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| leonardo Rank:member Group: members Beiträge: 509 IP Logged PM ID: 11 PM [leonardo] | Last replied to on Fri Nov 17, 2006 16:02:43 Edit Post|Quote Ich überlege gerade, ob ich wohl so einen Glaubenssatz in mir drin habe. Der Hintergrund: Als Kind, so mit 4-7 Jahren war ich ein kleines Genie, d.h. ich konnte sehr viele Dinge wie Lesen, schreiben, rechnen, die andere Kinder meinem Alter nicht konnten. In den ersten Schuljahren schrieb ich dann tw. die Klassenarbeiten der nächsthöheren Klasse mit. Ich hab dafür nicht stundenlang zuhause büffeln müssen, die Dinge flogen mir ganz im Gegenteil einfach so zu. Später dann auf dem Gymnasium die brutale Bruchlandung. Ich musste erkennen, dass ich nicht gelernt hatte, zu lernen. Das "kleine Genie" hat damals sehr viel Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommen. Kann es sein, dass daher der obige Leidsatz kommt? Was denkt ihr dazu? Gruß Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| TaniTe Rank:member Group: members Posts: 31 IP Logged PM ID: 47 [PM TaniTe] | Posted at Tue Oct 31, 2006 23:48:23 Edit post|Quote Hallo! Das mit dem Zusammenhang von Leistung und Anstrengung ist auch etwas, womit ich mich schon ein paar Mal beschäftigt habe, und ich tendiere da zu einem entschiedenen Jein! ![]() Als mir neulich jemand hingeknalt hat, ich hätte es in der Schule zu leicht gehabt, deswegen täte ich mich jetzt im Studium schwer, weil ich glauben würde, das müsse immer so weiter gehen, war ich ehrlich gesagt sauer. Ich bin doch an der Uni, weil ich an meine Grenzen gehen WILL. Ja, natürlich bin ich ungeduldig, wenn ich vieles nicht hinkriege, und ich fühle mich durchaus ein wenig blöd und verwirrt, wenn ich eine Aufgabe, von der ich weiß, dass ich sie schon oft hingekriegt habe, plötzlich ums Verrecken nicht mehr an Angriff nehme, oder wenn ich etwas nicht kann und gleichzeitig nicht verstehe, warum ich es nicht kann. Es geht ja nicht darum, dass man etwas nicht kann, sondern schlimm ist es, wenn man das Gefühl hat, diese Dinge eigentlich können zu müssen. Sozusagen das Grundgefühl der procrastination. Und da hatte ich in der Schule durchaus etliche ähnliche Erlebnisse, nämlich dass ich es als Versagen von meiner Seite empfand, wenn etwas von mir verlangt wurde, das ich nicht tun konnte. Und als Kind habe ich Leute, die etwas perfekt konnten, grenzenlos bewundert, und hätte es halt gerne ebenfalls genauso gekonnt, und der Gedanke, dass die das jemals anders als perfekt gekonnt haben, war mir fremd. Aber den Zusammenhang zur procrastination sehe ich da nicht so deutlich. Immerhin ist doch außerhalb der Schule eigentlich alles, was ein Kind macht, etwas, das sich langsam steigert. Fahradfahren lernen, klettern, kochen, Türme bauen, egal, alle Kinder fangen klein an und wachsen in tolle Fähigkeiten rein. Wieso sollen ein paar Schulerfahrungen imstande sein, das auslöschen zu können, so sehr, dass man später im Leben selbst mit solchen Sachen Schwierigkeiten hat, die nicht von anderen bewertet oder in Grund und Boden zensiert werden? Wenn ich mir ein Glas Wasser holen will, gibt mir niemand Noten. Trotzdem brauche ich oft zwei Anläufe dazu, den verprokrastinierten, und den, wo ich mir sage: Also jetzt aber ernsthaft, ja? Funktioniert leider bei komplizierteren Dingen als Wasser nicht so gut :-) obwohl die Richtung wahrscheinlich stimmt. Den Zusammenhang zwischen Leistung und Mühelosigkeit sehe ich bei mir selbst inzwischen anders: Ich vermute, dass diese scheinbar vom Himmel gefallenen Superleistungen für mich tatsächlich schlichtweg meine Fähigkeiten, eine Handlung in Teilschritte zu zerlegen, übersteigen, dass ich sie also als ein Ganzes wahrnehme statt als eine Folge von verschiedenen