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Amanda
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PM ID: 2012
PM [Amanda]

Last replied to on Wed Jul 16, 2008 15:23:28
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Wie eigentlich immer - wenn ich mich versuche von meiner Diplomarbeit abzulenken - bin ich "per Zufall" auf eine interessante Webseite (also dieses Forum) gestossen.

Dazu gebe ich dann meistens in Google Suchbegriffe wie "Meine Diplomarbeit macht mich fertig/depressiv/bringt mich zur Verzweiflung, ich schmeiße meine Diplomarbeit hin oder Diplomarbeit - ich weiß nicht mehr weiter" ein. Da man zu diesen Begriffen unzählige Seiten im Netz findet, die wiederum auf andere Seiten verweisen, ist das bei mir in den meisten Fällen mit einer tagesausfüllenden Beschäftigung verbunden.

Mein schlechtes Gewissen beruhige ich dann immer damit, dass das durchaus eine sinnvolle Beschäftigung ist. Immerhin versuche ich den Gründen für meine extreme "Aufschieberitis" auf die Spur zu kommen und sind sie erstmal erkannt... wie heißt es noch gleich "Einsicht ist der erste Weg zur Besserung".

Was ich mir jetzt aber in diesen 2 Jahren langsam aber sicher eingestehen muss: Ich habe zwar jede Menge Gründe (Vergangenheit, schlechte Kindheit, etc.) gefunden, warum ich meine Diplomarbeit immer noch nicht fertig gemacht habe, aber das hat mich leider kein Stück weitergebracht.

Im Gegenteil: Diese Gründe haben mich noch eher davon abgehalten, endlich mal mit meiner Arbeit anzufangen und haben mir unendliche Stunden und Tage intensives Grübeln beschert. Wobei es dann in meinem konkreten Fall eigentlich "Einsicht ist der erste Schritt zum Nachdenken über eine Besserung" heißen müsste....

Nur damit hier kein falscher Eindruck ensteht... ;-) ich habe nicht 2 Jahre ausschließlich vor meinem Computer und im Internet verbracht. Zwischendurch gab es auch immer wieder helle Momente, wo ich mich so motivieren konnte, dass ich hin und wieder mal einen Satz aufschreiben konnte oder ein wichtiges Buch gelesen habe.

Mein großes Glück ist wahrscheinlich, dass ich letztendlich jetzt doch unter extremem Zeitdruck stehe. Da ich die Studiengebühren umgehen wollte, habe ich mich exmatrikuliert. Nach der Exmatrikulation hat man noch ein Jahr Zeit die Arbeit abzugeben. Da ich die Procrastination bis zur äußersten Perfektion betreibe, habe ich meine Arbeit am allerletztmöglichen Tag vor dem endgültigen Aus angemeldet und werde sie HOFFENTLICH am alleräußerstletztmöglichen Tag abgeben.

Bis dahin erscheint es mir noch ein weiter Weg. Ich habe es nämlich tatsächlich geschafft, die Hälfte meiner Bearbeitungszeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Sehr bald ist meine Diplompräsentation und diese ist natürlich weder noch fertig noch habe ich einen Plan, was ich dort präsentieren werde. Danach bleiben mir noch 2 Monate, in denen ich meine spärlichen Notizen in einen wissenschaflichen Text mit Quellenangaben und einer logischen Struktur verwandeln muss.

In ein Forum habe ich eigentlich noch nie geschrieben, weil ich mir immer ziemlich bescheuert vorkam, meinen Seelenmüll im Internet abzuladen. Nachdem ich aber hier die Beiträge durchgelesen habe, ist mir mal wieder bewusst geworden, dass ich nicht die Einzige bin, die solche Probleme mit sich herumträgt.

Und jetzt - wie immer - auf den allerletzten Drücker, da ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll, oute ich mich also im Internet und hoffe, dass mich der Austausch mit Gleichgesinnten in die richtige Richtung treiben wird.

Ich bin auf Eure Kommentare gespannt.... :-)





Stefan
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PM ID: 680
[PM Stefan]

Posted at Tue Jun 24, 2008 11:48:35
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Hi Amanda und willkommen im Forum!

Ich sitze seit ca. 3 Wochen ernsthaft an meiner Diplomarbeit. Das erste Konzept habe ich aber schon vor knapp drei Jahren abgegeben ...

