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Forum Startseite>>Procrastination>>Procrastination = Selbstbehinderung?

Neues Thema - Antworten

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leonardo
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PM ID: 11
PM [leonardo]

Last replied to on Mon Sep 18, 2006 14:29:27
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Das schreibt Wikipedia dazu:
Selbstbehinderung (engl.: self-handicapping) bezeichnet das Phänomen, das eigene Selbstbild durch Verhaltensweisen zu schützen, die später als Entschuldigung für bestimmte Ereignisse dienen können. Ein typisches Beispiel ist die durchgefeierte Nacht vor einer Prüfung oder das Engagement in zeitraubender Arbeit, um bestimmten Aufgaben zu entgehen.

In einem Experiment wurden Versuchspersonen schwierige Fragen zum Allgemeinwissen gestellt. Danach bekamen sie ein große Lob für ihre Leistung. Vor einer zweiten Aufgabenrunde gab man ihnen die Wahl zwischen einer "leistungssteigernden" und einer "leistungshemmenden" Droge (natürlich ein Placebo). Die Mehrzahl der Versuchspersonen wählte die leistungshemmende Droge, wahrscheinlich um spätere schlechtere Leistungen mit ihr entschuldigen zu können.

Was meint ihr dazu?
Gruß
Leo
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

swen
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PM ID: 5
[PM swen]

Posted at Wed Sep 13, 2006 23:05:11
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Ich glaube, dass das ein sehr interessanter Gedanke ist. Allerdings denke ich, dass es bei der Procrastination häufig eine Behinderung ist, um das beste für einen selbst zu erreichen. Nehmen wir an, jemand mag seinen Job nicht mehr, hat aber Angst aus verschiedenen Gründen zu wechseln, obwohl es vielleicht für ihn das Beste wäre. Prokrastination beeutet nun, dass das Unterbewußtsein (was immer das sein mag) nun die Kontrolle übernimmt. Es sorgt dafür, dass er seine Arbeiten aufschiebt, dass er nichts mehr richtig erledigt bekommt und irgendwann kommt die Entscheidung. Er verliert den Job, dass was er eigentlich ohne es sich einzugestehen wollte.
Swen

Billa
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PM ID: 20
[PM Billa]

Posted at Sun Sep 17, 2006 13:12:48
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Aus eigener Erfahrung vermute ich, dass mein Drang nach Perfektion, warum, sei jetzt einmal dahin gestellt, mich dazu führt aufzuschieben. Beispiel: ich muss eine Arbeit abliefern. Ich besorge mir ganz viel Literatur dazu, von der ich denke, ich solle sie vorher oder beim Schreiben durcharbeiten, damit die Arbeit gut genug oder sehr gut wird. Dadurch wird der Berg, den ich zu bewältigen habe, sehr groß, was mich auf jeden Fall zum Aufschieben bringt. Außerdem habe ich dann meinen eigenen Anspruch und vielleicht den phantasierten von anderen Menschen deutlich vor Augen. Da ich befürchte, dass ich meinem und deren Anspruch nicht gerecht werde, schiebe ich es lieber auf bis die Zeit so knapp wird, dass ich mir über so etwas keine Gedanken mehr machen kann, und auch nicht über die Frage, ob die Arbeit sehr gut wird, sondern dann muss ich so gut wie in dieser Zeit für mich möglich abliefern. Ich habe aber den Eindruck, als ob da bei mir mehrere Mechanismen greifen. Ich habe vergleichsweise zu anderen im Forum oder in der Fachliteratur eine nicht so deutlich problematische Kindheit hinter mir. Aber die kleinen Haken und Kanten haben es auch in sich. So reagiere ich aufgrund meiner Kindheitserfahrungen auf Druck sicher mit Widerstand. Ein anderer Aspekt liegt darin, dass ich auch ein Mensch bin, der den Adrenalinstoß von "doch noch geschafft" genießt.

Billa
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PM ID: 20
[PM Billa]

Posted at Sun Sep 17, 2006 13:20:23
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Selbstbehinderung wäre bei mir dann, der Berg ist so groß, kann ich sowieso nicht schaffen. Selbstbehinderung wäre mein Trotz: "Warum soll ich mich bemühen, wenn der/die mich so behandelt?" Also auch eine Abhängigkeit von den anderen. Ich sehe Trotz, wenn er zum Aufschieben führt, als Anzeichen von Abhängigkeit, und ich sehe depressive Verstimmungen, die aus Beziehungsproblemen resultieren und mit dem eigenen Selbstbild zusammenhängen, und zu Aufschieben führen, als Ausrede und als Abhängigkeit von diesen anderen Menschen. Ich vermute, dass ich Angst davor habe, erwachsen und selbst verantwortlich zu handeln, denn dann habe ich eben meine Handlungen und auch Fehler selbst zu verantworten. Ich habe aufgrund mangelnden Selbstvertrauens Angst vor der gnadenlosen und ungerechten Kritik der anderen, die ich selten genug als ungerecht zurückweisen konnte. Ich glaube, dass jede/r von uns Betroffenen seine/ihre eigene Lebensgeschichte, Persönlichkeit hat, und deshalb nur in Aspekten Parallelen zwischen uns bestehen. Mich regen Eure Beiträge dazu an, über mich nachzudenken. Billa

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Mon Sep 18, 2006 14:29:27
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Hallo Billa,
ja, dein erstes Post trifft den Kern der Sache ganz gut, geht mir genau so! Hab dazu mal in einem Buch einen interessanten Vergleich gelesen:
Stell dir vor, du sollst über einen 5 m langen und 30 cm breiten Balken balancieren, der 30 cm über der Erde auf 2 Steinen liegt. Kein Problem, oder? Wir Perfektionisten wollen aber nicht einfach nur ankommen, nein, wir wollen die perfekte Haltungsnote für diese Aufgabe bekommen und machen davon auch noch unser Selbstwertgefühl abhängig. Ein Versagen wäre schrecklich! Durch diese Gedanken wird aus dem Balken ein Balken, der nicht mehr 30 cm vom Boden entfernt ist, sondern der eine tiefe Schlucht zwischen 2 Hochhäusern überquert. Jeder Fehler wäre tödlich, also nimmt man die Aufgabe erst gar nicht in Angriff!
Aber im Hintergrund wächst der Termindruck. Das ist in etwa so, als ob in dem Hochhaus, auf dem wir uns befinden, ein Feuer ausgebrochen wäre. Unter dem Druck der Hitze kriechen wir auf allen Vieren über den Balken und es ist uns egal, wie wir ankommen. So geht es mir im Arbeitsleben auch: Wenn der Druck groß genug ist, kann ich meinen Perektionismus ablegen und bringe endlich noch etwas halbwegs brauchbares zustande. Mein Selbstwertgefühl schütze ich dabei mit dem Wissen, dass ich es ja viel besser gekonnt hätte, wenn ich nur früher angefangen hätte. So sieht meine Selbstbehinderung aus.
Liebe Grüße
Leo
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