Tätigkeiten. Und dann ist auch klar, dass es schwer ist, eine komplexe Tätigkeit aus dem Stand nachzumachen, und ebenso schwer, sich vorzustellen, an welchem Rädchen man denn drehen müßte, um etwas zu ändern, wenn es mal nicht so gut läuft. Ja, wenn man die Rädchen nicht sieht... Ich glaube, die Ursache dafür, dass dieser emotionale Druck so hoch ist, liegt darin, dass man in dem Moment, wo etwas schiefging, so fest davon überzeugt war, dass es nur als ein einziger großer Happen geschluckt werden konnte, und man vielleicht auch dachte, dass es unmöglich sein würde. Dass das Versagen also ein totales war, weil man weder die Tätigkeit, noch die Fehler daran in kleine Teile aufschlüsseln und analysieren konnte. Auf keinen Fall soll das die Wucht und Bedeutung kindlicher Erziehungserlebnisse schmälern, und auf keinen Fall sind die erwachsenen Bezugspersonen aus der Verantwortung zu nehmen, die meinen, mit einem Maximum an emotionalem Druck "Unarten austreiben" und Fleiß durch schlechtes Gewissen erzwingen zu müssen, und die kleine Fehler zur totalen Katastrophe hochjubeln. Selbst wenn man mal mutmaßen könnte, dass ihnen die Fähigkeit, Dinge als Teile zu sehen, ebenso fehlt, ist das überhaupt keine Entschuldigung, ein Kind runterzumachen. Aber wenn das Runtermachen von Kindern alleine der Grund für procrastination wäre, warum sind dann nicht früher alle Kinder zu Proctastinations-Vollprofis herangewachsen? Früher hat man die Kinder doch noch in viel größerem Unfang beschämt und ihre Fehler mit maximalem emotionalem Druck aufgebauscht. So, genug erstmal... Tanja | |
| amy Rank:member Group: supermoderators Posts: 143 IP Logged PM ID: 19 [PM amy] | Posted at Wed Nov 01, 2006 19:18:40 Edit post|Quote
Hallo Das ist eine interessante Frage, die ich mir auch gestellt habe. Für mich liegt die Antwort darin, dass es davon abhängig ist, ob ein Kind in der frühesten Entwicklungsphase Urvertrauen hat entwickeln können oder nicht. Und mit frühester Entwicklungsphase meine ich nicht nur als Baby sonder vom Augenblick der Empfängnis an. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass Kinder Asthma entwickeln können, wenn die Mutter während der Schwangerschaft grossem psychischen Stress ausgesetzt war. Amy ----------------------------- If you can't move the mountain, move a few stones. | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Sat Nov 04, 2006 13:40:30 Edit post|Quote @Tanja Ein sehr guter Beitrag, den ich mich in vollem Masse anschliessen kann. Zitat: "Aber wenn das Runtermachen von Kindern alleine der Grund für procrastination wäre, warum sind dann nicht früher alle Kinder zu Proctastinations-Vollprofis herangewachsen? Früher hat man die Kinder doch noch in viel größerem Unfang beschämt und ihre Fehler mit maximalem emotionalem Druck aufgebauscht." Ich denke, dass es die Procrastination schon "immer" gab und geben wird. Doch wie du weisst, wurde sie als Verschieberitis oder als "Nichts auf die Reihe" bekommen heraubgesetzt und erst in unserer Zeit als Procrastination benannt und auch als Problem erkannt. Somit gab es schon zu allen Zeiten dieses Problem und die Leidenden sind durchaus zu Procrastinations-Vollprofis geworden! Meiner Meinung nach war der groesste Procrastinationsprofi ein Genie Namens Leonardo DaVinci! Er war trotz seines Genies nicht in der Lage auch nur einen Auftrag zur vorgegebener Zeit fertigzustellen! Fuer das Bild der Mona Lisa, wie fuer fast alle seiner Werke, brauchte er Jahre bis zur Fertigstellung. Viele seiner Werke blieben voellig unvollendet und wiederum viele wurden bereits in der Planungsphase "verschoben" und nie fertig gestellt. Das war damals allseits bekannt, und unter anderem daher bekam Michelangelo den Auftrag die Sixtinische Kapelle zu "bemalen" und nicht Leonardo. Und trotzdem oder gerade deswegen gehoert dieser Mann zu meinen "Lieblingen". Fuer mich ist Leonardo DaVinci das groesste UNIVERSAL-Genie aller Zeiten! Und ausserdem ein Leidensgenosse, also einer von uns! Viele Gruesse, Dieter | |
