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Forum Startseite>>Procrastination>>Depressionen, Verlauf und was hat geholfen?

Neues Thema - Antworten

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senseseaker28
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PM ID: 969
PM [senseseaker28]

Last replied to on Wed Apr 23, 2008 22:42:34
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Hallo zusammen,

diesen Post möchte ich mal zum Anlass nehmen, euch etwas genauer dazu zu befragen, wie bei euch Depressionen diagnostiziert wurden, wie lange es gedauert hat, und was bisher dagegen geholfen hat.
Ich befinde mich selbst in einer merkwürdigen Phase, kriege im Moment nicht viel auf die Reihe, außer regelmäßig und früh aufzustehen.
Das nützt mir allerdings herzlich wenig, da ich meine Zeit nicht sinnvoll einsetze.
Irgendwie glaube ich, all diese Niedergeschlagenheit, all diese Resignation sind Ausdruck einer Depression.
Wir hatten das in der Therapie zwar thematisiert, aber irgendwie habe ich meine Therapeutin nie offensiv darauf angesprochen, es klang immer nur mal so durch mit den Depressionen.
Es gab vor einigen Wochen Tage, da war es weniger stark, aber im Moment ist es irgendwie alles zuviel.
Meine Freundin, die nun immer durchs Hintertürchen Kontakt sucht, hat mir vorgeworfen, ich sei ja eigentlich der egoistischste Mensch seit langem, würde mich nicht mal melden und sie vernachlässigen etc, nicht mal als normaler Freund in schlechten Tagen tauge ich.
Aber mit sowas kann ich im Moment nicht richtig umgehen.
Es gibt Bereiche da ist es besser, gerade bei der Jobsuche und Finanzielles regeln mache ich Fortschritte, aber ich fühle mich insgesamt irgendwie nicht rund, wenn ihr versteht, was ich meine.

Dies richtet sich wahrscheinlich eher an Leo oder Stefan, aber wenn andere mitlesen sollten, einfach mal euern Verlauf schreiben, mal sehen, in wieweit es da Parallelen gibt.

Jetzt noch einen schönen Tag, muss gleich zur Besprechung der MRT,

Senseseaker

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Fri Apr 11, 2008 16:27:29
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Hallo senseseaker,
ich leide vermutlich bereits seit über 30 Jahren an Depris. Diagnostiziert wurden sie allerdings erst vor knapp 4 Jahren. Habe zunächst einen Selbsttest aus dem Netz gemacht, der ein sehr eindeutiges Ergebnis brachte und bin dann damit zum Neurologen gegangen.

Hier gibt es einen empfehlenswerten Selbsttest:
http://www.psychotherapiepraxis.at/surveys/test_depressionen.phtml

Ob es sich um Depressionen handelt, hängt wesentlich von der Dauer der Beschwerden ab. Und früh gut aus dem Bett kommen fällt Depressiven eher schwer.

Was hilft: Antidepressiva und Psychotherapie, Sport, manchmal Licht, Omega-3-Fettsäuren (Lachsölkapseln), B-Vitamine, Vit. C., Stressabbau, Schlafentzug, Elektrokrampftherapie, Hirnschrittmacher... Natürlich hilft nicht alles bei jedem!

Du siehst, das ist nicht so ganz einfach pauschal zu beantworten.

Mach mal den Test und stell dann mal ein paar konkretere Fragen.

Liebe Grüße
Leo

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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

Elle
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Posted at Fri Apr 11, 2008 19:20:54
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Quote:
Was hilft: Antidepressiva und Psychotherapie, Sport, manchmal Licht, Omega-3-Fettsäuren (Lachsölkapseln), B-Vitamine, Vit. C., Stressabbau, Schlafentzug, Elektrokrampftherapie, Hirnschrittmacher... Natürlich hilft nicht alles bei jedem!


