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Prokrastination Home | ||
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Sun Nov 05, 2006 17:50:52 Edit post|Quote Zu meinem Beitrag vom 26. Oktober: Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, was ich da geschrieben habe. Ich glaube, das innerlich Wichtige ist der Perspektivenwechsel. Es geht mir nicht mehr so sehr um Vertuschung meiner Unzulänglichkeiten vor anderen und auch vor mir, um die Zufriedenstellung anderer, sondern darum, wie es mir geht und welche Schritte ich für sinnvoll und wichtig halte. Ich habe die Unterstützung meiner Psychotherapeutin, die mir vorschlug, die Therapie von ein- auf zweistündig pro Woche zu intensivieren und die mir u.a. dadurch zeigte, dass sie meine Not versteht und spürt. Inzwischen war ich zusätzlich bei einer Ernährungsberaterin meiner Krankenkasse. Nach dem ersten Kontakt, weitere werden folgen, fühle ich mich zum Thema Abnehmen, Essen als Ersatz für anderes unterstützt und optimistischer, eine Veränderung zu erreichen. Ich darf also Hilfe annehmen und gebe zu, dass ich sie brauche. Zu Tanja: Auf Deine Schilderung, dass Du einzelne Bewegungsabläufe registrieren musst und, und dass Du "kontrollieren" und "Fehlerquellen" erwähnst, möchte ich ein anderes Mal und an anderer Stelle eingehen, weil ich diesen Teil des Forums für "Erfolge" freihalten möchte. Billa | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Fri Nov 24, 2006 02:23:18 Edit post|Quote Nun, ich habe in den letzten Wochen doch eine erhebliche Wandlung durchlaufen, seit ich auf dieses Forum aufmerksam wurde. Ich habe anfangs damit begonnen meine gesamten Aufgaben in kleine Schritte einzuteilen, habe teilweise nach einem "Stundenplan" oder eher nach einem Aufgabenplan gearbeitet. Nach einer anfaenglichen Euphorie des "von nun an wird alles positiv und besser" und der doch grossen Ernuechterung, viel ich doch wieder ein grosses Loch, aus dem ich Probleme hatte wieder herauszukommen. Doch dann, ueberraschenderweise, war dieses Tief doch nicht so lange, wie sonst in all den Jahren zuvor. Nun arbeite ich vorsichtiger und versuche mich nicht zu uebernehmen. Sobald ich keine Lust mehr habe irgend etwas zu lesen oder zu lernen - wie ihr wisst, bin ich beruflich sehr stabil und nur in meiner Freizeit "gelaehmt" - hoere ich auf damit, sobald meine Tageseinheit geschafft ist. Mir viel auf, dass ich an Wochenenden, an denen ich bisher regelrecht gar nichts auf die Reihe bekam, doch mit viel Erfolg etwas bewegen kann, wenn ich mich immer in Aktionen halte. Zum Beispiel, meiner Frau beim Haushalt helfen. Mal den Wagen zu checken, wieder haeufiger ein Brot zu backen (hier in USA kann man die angebotenen Brote nicht essen und bekommt Verdauungsprobleme) und dann klappt es automatisch mit dem Lernen oder dass ich mich mit anderen wirklich wichtigen Dingen beschaeftige, die vorher immer nur prokrastiniert wurden. Wahrscheinlich, weil ich immer in einem staendigen Rhytmus bin. Ich bin durchschnittlich gesehen, seit ich diesem Forum beitrat, wesentlich effektiver als vorher und habe auch mehr spass an allem, was ich tue. Die Depressionen sind wesentlich kuerzer geworden und nicht mehr so intensiv. Aus den oben erwaehnten Tiefs komme ich doch erheblich schneller wieder heraus. Das Lesen in diesem Forum und die Erfahrungsberichte von euch haben mir sehr geholfen. Aber auch, dass ich mich direkt mit meinen eigenen Problemen auseinandergesetzt habe, weil ich daran erinnert wurde, haben mir geholfen. Ich sehe vieles anders als damals. Ich werde versuchen so gut es geht mit meiner "Strategie" der kleinen Schritte weiter zu machen. Viele Gruesse, Dieter | |