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Sun Nov 05, 2006 17:29:46 Edit post|Quote Erst einmal nur eine Stellungnahme zu Leos erstem Beitrag: M.E. fehlt uns, mir auch, die Erfahrung, dass Anstrengung normal, notwendig, wichtig, lohnenswert und die Basis für die Erarbeitung eines Themas, einer Fähigkeit ist. Außerdem haben wir zum damaligen Zeitpunkt (Grundschule) seltener Mittelmäßiges geleistet als andere. Später ist es mir passiert, dass ich trotz Anstrengung auch mal mur Mittelmäßiges leistete und das war nicht genug als Lohn für die Anstrengung. Mir nicht genug, da die innere Messlatte ja schon so hoch lag, und meine Eltern gaben mir auch ganz klar die Rückmeldung, dass eine sehr gute Note selbstverständlich sei, eine mittelmäßige schon zu kritisieren. Das halte ich inzwischen für unrealistisch und genau an diesem Maßstab arbeite ich jetzt. D.h. ich bemühe mich, mittelmäßig als ausreichend oder befriedigend zu sehen und mich darüber zu freuen, dass dieses Mittelmäßige mir das Leben so viel leichter macht. Zum Thema Leistung und Mittelmäßigkeit kam auch ein Gedanke in der von mir unter Radiosendungen erwähnten Forumdiskussion (SWR 2) im Oktober vor. Ich werde mir den Podcast noch einmal anhören und darauf zurückkommen. Billa | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Mon Nov 06, 2006 08:48:13 Edit post|Quote Ich glaube, ich habe eingangs vergessen, etwas wichtiges zu beschreiben: Den Zusammenhang zwischen Mühelosigkeit und Prokrastination, wie Tanja es bezeichnet hat. Ich stelle mir das bei mir etwa folgendermaßen vor: Ich schiebe eine Aufgabe eine ganze Woche vor mir her und erledige sie dann am späten Freitag Nachmittag in einer knappen Stunde, wohl wissend, dass die meisten anderen dafür viel mehr Zeit gebraucht hätten. Da kann ich mich doch wieder als "kleines Genie" fühlen! Somit gäbe es für mich einen Gewinn aus diesem Verhalten! @Dieter Danke für den Exkurs über Leo. Er war tatsächlich das Vorbild für meinen Nick. Ich bewundere auch das Universalgenie, aber diese Seite von Leo war mir nicht bekannt. Aber mein Unterbewusstes wusste anscheinend mal wieder mehr. Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| Seltsam Rank:member Group: members Posts: 18 IP Logged PM ID: 53 [PM Seltsam] | Posted at Mon Nov 06, 2006 21:52:58 Edit post|Quote Hallo, bin neu hier und les schon seit längerem mit. Aber dieser Thread passt einfach zu gut. Bei mir sieht es im moment genauso aus, dass ich nicht die Willenskraft habe, mich dauerhaft anzustrengen...und das obwohl davon meine berufliche Zukunft abhängt...will heißen, die diplomarbeit soll in 4 Tagen fertig sein und ich seh es nichtmal jetzt ein, Tag und Nacht dran zu sitzen, es ist einfach "zu anstrengend" das strukturierte Arbeiten, ich springe umher schreibe was mir gerade einfällt, gerne auch das Gleiche mehrmals an verschiedenen Stellen und komme nicht voran. Mir fehlt der Druck von außen, .... nunja irgendwie kommt hier gerade auch kein strukturierter Beitrag zusammen. Auf alle Fälle gutes Forum....später vielleicht mehr von mir und so sitze ich hier, wüsste was zu tun ist, bilder einfügen, quellen nachschlagen, berechnungen vervollständigen....aber Anfangen ist nicht möglich, vielleicht fällt es ja morgen leichter....eigentlich war es schon immer so, aber jetzt da die Arbeit selbstständiger wird, wird es schlimmer. Wann wird es endlich besser werden, oder gestehe ich mir endlich ein, dass ich kein Typ für anspruchsvolle Arbeiten bin und suche mir eine erfüllende Tätigkeit mit klaren Anweisungen? Aber durchs Studium ging es ja auch irgendwie trotz Selbstzweifeln, Aufschieben, zu wenig Gelerntem....aber am Ende scheint die Rechnung zu kommen...die nächsten Tage werden eine Entscheidung bringen. die Gedanken drehen sich im Kreis. Seit Wochen. ----------------------------- .... und das Leben geht einfach weiter. | |
