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| Fritze Rank:member Group: members Beiträge: 6 IP Logged PM ID: 3156 PM [Fritze] | Last replied to on Thu Apr 29, 2010 13:58:30 Edit Post|Quote Bisher habe ich mich erfolgreich um die Bekämpfung meiner Procrastination gedrückt. Da dies jedoch wieder einmal im privaten Umfeld zu Problemen führt, bin ich mal wieder zumindest kurzzeitig motiviert etwas gegen mein Aufschieben zu unternehmen. Leo's Frust und Jammerthread hat mich dazu inspiriert hier mal meine Gedanken festzuhalten. Meine Situation: Seit ich denken kann, schiebe ich auf. Schon als Kind, habe ich Zimmer nicht aufgeräumt, oder dann als Jugendlicher nicht mal den Müll runtergebracht. Sicherlich ging das vielen so, aber ein Großteil hat rechtzeitig die Kurve gekriegt und im Laufe des älterwerdens die richtige Balance zwischen Pflichten und Vergnügung gefunden. Bei mir ist das nicht so. Ursachenforschung: 1. Erfolg Der Umgang mit Zahlen und logischen Sachverhalten viel mir immer schon sehr leicht. Gleichzeitig habe ich jedoch von meinen Eltern und Lehrern hier sehr viel Anerkennung dafür bekommen. Dadurch hat sich bei mir im Unterbewusstsein festgesetzt, dass ich nicht durch Fleiß, sondern durch meine Intelligenz Erfolge erziele. Beispiele: Die Hausaufgaben in der ersten Klasse bestanden darin, dass wir Buchstaben in unser Schreibheft schreiben sollten. Als mehrere Schülerinnen gelobt wurden, da Sie als Fleißarbeit viel mehr Seiten als gefordert geschrieben haben, wollte ich auch diese Anerkennung erhalten. Also habe ich eine Extra Seite mit Buchstaben gemacht. Als Belohnung habe ich von der Lehrerin einen Marienkäferaufkleber und eine lobende Bemerkung in mein Heft bekommen. Mein Empfinden war jedoch nicht positiv, da die Anerkennung nicht mit meiner Erwartungshaltung mithalten konnte. Ich habe mir ein viel größeres Lob erhofft. Möglicherweise hat meine Einstellung zu Fleiß darunter gelitten. Ein weiteres Schlüsselerlebnis ereignete sich dann in der 4. Klasse im Sachkundeunterricht. Wir hatten über das ganze Jahr einen Riesenordner mit Lernmaterial, der zum Abschluss des Jahres bewertet werden sollte. Die Lehrerin machte mir einen Vermerk in meinen Hefter, dass ich dafür zwar noch eine 2 bekomme, jedoch sollte ich noch etliche Blätter nachbessern (komplett ausfüllen, ausmalen, richtig unterstreichen etc.). Als ich dann das Wochenende vor der endgültigen Notenvergabe mich auf diesen Hefter gestürtzt habe, und stundenlang daran gearbeitet habe, hatte ich ein tolles Gefühl, und habe mit großer Erwartung der Notenvergabe entgegengesehnt. Zu meiner Entäuschung bekam ich einfach eine glatte 2. Kein "Toll nachgebessert", keine 2+ oder irgendetwas Anerkennendes. Als ich die Lehrerin darauf ansprach, hat Sie noch den Vermerk hinzugeschrieben, dass ich meinen Ordner "an einigen Stellen verbessert habe". So hatte ich mir das wahrlich nicht vorgestellt, da ich ja auch ohne Arbeit eine "(noch) 2" bekommen hätte. 2. Konflikte Ein weiteres Problem ist eine generelle KOnfliktvermeidung meinerseits. Ich gehe den meisten Streit oder Konfliktsituationen aus dem Weg. Hier ist mir die genaue Ursache nicht bekannt. 3. Spiel und Spaß Alle Beschäftigungen bei denen der Geist beschäftigt, aber nicht überfordert ist, machen mir Spaß. Bowling, Dart, Billiard, Kartenspiele, Boule, Computerspiele, Gesellschaftsspiele Das führt dazu, dass ich, wenn es mir schlecht geht, einfach z. B. ein Computerspiel gestartet wird, und somit der Geist beschäftigt ist, und sich nicht mit den Problemen auseinander setzen muss. Fortsetzung folgt... | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Thu Jul 16, 2009 12:33:52 Edit post|Quote Hallo Fritze, freue mich schon auf die Fortsetzung! Kann so einige Parallelitäten erkennen. Besonders interessant finde ich deine Ausführungen zu Fleiß vs. Intelligenz. Bei mir war es genau so: Anerkennung bekam ich für meine besondere Intelligenz und nicht für Fleiß. Das ist mir bisher so noch nicht klar gewesen, und dafür danke ich dir! Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Thu Jul 16, 2009 12:38:40 Edit post|Quote Zum Thema Konfliktvermeidung: Geht mir genau so! Ich würde meinen, dass ist ein Zeichen für ein geringes Selbstwertgefühl! Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass man einen fachlichen Konflikt nicht auf der Sachebene belässt, sondern sich auch persönlich angegriffen fühlt? Wenn es mir schlecht geht, dann fühle ich mich manchmal auch irgendwie "pauschal schuldig". Wie soll man sich da in einen Konflikt stürzen? Da ziehe ich doch lieber den Kopf ein und gehe in Deckung. Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | |
| senseseaker28 Rank:member Group: members Posts: 177 IP Logged PM ID: 969 [PM senseseaker28] | Posted at Thu Jul 16, 2009 15:40:24 Edit post|Quote Hi Leo,
Volltreffer! Irgendwie konnte ich das nie so klar ausdrücken, aber ich glaube das ist es. Du verlagerst den Konflikt von der Sach- auf die Emotionsebene, und der Grund vor Blockaden wie schlechte Laune ist irgendwie im Innern verborgen, und tarnt sich dann als normales Unwohlsein. Interessanter Ansatz. | |
| Flexito Rank:member Group: members Posts: 2 IP Logged PM ID: 3613 [PM Flexito] | Posted at Thu Sep 03, 2009 18:27:45 Edit post|Quote Hallo miteinander habe kurz nach einem Vorstellungsthread gesucht, aber nichts gefunden. Deswege verwende ich nun den Selbstanalyse-Thread um mich vorzustellen und die Ausprägung meines Leidens. Ich muss es mal auch nieder schreiben. Werde dann mal die einzelnen Themen durchackern und sehen, wie andere damit umgehen und/oder besserungen erreicht haben. Ich bin 33 jahre alt und wie bei anderen auch, scheint dieses problem seit klein auf zu bestehen. Seit etwa 4 jahren befass ich mich mehr oder minder aktiv damit. Da waren andere Erkenntnisse in den jahren davor wertvoll. Zuerst wollte ich herausfinden, warum ich nicht mein potential ausschöpfen kann. Dieses gefühl begleitet mich seit langem, was natürlich auch eine gewisse chronische Unzufriedenheit erklärt. An mangelnder Intelligenz liegts kaum. Bin sicherlich nicht die Oberleuchte, aber wie auch viele andere welche sich mit diesem problem rumschlagen, reicht der IQ für eine Menge. Wie bei fritze, hatte ich ebenfalls wenig Mühe mit zahlen und logischem. Als erstes liess ich mich durch einen Coach bezüglich Karriere beraten. Der Coach war gut aber irgendwie wars nicht ganz das richtige. Einzig das Stichwort NLP hatte er fallen lassen, welches zuletzt wieder im Raum steht. Danach ging ich in eine Therapie (psychotherapie), weil ich das Gefühl hatte und immer noch habe, dass es psychologisch bedingt ist. Auch hier, es brachte mich nicht wirklich weiter. Ursprung der Besuche, war dass ich dachte, ich sei allenfalls ein Messi. Als ich danach meinte ich hätte ADS, hatte der Psychologe dies klar verneint. Obwohl Dinge bei mir "unsichtbar" werden, wie die tasche in meinem Bürozimmer, welche seit meinem urlaub da liegt. das ist schon seit 4 Wochen der Fall. Zum schluss, als ich nicht mehr die therapie besuchen wollte (finanzielle Gründe und kaum sehbarer Erfolg), meinte er nur, ich solle freunde suchen, mit denen ich über diverse Dinge sprechen könne. Das war vor etwa 2 jahren. freunde zu finden, die man regelmässig treffen kann und trotzdem noch die nötige Aufmerksamkeit und Interesse haben, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen, ist nicht einfach. Zumal in meinem Leben, immer ich der war, der