Du bist also nicht allein! Und es gibt noch viele andere Leute, die ein ähnliches Problem haben. Werde Dir baldmöglichst schreiben, wie es mir mit der Arbeit erging und wie ich es jetzt geschafft habe mich wirklich ans Schreiben zu setzen.

lg, Stefan

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Tue Jun 24, 2008 12:35:52
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Hallo Amanda,
herzlich willkommen bei Leuten, die dich verstehen können.

Deine Geschichte habe ich so oder so ähnlich jetzt schon dutzende Male gelesen (das ist nicht abwertend gemeint!). Ich hoffe, es erleichtert dich ein wenig, zu wissen, dass du nicht alleine damit bist.

Ich wünsche dir hier einen interessanten und hilfreichen Austausch!

Liebe Grüße
Leo
-----------------------------
Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

senseseaker28
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PM ID: 969
[PM senseseaker28]

Posted at Tue Jun 24, 2008 15:59:52
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Hi Amanda,

willkommen im Forum.
Das Gefühl zu wissen, dass man nicht alleine ist, ist zunächst mal sehr erleichternd, da es Leute gibt, die einen verstehen.

Was mir bei deinem Posting auffällt, du scheinst ja sehr stark mit Grübeln beschäftigt zu sein.
Darf ich einfach mal fragen, wie dein Alltag so aussieht?
Hockst du in der Bude und frustest dich über jede verstrichene Minute?
Lenkst du dich eher ab mit Ersatz- und Vermeidungshandlungen, oder verschläfst du den Tag gänzlich, nur um dann hinterher festzustellen, dass du es, mal wieder, nicht aus dem Bett geshafft hast?

Gibt es etwas, was dir Spaß macht, oder gibt es da nichts mehr?
Hast du Freunde, denen du gerne dein Herz ausschütten würdest, es ist dir aber zu peinlich?

Was genau ist denn in deiner Kindheid nicht gut gelaufen?
Alles Fragen über Fragen, an denen man aber durchaus ansetzen kann.
Wenn du sagst, das geht schon 2 Jahre so, gab es da auch mal gute Momente, ich meine nicht nur auf die Diplomarbeit bezogen, sondern deine Gesamtsituation.

Welches Fach studierst du denn? Wie lautet dein Thema, und warum gerade das Thema, und kein anderes?
Identifizierst du dich damit und willst es _perfekt_ machen, oder wurde es dir aufgedrückt, um ein Thema zu haben.

Würde mich echt mal interessieren.
Ich bin auch einer von den Diplom-Nicht-Fertigstellern, und kann daher nur zu gut nachvollziehen, dass sich da viel Druck und Unbehagen aufbaut.

Erzähl doch einfach mal ein Bisschen, vielleicht kommt da was in Gang.

Liebe Grüße,
Senseseaker

keulebeule
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PM ID: 99
[PM keulebeule]

Posted at Tue Jun 24, 2008 23:09:18
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Hallo Amanda, Hallo Leidensgenossen,

Ich lese schon eine Weile hier mit und nun überkam es mich doch auchmal was zum Thema zu schreiben. Ersteinmal kann ich Dir wohl kaum weiterhelfen, denn ich bin tada... auch ein Aufschiebekönig. Naja ich schreib halt mal was.

Zuerst, ich werde bald 33 und hab auch noch kein Diplom. Jetzt solltest du lachen und denken, "so alt bin ich ja nu noch nicht"! Ich schreibe auch gerade meine Diplomarbeit, aber auch nur weil meine Prüfungsordnung ausläuft. Zudem bin ich dafür bei einer großen Firma angestellt. Ich hab also Monster-Druck die Arbeit zu schreiben. Aber natürlich läuft es nicht so wie es sollte aber immerhin geht es laaangsam voran. Deadline ist in zwei Monaten der Druck steigt von Tag zu Tag.

Ich hasse mein Diplomarbeit, sie ist wie ein baumelndes Damoklesschwert aber wenn all der Druck mich nicht dazu bringt sie zu schreiben ist das wohl auch ein Zeichen das ernst genommen werden sollte.