| Seltsam Rank:member Group: members Posts: 18 IP Logged PM ID: 53 [PM Seltsam] | Posted at Fri Nov 24, 2006 17:19:04 Edit post|Quote So, heute einen kleinen Teilerfolg, schiebe zwar immer noch viel vor mir her. Habe es aber geschafft einen Vortrag hinter mich zu bringen, dessen Scheitern ich schon klar vor Augen sah. Was leider meine Arbeitsmotivation nicht wirklich steigert, noch meinen Leidensdruck senkt...da es mal wieder "gerade so" funktioniert hat. ----------------------------- .... und das Leben geht einfach weiter. | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Fri Nov 24, 2006 17:51:45 Edit post|Quote
Aber du hast einen (Teil-)Erfolg erzielt. Vielleicht bereits ein positives Zeichen der Therapie der "kleinen Schritte". Diese Therapie sehe ich sowieso unter folgendem Aspekt: "Kleine Schritte --> kleiner Erfolg. Viele kleine Schritte --> viele kleine Erfolge, somit ERFOLG!" Mir hat diese Therapie sehr geholfen und funktioniert immer noch! Viele Gruesse, Dieter | |
| Seltsam Rank:member Group: members Posts: 18 IP Logged PM ID: 53 [PM Seltsam] | Posted at Tue Nov 28, 2006 09:23:52 Edit post|Quote So, ich habe mich jetzt mal wieder einfach selbst unter Druck gesetzt und einem Job zugesagt, d.h. die Abschlußarbeit muss fertig werden. Und trotzdem heute wieder zwei Stunden am Morgen im Bett gelegen und nicht aufgestanden, vor lauter Unlust mich mit der anstehenden Schreiberei auseinanderzusetzen. Und auch jetzt, mehr ein im Internet surfen als etwas tun. Aber seltsamer Weise, fühle ich mich ruhig, eine gewisse Gleichgültigkeit, irgendetwas wird schon passieren. ----------------------------- .... und das Leben geht einfach weiter. | |
| Libertine Rank:member Group: members Posts: 10 IP Logged PM ID: 55 [PM Libertine] | Posted at Wed Nov 29, 2006 15:08:44 Edit post|Quote Ich habe mir die letzten Tage verboten durch das Internet zu surfen und den Fernseher anzuschalten, hat auch fast funktioniert. Und in der Zeit schaffte ich mehrere Bewerbungen und die Gestaltung einer Homepage. Natürlich hätte ich die Bewerbungen am liebsten nicht abgeschickt, da mir einige meiner Formulierungen überhaupt noch nicht gefielen und ich gern noch an den Sätzen rumgebastelt hätte. Habe mich dann gezwungen die Bewerbung nicht mehr durchzulesen, schnell zu unterschreiben und ab in den Umschlag und weg damit. Das funktioniert aber nur an guten Tagen. ----------------------------- We live in a strange bubble | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Thu Nov 30, 2006 02:06:26 Edit post|Quote
Hallo Seltsam, ja, es ist ziemlich schwierig, wenn einem die Motivation fehlt irgendwas zu machen. Ich war genau so! Seitdem ich dieses Forum entdeckte, beinahe jedes Statement der "Mitleidenden" gelesen habe und versucht daraus eine Strategie fuer mich zu entwickeln, geht es mir allerdings besser. Ich habe erkannt, dass ich einen Feind in mir trage, den es zu bekaempfen gilt. Auch, wenn ich wohl niemals den Krieg gegen die Procrastination gewinnen kann, so kann ich dennoch Schlachten fuer mich gewinnen. Das versuche