Hallo zusammen,

schließe mich Leo an und möchte noch ergänzen:
Abklären lassen sollte man die Auswirkungen einer latenten Scilddrüsenunterfunktion, die manchmal von Hausärzten und Internisten jahre- oder jahrzehntelang nicht erkannt werden, weil die Schilddrüsenwerte angeblich in Ordnung sind. Hierzu alter thread:

http://www.bychan.de/procrastination/board/index.php?forumID=2&ID=1082

Gruß
Elle

senseseaker28
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PM ID: 969
[PM senseseaker28]

Posted at Sat Apr 12, 2008 15:55:58
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Hi Leo,

danke erstmal für den Link.
Laut diesem Test habe ich eine mittelschwere Depression.
Bei mir ist es eben hauptsächlich die Antriebslosigkeit, die mich so fertig macht.
Mal ist es besser, mal komme ich überhaupt nicht aus dem Knick.
Meine Therapie ist eine Tiefenpsychologisch fundierte, und im Grunde ist der Ansatz glaube ich auch gut, allerdings sind da zwei Seiten von mir im Widerstreit, die Prokraster- und Depriseite, und die, die das erkennt und auch ändern will.

Das ist eben immer dieser Kreislauf aus "jetzt habe ich was durchbrochen und es geht weiter." und auf der anderen Seite Resignation und is doch eh alles beim Alten.

Mal sehen, was sich sonst noch so ergibt.
Liebe Grüße,

Senseseaker

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Sun Apr 13, 2008 12:33:37
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Hallo senseseaker,
siehst du einen Unterschied zwischen deiner Antriebslosigkeit und deiner Procrastination? Mein Eindruck ist der: Gegen die "normale" depressive Antriebslosigkeit helfen manche Antidepressiva, gegen die Procrastination jedoch nicht.

Mittlerweile bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob die Procrastination nicht nur ein Symptom der Depression ist.

Liebe Grüße
Leo
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senseseaker28
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PM ID: 969
[PM senseseaker28]

Posted at Sun Apr 13, 2008 18:01:56
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Hi Leo,

ich hatte einfach in letzter Zeit keine Kraft, bestimmte Dinge für mich ohne negativbesetzung und frei heraus anzugehen.
Das kann von einfachen Aufgaben wie einkaufen, bis hin zu komplexen Sachverhalten, wie eben meiner Diplomarbeit reichen.
Ich glaube nicht, dass die Prokrastination als solche eine Krankheit ist, eher denke ich, dass sie nur ein Symptom von etwas anderem darstellt.
Diese Antriebslosigkeit kommt und geht, mal ist sie einfach latent da, und mal so ausgeprägt, dass ich einfach nur noch schlafen will und alles andere und jeden um mich rum vergessen.
Mittlerweile bin ich aber so weit zu erkennen, dass es da irgendwie einen positiven Weg heraus geben muss, also ich bin dann auch nicht der Typ, der sich aufgibt und, sagen wir mal, vor den nächsten Zug werfen würde.

Gruß und danke,
Senseseaker

Blockflöte
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PM ID: 970
[PM Blockflöte]

Posted at Sun Apr 13, 2008 22:47:25
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Hallo senseseaker!
Dein Satz "Ich fühle mich insgesamt irgendwie nicht rund" drückt ziemlich genau das aus, was ich auch empfinde.

Ich könnte wirklich zufrieden mit meinem Leben sein, habe einen lieben Ehemann, wir haben ein Haus gebaut, in meinem Beruf komme ich klar, also, was will ich? Mit den genannten Dingen bin ich ja zufrieden, aber trotzdem... Ich tue vieles, was ich nicht will, z.B. zuviel naschen, zuviel fernsehen, zu lange schlafen, und das, was ich für richtig und gut halte, tue ich nicht, z.B. Kontakt mit Freunden und Verwandten halten, etwas in Haus und Garten tun, mich draußen bewegen, gesund ernähren, zu allem fehlt mir der Antrieb. Das hat mich sehr lange frustriert.

Vor ein paar Jahren fing es an, dass ich manchmal weinte, obwohl ich nicht wirklich traurig war. Ich wusste nicht, warum ich weinte. Ich grübelte ständig und kam aus dem Grübeln nicht mehr heraus, kam nie zu einer Lösung. Irgendwann bin ich zu meiner Hausärztin gegangen und habe gesagt, ich glaube, ich habe Depressionen, und habe ihr das alles geschildert. Sie hat einige Fragen gestellt, unter anderem, wie lange das schon so geht. Ich habe gesagt, ein paar Jahre schon. Sie hat mir dann Cipramil verschrieben und mir eine Liste mit Psychotherapeuten gegeben, um eine Verhaltenstherapie zu machen.

