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Prokrastination Home
Forum Startseite>>Procrastination>>"Procrastination" selbst bei Fachleuten unbekannt

Neues Thema - Antworten

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leonardo
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PM ID: 11
PM [leonardo]

Last replied to on Thu Oct 19, 2006 02:53:26
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Liebe Leidensgenossen,
ich musste feststellen, dass sowohl mein Neurologe (mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung) als auch meine Therapeutin (Dipl. Psych.) den Begriff "Procrastination" nicht kennen. Wie kommt das, wo es doch so viele Betroffene gibt?
Gruß
Leo
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

amy
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PM ID: 19
[PM amy]

Posted at Wed Oct 04, 2006 11:39:20
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Hallo Leo,

Sind wir Leidensgenossen ? Das mag zwar stimmen, aber wenn wir das zugeben, zieht uns das irgendwie runter, meinst Du nicht ? Als positiver Ersatz fiel mir nur „Mitstreiter“ ein. Das trifft den Sinn allerdings auch nicht richtig, aber ich finde es wichtig, dass wir uns bemühen, keine negativen Ausdrücke zu verwenden.

Was meinst Du ?

Liebe Grüsse
Amy

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leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Wed Oct 04, 2006 14:17:28
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Hallo amy, liebe Mitstreiterin!
Ja, ich verstehe schon, was du meinst und bin auch einverstanden. Ich hatte wohl folgenden Gedanken im Hinterkopf: Wohl jeder schiebt gelegentlich irgendwelche Dinge auf. Ob das einen Krankheitswert hat, hängt in meinen Augen sehr stark davon ab, ob das beim Betreffenden einen Leidensdruck erzeugt. In diesem Sinne halte ich uns auch für Leidensgenossen.
Liebe Grüße
Leo
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chris
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PM ID: 21
[PM chris]

Posted at Wed Oct 04, 2006 14:34:45
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Hallo Leo,

Deine Beobachtung kann ich nur bestätigen! Mein Therapeut, seines Zeichens ebenfalls Dipl. Psychologe, hatte auch noch nie von Prokrastination gehört. Zumindest hat er sich den Begriff dann aber aufgeschrieben. So liegt es wohl letztlich bei uns, das Phänomen - auch in Fachkreisen - bekannter zu machen. Unter den Betroffenen scheint es sich aber langsam herumzusprechen. Ist Euch aufgefallen, daß dieses Forum mittlerweile 40 registrierte Benutzer hat. Wäre schön, wenn sich noch mehr aktiv an den Diskussionen beteiligen würden, denn bisher haben nur etwa die Hälfte von ihnen einen Beitrag verfaßt. Also nur Mut, es gilt voneinander zu lernen!

Gruß Chris

amy
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PM ID: 19
[PM amy]

Posted at Wed Oct 04, 2006 14:42:03
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@ Leonardo

Natürlich hast du recht, Leo, wir leiden alle an dieser Tendenz aufzuschieben. Nur besteht die Gefahr, dass unser Unterbewusstsein wohlmöglich diese Tendenz noch verstärkt, wenn wir das schriftlich hervorheben.

Allerdings passt der Ausdruck „Mitstreiter“ auch nicht, denn das beinhaltet „grosse Anstrengung“ und könnte erst recht zum Aufschieben verleiten. Schliesslich besteht die Lösung darin, gute Routinen zu entwickeln, die so in Fleisch und Blut übergehen, dass das „Nichtaufschieben“ zur Gewohnheit wird.

Amy

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amy
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PM ID: 19
[PM amy]

Posted at Wed Oct 04, 2006 15:09:33
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Hallo Chris,

Also meine Therapeutin kennt den Ausdruck und verwendet ihn auch, allerdings ist sie Engländerin.