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Tue Nov 07, 2006 08:11:19 Edit post|Quote Mein Vorschlag: Seltsam, hole Dir sofort Hilfe. Ich habe meine letzte Arbeit unter ähnlichem Druck geschrieben, meine erste, mit 22 Jahren, war noch erträglich, meine zweite mit 24 Jahren habe ich fünf Minuten vor der Abgabefrist abgegeben, meine Schreiberin hat die Nacht durchgetippt. Meine letzte habe ich teilweise bei der Schreiberin im Büro geschrieben, jedes Kapitel mit einer Kollegin telefonisch sofort abgesprochen und dann an die Schreiberin weitergegeben, die mir auch die ersten sechs Exemplare für die Prüfer gebunden hat. Mein Mann hat sie am letztmöglichen Nachmittag mit dem Auto zu den Prüfern gebracht. Es war sehr anstrengend und aufregend. Ich war 42 Jahre alt. Ich möchte das nicht noch einmal machen, aber Du hast es fast geschafft. Also, suche Dir so eine Feuerwehr zusammen, wäre mein Rat. Billa | |
| Seltsam Rank:member Group: members Posts: 18 IP Logged PM ID: 53 [PM Seltsam] | Posted at Tue Nov 07, 2006 08:46:36 Edit post|Quote Danke für deine Tips Billa. Aber in meinem Fall ist die Hilfe von anderen schwer möglich. Im Moment geht es einfach nur darum, ob ich es schaffe aus meinen wenigen Resultaten zumindest eine Arbeit zu erstellen. Soweit, dass jemand Rechschreibung, etc. korrigieren müsste, bin ich noch garnicht. Hab heute nachmittag Treffen mit meinem Betreuer und hoffe der sagt mir mal was Sache ist. Es gibt nämlich, sei es nun leider oder glücklicherweise, die Möglichkeit die ganze Sache um 3 Monate zu verlängern, wobei ich nicht sehe, wo ich in diesen Monaten die Motivation hernehmen soll, die fehlenden Versuche nachzuholen. Im Moment ist also alles seltsam in der Schwebe, insbesondere weil es bisher scheinbar noch niemanden aufgefallen ist, und meine Beschwerden damit abgetan werden, dass die Betreuer ja sehr zufrieden mit meiner Arbeit sind. Aber ich mache leider etwas, was nicht deren eigentliches Themengebiet ist, sodass sie eigentlich garnicht überblicken können, was und was ich nicht getan habe. Ich hoffe wirklich, dass mir das Gespräch heute Klarheit und einen Motivationsschub bringt. Und nochmal vielen Dank für deine Unterstützung ----------------------------- .... und das Leben geht einfach weiter. | |
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Tue Nov 07, 2006 22:29:38 Edit post|Quote Seltsam, ich hatte heute morgen keine Zeit, mehr zu schreiben. Deshalb konntest Du mich missverstehen. Ich habe mich bei Hilfe nicht auf Rechtschreibfehler bezogen. Die Kollegin, mit der ich telefonisch die Kapitel besprochen habe, war vom Fach und es ging um den Inhalt. Was ich mit Hilfe also meine, ist, ein Student/ eine Studentin, die vom Fach ist, und sich dann mit Dir an Deine Arbeit setzt und sie zum Beispiel mit Dir bespricht. Hatte ich bei meinen anderen Arbeiten auch. Andererseits habe ich auch Nächte mit anderen zusammengesessen, die ihre Arbeit nicht gepackt haben und zu dritt oder viert haben wir es dann noch auf die Reihe gebracht. Und es ging sowohl bei mir als auch bei den anderen nie um die Frage der Kompetenz. Wir haben alle gute Prüfungen gemacht. Du schreibst, die anderen verstehen Dein Problem nicht. Entweder Du holst Dir zum Problem Motivationsmangel/Prokrastination professionelle Hilfe, nicht von einem Betreuer, der Dich in Deinem Fach betreut, sondern von einem/einer psychologisch Geschulten. Und/oder Du hast