Zur Arbeit und was mir dabei hilft. Diese Forum hilft mir. Immer wenn ich total down bin lese ich hier und es geht mir besser, auch wenn ich manchmal danach nicht viel produktiver bin. Ich schau mal wie es sich verhält wenn ich auch aktiv schreibe

Fang die Arbeit doch erstmal ohne großen Inhalt an. Vielleicht ein Paar Gliederungspunkte, ein Paar Literaturangaben im Literaturverzeichnis, vor jedem Kapitel ein Pagebreak, Glossar, etc. Meine Arbeit war ohne Inhalt schon 16 Seiten lang, sehr motivierend

So denn, ich hoffe euch und mir hilft das Schreiben hier im Forum. Vielleicht schafft der ein oder andere hier ja doch noch das Diplom und ist dann ein aufschiebender Akademiker



Test
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PM ID: 224
[PM Test]

Posted at Wed Jun 25, 2008 14:33:35
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Erstmal vielen Dank für Eure Antworten!!!
Dann werde ich jetzt mal versuchen zusammenzufassen, was mir zu Euren Beiträgen im Einzelnen einfällt... aber Warnung ... es könnte etwas länger werden... .

@senseseaker28:
Du hast das genau richtig erkannt. Ich bin eine Grübelmeisterin.....

Mein Alltag:
Generell nehme ich mir abends immer vor, am nächsten Tag nun endlich anzufangen. Ich bin eine Frühaufsteherin und bin dann morgens auch meistens immer voller Tatendrang. Dann sitze ich vor meinem Rechner, sage mir, dass ich jetzt nur noch ein paar E-Mails schreiben werde, was dann in der Regel zum Versumpfen im Internet führt. Zwischendrin suche ich dann auch immer wieder halbherzig nach Infos für meine DA, was aber nur zur Beruhigung meines schlechten Gewissens gedacht ist. Abends bin ich dann sehr frustriert und wütend auf mich, dass ich schon wieder nichts auf die Reihe bekommen habe. Und ich bin wieder am Anfang dieses Textes angelangt.... ein Teufelskreis!

Spaß:
Ja, eigentlich gibt es sehr viele Dinge, die mir normalerweise Spaß machen. Webdesign, Fotografie, Zeichnen, usw..... ABER... ich sage mir immer wieder, wenn Deine DA jetzt fertig wäre, dann könntest Du Dich den angenehmen Seiten des Lebens zuwenden und Du darfst jetzt keinen Spaß haben, weil Deine Diplomarbeit fertig werden muss. D.h. zusammengefasst hätte ich wirklich gerne wieder ein bisschen mehr Spaß, bestrafe mich aber selber mit Spaßentzug und da meine Arbeit immer noch nicht fertig ist, ist mein Leben also auch relativ Spaßarm. Noch ein Teufelskreis! Und das Schlimme... eigentlich macht mir Schreiben im Allgemeinen eigentlich sehr viel Spaß, aber wenn ich MUSS, dann bringe ich keinen vernünftigen Satz zu Stande!!!

Freunde:
Ich bin mir nicht sicher, ob „peinlich“ das richtige Wort dafür ist. Ich bin eher ein Mensch, der erstmal versucht Probleme selber zu lösen und nur im äußersten Notfall schütte ich mein Herz aus. Meine Freunde wissen schon, dass mir das ganz schön zu schaffen macht, aber ich versuche das DA-Problem immer runter zuspielen, weil ich mir nicht bewusst machen will, dass es ein wirkliches Problem ist. Was irgendwo ein weiterer Teufelskreis ist, weil das verdrängte Problem dann noch viel größer wird.

Kindheit:
Puuuh, also dass ist ein Thema was ich unmöglich in einem kurzen Text abhandeln kann. Erstmal habe ich sehr sehr viele Parallelen zu mir in den Forumsbeiträgen hier gefunden.

In der Grundschule ist mir alles zugeflogen, ich habe nie gelernt und immer gute Noten bekommen. Trotzdem war das nie genug für meinen lieben Vater, der immer noch bessere Kinder in meiner Umgebung vorweisen konnte, die ihre Eltern nicht so enttäuschen, wie ich das angeblich immer getan habe. Im Gymnasium ging dann meine Nichtlernen-Strategie leider nicht mehr auf und meine Noten sind sehr schnell immer schlechter geworden. Was natürlich meinem Vater seine Theorie bestätigt hat, dass ich eine Versagerin bin, nichts auf die Reihe bekomme und auch gar nicht weiß, was ich will.

