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Prokrastination Home | ||
| carpevitam Rank:member Group: members Beiträge: 1 IP Logged PM ID: 2116 PM [carpevitam] | Last replied to on Thu Jul 17, 2008 23:09:52 Edit Post|Quote Hallo Leute, ich weiß erst seit heute dass es überhaupt einen namen für chronische aufschieberei gibt - und bin wirklich froh dieses forum gefunden zu haben! vieles von dem was ihr schreibt kommt mir sooo bekannt vor.. habe vor einem monat meine bachelorarbeit abgegeben - nach ewigem stress, aufschieberei, druck, weiterer aufschieberei, nochmehr stress und druck... habe sie dann, nach wochenlanger literatursuche, im-kopf-schreiben, verzweifeln, selbstkasteiung und weiterem verzweifeln, in fünf tagen geschrieben und natürlich ein dementsprechend miserables produkt abgeliefert. jetzt hat mein betreuer mir die entscheidung überlassen, 4,0 zu akzeptieren (und somit mein studium fertig zu haben) oder die arbeit erneut zu einem anderen thema zu schreiben. das hieße, noch ein semester irgendwie finanzieren(langzeitstudiengebühren kämen noch dazu), und nochmal denselben stress... und das risiko erneut zu versagen.. auf der anderen seite könnte dies auch eine chance sein, zu versuchen mich zu ändern... irgendwie zu lernen besser damit umzugehen, techniken auszuprobieren, in kleinen schritten und rückschlägen, in foren und mit hilfe einer selbsthilfegruppe dieses ziel zu erreichen, das für mich im grunde vor allem araus besteht, etwas mal anständig geschafft zu haben.. was denkt ihr? hat jemand von euch schonmal eine entscheidung in der art getroffen? ist es illusorisch zu glauben man könne sich innerhalb so kurzer zeit so grundlegend ändern? | |
| Sonne Rank:member Group: members Posts: 97 IP Logged PM ID: 1428 [PM Sonne] | Posted at Sat Jul 12, 2008 00:29:32 Edit post|Quote Hallo, erst mal willkommen hier im Forum. Ich möchte Dir keinen Rat geben und sagen - tu dies - oder - tu das - denn die Entscheidung selbst liegt natürlich einzig bei dir. Aber ich möchte kurz etwas zu deiner Frage sagen, ob man sich von heute auf morgen ändern kann. Die "klare" Antwort hierauf lautet - JEIN! ![]() Erst mal nicht sehr befriedigend, ich weiss. Aber meine persönliche Erfahrung ist die: Wir Menschen sind "Gewohnheitstiere". Das heisst wir sammeln Erfahrungen und bauen unsere Alltagswelt auf diesen Erfahrungen und erworbenen Mustern auf. Und diese erworbenen Muster sind es, die unserer alltägliches Verhalten ausmachen und bestimmen. Einerseits lassen sich diese Muster verändern, sind dehnbar, formbar, veränderbar. Andererseits sitzen sie tief und treten dann, wenn wir glauben, wir hätten sie endlich nach unserern Vorstellungen und Ideen geändert, wieder zurück in unser Leben. Falls das jetzt zu abstrakt klingt - hier ein praktisches Beispiel: Wenn wir eher unsportlich sind und dieses Muster - Sport ist Mord - verinnerlicht haben, dann ist es schwer dieses Muster zu durchbrechen. Aber !!! es ist möglich. Nur genau da fängt das Problem an. Nach wochen-, monate-, oder jahrelangem Ringen haben wir uns nun endlich eine neue Gewohnheit und Lebenseinstellung angewöhnt und antrainiert: Sport macht Spass und kann das Leben bereichern! ABer dann plötzlich, zu einem Zeitpunkt, an dem wir gar nicht mehr damit rechnen, gewinnt das alte ICH wieder Vorderhand und gibt den Ton an. Und ohne es zu merken, schleichen sich wieder - längst "tot geglaubte" alte Denk- und Verhaltensmuster ein. Wieder zurück auf unser praktisches Beispiel: Plötzlich hat man nicht mehr so viel Zeit zu Joggen, es gibt andere - wichtigere (!!!) Dinge, die zu erledigen sind (Vorbereitung auf eine Konferenz, Konzept erstellen, Stress mit der Partnerin...) und da muss man eben mal Prioritäten setzen (das gaukelt einem zumindest das alte ICH evor)...und so lässt man den Sport eben mal eine Weile schleifen (als ganz bewusste Entscheidung - weil andere Dinge ja im Moment von größerer Wichtigkeit sind) ... und die Tage vergehen, dann die WOchen und Monate ... und ehe man sich versieht .... ist man wieder dort angelangt wo man sich nicht wiederzufinden geglaubt hätte..... Mit dem wissenschaftlichen Schreiben ist es eigentlich genau dasselbe: Deshalb hier meine Antwort: ja, man kann sich und seine Gewohnheiten ändern. Aber: Vorsicht! Große Rückfallgefahr. Sorry, dass