Freunde, Kollegen, Mitstudenten, denen Du ehrlich sagst, wo Du Hilfe brauchst, und durch die Termine mit denen, bei denen dann ein Stück Arbeit geleistet wird, kannst Du dann wenigstens den Abgabetermin in drei Monaten einhalten. Bei dem, was Du heute morgen als letztes geschrieben hast, habe ich den Eindruck, dass niemand Dich persönlich zu Hause bei Dir unterstützt, d.h. zu Dir kommt und mit Dir über Deine Arbeit spricht. Stimmt das, und wenn ja, warum ist das so? Billa | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Wed Nov 08, 2006 12:50:31 Edit post|Quote Hallo seltsam, willkommen in unserer Runde! Viellecht kannst du dich überlisten, indem du dich einfach selbst dazu verpflichtest, einfach nur für 5 Minuten an irgendeiner Ecke deiner Arbeit anzufangen. Bei mir hilft das, weil es mich weg von der Ergebnisorientierung bringt. Ich sehe immer das Ziel: Ein möglichst perfektes Ergebnis! Und dann sehe ich natürlich nur noch den riesigen Berg vor Augen, über den ich dafür gehen muss. Aber nur 5 Minuten, das kann doch jeder! Gruß Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| Seltsam Rank:member Group: members Posts: 18 IP Logged PM ID: 53 [PM Seltsam] | Posted at Wed Nov 08, 2006 19:45:15 Edit post|Quote Hallo Billa, das mit der Unterstützung würde ich so nicht sagen. Ich rede mit der Freundin, Eltern und Bekannten schon darüber was ich mache. Aber es hat sich einfach eingeschlichen, dass ich nur noch gesagt habe...scheiße schon wieder nichts gemacht. Was auch kein Problem war, weil ich ja am nächsten Tag voll durchstarten wollte. Wie immer in meiner bisherigen Laufbahn. Es gab für meine Umwelt also garkeine Chance mir da irgendwie zu helfen. Und auch jetzt kommt von meiner Seite immer die gleiche Leier, das ich meine Probleme sehe aber nicht dagegen ankomme, also bleibt dem Rest ja nichts übrig außer zu sagen, jetzt mach mal, du schaffst das schon, was auch immer. Und das mit Hilfe holen ist auch nicht so einfach. Da es wirklich an den einfachsten Dingen hapert, kurz hinsetzen etwas ausrechnen, kleine Tabelle aufstellen, Zitatstelle herausschreiben...also für sich gesehen einfache Sachen aber eingebunden in einen Kontext. Und ist Motviationsmangel das Gleiche wie ein Warten darauf, dass es einfacher geht? Ich lebe immer noch in dem Irrglauben, es fällt mir bald leichter. Hallo Leonardo, das mit dem riesenberg geht mir ähnlich. Aber die immer mal 5 Minuten arbeiten, haben bei mir jetzt eben dazu geführt, dass ich vieles doppelt habe, Sachen dort stehen wo sie nicht hingehören und insgesamt wenig Struktur zu erkennen ist. Aber ich sehe mich im Kreis drehen, ich erkläre analysiere mein Versagen, kenne die Auswege und doch ist es zu anstrengend, Sie zu gehen. Und ich habe ungefähr 10 verschiedene Listen wo lauter kleine Dinge stehen, die man machen könnte....getan sind sie bis heute nicht. ----------------------------- .... und das Leben geht einfach weiter. | |
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Wed Nov 08, 2006 20:16:39 Edit post|Quote Seltsam, ich habe den Eindruck, dass Du Deinen Leidensdruck verschweigst, vor wem auch immer. Bei mir scheitert es doch auch an kleinen Dingen, wie z.B. Papierkram abheften, kann doch jeder, mache ich aber nicht. Wenn ich aber wüsste, da kommt jemand und dann machen wir es zusammen, dann reiße ich mich mehr zusammen. Ich sehe auf der einen Seite das kurzfristige Problem, die Arbeit fertig zu kriegen und da wäre mir an Deiner Stelle jedes Mittel recht, auch wenn das langfristig nichts an Deinem Problem ändern würde, Beispiel: Du verdienst irgendwo ein bisschen Geld, falls Du keines hast, und investierst das in einen studentischen Assistenten, mit dessen Hilfe Du dann Struktur hineinbekommen würdest, weil er kommt und Du dann nicht nein sagen