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Prokrastination Home | ||
| leonardo Rank:member Group: members Beiträge: 509 IP Logged PM ID: 11 PM [leonardo] | Last replied to on Tue Oct 10, 2006 14:12:10 Edit Post|Quote Liebe Leidensgenossen, ich denke, bei der Prokrastination handelt es sich um so etwas wie eine Spirale: Misserfolge drehen die Spirale weiter nach unten, Erfolge drehen sie ein Stück weiter hoch. Das kenne ich im übrigen von meinen Depressionen genau so! Für viele von uns bringt das aber sicher ein paar spezielle Probleme mit sich. Eigentlich müsste man mit ganz kleinen Erfolgen anfangen und diese auch als Erfolg sehen und würdigen. Ich denke, den meisten hier fällt das sehr schwer. Man müsste wohl vor allen Dingen auch Geduld mit sich haben und akzeptieren, dass es einfach seine Zeit braucht, mit der Aufschieberitis klar zu kommen und das es immer wieder Rückschläge geben wird. Aber dank unseres Perfektionismus fällt es uns schwer zu akzeptieren, dass es eben normal ist, wenn es 2 Schritte vor und 1 zurück geht. 1 schlechter Tag kann mir eine ganze gute Woche komplett versauen! Statt den Erfolg zu sehen, werte ich einen kleinen Rückschlag als totalen Misserfolg und Beweis dafür, dass sich nie etwas ändern wird: Und meine Spirale dreht sich nach unten! Wie denkt ihr darüber? Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| chris Rank:member Group: members Posts: 27 IP Logged PM ID: 21 [PM chris] | Posted at Mon Sep 18, 2006 19:33:45 Edit post|Quote
Genau daran hapert es jedoch. Wenn ich vor einem sehr umfangreichen Projekt stehe, kann ich stets nur das große Ganze sehen. Dieses erscheint mir dann aufgrund seines Umfangs als unüberwindlich. Es wird daher häufig empfohlen, das große Projekt in viele kleine Teilprojekte zu zerlegen und diese dann nacheinander abzuarbeiten. Dieses funktioniert bei mir aber nur bedingt, denn die Erledigung eines Teilschrittes bringt mir kaum Erleichterung. Erst wenn das gesamte Projekt abgeschlossen ist, läßt der Druck tatsächlich nach. Gruß Chris | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Tue Sep 19, 2006 08:07:47 Edit post|Quote Ja Chris, das geht mir genau so! Trotzdem halte ich es für sinnvoll, ein großes Projekt in Teilprojekte zu unterteilen weil es mir zum einen das Gefühl von "Machbarkeit" verschafft und ich zum anderen immer weiß, was ich als nächstes tun muss. Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Wed Sep 20, 2006 22:42:36 Edit post|Quote Chris, ich hätte das vor ein paar Wochen auch noch geschrieben. Bei mir hat sich da inzwischen etwas getan. Ich mache jetzt tatsächlich mal eine Viertelstunde etwas und bin mit dem Fortschritt schon ein bisschen zufrieden. Das kann daran liegen, dass ich sehr häufig daran denke und mir die Handlung vorstelle. Ich habe also den Eindruck, als würde mir das Visualisieren vorher helfen, überhaupt anzufangen, und der zweite Teil des Visualisierens, nämlich das der Verbesserung nach der getanen Arbeit, ebenso vorher, helfen, mich über den kleinen Fortschritt zu freuen. Komplizierter Satz, aber ich bin zu müde, es länger zu schreiben. Kannst ja rückfragen. Billa | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Thu Sep 21, 2006 08:14:31 Edit post|Quote Ich probiere gerade etwas (für mich) neues aus: Es geht um das häusliche Ordnung schaffen. Ich erlaube mir nur 20 Minuten dran zu bleiben; nach dieser Zeit muss ich aufhören! Das bringt 2 Sachen mit sich: Zum einen stelle ich mir kein perfekt aufgeräumtes Büro als Ziel nach 20 Minuten vor, zum anderen höre ich immer in einer guten Phase auf und nehme diese Stimmung mit. Bisher funktioniert das ganz gut. Die positive Stimmung aus diesen 20 Minuten hilft mir manchmal tatsächlich, den Schwung auch auf andere Dinge zu übertragen. Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| amy Rank:member Group: supermoderators Posts: 143 IP Logged PM ID: 19 [PM amy] | Posted at Thu Sep 21, 2006 18:29:43 Edit post|Quote