Mir ist auch aufgefallen, dass es viele „stille“ Mitglieder gibt. Ich kann verstehen, dass manche erst mal mitlesen wollen. Das hab ich in einem anderen Forum zum Thema auch machen wollen, aber nach ca. 6 Tagen wurde mir mitgeteilt, dass mein Konto wegen „Inaktivität“ gesperrt worden sei, ich mich aber erneut registrieren lassen könnte. Ich habe darauf verzichtet. Nach so kurzer Zeit fand ich das total blöd. Ausserdem hatte das Forum nicht das Niveau des unsrigen, auf das ich kurz danach stiess.

Allerdings ist es auch nicht gut, wenn es Leute gibt, die sich registrieren und dann wieder verschwinden, ohne jemals von sich hören zu lassen. Vielleicht wird Bernd von Zeit zu Zeit vollkommen passive Mitglieder bitten, sich zu melden oder .........

Im Chat herrscht ja grosse Funkstille. Ich werd versuchen, mal morgen abend reinzugehen.

Gruss Amy

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leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Wed Oct 04, 2006 15:24:00
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Eigentlich sollten wir doch Verständnis dafür haben, wenn jemand seinen längst fälligen Beitrag hier aufschiebt, oder?
Liebe Grüße
Leo
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chris
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PM ID: 21
[PM chris]

Posted at Wed Oct 04, 2006 17:57:23
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Hallo Amy,

also ich bin gegen jede Art von Sanktionen. Es sollte jedem selbst überlassen sein, ob er aktiv oder passiv am Forum teilnehmen will. Wem es bereits hilft, nur zu sehen, daß es noch andere außer ihm/ihr selbst gibt, die unter diesem Problem leiden, ist meiner Ansicht nach ebenso willkommen, wie jemand, der seine eigene Erfahrungen mit uns teilen will. Sicher lebt ein solches Forum von den "Aktiven", doch letztlich geht es doch vor allem darum, ein Bewußtsein für das Problem zu schaffen. Ich würde daher vorschlagen, lediglich einmal im Jahr die Karteileichen (z.B. jene, die sich seit mehr als 6 Monaten nicht mehr eingeloggt haben) zu löschen. Das sollte völlig ausreichen.

Gruß Chris

amy
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PM ID: 19
[PM amy]

Posted at Wed Oct 04, 2006 18:00:59
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Hallo Chris,

das ist eine vernünftige Idee. Genau so sehe ich das auch.

Gruss
Amy
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Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Thu Oct 05, 2006 02:59:48
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Hallo,

ich habe zur Zeit im Urlaub. Hier in USA gibt es zwar keinen gesetzlichen Urlaub, aber da mein Chef mit meiner Arbeit mehr als zufrieden ist, bekomme ich nach einer Woche bezahlten Urlaub im letzten Jahr dieses Jahr zwei Wochen bezahlt! Nach dem Urlaub werde ich mich auch wieder ausfuehrlicher melden.

Zum Beitrag; Ich denke, dass viele passive Mitglieder in diesem Forum unsere Beitraege lesen und dadurch auch Erfahrungen sammeln koennen. Das ist auch gut so und ich wuensche ihnen, dass diese Beitraege fuer sie wertvoll sein koennen. Trotzdem appeliere ich an sie, auch ihre Erfahrungen, die sie vielleicht in anderen Foren oder wo auch immer sammeln konnten, an uns in Form von Beitraegen zurueckgeben sollten. Fairerweise, so dass auch wir unsere Erfahrungen erweitern koennen.

Viele Gruesse,
Dieter

Javabohne
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PM ID: 39
[PM Javabohne]

Posted at Thu Oct 05, 2006 03:23:31
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Noch einmal hallo,

jetzt habe ich doch glatt das Hauptthema vergessen!