ich mitlerweile mit Genuss! Meine Depressionen nach erfolglosen Versuchen werden immer kuerzer und vor allen Dingen auch weniger! Die Phasen, in denen ich gerne und ganz bewusst etwas vollbringe, werden laenger und haeufiger. Ich fuehre dies darauf zurueck, dass ich mich direkt mit der Procrastination auseinandersetze und ganz bewusst dagegen angehe. Ich halte mich den ganzen Tag ueber beschaeftigt, so dass ich innerhalb eines bestimmten Rhytmus lebe. So habe ich weniger ruhende Momente, in denen ich (zu)gerne procrastiniere. Ich fuehle, dass es mir besser geht! Das ist wichtig fuer mich, ganz wichtig. Gib nicht auf, es wird schon wieder. Viele Gruesse, Dieter | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Thu Nov 30, 2006 10:11:22 Edit post|Quote Hallo Dieter, vielleicht wäre es konstruktiver, die Pr. nicht als Feind zu sehen, den du bekämpfen musst. Irgendwo in diesem Forum gab es ja schon mal den Hinweis mit den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen. Es gibt da in dir (bzw. in mir) einen Persönlichkeitsanteil der prokrastiniert, und wie alle anderen Persönlichkeitsanteile auch will er damit etwas positives für mich erreichen, z.B. mich vor Stress schützen, mich vor Gefühlen wie Unfähigkeit oder Angst schützen usw... Leider hat dieser Persönlichkeitsteil ein Problem mit einem anderen Teil, der z.B. das Ziel hat Karriere zu machen oder seine Kreativität voll auszuschöpfen o.ä.... Es ist wichtig, anzuerkennen, dass der Prokrastinator-Teil für uns eigentlich etwas gutes will. Wenn sich dieser Teil ernstgenommen vorkommt, kann ich mit ihm reden bzw. verhandeln. Ich kann z.B. überlegen, ob es eine andere Möglichkeit gibt, die gute Absicht des Prokr.-Teils sicherzustellen, ohne die anderen Teile zu behindern. Ich kann die beiden Teile, die einen Konflikt miteinander haben auf 2 verschiedene Stühle setzen und einen Dialog miteinander führen lassen.... Näheres dazu findet sich in jedem guten NLP-Buch. Gruß Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Sat Dec 02, 2006 17:54:30 Edit post|Quote Hallo Leo, meiner Meinung nach hast du recht Libertine schrieb auch schon etwas Aehnliches zu diesem Thema. Ich muss allerdings zugeben, dass ich damit Probleme habe, diese Procrastination, die mich seit meiner Kindheit begleitet und mir schon so viel Aerger und Gesichtsverlust eingebracht hat nicht als Feind zu sehen. Es ist wesentlich einfacher - aber wohl falsch - sich gegen diesen "Feind" aufzulehnen und dageben zu rebellieren. Gerne werde ich deinen Rat annehmen und versuchen es von nun an besser zu machen. Hast du, Leo, oder andere hier im Forum Ratschlaege, wie man sich am besten in der von dir kurz geschilderten Art und Weise mit dieser Teilpersoenlichkeit auseinandersetzt? Ich waere fuer Ratschlaege oder Empfehlungen sehr dankbar. Viele Gruesse, Dieter | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Mon Dec 04, 2006 09:17:28 Edit post|Quote Hallo Dieter, ich verlinke dir mal etwas zum Thema NLP. Die folgenden Seiten geben einen sehr guten Gesamtüberblick über NLP: http://www.zeitzuleben.de/artikel/persoenlichkeit/nlp-1.html Mein Vorschlag beruht z.B. auf der 3. Grundannahme von NLP. Zitat: "Einstellung Nr. 3: "Jedes Verhalten hat positive Absicht" Aus der Grundannahme heraus, dass wir immer das für uns bestmögliche tun, folgt auch die Annahme, dass hinter unserem Verhalten immer