könntest. Während meiner letzten Ausbildung hatten wir eine Haushaltshilfe. Die hat mir einerseits geholfen, andererseits war ich dadurch gezwungen, aufzuräumen, weil sie sonst im Haushalt nicht genügend Möglichkeiten zum Helfen gehabt hätte. Jetzt sollte ich alles allein machen, . . . . Muss ich noch ausführlicher werden? Klar, dass es jetzt nicht mehr gut klappt, weil ich auch im Haushalt aufschiebe. Ich bin an dem Punkt, dass ich sage, jetzt geht es nicht mehr um die nächste Prüfung, jetzt geht es um mein zukünftiges Leben, und deshalb gehe ich tiefer und versuche herauszufinden, was mich hindert. Und da bin ich in den letzten Wochen schon ein ganz großes Stück weitergekommen, und fühle mich zum Beispiel von anderen nicht mehr so abhängig, kann mich besser abgrenzen und spüre schneller, wann ich mich noch beschwichtigend mit dem Aggressor identifiziere. Diese Beispiele mögen mit Dir gar nichts zu tun haben, d.h. Du siehst da gar keine Parallelen mit Dir selbst, aber allgemein gesprochen sind da eben doch welche, weil ich den Eindruck habe, dass Du noch zu sehr im eigenen Saft schmorst. Ich glaube, wir brauchen Menschen, die uns unterstützen, und wenn wir sie dafür bezahlen, zumindest in solchen Krisensituationen wie Prüfungen. Und ich glaube, wir brauchen Menschen, die uns verstehen, das können Leute sein, die die gleichen Probleme haben oder Psychotherapeuten. Und ich glaube, dass unsere Partner und Verwandten damit komplett überfordert sind und wir so lange suchen müssen, bis wir merken, dass wir die richtigen Leute für uns gefunden haben. Billa | |
| TaniTe Rank:member Group: members Posts: 31 IP Logged PM ID: 47 [PM TaniTe] | Posted at Fri Nov 10, 2006 00:37:03 Edit post|Quote Hallo Seltsam, fühle mit dir, weil ich in einer ähnlichen Situationen stehe. Muss Billa absolut beipflichten: Mach das nicht alleine. Du bist immerhin in der "glücklichen" Situation, dass du in einer Sondersituation bist, wo jeder versteht, dass deine Kräfte bis zum äußersten dafür draufgehen. Beim Studienabschluß ist das nun mal so. Wenn du dir jetzt Hilfe besorgst, wird das jeder verstehen. Ja, die engsten Bekannten und Angehörigen können da eine Hilfe sein, aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Ich kenne das Problem, sein näheres Umfeld um Hilfe zu bitten nur zu gut, zum einen ist es schwer, sich zu überwinden, zum anderen ist es doppelt schwer, wenn einen dann gerade solche Leute im Stich lassen. Meine Erfahrungen sind da sehr durchwachsen. Also such dir lieber gleich einen Profi. Wenn es an eurer Uni spezielle Beratungsstellen für die Studienabschlussarbeit gibt, geh hin (leider gibts das nicht überall). Geh auch in die psychotherapeutische Beratungsstelle, auch wenn du da nicht über Nacht tolle Ergebnisse erhalten wirst, aber das ist etwas, was deine Uni oder wahrscheinlich eher dein Studentenwerk für dich tun kann. Wenn du das Geld hast, bezahle jemanden. Fürs Sockenwaschen ebenso wie für das Strukturieren deiner Arbeit. Oder durchforste deinen Bekanntenkreis nach Leuten, die dir nicht so nahestehen, dass dich eine Absage von ihnen nervt, und stell dir daraus eine Feuerwehr zusammen. Sage ganz klar, was du willst und brauchst und wann. Was nichts bringt: Jemand, der gerade das gleiche Problem hat. Das kann ich aus Erfahrung sagen. Man kann sich da nicht gegenseitig helfen. Man kann sich nur gut mal auskotzen, das ist immerhin was. Was auch nichts bringt: Darauf hoffen, sein Verhalten in der kurzen Zeit grundlegend umzukrempeln und es alleine hinzukriegen. Immerhin, du bist hier, du siehst dem Problem ins Auge, du hast noch drei Monate Zeit. Das sind doch Lichtblicke. Gruß, Tanja | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Fri Nov 10, 2006 01:01:02 Edit post|Quote Hallo Seltsam, nun viele