Dazu kam auch noch, dass mein Vater (um es mal vorsichtig auszudrücken) ein sehr hohes Aggressionspotential hat. Dh. für alle kleineren oder größeren Verfehlungen, oder auch manchmal nur um seinen Stress loszuwerden, hat er mich dann verdroschen. Ich habe in ständiger Angst gelebt, weil ich nie wusste, was als nächstes passieren würde, wenn ich nach Hause komme. Was dazu geführt hat, dass ich versucht habe, mich durch permanentes Lügen vor Schlägen zu schützen. Natürlich ist es dann trotzdem meistens an Tageslicht gekommen und die Strafe ist dementsprechend doppelt ausgefallen.

Um das Ganze jetzt etwas abzukürzen: Das, was mein Vater immer von mir geglaubt hat, ist dann auch letztendlich aus mir geworden. Eine selbst erfüllende Prophezeiung sozusagen....
Durch mein ganzes Leben zieht sich wie ein roter Faden, dass ich nicht weiß, was ich will und was ich mit meinem Leben anfangen soll.

Nach dem Abitur 1 Jahr weiterführende Schule, danach Berufsausbildung, diverse Jobs und dann letztendlich das Studium. Wohlgemerkt bin ich auch die Einzige in meiner ganzen Familie, die jemals studiert hat bzw. es noch tut. Wenn ich das jetzt alles im Nachhinein betrachte, dann bin ich wohl immer noch auf der Suche nach Anerkennung von meinem Vater, die ich trotzdem nie bekommen werde... egal wie sehr ich mich auch verbiege. Das Studium, nur ein Weg um vielleicht doch etwas richtiges zu finden, aber im Endeffekt eine Verlegenheitslösung. Was ich mir wirklich selber zu Gute halten muss, ist dass ich noch nie etwas Angefangenes abgebrochen habe. Auch wenn es mich immer bis an meine Grenzen getrieben hat. Also so eine schreckliche Versagerin kann ich dann doch nicht sein... ;-). Aber trotzdem steckt mir die schreckliche Angst vor meinem Vater heute noch in den Knochen. Ich habe diesen ständigen Druck, die Vorwürfe und die ewige Nachfragerei, wann ich denn endlich gedenke meine DA fertig zu machen, nicht mehr ausgehalten. Jetzt denkt meine Familie die Arbeit ist schon lange fertig und dass ich einfach noch keine Zeit hatte, mein Zeugnis abzuholen.

Diplomthema:
Nun ja, da ich ja ein bisschen paranoid bin.... werde ich jetzt nicht das konkrete Thema hier aufschreiben, denn dann würde ich wohl endgültig meine Identität im Internet preisgeben... . Wen es wirklich interessiert, dem schreibe ich dann einfach eine PM.

Nur soviel... auch wenn ich das Studium angefangen habe, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte, so habe ich dort viele Dinge gelernt die mich wirklich interessieren. Das Thema habe ich mir selbst ausgesucht. Es interessiert mich, die Ansprüche an mich selber sind aber so hoch gesetzt, dass mir jeder Satz den ich aufschreibe, einfach nur dumm vorkommt. In meinem Kopf ist die Arbeit eigentlich schon perfekt ausformuliert, aber sobald ich auch nur einen Buchstaben tippen will, herrscht reines Chaos in meinem Gehirn.


@keulebeule:
Ja ich lache jetzt wirklich... weil wir im gleichen Alter sind und ich wirklich froh bin, dass auch noch andere Leute in meinem Alter noch keinen Abschluss haben.... und das mit dem Damoklesschwert trifft es auf den Punkt!!! Davon kann ich ein sehr langes Liedchen singen....



senseseaker28
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[PM senseseaker28]