eine positive Absicht steckt. Nach dem NLP gehen wir aufgrund unserer Erfahrungen davon aus, dass das, was wir tun, gut und richtig ist. So basiert z.B. auch ein Verhalten, dass objektiv selbstzerstörerisch wirkt, auf der persönlichen Annahme, dass dieses Verhalten gut für uns ist. Ein Beispiel: Sie wiegen 20 Kilogramm zuviel und wollen eigentlich abnehmen. Bisher haben Sie das aber nicht geschafft. Das NLP geht nun davon aus, dass hinter diesem Scheitern eine positive Absicht steckt: Nahrung befriedigt z.B. Bedürfnisse. Wir können uns mit Lebensmitteln selbst verwöhnen. Vielleicht fungiert das Übergewicht auch als ein Schutzpanzer – so könnten Sie unbewusst annehmen, dass Sie mit Übergewicht nicht von einer Frau oder einem Mann angesprochen werden und sich so vor peinlichen Situationen oder Enttäuschung schützen können. Es gilt herauszufinden, welche positive Absicht hinter unserem jeweiligen Verhalten steckt." Leider ist meine aktive NLP-Phase schon ein wenig her, deshalb kann ich dir kein aktuelles Buch empfehlen. Gruß Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Sun Dec 17, 2006 02:54:37 Edit post|Quote Hallo Leonardo, danke fuer dein Post und vor allem deinem Link. Leider bin ich erst heute dazu gekommen, mich hier wieder zu melden. habe mir aber den Link favorisiert und werde mal reinschauen. Viele Gruesse, Dieter | |
| Seltsam Rank:member Group: members Posts: 18 IP Logged PM ID: 53 [PM Seltsam] | Posted at Thu Jan 11, 2007 21:09:34 Edit post|Quote Es ist malwieder gut gegangen, trotz schwerster Bedenken, ist das Studium geschafft. Wobei ich leider subjektiv keine Verbesserung meines Aufschiebe-Verhaltens feststellen kann. Es war zwar nicht mal auf den letzten Drücker abgegeben, sondern sogar zwei tage vor Abgabeschluß. Aber das Ende war nur noch ein weg damit. Es hinterlässt ein unbefriedigendes Gefühl. Wird es also immer so bleiben? ----------------------------- .... und das Leben geht einfach weiter. | |
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Thu Jan 11, 2007 21:58:11 Edit post|Quote Lieber Seltsam, nein, es wird nicht immer so bleiben. Ich bin um einiges älter als Du, wahrscheinlich, habe schon länger immer wieder Dinge aufgeschoben, das Symptom hat sich in den letzten 10 Jahren verschlimmert und am Schluss dramatisch zugespitzt = Verlust des Berufes drohte, bin knapp daran vorbei und war jetzt noch einmal in der gleichen Situation. Aber jetzt fange ich an Land zu sehen, in kleinen Schritten, aber plötzlich beginne ich, es als erstrebenswert zu sehen, dass ich etwas ändere, Handlungen werden wieder sinnvoller, beginnen Freude zu machen. Gib nicht auf! Billa | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Sun Jan 21, 2007 15:17:21 Edit post|Quote Ich denke auch, wer aufgibt, gibt sich selbst auf. Deshalb kann ich nur empfehlen, weiterzumachen, niemals aufgeben. | |
| Elle Rank:member Group: members Posts: 207 IP Logged | Posted at Sun Jan 28, 2007 15:01:43 Edit post|Quote