Ich habe zwar mit Fachaerzten wie Psychologen nichts zu tun, aber in meinem Bekanntenkreis weiss absolut niemand etwas ueber Procrastination! Entweder noch nie gehoert, oder man mutmasst, natuerlich in die falsche Richtung. Erklaere ich worum es geht, hoere ich unisono, ach, die Verschieberitis. In den USA kennt man wohl die Procrastination, jedoch nimmt man sie ueberhaupt nicht ernst. Also im Prinzip wie in Deutschland. Vielleicht kennen die Psychologen hier diese Krankheit, beschwoeren wuerde ich es jedoch nicht. Nach all dem, was ich hier mit den Aerzten mitgemacht habe, weis ich nur, dass sie absolut geldorientiert sind und ganz und gar nicht das Wohl der Patienten im Sinn habe.

Viele Gruesse,
Dieter

bernd
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PM ID: 4
[PM bernd]

Posted at Thu Oct 05, 2006 07:09:26
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Wahrscheinlich gibt es hierbei eine Diskrepanz zwischen dem Forschungsstand an Universitäten und dem Kenntnisstand der praktizierenden Zunft. Prof. Fred Rist vom Psychologischen Institut I der Universität Münster scheint sich zumindest intensiv mit der Prokrastination seiner Studenten zu beschäftigen oder beschäftigt zu haben. Zumindest kann man das der Pressemitteilung der Uni Münster entnehmen:
http://cgi.uni-muenster.de/exec/Rektorat/upm.php?rubrik=Alle&neu=0&monat=200407&nummer=05543

Viele Grüße,
Bernd

tibidabo
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PM ID: 37
[PM tibidabo]

Posted at Fri Oct 06, 2006 12:03:28
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Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass der Ausdruck Prokrastination bei Fachleuten unbekannt ist.

Vor einigen Wochen hatte ich ein Beratungsgespräch für eine Psychotherapie. Unter anderem meinte ich, dass ich mir insbesondere eine Besserung meiner Prokrastination wünschen würde (ich ging davon aus, dass die Therapeutin den Begriff kennen würde).

Doch sie blickte mich nur fragend an und ich musste erklären, was ich genau damit meinte.

Und auch danach schien sie nicht besonders überzeugt davon, dass es sich um ein ernsthaftes Problem handeln könnte...

amy
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[PM amy]

Posted at Fri Oct 06, 2006 13:36:27
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Mir scheint, dass alle Eure Therapeuten einen Fortbildungskurs dringend nötig haben, wenn sie einen so geläufigen Ausdruck nicht kennen

Amy
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amy
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PM ID: 19
[PM amy]

Posted at Sat Oct 07, 2006 16:28:03
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Im Englischen ist der Ausdruck "procrastination" geläufig, und meine Therapeutin ist Engländerin. Im Deutschen hat man bis vor kurzem nur von "Aufschieberitis" gesprochen. Aber Prokrastination hört sich natürlich gesellschaftlich akzeptabler an.

Amy
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chris
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PM ID: 21
[PM chris]

Posted at Sun Oct 08, 2006 10:59:39
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Im Vergleich dazu ist das Phänomen des "Workaholics", wobei es sich ja ebenfalls um eine Arbeitsstörung handelt, jedem Normalbürger bekannt. Das sagt eine Menge über unsere Gesellschaft aus!

Gruß Chris

Billa
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[PM Billa]

Posted at Sun Oct 08, 2006 17:56:01
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Tibidabo, zu Deiner Schilderung über das Gespräch zur Einleitung der Psychotherapie: bitte lasse Dich durch die zurückhaltende Reaktion der Therapeutin nicht beirren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Therapeuten bereit sind, sich auf die "Symptome" einzulassen, wenn sie den Patienten/Klienten regelmäßig sehen, sprich näher kennenlernen. Die Reaktion an sich spricht für mich noch nicht dagegen, dass Du bei ihr eine zufriedenstellende Therapie machen könntest. Jede/r Therapeut/in muss sowieso auf Deine individuellen Gründe für die Procrastination eingehen. Billa

TaniTe
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[PM TaniTe]

Posted at Tue Oct 17, 2006 02:32:34
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Hallo!

