte Kaninchen vor der Zukunft, oder flüchtet in irgendeine Beschäftigung, um zu vergessen. So seh ich's halt Gruß elke ----------------------------- "Keep on Swinging" | |
| ich Rank:member Group: members Posts: 2 IP Logged PM ID: 57 [PM ich] | Posted at Sat Nov 25, 2006 03:06:27 Edit post|Quote Hallo, bin gerade am Stöbern wie so oft - dieses Phänomen Pr. ist auch mir persönlich geläufig, doch lese heute erstmals davon. Als ich ins Gymnasium kam, lief bald nichts mehr. Ich hatte dann zunehmend echt keinen Bock mehr und machte also, was ich wollte. Nächte durch lesen, wochenweise Schule schwänzen, in "Krankheiten" flüchten... mehr "Geschichte" ggf. später... bis ich ohne Schulabschluß "kündigte" und 17-jährig eine Ausbildung begann. 1/4 Jahr vor der Prüfung verließ ich das Vaterhaus, kaufte einen Welpen und zog aufs Land - ohne Abschluß. Ich sage Euch, die Ihr noch jung seid: Es geht, man kommt durch die Sache durch und findet sein persönliches Maß, wenn man wie Ihr bewußt daran arbeitet und alles mit etwas Humor und positiver Grundeinstellung sieht. Das Wichtigste ist JETZT, hier & jetzt. Die Termine später sind nicht real, was gilt ist dieser Moment. Und den sollte man genießen, ausschöpfen, so wie er ist, ohne an gestern oder morgen zu denken. Wenn man etwas Mitgefühl für die anderen bereits entwickelt hat, ist es leichter und man hält den Schaden für andere gering, läßt sie nicht so lange warten, zahlt die Rechnungen pünktlich, sendet Papierkram fristgerecht ab, so gut es paßt und fällt nicht allzu peinlich auf. Man muß die Gunst der Stunde nutzen und freudvollen Impulsen sofort nachgehen, "es zu tun", wenn man dran denkt. Das Pr. macht etwas vergeßlich ;-) daher mache ich mir immer Notizen. Ich sage Euch, wenn Ihr es genießt, macht es Euch stark. Heute habe ich vieles, was ich mir wünschte und halte den Kahn (ächtzend und knarrend - aber lachend) über Wasser. Ich arbeite wie ein Pferd, bin kreativ, vielseitig begabt und schaffe das, von dem andere nur träumen. Auch wenn ich nicht "normal" funktioniere, hat sich mein System bewährt. Ca. 30% mache ich freudvoll, spontan, lustvoll geplant und mit viel Hingabe. Bei 20 % erhasche ich einen günstigen Moment, in 20% rutsche ich rein, weil ich irrsinnigerweise Termine selbst vereinbart habe (KFZ usw.), bei 10% muß ich mich durchquälen und 20 % mache ich gar nicht erst, da sie sich eh bald selbst wieder auflösen. So wie jeder anders aussieht, hat auch jeder eigene Qualitäten. Darauf sollte man schauen und sich darin üben und mögliche Schwächen nicht überbewerten, sondern kennenlernen und ausgleichen. Ich legte mir Tiere zu, um an die Luft zu müssen und aktiv zu werden, den TV räumte ich weg, gewöhnte mir an, früh aufzustehen, auch wenn ich noch müde war, ging viel unter Leute (Beruf, Verein, Gruppen, Freunde, Familie) und bin jederzeit für jeden ansprechbar. Ich nehme es, wie es kommt. Gelassenheit ist denke ich wichtig. Auch in Krisen und Phasen der Orientierungslosigkeit. Auf Regen folgt Sonne. Einzelne Wolken ziehen vorbei. Ich lasse mich nicht nötigen und kann mich gut abgrenzen. Aber andere sind mir inzwischen wichtiger als ich mir selbst, denn wenn ich nur mit mir zusammen wäre, wäre es nicht so unterhaltsam und vielseitig. Es ist immer ein Geben und Nehmen - wir profitieren alle voneinander. Ich bin auch eher wg. jemanden anderes hier gelandet, der mir Sorgen macht und wenigstens so in der Krise sitzt, wie ich es beim Surfen von einigen gelesen habe. Habe einige Artikel kopiert und will es ihm zu lesen geben, auch dieses Forum, damit er sieht, wie andere damit zurecht kommen. Haltet die Ohren steif und vergeßt den Spaß nicht ;-) | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Thu Nov 30, 2006 02:14:13 Edit post|Quote
Hallo "ich", schoen, dass du mit dem Problem der Procrastination so gut zurechtkommst. Ich lese es gerne, dass jemand wie du damit offenbar locker und positiv umgehen kann und wohl auch nicht diese furchtbaren Depressionen hat, die eintreten, wenn man mal wieder erfolglos war und man sich selbst hasst. Ich wuensche dir auch weiterhin viel Glueck. Viele Gruesse, Dieter | |