Hallo Dieter, so wie Leo es kurz beschrieben hat mit den beiden Stühlen (wird auch in der Gestalttherapie eingesetzt als Methode), funktioniert es manchmal bei mir im Kopf als innerer Dialog oder auf Papier in Form von Frage/Antwort oder Argument/Gegenargument. Beim inneren Dialog versuche ich mir "gut zuzureden" wie eine liebe Großmutter es einmal real in meiner Kindheit sagte auf meine Reaktion: "Ich hab aber jetzt keine Lust das Fahrrad zu putzen!" Großmutter: "Dann tust du es eben ohne Lust". Das hat mich damals so verblüfft, dass ich es tatsächlich tat und merkte, dass es auch ohne Lust geht, aber hinterher ein zufriedenes Gefühl aufkam. Dieses Schlüsselerlebnis hat dazu geführt, dass ich ohne Probleme jederzeit Aufstehen, Kochen, Putzen, Aufräumen kann, also alle manuellen Tätigkeiten. Meine Hauptprobleme liegen im Bereich "Hausaufgaben", Buchhaltung, Steuerangelegenheiten und Behördenbriefe erledigen etc.. Da versuche ich bis heute meine eigene verständnisvolle Großmutter zu sein. Wenn es funktioniert, bin ich leider noch viel zu langsam, das Scheckentempo hat dann eher was mit Perfektionismus un dangst Fehler zu machen zu tun. Das Aufschreiben funktioniert auch manchmal, es ist dabei wichtig, dass die "vernünftige" Verstandes-Teilpersönlichkeit möglichst nachsichtig argumentiert und nicht zuviel moralischen Druck ausübt, sondern ganz nüchtern und sachlich bleibt. Ich habe dabei schon häufig festgestellt, dass die Kraft meiner eigenen Gedanken und Argumente nach einiger Zeit, spätestens am nächsten Tag in meiner "unvernünftigen" Gefühlswelt ankommt, die dann murrend zugibt ..." und dann habe ich das eingesehen"....Für mich ist sowieso klar, dass der Teil der aufschiebt, der kinliche Anteil meiner Persönlichkeit ist. Vielleicht gibt es ja auch in deiner Vergangenheit so eine nette Großmutter, Onkel, Tante ...etc., mit der du einen inneren Dialog führen könntest, die dir gut zureden würde? Elle p.s. ich bin seit zwei Wochen kontinuierlich dabei, meine Berge abzuarbeiten, jeden Tag, nach der Arbeit, nachts, auch am Wochenende, immer wieder zweifeln, ob das überhaupt jemals zu schaffen ist. Dabei denke ich manchmal an GiGi Straßenfeger, eine Figur aus dem Kinderbuch "Momo", der einmal seine Arbeit sinngemäß so beschreibt: ich schaue beim Fegen nicht bis ans Ende der Straße, sondern fege einfach hin und her und hin und her, sorgfältig, aber nicht hastig. Und irgendwann wundere ich mich, dass ich die ganze Straße gefegt habe. ![]() | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Sun Jan 28, 2007 19:23:25 Edit post|Quote Hallo Elle, Vielen Dank fuer deine Antwort und deine Ratschlaege. Nun, den Dialog auf Papier zu bringen ist sicherlich nicht mein "Ding", aber einen mentalen Dialog zu fuehren sollte mir keine Schwierigkeiten bereiten. Meine Art zu procrastinieren liegt auch sehr stark verwurzelt in meiner Kindheit. Auch heute noch schiebe ich nur zu gerne selbst wichtigste Dinge auf. Ein Beispiel. Ich lebe hier in den USA und du musst nach einer bestimmten Zeit deinen Deutschen/EU/Internationalen Fuehrerschein gegen einen der "state linsences" eintauschen. Allerdings geht das nicht ohne eine entsprechende Pruefung. Sie besteht aus zwei theoretischen (laws and signs) und einer Fahrpruefung. Eine solche Pruefung wuerde jeder Deutsche mit bravour ablegen auch, wenn zwischen der deutschen und der amerikanischen Pruefung Jahrzehnte liegen wuerden. Ausserdem und nur am Rande erwaehnt kostet die Pruefung hier nur 20$. Seit fast zwei Jahren schiebe ich diese Pruefung auf, aus Angst versagen zu koennen. Alle Fahrwege musste meine Frau, die super verstaendlich fuer mich und meine Situation ist, machen. Als sie vor ein paar Wochen erkrankte, rannte ich zum "Strassenverkehrsamt" und legte innerhalb