anderen zuhörte und Ratschläge erteilte. Irgendwann sitzt man in der Rolle fest und alle denken, der kommt besten alleine zurecht. In diesen vergangenen jahren habe ich mich mit literatur eingedeckt, welche sich mit Organisation und Work-Life balance und ähnlichem befassen. Authoren wie Küstenmacher, Seiwert (Simplify your life), David Allen (Getting things done), u.s.w. Natürlich auch mit Gadgets zu besseren Organisation (PDA) und entsprechender Software (GTD-Methodologie). Gut nun weiss ich, wie ich mich organisieren muss um die Übersicht nicht zu verlieren. Aber ihr ahnt es schon, das löst diese innere Blockade und Gegenwehr nicht. Auch versuche mir das rauchen abzugewöhnen scheitern regelmässig. zwischenzeitlich hatte ich 3 Monate nicht geraucht. Zuletzt habe ich den Job gewechselt, seit januar 2009. Auch hier allerdings, falle ich in das Muster, wenn kein Stress da ist, läuft wenig. Zudem habe ich zeitlich begrenzt (noch 8 Monate) einen Vorgesetzten der mich oft im dunkeln lässt und bezüglich Planung mir das Leben extrem erschwert. ich weiss teilweise oft nicht was ich und wie ich es zu tun hätte. Aber selbst, wenn das nicht der Fall ist, läufts kaum besser. Die Auswirkung, ich "arbeite" viel mehr Stunden, bin aber deswegen nicht produktiver. Jetzt beschäftige ich mich wieder stärker mit Procrastination. Die Auswirkungen auf das gesamte Leben sind teilweise verheerend. Das schlägt natürlich auf das soziale Leben ein, Freunde werden nicht mehr oft getroffen, Sport macht man nicht mehr, man isst ungesund, alles weil die Zeit nicht reicht. Nur weil man die Dinge nicht in der Zeit regelt, welche dafür angedacht wäre. Aber zum ersten Mal steigert sich meine Unzufriedenheit so stark, dass es mir echt zuviel wird. ich denke in letzter zeit öfetrs daran, eine 'stupide' Stelle anzunehmen, in welcher ich kaum in dieses Muster fallen kann. Job im Pub oder so. natürlich bin ich mir dessen bewusst, dass dies kaum die Lösung sein kann. Ausserdem möchte ich ja noch eine familie gründen und eine gewisse finanzielle Sicherheit bieten können. Hab gestern ein MindMap erstellt. Ich weiss jetzt auch, was geschehen muss damit ich wieder glücklicher werde und trotzdem der Funke springt nicht rüber. Ich werde das gefühl nicht los, ich muss den Ursprung erkennen und danach den für mich richtigen weg zu erkennen und einzuschlagen. Ich glaube auch, dass vieles mit einem Kindheitstrauma im Zusammenhang steht, den ich aber nicht analysieren kann. Meine Eltern haben mich als 3-jähriger für einige Monate in ein Heim gesteckt, weil ich zu wenig ass. immer wenn dieses thema bei den Eltern aufgenommen wird, fühle ich mich echt beschissen und mag nicht wirklich darüber reden. Meine freundin konstatiert dann auch einen traurigen gesichteindruck bei mir. Aber persönlich habe ich absolut keine erinnerung daran, was psychologisch durch verdrängung erklärbar ist. Die Fortführung ist eine sehr schwere beziehung zu meiner Mutter, welche wie es scheint diesen Entschluss getroffen hatte. meine Eltern sind mittlerweile wieder in die heimat gezogen, aber viel einfacher ist es dadurch nicht geworden. Momentan würde ich am liebsten wieder in eine therapie gehen. NLP oder auch hypnosetherapie sind zurzeit in meinen gedanken. Allerdings wird das in der gegenwärtigen Job-Situation sehr schwierig, regelmässig zeit dafür zu finden. Allenfalls ausserhalb der Arbeitszeiten, aber da arbeiten die meisten Psychologen ja auch nicht. Schöner Teufelskreis. so. ich verspreche nicht dass ich mich hier oft blicken lasse, dafür kenne ich mich zu gut. Aber ich werde es versuchen. Wenn jemand Erfahrungen mit NLP oder Hypnotherapie gemacht hat, bin froh darüber etwas zu erfahren. Wer fragen zu Dingen hat die bei meiner Teil-Selbstanalyse aufgekommen sind, werde ich die natürlich gerne beantworten. Liebe grüsse flexito | |
