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Forum Startseite>>Procrastination>>Wie kann ich ihm helfen?

Neues Thema - Antworten

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Elena
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PM ID: 3131
PM [Elena]

Last replied to on Tue Feb 24, 2009 15:25:28
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Hallo zusammen,

Ich selber habe gar kein Problem mit Prokrastination, aber mein Freund schreibt mittlerweile seit über zwei Jahren an seiner Diplomarbeit und (meinem Gefühl nach) ist er dabei noch nicht so sonderlich weit gekommen. Zwischendrin hat er gearbeitet, aber jetzt schlägt er seit Monaten die Zeit tot.

Ihm ist das alles schon bewusst - er redet immer davon eine Therapie zu machen, aber letzten Endes kriegt er einfach nichts gebacken.

Mein Problem ist, dass ich nicht mehr weiß was ich machen soll. Ich liebe ihn wirklich, aber er versinkt immer mehr in Depressionen und lässt niemanden an sich heran. Wir führen eine Fernbeziehung - wenn ich ihn am Wochenende sehe gehts ihm meistens ganz gut, aber da bin ja auch ich da und sorge für Ablenkung. Unter der Woche gehts ihm aber eher schlecht (soweit ich das mitbekomme - wenn es ganz schlimm wird meldet er sich gar nicht mehr).

Ich habe das Thema eine ganze Weile lang ziemlich ignoriert, weil ich gehofft habe, es hilft ihm wenn er merkt, dass ich ihn liebe, Diplomarbeit hin oder her. (Ist wirklich so, mir ist es egal ob er das Teil nun schreibt oder nicht, aber es tut mir weh ihn so leiden zu sehen) Er fühlt sich in der Hinsicht eh enorm unter Druck und hat immer das Gefühl, dass er seine Familie etc. enttäuscht. Die meiste Zeit versucht er sich durchzumogeln bzw. das Thema zu vermeiden und ich spreche es eigentlich von mir aus auch nicht an. Ist das sinnvoll? Einerseits fühlt er sich eh schon wie ein Loser und ich möchte das Gefühl nicht verstärken indem ich ewig die Diplomarbeit erwähne. Andererseits helfe ich ihm so ja doch nur das Thema zu vermeiden, oder?

Manchmal möchte ich das Teil einfach für ihn schreiben oder ihm in Sklaventreiberin/Grundschullehrerinnen-Manier helfen a la "so, jetzt liest du diesen Text". Ich mache mir aber Sorgen, dass das nicht unbedingt gut für die Beziehungsdynamik ist. Außerdem bin ich weder zur Sklaventreiberin noch zur Grundschullehrerin geschaffen...Natürlich kann ich ihn morgens per Telefon aus dem Bett klingeln und Termine bei einem Therapeuten für ihn machen und zu ihm fahren und mit ihm da hingehen, etc. Wäre das hilfreich? Oder ist es komplett kontraproduktiv wenn er dann das Gefühl hat, dass selbst seine Freundin mit ihm umgeht wie mit einem Kindergartenkind?

Bitte entschuldigt diesen langen, langen Post - mich belastet das einfach schon ziemlich. Ich hoffe mir von euch, dass ihr vielleicht Tipps habt wie ich ihn unterstützen kann? Was ihm helfen könnte? Vielleicht hat euch schon mal jemand geholfen? Ansonsten einfach vielen Dank fürs Lesen!

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Tue Feb 24, 2009 08:02:07
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Hallo Elena,
schön, dass du deinem Freund helfen willst. Aber versuche nicht, seine Therapeutin zu werden, denn das geht erfahrungsgemäß ziemlich in die Hose.

Ein erster Schritt wäre es sicherlich, deinen Freund auf dieses Forum hier aufmerksam zu machen. Er würde hier eine Menge Geschichten finden, die der seinen sehr ähneln. Dadurch stellt sich in der Regel schon eine gewisse Erleichterung ein, wenn man erkennt, dass man doch kein ganz so exotischer Alien ist und andere ganz ähnliche Probleme haben.

Als derzeit bestes Hilfsmittel haben sich im Forum wohl die sog. Kontrollgruppen erwiesen, d.h. eine Gruppe von ca. 3 Personen (alle aus dem Forum) teilt sich gegenseitig in regelmäßigen Abständen die Pläne bzw. die Planerfüllung mit. Dadurch entsteht auf der einen Seite eine gewisse Selbstverpflichtung, auf der anderen Seite ist der Druck aufgrund der Anonymität nicht so groß, dass er kontraproduktiv wäre.