von 5 Stunden (inklusive Wahrtezeit) alle Pruefung ab. Obwohl du bereits mit 75% bestehst, hatte ich 93%, d. h. zu keiner Zeit war die Pruefung gefaehrdet und meine Agnst zu versagen war voellig unbegruendet. Wie du siehst, macht man sich manchmal das Leben schwerer, als es in Wahrheit ist! Man redet sich wahrscheinlich mehr Procrastination ein, als tatsaechlich vorhanden ist. Das gilt selbstverstaendlich nur fuer mich und sieht fuer jeden ganz anders aus. Deinen Rat werde ich annehmen und befolgen. Viele Gruesse, Dieter | |
| amy Rank:member Group: supermoderators Posts: 143 IP Logged PM ID: 19 [PM amy] | Posted at Sun Jan 28, 2007 19:39:20 Edit post|Quote
Ach Dieter, ich versteh Dich nur zu gut. Mir ist in meiner Jugend etwas sehr Ähnliches passiert. Nach zwei Jahren Höhere Handelsschule stand ich kurz vor der Abschlussprüfung und hab mir allen Ernstes überlegt, die Schule zu schmeissen. Grund: ich dachte, ich hätte eine 50%ige Chance, die Prüfung zu bestehen, und wollte lieber vorher abgehen als Gefahr zu laufen zu versagen. Gott sei Dank hab ich dem Impuls nicht nachgegeben. Das wäre zu der Zeit (1954) auch eine Katastrophe gewesen, denn damals konnte man ohne Zeugnisse nichts aber absolut gar nichts machen (ganz im Gegensatz zu heute). Und was ist dann passiert ? Ich habe bei der schriftlichen Prüfung so gut abgeschnitten, dass ich als eine von dreien bei einer Klasse von 31 von der mündlichen Prüfung befreit wurde. Amy ![]() ----------------------------- If you can't move the mountain, move a few stones. | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Sun Jan 28, 2007 20:03:08 Edit post|Quote Hallo Amy, schoen, wieder was von dir zu lesen. Leider werden die Posts in diesem Forum immer weniger und ich befuerchte, dass bald niemand mehr oder zumindest immer wieder nur ein ganz kleiner Kreis von Personen seine Erfahrugnen weitergibt. Aber wieder einmal habe ich deinen Post genossen! Es ist schlimm, dass man in Deutschland immer nur denkt, dass man ohne Zeugnisse und Abschluesse nichts ist, und dass man mit ueber vierzig Jahren keine Chancen mehr auf dem Arbeitsmarkt hat! Hier in USA ist ganz bestimmt nicht alles Gold was glaenzt. Trotzdem siehst du hier Menschen mit bis zu 80 Jahren arbeiten. Nun, eigentlich schade, dass soviele aeltere Menschen hier noch arbeiten muessen, weil die Rente nicht reicht. Doch wenn man sieht, dass Unternehmen ganz und gar keine Probleme damit haben aeltere und alte Menschen zu den gleichen Konditionen einzustellen, wie die jungen Mitarbeiter, sieht es doch wieder ganz anders aus. In Deutschland waeren all diese Menschen arbeitslos und wuerden der Sozialkasse (Sozialkassen gibt es hier auch) zur Last fallen wuerden. Ich war vor Jahren in Deutschland arbeitslos und niemand wollte mich einstellen. Als ich dann in die USA kam, hatte ich zwei Tage spaeter ein Vorstellungsgespraech bei VW, ich lehnte ab. Sechs Wochen spaeter einen tollen Job, den ich genoss. Uebrigens, ich bin Ende vierzig! Viele Gruesse, Dieter | |