das hier vielleicht keine besonders passende Antwort auf Deine Frage war. Ich habe wohl einfach nur meine Gedanken, die mir spontan in den Sinn kamen, wiedergegeben! Hier - neben den theoretisch-abstrakten Ausschweifungen - ein ganz praktischer Kommentar auf Dein Posting: Ich kenne das, ewig lang nichts tun und dann in kürzester Zeit die gesamte Arbeit "runterreißen". Und dabei denkt man sich natürlich - o Mann, hätte ich nur mal etwas früher angefangen, ja dann..... Aber dazu ist es ja nun zu spät. Ich glaube der Grund für dieses Verhalten ist psychologischer Natur: Wenn wir viel zu spät anfangen, dann können (!!!) wir ja gar keine gute Leistung mehr erbringen! Der Grund, weshalb wir "nur eine 4" bekommen haben, liegt also nicht daran, dass wir zu doof (!!!) sind, sondern daran, dass wir zu "faul" waren! Das schützt unser Selbstwertgefühl! Lieber faul als doof, nicht war? Verstehe mich nicht falsch, ich will hier nicht DEINE Psyche analysieren, sondern gehe wohl eher von mir und Erfahrungsberichten anderer aus! Ich hatte in der Uni auch ganz lange diese Strategie: Lange Zeit mit Lesen und Recherchieren verbringen...dann aber nicht rechtzeitig mit dem Schreiben beginnen, sondern einfach nichts (oder andere wichtige Dinge) tun....auf den aller-aller-aller-allerletzten Drücker anfangen...und die Arbeit zwar irgendwie fertigstellen, aber natürlich weit unter dem Niveau, das man hätte erreichen könnnen, wenn man sich genügend Zeit genommen hätte.... Ist ein Neuanfang möglich? Ja, aber nur dann, wenn du auch in anderern Bereichen deinem Alltag neue Impulse gibst. Denn, bleibt alles beim alten, so dominieren auch weiter die alten festgefahren Verhaltensmuster, als das Aufschieben. Möchtest du also einen zweiten Anlauf wagen und deine Abschlussarbeit nochmals in den Griff nehmen, dann - ändere deinen Arbeitsplatz (Warst du vorher zu Hause, dann gehe in die Bib), - ändere deinen Tagesrythmus (Chronobiologie: Eule oder Lerche?) und / oder schließe dich einer Lerngruppe an..... Sorry, dass der Beitrag so lange geworden ist. Leonardo: Verzeihe bitte die Rechtschreibfehler und Tippfehler (wahrscheinlich gibt es Unmengen hiervon), aber ich hab schnell geschrieben und keine Lust nochmal Korrektur zu lesen. :blus ![]() Herzlichen Gruss Sonne | |
| keulebeule Rank:member Group: members Posts: 8 IP Logged PM ID: 99 [PM keulebeule] | Posted at Sat Jul 12, 2008 12:10:45 Edit post|Quote Hallo, du hast deine Arbeit in fünf tagen geschrieben und dann bestanden, dazu erst einmal meinen Respekt. Immerhin hast du sie geschrieben! Das meine ich übrigens ernst ![]() Ich schreibe zur Zeit ebenfalls meine Diplomarbeit, alle paar Tage in Nachtschichten. Wenn ich mir mein Geschreibs dann am nächsten Tag durchlese ist es fürchterlich, aber immerhin etwas. Ich habe mich damit arrangiert und weiß dass ich es zur Zeit nicht besser schaffe. Ich nehme auch eine schlechte Note in Kauf, 1. um überhaupt fertig zu werden (nach 12 Jahren Studium) 2. da ich vielleicht gar nicht in diesem Job (IT) arbeiten möchte 3. falls ich doch in diesem Job arbeiten möchte/muss zur Zeit wahrscheinlich auch ohne gute Endnote einen Job bekomme Daher mein Tip, betrachte deine Situation und gewichte deinen "schlechteren" Abschluß gegenüber dem was du durch ein weiteres halbes Jahr Uni erreichen könntest. Ist denn deine gesamt Endnote 4, oder doch besser? Müsstest du eine 2 oder 1 schreiben um deine Endnote deutlich zu verbessern? Nicht einfach die Entscheidung, daher toitoitoi! ![]() | |
| Amanda Rank:member Group: members Posts: 3 IP Logged PM ID: 2012 [PM Amanda] | Posted at Wed Jul 16, 2008 13:46:05 Edit post|Quote Hallo carpevitam, zuerst einmal muss ich den anderen Usern Recht geben. Eine schwierige Entscheidung, die Dir leider keiner abnehmen kann. Da ich ja auch hoffentlich irgendwann mal in den "Genuss" einer Bewertung meiner Diplomarbeit kommen werde, einfach mal meine Gedanken was ich machen würde wenn mich denn eine 4 treffen würde. Durch meine ewige Aufschieberitis habe ich dieses worst-case-Szenario eigentlich schon von vorneherein eingeplant. Besser gerade so bestanden, als gar keinen Abschluss. Natürlich würde eine schlechte Bewertung ganz schön an meinem Ego kratzen, aber dieser Horrortrip "Diplomarbeit" wäre dann trotzdem endgültig vorbei