Mich würde mal interessieren, ob dieselben Fachleute den Begriff Executive Dysfunction kennen, den Oberbegriff für alle Phänomene des Nichtausführenkönnens.
Ist auch nicht gerade das verbreitetste Wissen, befürchte ich, aber die Chance ist vielleicht größer, und wenns klappt, hat man doch eine ganz andere Aufmerksamkeit erregt :-)

Gruß, Tanja

Billa
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PM ID: 20
[PM Billa]

Posted at Wed Oct 18, 2006 12:04:23
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Liebe Tanja, ich habe über Google kurz ein paar englischsprachige Seiten zu e.d. überflogen. Ich finde mich, im Gegensatz zu dieser webside hier dort nicht wieder. Es wird zwar in einem Artikel darüber gesprochen, dass ein Symptom auch die Unfähigkeit ist, auf Resultate zu warten, also verzögerte "Belohnung", oder mangelnde Frustrationstoleranz könnte man das vielleicht auch nennen, aber ich finde, auch das trifft es bei den Prokrastinierern nicht ganz. Ich habe sehr viel mehr Geduld in manchen Bereichen als meine Mitmenschen. Wie kommst Du auf diesen Begriff im Zusammenhang mit unserer Art der Prokrastination? Welche Artikel hast Du dazu gefunden? Billa

TaniTe
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PM ID: 47
[PM TaniTe]

Posted at Thu Oct 19, 2006 02:53:26
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Liebe Billa!

Executive Dysfunction ist kein eigenständiges Phänomen, sondern ein Sammelbegriff, der auf alles draufgesattelt wird, was mit Nicht-Ausführen-Können zusammenhängt.
Wenn du also ein fest umrissenes Krankheitsbild dazu gefunden hast, dann stimmt es nicht.
ED wird verwendet für alles mögliche, eine lange Liste von Störungen enthalten eine ED, zum Beispiel:
Schizophrenie, Autismus, AHDH, Tourette-Syndrom, Zwangsstörungen etc.

Da ich mich mit der ED hauptsächlich im Zusammenhang mit Autismus beschäftige, waren die wertvollsten Texre für mich von Elisabeth Hill und/oder Uta Frith.

Elisabeth Hill definiert die Executive FUnction, also wenn sie denn funktioniert, wie sie soll, als:
"An umbrella term for functions such as planning, working memory, impuls control, inhibition, shifting set, mental flexibility and the initiation and monitoring of action."

Und im Zusammenhang mit procrastination habe ich selbst, finde ich, gerade mit Impulskonntrolle ("tu es, Hand!" als auch mit Hemmung, Klebenbleiben und der Initiation und Kontrolle meiner Handlungen so meine Probleme.

Insofern paßt es schon. Weil halt die ED schon eine sehr grobe Kategorie ist. Die Chance, dass ein Therapeut schon mal davon gehört hat, ist halt größer als bei der procrastination, weil er oder sie vielleicht über den Umweg einer ganz anderen Störung schonmal damit zu tun hatte.

Übrigens, Billa, mir geht es anders als dir. Ich finde mich in dieser Seite nicht völlig wieder. Ich habe nicht nur in einigen Bereichen meines Lebens Probleme, einen Plan in Aktion umzusetzen, wie die meisten von euch, sondern in allen (wie lange braucht ihr, um euch ein Glas Wasser zu holen, wenn ihr Durst habt?), und ich habe auch Probleme, bestimmte Sorten von Plänen zu machen, und ich tue mir auch schwer darin, in dem, was andere Leute tun, den Plan zu erkennen. Das betrifft insbesondere komplexe Handlungsfolgen.
Möglicherweise habe ich, zusätzlich zur procrastination, auch Planungsprobleme, und die procrastination hat sich da nur draufgesetzt. Keine Ahnung.

Gruß, Tanja






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