Posted at Wed Jun 25, 2008 16:43:14
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Hi Amanda Alias Test :-)
da hast du dir aber ganz schön was aufgebaut, das man nur schwer wieder rückgängig machen kann.
Wenn du schon sagst, dass du die Probleme lieber selber angehst, ist das irgendwie ein Zeichen für "Will ja bloß keinem auf den Wecker fallen, andern geht's doch verglichen mit mir viel schlechter, also nicht jammern!!!", ja ja....
Aber auch du hast, ob du's glaubst oder nicht, ein Recht auf Vertraute, und das Runterspielen hilft da nicht wirklich.
Ich war darin bis vor Kurzem Meister, aber das ist dir gegenüber, und den andern in der Konsequenz auch, nicht ehrlich und macht dir am Ende mehr Probleme, als es vermeintlich kurzfristig Lösungen bringt.
Auch wenn das Outen zunächst schwer ist, aber es bringt einen irgendwie auf den Boden der Tatsachen zurück, und schafft wieder ein Stück Glaubwürdigkeit.
Natürlich muss man dann auch konsequent sein, und da kommt dann wieder der alte Giovanni Postergare Controletti ins Spiel.
Du musst also einen Weg finden, wie du dich A _wirklich_ mit dir auseinandersetzen kannst, ohne vor dir wegzulaufen, und B irgendwie die Kurve zum Ende zu kriegen.
Klingt alles super einfach, ich weiss, aber der Weg dorthin ist sehr steinig.
Ich bin im Moment durch ein starkes Ohrproblem bei einer Heilpraktikerin in Behandlung, und da haben sich viele andere Sachen an Erinnerungen und Kräften aufgetan, die ich schon längst verloren geglaubt hatte.
Der Punkt ist, es gibt kein patentrezept gegen die Aufschieberei, das habe ich mittlerweile begriffen.
Jede Situation ist da anders, und das Aufschieben kann für so vieles stehen. Vielleicht hast du den Satz "ich werde es zu nichts bringen!" so sehr verinnerlicht, dass du dann am Ende auch nichts auf die Reihe bringst, oder vielleicht hast du Angst vor Anforderungen an dich nach der DA, da kann ich nur raten.
Wichtig ist nur, dass du dran bleibst, dass auch kleine Erfolge für dich Erfolge werden und bleiben, und du sie nicht wieder mit Maske herunterspielst nach dem Motto "och das haben andere vor mir auch geschafft, is doch nichts Besonderes...".
Quote:

wenn Deine DA jetzt fertig wäre, dann könntest Du Dich den angenehmen Seiten des Lebens zuwenden und Du darfst jetzt keinen Spaß haben, weil Deine Diplomarbeit fertig werden muss.

Diese Annahme ist total falsch, weil du später dann auch Verpflichtungen haben wirst. Da prokrastinierst du den Spaß einfach mit weg, und engst dich selber ein.
Ich habe das auch gemacht, bis ich dann eingesehen habe, dass mir Musik als Hobby total Spaß macht, und etwas Spaß am Tag, und damit meine ich bewusster Spaß, kann sehr befreiend und erfrischend sein.
Dieser Spaßentzug führt ja sicher nicht dazu, dass du bewusst an deiner Arbeit was machst, oder?
Könnte da noch viel mehr schreiben, aber ich belasse es erstmal dabei.
Ich werde übrigens nächste Woche einen Termin bei meinem Oberprof unseres Fachbereichs haben, hatte ich sehr, sehr lange Zeit Angst vor, mir wird aber wohl nichts anderes übrig bleiben.

Liebe Grüße,
Senseseaker

Ziltoid
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[PM Ziltoid]

Posted at Wed Jun 25, 2008 23:38:45
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Kommt mir bekannt vor. Ich habe meine Diplomarbeit im Februar 2006 angefangen und werd voraussichtlich diesen September fertig werden. Arbeite auch erst seit Mai ernsthaft daran.

Quote:

Spaß:


Wie schon gesagt, sich die Sachen die Spaß machen ganz zu streichen, bringt nix. Ich denke, das beste ist ein lockerer Zeitplan, z.B. "Montag bis Freitag versuche ich meine Arbeit voranzubringen und Samstag/Sonntag ist Zeit für Hobbies". Ohne dass man sich gleich Sorgen macht, wenn man mal n paar Wochentage über gar nix hinbekommt.

Ansonsten hätt ich nur noch den Tipp, versuch jetzt nicht dein Prokrastinationsverhalten zu erklären statt es zu überwinden, jetzt nachzugrübeln, was in deiner Kindheit noch alles schiefgelaufen sein könnte bringt dich nicht weiter. Ich verliere auch viel Zeit, weil ich in solche Gedanken verfalle, einfach aus Gewohnheit.