| ich Rank:member Group: members Posts: 2 IP Logged PM ID: 57 [PM ich] | Posted at Thu Dec 07, 2006 02:05:46 Edit post|Quote danke Dir! Glück kann ich gut brauchen. Denke, jeder muß einstecken lernen. Depris z.B. oder Verluste, Schicksale, Armut, Hunger, Hausbrand, KFZ-Totalschaden, Krankheit, Tod lieber Menschens - der eine dies, der andere das. Der Mensch ist einfach zu bequem, um aus der Fülle heraus zu lernen, zu verstehen und sich weiter zu entwickeln. Ich gebe Depris keine besondere Energie und Aufmerksamkeit mehr, freue mich eher über die Erkenntnis am Ende der Talsohle. Jede neue Einsicht feiere und integriere ich in mein Leben und handele dann automatisch danach, vertraue auf die Richtigkeit dessen, was ich verstanden (gefühlt, gesehen, geschmeckt oder durchblickt) habe. Ich zerfleische mich nicht mehr selbst, wenn ich einen Tag bummele oder schlafe, sondern denke: Das brauche ich heute wohl, das wird mir gut tun. So genieße ich es, evtl. rede ich mit Freunden darüber (Offenheit ist wichtig... was haben wir zu verbergen?), rekele mich im plüschigen Bett, liege in der Badewanne, mache bewußt einen Wellness- und Erholungstag. Ich erlaube es mir. Und wenn mir was Schlaues einfällt, was ich tun kann, tue ich es gleich oder schreibe es auf die Liste, die ich gern habe, weil sie mir hilft, mich an das Lebensnotwendige zu erinnern. Eines mache ich seit Jahrzehnten auf den allerletzten Drücker: Meine Steuererklärung! Habe noch nichts für 2005 sortiert und vermute, dass mich das nerven wird. Aus solchen für mich lästigen Dingen mache ich dann einen "Sport". Wie Luft anhalten unter Wasser. Irgendwann muß ich auftauchen, aber ich habe die Zeit gestoppt und hatte Spaß. So geht es mir auch mit alten Sachen ausräumen. Die lagern und lagern und lagern.... na und, dann tun sie es eben. Ich vertraue auf den richtigen Zeitpunkt, etwas zu ändern und bleibe wachsam und spontan. Nichts ist wichtiger als die Qualität des Augenblicks. Und so komme ich all diesen Dingen dann und wann mal nach, wenn es passt oder ich den Platz brauche und werde zunehmend strukturierter und wohnlicher. So entsteht langsam Platz und Ordnung, die ich halten kann, da es sich richtig anfühlte, als ich sie schuf. Ich handele aus einem Gefühl innerer Wahrheit, nicht nach Gesetzen oder Befehlen, sondern nach meinem Gewissen, meiner Intuition. Es ist zunächst ein steiniger Weg, den man sich selbst erkämpfen muss, darum kann man sich ruhig auch belohnen und in sich hinein horchen: Was will ich wirklich? Was macht mich froh? Wovon habe ich früher geträumt und kann es mir heute selbst ermöglichen? Was kann ich mir jetzt schon leisten und wofür fehlt mir noch der Mut?Indem man lernt, sich seine Wünsche zu erfüllen, schafft man sich seine eigene Welt und beginnt, sich zu unterscheiden. Man wird individuell, übernimmt Verantwortung. Dadurch entwickelt man viel neue positive Energie und neue Fähigkeiten. Denke, was Pr.-ler stört sind Halbheiten - darum sollten wir uns als besonders wahrnehmen und als Ganzes achten, mit all unseren Wünschen, Visionen, Fähigkeiten und Qualitäten und ihnen ausreichend genüge tun. Wenn wir froh sind, können wir auch mal in den sauren Apfel beißen, um dadurch neue Möglichkeiten für die eigene Verwirklichung zu ermöglichen. Wir sind so begabt und phantasievoll, es macht Spaß, über seine Grenzen zu gehen, um für sich Neuland zu erobern... Vermeiden ist nicht alles ![]() Das Leben ist bunt Liebe Grüße und auch Dir viel Glück !!! ![]() | |
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Sun Dec 17, 2006 11:41:58 Edit post|Quote Kann man einen Text aus dem Forum herauskopieren? Deinen Text, ICH, würde ich gerne ausdrucken, wenn es nicht geht, schreibe ich ihn ab. Was für ein Mutmacher! Ich lese Deinen Text nicht jeden Tag, aber ich denke oft daran und spüre, dass ich auf dem Weg bin, der mir gut tut. Ich lache öfter als früher, halte Gefühle besser aus, z.B. Angst vor dem Ergebnis einer med. Untersuchung meines Mannes, erlaube mir zu weinen, wenn es mir danach ist, fühle mich lebendiger. Billa | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Mon Dec 18, 2006 18:34:46 Edit post|Quote @billa, klar kann man einen Text kopieren. Du musst die Textstelle markieren, dann drückst du die rechte Maustaste und nimmst den Befehl kopieren. Anschließend gehtst du in dein Texverarbeitungsprogramm und fügst den Text dort ein. Gruß Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
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