Selber einen Druck auf deinen Freund auszuüben würde ich nur dann für sinnvoll halten, wenn dein Freund dieser Vorgehensweise ausdrücklich zustimmt.

Vielleicht wäre es auch interessant mal abzuklären, inwieweit dein Freund einfach depressiv verstimmt ist oder bereits eine behandlungsbedürftige Depression vorliegt. Das ist leider bei uns Procrastis nicht selten der Fall. Hier ein entsprechender Test:

http://www.depressionen-depression.net/goldberg/goldberg-test.htm

Liebe Grüße
Leo
-----------------------------
Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

Elena
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PM ID: 3131
[PM Elena]

Posted at Tue Feb 24, 2009 09:44:39
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Hallo Leo,

Vielen Dank für deine Antwort.

Er ist sogar ziemlich sicher depressiv - da sind wir uns auch einig... Ich bin mir nicht so sicher, ob er erst nichts gebacken bekommt und er dann so unzufrieden mit sich ist, dass sein Selbstwertgefühl sinkt und ihn in die Depression reißt oder er erst depressiv ist und dadurch antriebslos wird und prokrastiniert. Ist aber wahrscheinlich auch völlig egal.

Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust ihn zu therapieren oder ihm in Grundschulmanier seine Diplomarbeit vorzukauen. Und ich denke auch wirklich, dass es unserer Beziehung nicht gut tun würde wenn ausgerechnet ich mich zu seiner Kontrollinstanz mache. Aber ich liebe ihn und ich will ihn nicht verlieren, besonders nicht wegen so was. Ich kann gut akzeptieren, dass er immer jemand sein wird, der schneller und tiefer in Löcher fällt als andere und ich kann damit auch irgendwie umgehen. Ich kann nicht auf Dauer damit leben, dass er gar nichts macht und seine Probleme ignoriert.

Auf das Forum werde ich ihn hinweisen - das ist auf jeden Fall ein guter Tipp, vielleicht meldet er sich ja mal.

Eine Kontrollgruppe ist sogar ziemlich genau das, was er bräuchte... ich habe auch schon vorgeschlagen, dass wir sowas wie einen Coach für ihn suchen, aber er will nicht so recht. (Klar, dann müsste er ja auch was tun.)
Vielleicht ist ein Kontrollgruppe online besser, besonders wenn es Leute mit den gleichen Schwierigkeiten sind, dann ist vielleicht auch der Gesichtsverlust kleiner. Einen Versuch ist es wohl wert!

Vielen Dank und Grüße,
Elena

Bukowski
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PM ID: 2879
[PM Bukowski]

Posted at Tue Feb 24, 2009 15:25:28
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Er ist sogar ziemlich sicher depressiv - da sind wir uns auch einig... Ich bin mir nicht so sicher, ob er erst nichts gebacken bekommt und er dann so unzufrieden mit sich ist, dass sein Selbstwertgefühl sinkt und ihn in die Depression reißt oder er erst depressiv ist und dadurch antriebslos wird und prokrastiniert. Ist aber wahrscheinlich auch völlig egal.



Hallo Elena,

du hast recht, das ganze ist in der Regel ein Teufelskreis.
Ich kann in diesem Zusammenhang die psychologischen Beratungsstellen, die es an den meisten Unis gibt, empfehlen. Vielleicht kann sich dein Freund ja mal dorthin wenden und ein wenig über die Probleme mit seiner Diplomarbeit reden, es kann schon hilfreich sein, mal mit einem Unbeteiligten darüber zu sprechen.

Wenn es sich bei deinem Freund um eine handfeste Depression handelt, die ihn derart antriebslos macht, wäre vielleicht auch eine ärztliche Abklärung ratsam. Es kostet zwar einiges an Überwindung, wegen psychischer Probleme ärztliche Hilfe zu suchen, aber es ist manchmal die einzige Möglichkeit, den Betroffenen durch Medikation empfänglich zu machen für weitere therapeutische Maßnahmen.
In der Regel können auch hier die Mitarbeiter der psychologischen Beratung weiterhelfen und bei Bedarf einen Arzt empfehlen.

Ich wünsche Euch alles Gute und grüße Euch (ebenfalls) von der Diplomarbeitsfront,

bukowski


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