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Neues Thema - Antworten

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Sara
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PM ID: 8641
PM [Sara]

Last replied to on Sun Dec 11, 2011 17:33:24
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Hallo!

Lange Zeit habe ich gar nicht geglaubt, dass hinter meiner Prokrastination was anderes dahinter steckt als Faulheit, aber nachdem ich mittlerweile so manches darüber gelesen habe, sehe ich vielleicht doch etwas klarer.

Ich bin momentan eigentlich daran meine Diplomarbeit zu schreiben, mein Studium zu beenden...
Irgendwie zieht es sich aber immer länger hin, ich lese dieses, ich lese jenes und bin nun nach sehr sehr länger Zeit bei 6 Seiten (von 80). Außerdem fehlen mir noch zwei umfangreiche Vorlesungsprüfungen, eine Fachbereichsprüfung und natürlich die Abschlussprüfung.

Bid zum letzten Semester hatte ich noch das Problem, dass ich ein zweites Studium nebenher hatte und konnte mich praktisch immer darauf harraus reden. Seit Oktober bin ich von diesem Studium aber beurlaubt und habe eigenlich keine Ausrede mehr.

Das Problem Prokrastination betrifft mich eigentlich schon sehr lange. Allerdings habe ich mich während der Schulzeit mit dem Lernen sehr leicht getan und daher fiel es kaum auf, dass ich immer alles auf den letzten Drücker erledigt habe, meine Noten waren im Schnitt trotzdem gut bis sehr gut.

Während des Studium gehörte ich allerdings bei den umfangreicheren Sachen immer zu den letzten, die eine Prüfung machten oder eine Seminararbeit abgaben - natürlich immer mit minimalem Aufwand und unter großem Stress. Meine Ergebnisse waren deshalb aber nicht schlecht, hätten aber sicher besser sein können und nachdem ich nie ein Problem hatte kleine Aufgaben rasch zu erledigen, gelte ich sogar noch bei den meisten Professoren als sehr zuverlässig.

Mittlerweile stehe ich aber vor der umfangreichsten Aufgabe meines Studiums: meiner Abschlussarbeit und habe das Problem, dass ich mich damit sehr alleine fühle. Ich bin für mein zweites Studium von meinem ursprünglichen Studienort weggezogen, meine Freunde vom ersten Studium sind alle schon fertig und meine Eltern...
Bei ihnen gelten nur die Eckdaten, also das, was man anderen Leuten erzählen kann. Wann wirst du nochmal fertig?
Aber selbst der Abschluss gilt nicht viel - Sponsion- muss das sein, kann man sich da sein Zeugnis nicht einfach so holen?
Was ich mache oder gar wie es mir dabei geht, ist viel zu anstrengend zu hören. Zu ihren Gunsten muss ich sagen, das Ihnen das nicht wirklich bewusst ist.
Ich bin die Älteste von drei Geschwistern, die Vernünftige, die Selbstständige, die die eigenständig ihren Weg geht, keine Entscheidunghilfen braucht und sicher keine Probleme mit Schule oder Ausbildung hat.


Was noch mit hereinspielt ist ein gewisser Perfektionismus.Ich zweifle oft an mir, gibt es doch so viele, die intelligenter sind, sich besser ausdrücken können, mehr in weniger Zeit mehr schaffen. Doch gelte ich meistens doch als gewissenhaft und auch intelligent. Das gilt es natürlich zu beweisen!! Und je länger ich brauche, desto besser muss die Arbeit auch sein!!

Ich würde es sehr schön finden, wenn ich hier vielleicht etwas moralische Unterstützung finde, gerne auch per Email.
GLG und alles Gute,
Sara


Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Wed Dec 07, 2011 04:58:19
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Hallo Sara,

wie du siehst gibt es eine ganze Reihe von Leuten wie dich (lach)! Nun, Hilfe zu erbitten hoert sich schoen an, Hilfe zu bekommen hoert sich noch besser an. Aber der Gehoernte liegt so oft in diesem kleinen Detail "Hilfe bekommen". Jede gut gemeinte Hilfe fuer einen kann fuer den anderen voellig falsch sein, weil jede Prokrastination zwar oft aehnliche Muster aufweist, aber dennoch viel zu oft voellig anders verlaeuft als eine andere. Dennoch kann man der Prokrastination ab und zu ein Schnippchen schlagen, aber man muss dabei immer "am Ball" bleiben und darf sich nicht austricksten lassen. Denn Hilfe, ich meine wahre Hilfe, kann nur von dir selbst kommen.

Vor einiger Zeit habe ich hier etwas gepostet, was in etwa auch auf dich zutreffen koennte. Vielleicht liest du dir den Kommentar mal durch:

http://www.bychan.de/procrastination/board/index.php?forumID=2&ID=3085

Einfach nach "Javabohne" runterscrollen und wenn du Fragen hast, nochmal posten, okay!

Viel Spass und viel Erfolg.
Javabohne

Napping
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PM ID: 7308
[PM Napping]

Posted at Wed Dec 07, 2011 21:25:44
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Hallo Sara!
Wie Javabohne schon gesagt hat glaube ich ist es schwierig dir, bzw. Betroffenen generell, so zu helfen wie du es dir vorstellst. Ich habe deinen Post zuerst gelesen und dachte "super, vielleicht kann ich da was tun". Und habe dann nochmal drüber nachgedacht. Ich selbst leide nicht an Prokrastination, aber mein Freund, wie du in einem anderen Thread nachlesen kannst. Und wir wohnen zusammen, lieben uns, und trotzdem kann ich ihm nicht helfen. Ich habe alles versucht, Verständnis, Druck, Hilfe, in Ruhe lassen... Nichts hat funktioniert.
Ich glaube mittlerweile dass das einzige was hilft, professionelle Hilfe ist! Geh doch einfach mal zu einem Therapeuten und lass dich beraten. Aber wie gesagt, ich habe "gut reden", denn ich bin nur indirekt betroffen. Allerdings kann ich eben sagen, es ist sehr sehr schwer zu helfen, wie bei einem Alkoholkranken muss es wohl von dem Betroffenen selbst kommen. Aber wie überall gibt es wohl auch hier Außnahmen.