Stefan
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[PM Stefan]

Posted at Thu Jun 26, 2008 13:36:57
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bunterhund
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[PM bunterhund]

Posted at Mon Jun 30, 2008 03:20:01
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Hallo und willkommen auch an die neuen Mitglieder!
Toll, dass hier so viel los ist, dann hab ich was zu Lesen, auch wenn ich grad nicht schreiben mag!
Ich belohn mich darum mal mit einem Post hier bei euch!

Bei Amanda und mir sehe ich übrigens viele Gemeinsamkeiten, ausser, dass ich noch nicht bei der Abschlussarbeit bin!

Also, mir hats wahnsinnig geholfen, meine Belohnung ganz schön fett zu machen im Vergleich zu meiner Arbeit(Unisachen schreiben).
D.h. nach einer Stunde kamen dann schonmal zwei Stunden Pause mit lecker Essen, Quatschen, Spaziergang etc., manchmal auch ein ganzer Abend.
Wenigstens hat man ETWAS gemacht und ist dadurch motivierter, beim nächsten Mal vielleicht was länger zu machen.
Mir gings erstmal darum, überhaupt zur Arbeit zurückzukehren, möglichst noch am selben Tag und wenn auch nur kurz - sich aufs immer wieder Anfangen trainieren...
Zudem hab ich, da ich so gestresst bin und mein Leben gerade wie eine einzige große Laus ist, die einem ständig über die Leber läuft, meine Anforderungen runtergesetzt. Ich spekuliere in den letzten beiden Kursen vor meiner Rückkehr nach Deutschland nur noch auf 'Bestanden' und muss sagen, die dadurch gewonnene Freiheit ist wirklich schön und meine Noten sind nicht so viel schlechter!
Das Grübeln lass ich auch bleiben und versuche, auf meine Gefühle zu hören und schlechtes Gewissen aus meinem Alltag zu verbannen. Klappt tatsächlich.
Allerdings ging dem ja eine lange Zeit des Grübelns vorraus und der Stress ist damit nicht verschwunden, sondern nur erträglicher.
Mein Beschluss allerdings, mich zu ändern, gibt mir viel Selbstvertrauen!
Aber wie ihr ja merkt, bin ich gerade voll auf mich bezogen und sozial müde, weil die ganze Choose mit meinem Freund mich so auslaugt - sorry also für meine Unbeteiligtheit und no Einfühlsamkeit hier!

Übrigens meinte meine Therapeutin, ich hätte vermutlich 'nur' eine Anpassungsstörung und das 'bekäme man wieder hin'. Das mit meinem Freund kenne sie nur zu gut und wenn er nicht auch ne Therapie machen würde, sähe sie schwarz (hat Leo auch schon gesagt). Ausserdem sei ich viel viel zu streng mit mir und viel zu kopflastig, hätte aber gute Einstellungen, um da raus zu kommen.
Is doch eigentlich gut, find ich. Bis auf das mit meinem Freund, was ja immernoch nicht vorbei ist.

Das war mein Update...
Liebe Grüße
bunterhund
-----------------------------
Der frühe Vogel kann mich mal!

Blockflöte
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[PM Blockflöte]

Posted at Sat Jul 05, 2008 10:29:00
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... ich sage mir immer wieder, wenn Deine DA jetzt fertig wäre, dann könntest Du Dich den angenehmen Seiten des Lebens zuwenden und Du darfst jetzt keinen Spaß haben, weil Deine Diplomarbeit fertig werden muss. D.h. zusammengefasst hätte ich wirklich gerne wieder ein bisschen mehr Spaß, bestrafe mich aber selber mit Spaßentzug und da meine Arbeit immer noch nicht fertig ist, ist mein Leben also auch relativ Spaßarm. Noch ein Teufelskreis!


Hi Amanda!
Diese Gedanken begleiten mich auch oft. Ich denke, man muss doch nach dem Motto leben "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen". Das habe ich immer versucht, bin aber oft damit auf die Nase gefallen. Es funktioniert einfach nicht bei mir. Zur Arbeit kann ich mich nicht aufraffen, also auch nicht zum "Vergnügen". Ich darf ja nicht.