haben dir schon das eine oder andere geraten. Vieles kann ich nachvollziehen, anderers hoert sich gut an, bringt aber auch nichts. Ich denke, dass die Procrastination bei allen aehnlich aber doch bei jedem individuell verlaeuft. Bei dem einen tauchen auch Depressionen auf, beim anderen nicht und so weiter. Zwei Dinge sollten dir bewusst werden, 1. du wirst die Procrastination niemals los! Je eher du dass verinnerlichen kannst, desto besser fuer deine Zukunft. Dann noch 2. wenn du wirklich gegen dein "Zustand" etwas aendern oder verbessern willst, solltest du dich nach einem Psychologen umschauen. Dieser sollte aber mit Procrastination schon mal etwas zu tun gehabt haben und wissen, wie er therapieren muss. Solchen Psychologen zu finden, ist nicht leicht. Alles weitere Positive wie Negative, wird dein staendiger Begleiter sein und du musst versuchen so gut es geht gegen die Procrastination anzukaempfen. Viele Gruesse, Dieter | |
| Seltsam Rank:member Group: members Posts: 18 IP Logged PM ID: 53 [PM Seltsam] | Posted at Fri Nov 17, 2006 16:02:43 Edit post|Quote Vielen Dank für eurere Tipps, ich quäle mich durch die Tage und habe jetzt einen einmonatigen Aufschub erreicht. Der auch schon wieder verstreicht. Die guten Vorsätze lösen sich jeden Tag aufs neue in Luft auf. War jetzt zumindest schonmal so weit bei der psychologischen Beratung anzurufen, freitag nachmittag ist da natürlich keiner mehr da. Im Netz fand ich nun, so scheint es mir, die Wurzel allen übels (längerer Text): www.femmessies.de " Aufschieben Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein solches Verhalten wurzelt fast immer in vagen Erwartungen nach Art der Heinzelmännchen - Vorstellungen und beruht auf der Tatsache, dass solche Menschen sich nicht fähig fühlen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Die magischen Vorstellungen und Erwartungen, dass Heinzelmännchen oder ähnliche freundliche Geister so gutmütig wie emsig und wie mit Zauberhand einem unangenehme Aufgaben abnehmen und leidige Pflichten stellvertretend erfüllen, entstand nicht von ungefähr. Wie soll man sich das Milieu vorstellen, in dem solche Menschen aufgewachsen sind? Eigenwilligkeit und eigene Initiative galten nicht viel in ihrer Kleinstkinderzeit. Anpassung und Gehorsam waren dagegen höchste Tugenden. Ein Nein gegenüber elterlichen Gebote war nicht vorgesehen; so kam es auch nicht zu einer ausgeprägten Trotzphase, wie ein gesundes Kind sie im zweiten und dritten Lebensjahr durchläuft. Unter solchen Einflüssen tun diese Kinder dann zwar alles, was die Eltern von ihnen fordern. Aber ihr Tun und Handeln bleibt an diese Voraussetzung gebunden. Sie sind nur dann aktiv, wenn es von ihnen verlangt wird, sie setzen sich dann unter Druck in Bewegung doch das zumeist (verständlicherweise) widerwillig. In diesem Widerwillen steckt jener Trotz, jene Auflehnung gegen den Fremdwillen, gegen Fremdbestimmung und auch einen Keim des Eigenwillens, den sie niemals unbefangen und ohne Schuldgefühle erleben dürfen. Wer in entsprechenden Situationen nicht unbefangen eine Wider-Willen äußern kann, tut das Geforderte sehr oft nur wider-willig." Das trifft meinen bisherigen Lebensweg ziemlich genau, ein ständiges Ausweichen, den Weg des geringsten Widerstandes gehen, sich von äußeren Einflüssen leiten lassen. Und so warte ich wieder auf die Heinzelmännchen die alles in Ordnung bringen, nur scheinbar bleiben sie diesmal aus. Und so stehst du verwundert da und fragst dich, es hat doch bisher immer funktioniert, warum jetzt nicht mehr? Nun werde ich mal voller Mut und Zuversicht wieder versuchen, weiter zu arbeiten. FREItägliche Grüße Seltsam ----------------------------- .... und das Leben geht einfach weiter. | |
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