| Elle Rank:member Group: members Posts: 207 IP Logged | Posted at Fri Nov 27, 2009 19:21:38 Edit post|Quote
Woher weißt Du das? Meine Psychologin, bei der ich 2 Jahre in Behandlung war, hat fast ausschließlich am späten Nachmittag oder abends Termine vergeben. Wer suchet,der findet. Elle | |
| Fritze Rank:member Group: members Posts: 6 IP Logged PM ID: 3156 [PM Fritze] | Posted at Mon Dec 14, 2009 12:04:17 Edit post|Quote Ich wollte mich auch mal wieder zu Wort melden. Nachdem ich einen ersten Termin bei einer Psychologin hatte, habe ich den Folgetermin auch schon wieder abgesagt, da es mir ehrlich gesagt zu teuer ist, für jemanden, der mir bisher nicht signalisiert hat, wie er mir helfen kann. Nur fürs zuhören kann ich auch eine andere Vertrauensperson suchen. Bei mir hat die Procrastination wieder voll zugeschlagen nachdem ich ein paar Tage mich um wichtige Dinge gekümmert habe (Arztbesuche, Finanzen etc.). Ich denke ich melde mich mal im Thread Kontrollgruppe. Ich habe zwar auch Skepsis damit Erfolg zu haben, aber mal schauen. | |
| Elle Rank:member Group: members Posts: 207 IP Logged | Posted at Tue Dec 15, 2009 18:11:23 Edit post|Quote Hallo Fritze, schön dass Du Dich mal wieder gemeldet hast. Stimmt, wenn ein Psychologe nur zuhört, könnte das auch ein guter Freund oder eine gute Freundin tun. Kontrollgruppen sind bestimmt sinnvoll, alles hilft, wenn man sich nicht ganz allein mit seinem Problem herumschlagen muss. Ich habe bei einem anderen Problem sehr gute Erfahrungen über Jahre mit einer Selbsthilfegruppe gemacht. Wenn die Scheu, sich offen über sein Problem auszutauschen, wegfällt, hilft allein das schon weiter. Viel Erfolg! E. | |
| schlechtes_omen Rank:member Group: members Posts: 6 IP Logged PM ID: 4089 [PM schlechtes_omen] | Posted at Thu Apr 29, 2010 13:58:30 Edit post|Quote
Generell würde ich sagen, daß diese hier beschriebene Traumas keine Ursachen der Prokrastination sein können. Es sind eigentlich Sachen, die jedermann mehrmals passiert sein müssen, und nicht jedermann leidet an der Prokrastination. Dies sind keine Vorfälle, die das Leben entscheidend verändern. Andererseits kann man untersuchen, wieso gerade dem Autor dieser Selbstanalyse sich diese Ereignisse eingeprägt haben, und besonders die Ursachen für die Grundhaltung des Autors, also daß man durch Intelligenz mehr erreichen kann, als durch Fleiss. Ich kann mich auch an meine Kindheit erinnern, wo eine Leiterin einer Schachgruppe über mich gesagt hat: "Wir brauchen solche begabte, aber faule Kinder nicht". Ich habe damals diese Wörter sehr skeptisch aufgenommen, ich war überzeugt, daß man durch die Begabung alles erreichen kann. Später bin ich zur entgegengesetzten Überzeugung gekommen, nämlich daß man durch die Arbeit alles erreichen kann, und eben das Arbeiten für mich unmöglich ist. Ich denke, daß dieser Wandel der Einstellung natürlich ist, denn je älter man wird, desto mehr Erfahrung man hat, und die Erfahrung ist meistens die, daß man nur durch Arbeit etwas erreichen kann. Bei Fritze hat sich aber andere Einstellung durchgesetzt, bei mir ist sie auch immer noch ziemlich stark. Man muß untersuchen, ob die Eltern durch ihre Erziehung dafür verantwortlich ist, vielleicht sind rebellerische Elemente dabei. Ich denke das ist ein gutes Thema für eine Therapiesitzung mit einem Psychotherapeuten, oder man muß es eben selber mit der Selbstanalyse versuchen. Leider gab es keine Fortsetzung von Fritze, obwohl versprochen. Die Unmöglichkeit zu Arbeiten ist ein Teufelskreis, weil um rauszukommen, sehr viel Arbeit notwendig ist. | |
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