und ich könnte mich endlich wieder den schönen Dingen des Lebens widmen. Auch wenn ich die Möglichkeit dazu hätte einen neuen Versuch zu starten und damit mein Abschlußzeugnis aufzupolieren, würde ich auf keinen Fall nochmal freiwillig diese Strapazen auf mich nehmen. Auch wenn ich mir fest vornehmen würde, beim nächsten Versuch alles besser zu machen, früher anzufangen, mich mehr zu konzentrieren... würde es letztendlich darauf hinauslaufen, dass ich spätestens nach 1 Woche wieder in meinem alten Verhaltensmuster stecke. Natürlich würde ich mir dann Sorgen machen, dass ich aufgrund meiner schlechten Abschlussnote keinen vernünftigen Job finden werde. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, dass in den meisten Fällen die Firmen nicht zuerst auf die Noten schauen. Bestes Beispiel: Mit meiner grottenschlechten Abinote habe ich trotzdem jede Menge Einladungen zu Vorstellungsgesprächen bekommmen. Und auch später, hat sich eigentlich noch nie eine Firma an meinem "etwas" chaotischem Lebenslauf gestört. Es kam immer nur darauf an, wie ich mich im Vorstellungsgespräch verkauft habe und meine "Aussetzer" erklärt habe. Das hängt natürlich auch immer ganz von der Branche ab, in der Du dann Deinen Job suchen wirst. Was ich eigentlich damit sagen möchte.... Überlege Dir einfach, wie wichtig eine bessere Note für Dich persölich und Dein Berufsleben ist.... wenn Du die Arbeit eigentlich nur nochmal schreiben möchtest, um Dir selber etwas zu beweisen... dann bedenke, dass die Bachelorarbeit nicht die letzte Gelegenheit in Deinem Leben war, in der Du zeigen kannst was in Dir steckt... ;-). Wenn Du Dich dafür entscheiden solltest, einen neuen Versuch zu starten, dann wünsche ich Dir auf jeden Fall viel Erfolg und Kraft für einen Neuanfang! | |
| Ziltoid Rank:member Group: members Posts: 61 IP Logged PM ID: 608 [PM Ziltoid] | Posted at Thu Jul 17, 2008 00:18:00 Edit post|Quote
Liebe Amanda, es gehört zwar nicht in diesen Thread, aber ich bin nun kurz vor dem Abschluss und werde mich auch bald gut verkaufen müssen und Aussetzer in meinem Lebenslauf, vor allem ein wiederholtes Schuljahr und eine weit überzogene Studienzeit, erklären müssen... Und da es sicher noch mehr Leuten hier so geht, kannst du uns ein paar Tipps aus deiner Erfahrung geben? Wie mans hinbekommt, eingeladen zu werden, und wie man solche Sachen im Vorstellungsgespräch abhandelt? Danke im Voraus | |
| Stefan Rank:member Group: members Posts: 204 IP Logged PM ID: 680 [PM Stefan] | Posted at Thu Jul 17, 2008 17:07:10 Edit post|Quote Oh ja, das würde mich auch sehr interessieren. Denke auch schon ständig dran, wie ich dieses Riesenloch in meinem CV erklären soll/kann/darf/muss ... | |
| Sonne Rank:member Group: members Posts: 97 IP Logged PM ID: 1428 [PM Sonne] | Posted at Thu Jul 17, 2008 23:09:52 Edit post|Quote Carptevitam, bist Du noch da? Wie hast Du Dich denn mittlerweile entschieden? Wenn Du Lust hast, kannst Du ja mal berichten. Einige von uns würde es sicher interessieren zu hören, wie Du Dich entschieden hast. Ich möchte mich meinen Vorrednern hier noch mal anschließen und finde auch, dass Du nicht "nur wegen der Note" nochmal den ganzen Stress auf Dich laden solltest....Wenn Du nochmal schreibst, dann tu es für Dich....Ich weiss nicht was Du studiert hast und wie wichtig Noten in Deiner Fachrichtung sind (bei Juristen zum Beispiel ist die Note ja wirklich nicht ganz unwichtig) aber meine persönlichen Erfahrungen sind die, dass weder Noten noch Studiendauer wirklich ausschlaggebend sind. Und wer macht sich schon die Mühe, die Schuljahre nachzurechnen? Ob 12, 13 oder 14 Jahre - also das zählt doch wirklich kein Personalchef nach! Den einzigen Tipp, den ich weitergeben würde ist der, möglichst entspannt zu bleiben, sich nicht zu verstellen und an sich selbst zu glauben. Bei Bewerbungsgesprächen ist es wichtig, dass die "Chemie stimmt", und zwar auf beiden Seiten. Falls die Chemie nicht stimmt, helfen auch gute Noten oder schnelles Studium ncihts. Dann bekommt man eine Absage mit der Antwort "Es lag wirklich nicht an mangelnden Qualifikationen, aber....". Und stimmt die Chemie, dann sind längere Studiendauer und schlechtere Noten auch nicht so wichtig. Was meinen die anderen? Sonne | |
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