| amy Rank:member Group: supermoderators Posts: 143 IP Logged PM ID: 19 [PM amy] | Posted at Sun Jan 28, 2007 22:01:53 Edit post|Quote Hallo Dieter, Ja, mir ist auch aufgefallen, dass die Zahl der Beiträge sehr abgenommen hat. Leonardo hält das Fort zwar tapfer, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass das Forum noch nicht eingeschlafen ist, aber Messie, die das Forum vorher sehr belebt hat, hat sich kaum gemeldet, seit sie wieder gesund ist. Ich kann das verstehen, sie muss nach ihrer Krankheit erstmal ihr Leben neu orientieren, aber ich hoffe, dass sie irgendwann den Weg zu uns zurückfindet. Mich persönlich hatte sie sehr inspiriert, wohl weil ich so viele Gemeinsamkeiten zwischen uns festgestellt hatte. Was mich anbetrifft, so ziehe ich mich immer zurück, wenn meine Schwermetallbelastung mir mehr zusetzt als gewöhnlich, und das war im Spätherbst der Fall. Um nochmal auf die von uns beiden zitierten Beispiele zurückzukommen, was sagt uns das: 1. völlig falsche Selbsteinschätzung (wir hatten gar kainen Grund, an uns zu zweifeln) 2. wie soll ich sagen, unangebrachter Stolz: lieber gar nicht versuchen als eventuell zu versagen. Der zweite Punkt hat natürlich nicht direkt mit Prokrastination zu tun, aber irgendwie muss da eine Verbindung sein. Ich glaube, es lohnt sich, das weiter zu hinterfragen. Was denkst Du ? Mein Alter kannst Du Dir praktisch ausrechnen, nachdem ich gesagt habe, dass ich 1954 die Abschlussprüfung an der Höheren Handelsschule gemacht habe. Ich bin 72. Und ich gebe Dir recht, meine Art zu prokrastinieren ist auch in der Kindheit verwurzelt. Für heute liebe Grüsse Amy ![]() ----------------------------- If you can't move the mountain, move a few stones. | |
| Javabohne Rank:member Group: members Posts: 133 IP Logged PM ID: 39 [PM Javabohne] | Posted at Mon Jan 29, 2007 00:31:15 Edit post|Quote Hallo Amy, Das stimmt, Leonardo ist immer da, immer mit guten Ratschlaegen und gutem Hintergrund Wissen. Das schaetze ich sehr. Die falsche Selbsteinschaetzung ist nicht der Hauptgrund meines Aufschiebens, sondern das Aufschieben an sich. Ich schiebe das Lernen sehr gerne auf und kann in Folge dessen - wie mein Fuehrerschein - die Pruefung nicht ablegen, weil ich glaube nicht gut genug darauf vorbereitet zu sein. Also verschiebe ich, bis ich besser bin. Aber siehe da, ein Notfall trat ein und sofort war der "alte Dieter" in der Lage die Pruefung sofort und ohne weiteres Lernen abzulegen. Es war pure Angst durchzufallen. Ist schon komisch, wie so eine Notfall-Situation einen mobilisieren kann! Jedenfalls fuehle ich mich jetzt viel besser und von mir selbst akzeptiert und bestaetigt. Zu deinem Punkt 2! Ich glaube schon, dass ein falscher Stolz oder ein unangebrachter Stolz oder auch gar kein Stolz, das Tun einer Person sehr beeinflusst. Staendig fragte ich mich, was denn nun meine Arbeitskollegen oder meine Chefs sagen wuerden, wenn ich bei der Fuehrerscheinpruefung durchfallen wuerde. Ich gelte doch hier als sehr intelligent, kann mich durchsetzen und habe doch alles im Griff. Doch nach einer verpatzen Pruefung wuerden sie mich als Dummkopf bezeichen. Das ist falsches Denken! Ich erinnere mich, dass einer meiner Dozenten mal sinngemaess sagte: "Man muss nicht den Mut haben eine Pruefung zu bestehen, sondern den Mut dazu haben durchzufallen!" Er fuehrte weiter an, dass man sich einfach hinstellen und sagen soll "Ich habs wenigstens versucht, meine Kritiker hingegen haben in der Zeit meines Lernens und Pruefens gar nichts getan! Also steht es um mich doch auch nach der verpatzten Pruefung besser, als um die, die nichts getan haben"! Ich denke er hat recht, ich sollte einfach oefter an diesen Ausspruch denken. Viele Gruesse, Dieter | |