Liebe Grüße und alles Gute!

Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Wed Dec 07, 2011 23:48:06
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Wie schwierig es ist, einen guten Therapeuten zu finden, zeigt dieser Bericht, der heute auf Welt Online zu lesen war.

http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/tipps/article13755157/Wenn-chronisches-Aufschieben-zur-Krankheit-wird.html

Zu viele Mediziner oder Therapeuten sehen in Prokrastination eigentlich nichts Schlimmes. Generell gilt, dass wir alle nur faul sind. Das ist definitiv nicht der Fall. Wir koennen einfach nicht das tun, was wir wollen. Wie oft habe ich mit mir selbst gekaempft und wollte unbedingt etwas tun, was gerade anstand, doch ich konnte nicht. Ich war wie gefesselt im eigenen Kopf,denn dort wurde ueber meinem Verstand hinweg unbewusst von mir selbst ueber mich entschieden.

Viele Gruesse

Sara
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PM ID: 8641
[PM Sara]

Posted at Thu Dec 08, 2011 22:32:40
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Hallo!

Ich hab gar nicht erwartet, dass ich in so kurzer Zeit gleich drei Antworten bekomme, vielen Dank dafür!

Es ist mir natürlich klar, dass es nicht die ultimativen Tipps gibt, die jedem helfen. Wenn es die gäbe, hätten wir alle kein Problem.
Was ich mir wünsche ist eher eine Art Gedankenaustausch mit einem anderen akut Kämpfenden. Ich habe eine persönliche Email erhalten, vielleicht können wir uns ja damit trotzdem irgendwie gegenseitig helfen...

Mir jedenfalls hat es schon geholfen, das Ganze niederzuschreiben und zu wissen, dass es jemand gelesen hat und sogar darauf reagiert und zu lesen, dass ich mit diesem Problem und der daraus oft resultierenden Ratlosigkeit und Verzweiflung überhaupt nicht allein bin.

@ Napping: Über eine Therapie oder zumindest eine Art Coaching denke ich ehrlich gesagt schon seit einiger Zeit nach. Die Gründe, die hinter meinem Aufschiebeverhalten stecken (mangelndes Selbstwertgefühl, Ängste, ...) hindern mich ja in anderen Lebensbereichen auch daran, mich weiterzuentwickeln.

An die These einmal Aufschieber - immer Aufschieber, glaube ich ehrlich gesagt nicht. Allerdings ist der Weg, der für diese Veränderung nötig ist, sicher kein leichter und bei vielen (vielleicht auh bei mir) sicher nicht ohne professionelle Hilfe zu bewältigen.

@Javabohne Deine Idee mit den Modulen praktiziere ich bereits, auch wenn ich es noch nie so bezeichnet habe. Es hilft ein bisschen...

Ehrlich gesagt, geht es mir in den letzten Tagen/2-3 Wochen aber gar nicht so schlecht mit mir. Lediglich bei den Gedanken daran, was ich in den letzten Monaten alles versäumt habe zu tun und an meinen Rückfalltagen, die es in immer noch großer Menge gibt, werde ich noch oft sehr klein und voller Wut auf mich selbst.

Was mir gerade hilft ist, damit nicht allein zu bleiben. Neben meinem Beitrag im Forum, habe ich es auch geschafft zumindest zu einem Menschen sehr ehrlich zu sein und ich kann von Tag zu Tag mehr erzählen.
Mit ihm kann ich mich auch zuim Teil über das unterhalten, was ich lernen/schreiben muss und was noch wichtiger ist, jeden Tag erzählen, wie es mir ehrlich geht, wie es mir ergangen ist mit der Arbeit, was ich geschafft habe, was nicht und warum und wie ich mich dabei gefühlt habe. Und das ohne Druck.

Ich kann mir vorstellen, dass Scham nicht nur für mich ein sehr dominierendes Gefühl ist, wenn ich an mein Aufschiebeverhalten denke.
Und wenn dann jemand kommt und mich fragt, was ich den ganzen Tag, die ganze Woche gemacht habe, geht es mir natürlich schlecht, ich baue eine Mauer, versuche mich zu wehren, bin leicht reizbar.

Vielleicht geht es bei mir so: Ohne Kontrolle, ohne Druck. Dadurch, dass ich meine eigenen Gedanken, Gefühle und inneren Selbstgespräche besser wahrnehmen lerne, die Scham überwinde und mich mitteile.
Vielleicht?

Sara



Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Sun Dec 11, 2011 17:33:24
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Vielleicht sollte man sich seinem Umfeld anvertrauen und ihm mitteilen, woran es wirklich hapert; was das Problem ist. Man ist nicht faul, sondern prokrastiniert und das ist ein psychologisches Problem! Ein schoener Vergleich, wie ein Prokrastinator funktioniert (oder eben nicht funktioniert) ist der: "Ein Alkoholiker hat das Problem, das Glas stehen zu lassen, waehrend ein Prokrastinator das Problem hat, das Glas in die Hand zu nehmen." Natuerlich ist das Glas von symbolischer Natur.

Viel Spass bei erklaeren.

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