Hallo Leo, manche Deiner Beiträge (wie z.B. dieser hier) lesen sich wie ein Blog – oder wie Messies Arbeitsbuch. Und das finde ich ungeheim ermutigend . Mach bitte weiter so. Liebe Grüsse Amy ----------------------------- If you can't move the mountain, move a few stones. | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Fri Sep 22, 2006 07:52:35 Edit post|Quote Danke Amy, wer aufhört zu kämpfen hat schon verloren. Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Mon Oct 02, 2006 13:08:18 Edit post|Quote Lilly hat bei Literaturhinweisen auf Spiegel-Online Artikel hingewiesen, die ich gelesen bzw. überflogen habe (kranker Mann im Krankenhaus bzw. zu Hause). Mir fiel da für mich als wichtig auf: es ginge gar nicht unbedingt um unseren Perfektionismus, sondern um die von uns vermuteten oder tatsächlichen Erwartungen der anderen an uns. Da habe ich länger darüber nachgedacht, außerdem gehört das im Moment zu meinen Themen in der Therapie. Ich muss sagen, das stimmt für mich zu. Seitdem ich mühsam immer wieder Grenzen ziehe gegenüber den Erwartungen anderer (eingebildet oder real), kann ich auch Dinge weniger perfekt machen, bin mit weniger zufrieden. Ich kämpfe nicht mehr so sehr um die Anerkennung und Liebe der anderen, indem ich etwas für sie tue, und dazu noch möglichst gut. Allerdings ist das mit dem schmerzhaften Eingeständnis verbunden, dass ich die Liebe und Anerkennung von diesen Menschen vielleicht nicht habe und nicht bekommen werde, egal, was ich tue. Ich weiß aber jetzt, dass ich nicht mehr bereit bin, mich dermaßen zu verbiegen und so viel einzusetzen, damit ich die Zuwendung der anderen vielleicht ein bisschen mehr bekomme. Billa PS: Ich kann mir übrigens auch vorstellen, dass diese Erwartungsabhängigkeit zu einer Person besteht, die nicht mehr lebt, wie meine Mutter oder mein Vater, sie hat sich also in mir verselbstständigt. Andere berühren dann eventuell diesen "wunden Punkt" mit ihrem Verhalten und lösen meine Reaktion aus. Da bin ich inzwischen wacher. | ||
| amy Rank:member Group: supermoderators Posts: 143 IP Logged PM ID: 19 [PM amy] | Posted at Mon Oct 02, 2006 16:41:27 Edit post|Quote
Wie recht du hast, Billa. Ich hab genau dasselbe bei mir festgestellt.
Und ich hab in dieser Hinsicht bis jetzt gepennt. Danke für diese Feststellung. Das ist im Augenblick genau, was ich brauche. Amy ----------------------------- If you can't move the mountain, move a few stones. | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Wed Oct 04, 2006 14:22:12 Edit post|Quote Hallo Billa, die Punkte, die du da beschreibst sind auch bei mir ganz wichtig, allerdings im Hinblick auf meine Depressionen. Aber da scheint es ja ohnehin eine große Schnittmenge zu geben. Ist Perfektionismus nicht auch dei Angst vor dem Urteil der anderen? Dann wäre das gar kein Widerspruch. Ist Perfektionismus nicht auch eine Art der Selbstbehinderung. Schau mal hier: http://www.bychan.de/procrastination/board/index.php?forumID=2&ID=249 Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| Billa Rank:member Group: members Posts: 173 IP Logged PM ID: 20 [PM Billa] | Posted at Tue Oct 10, 2006 14:12:10 Edit post|Quote Mir war der Gedanke, es geht um die "Erwartungen anderer" für mich selbst sehr wichtig. Ich habe bei dem Wort Perfektionismus mich bisher losgelöst von anderen gesehen und mich für meine eigenen hohen Erwartungen kritisiert, ohne sie als Verlängerung von tatsächlichen oder vermeintlichen Erwartungen der anderen zu sehen. Insofern stimme ich einerseits mit den Beiträgen nach meinem überein, aber fand dieses "Aha-Erlebnis" für mich wichtig. Es gibt auf der anderen Seite einen Wunsch nach "Niveau" in mir, den ich wahrscheinlich mit Perfektionismus verwechselt, vermischt habe. Ich stimme, was dieses "Niveau" betrifft, mit meiner Umwelt öfters nicht überein. Mit "Niveau" meine ich nicht nur das Niveau einer erbrachten Leistung, sondern auch mein und das Verhalten anderer in Beziehungen, den Respekt voreinander und eine Zugewandtheit im Gegensatz zu Lieblosigkeit. Es kann sogar sein, dass ich mich in dieses Thema manchmal verrenne, es zum Perfektionismus wird, weil ich mich damit allein fühle, z.B. in Bezug zu Geschwistern und Freundinnen. Inzwischen grenze ich mich mehr ab und überlege genauer, wem gegenüber ich liebevoll bin und warum, da ich früher manchmal dazu neigte, mir unbewusst damit Anerkennung und Zuwendung der anderen zu "erkaufen. Billa | ||
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