Aber ich wage jetzt mal eine kühne Theorie, bzw. versuche mal zu schildern, was ich bei mir festgestellt habe: Es geht auch anders herum!

Mach ohne schlechtes Gewissen etwas richtig Schönes. Das gibt Selbstvertrauen, Mut, Zufriedenheit und Schwung für die anderen Dinge, die zu tun sind. Es müssen aber wirklich richtig Schöne Dinge sein, nicht diese kurzfristigen Freuden z.B. im Internet, Quizshows, Talkshows o.ä. Schxxx im Fernsehen, wo man hinterher (oder schon während dessen) denkt, warum habe ich bloß wieder so die Zeit verschwendet.

Wenn ich mich z. B. aufraffe und selbst Musik mache, also Blockflöte spiele oder Klarinette, oder singe und dazu stümperhaft auf der Orgel spiele, oder auch eine Oper/ein Konzert im Fernsehen gucke oder einen Film, der mich wirklich interessiert, diese Freude hält länger an. Und wenn ich dies dann getan habe, klappt es schon öfter, dass ich dann noch etwas mache, was ich schon lange und immer wieder aufschiebe.

Versuch es doch mal auf diese Art und Weise.
Bye, Blockflöte

Stefan
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[PM Stefan]

Posted at Sat Jul 05, 2008 10:36:46
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Kann mich Blockflöte hier nur anschließen. Mache das diese Woche gerade auch wieder mit meinem Therapeuten. Wir haben ausgemacht, dass ich jeden Tag zwei Stunden körperlich etwas tue (Radln, Joggen, Schwimmen, Beachvolleyball, ...) Alles Dinge die mir gut tun, die ich mir aber eigentlich erst zugestehe wenn ich gearbeitet habe. Und ich muss sagen, dass es so vermutlich besser funktioniert, als wenn wir ausgemacht hätten, dass ich jeden Tag soundsolang am Schreibtisch sitze.

lg, Stefan

Amanda
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[PM Amanda]

Posted at Wed Jul 16, 2008 12:41:36
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Soooo... war ja schon eine Weile nicht mehr im Forum unterwegs, aber ich möchte Euch jetzt mal von meinem "Erfolgserlebnis" berichten.

Das Kolloquium habe ich hinter mir... ich schreibe Erfolgserlebnis nicht ohne Grund in Anführungsstrichen... ;-). Es war furchtbar....

Die Präsentation 1 Tag vorm Vortrag fertiggemacht und dann auch zum ersten Mal darüber nachgedacht, was ich denn dazu sagen könnte. 15 Minuten Zeit und viel zu viele Folien. Also panisch alles rausgelöscht was ging. Mit einer Freundin am späten Abend den Vortrag geübt und keinen vernünftigen Satz rausbekommen.

3 Stunden Schlaf, habe mich in der FH verlaufen und den richtigen Raum nicht gefunden. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich schon ne Weile nicht mehr dort war und alles auf einmal irgendwie anders aussah... ;-)

1 Minute vor meinem Vortrag am Bestimmungsort angekommen. Einen Rüffel vom Prof eingefangen, warum ich denn erst jetzt kommen würde. Irgendeinen Text runtergeleiert. Ich kann mich gar nicht mehr so gut daran erinnern, weil ich so schrecklich nervös war.

Nach der Präsentation still und heimlich verdrückt, weil mir meine Vorstellung so todpeinlich war, dass ich auf keinem Fall meinem Prof über den Weg laufen wollte. Weder vorher noch nachher einen Termin zur Besprechung vereinbart, weil ich einfach nur weg wollte.

Naja, ich werde wohl früher oder später nochmal eine E-Mail an ihn schreiben müssen und hoffen, dass er mich nicht darauf anspricht...

Aber der schlimmste Teil (Vortrag) ist jetzt vorbei und jetzt sollte ich mich mal langsam ums Schreiben kümmern, sonst wird das nix mehr....

Werde Euch auf dem Laufenden halten...



leonardo
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[PM leonardo]

Posted at Wed Jul 16, 2008 15:23:28
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Hallo Amanda,
du hast es geschafft, alleine das zählt! Abhaken und weitermachen! Wer wird in 5 Jahren noch danach fragen?
Liebe Grüße Leo
-----------------------------
Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

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