Ich war also nie bei einem Neurologen, Psychologen oder Psychiater. Die Tabletten (Wirkstoff Citalopram) haben mir aber geholfen, aus der Grübelei zu entkommen und gaben auch Antrieb. Dann habe ich 1,5 Jahre (25 Stunden) Verhaltenstherapie gemacht, das hat auch in manchen Dingen geholfen. Jetzt bin ich in einer Selbsthilfegruppe gegen Angst und Depressionen. Hier lerne ich, selbstbewusster zu werden und mich nicht mehr zu verkriechen.

Die Tabletten nehme ich nicht mehr, werde sie aber, wenn es notwendig sein sollte, ruhig wieder nehmen.

Du hast geschrieben, dass Dir vorgeworfen wurde, nicht mal als guter Freund in schlechten Tagen zu taugen. Das werfe ich mir selbst auch gerade vor. Ein Mitglied der Selbsthilfegruppe ist im Krankenhaus, ich habe sie einmal besucht und es dann einfach vergessen, mich noch mal zu melden. Ich könnte mich selbst in den Hintern treten, nach dem Motto: Auf mich kann man sich nicht verlassen, bin total unzuverlässig etc.

Was ich damit sagen möchte: Ich glaube, es wäre gut, wenn Du zuerst DIR etwas Gutes tun würdest, nett zu Dir selbst sein, dann kannst Du auch für andere wieder da sein. Das hat mit "egoistisch sein" nichts zu tun, sondern es ist einfach schwer, auch noch anderen zu helfen, wenn man sich selbst nicht mag und einem alles zuviel wird. Hm, ich weiss nicht, ob ich das so richtig ausgedrückt habe, aber vielleicht verstehst Du, was ich meine.

Sorry, ist jetzt ziemlich lang geworden.

Liebe Grüße, Flöte

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Mon Apr 14, 2008 13:37:26
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@senseseaker,
hast du schon mal über Antidepressiva nachgedacht?

Antidepressiva (AD) machen nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. Das sind wohl die häufigsten Vorurteile gegen diese Medis.

In meinen Augen sind AD so etwas wie Schmerzmittel für die Seele. Sie können deine Lebensqualität wieder deutlich steigern, aber sie beseitigen nicht die Ursache für deine Depression. Trotzdem können sie sehr wichtig sein, weil sie dir oft erst den Antrieb zurück geben, mit dem du dann viele andere Dinge dann in Angriff nehmen kannst.

Wie lange geht es dir schon so? Ist es vielleicht einfach eine ausgeprägte Frühjahrsmüdigkeit, die im Moment wohl viele plagt?

Elle hat natürlich völlig recht mit ihrer Anmerkung zur Schilddrüse. WAs nicht so bekannt ist, ist, dass auch eine Fructoseunverträglichkeit zu Depressionen führen kann. Die Fructoseunverträglichkeit ist gar nicht so selten und dank der modernen Lebensmitteltechnologie ist Fruktose heute allgegenwärtig und nicht nur in Obst zu finden.

@Blockflöte,
Ich habe schon oft so Sätze gelesen wie z.B.: Ich habe doch alles was ich brauche, warum bin ich depressiv?

Ich denke, man muss bei der Depression zwischen den Ursachen und den Auslösern unterscheiden. Die Ursachen liegen praktisch immer in der Kindheit. Ein super Buch, was mir dafür sehr die Augen geöffnet hat, ist folgendes:
J. Giger-Bütler: Sie haben es doch gut gemeint

Dann gibt es die Auslöser in der Gegenwart, bei mir meist Stress.

Ich habe als Kind sehr feine Antennen für meine Umwelt entwickelt, einfach weil das überlebensnotwendig war. Ich habe immer versucht, das zu tun, was andere von mir erwarten, nein schlimmer noch, was ich dachte, was die anderen von mir erwarten. Darüber habe ich total verlernt, was ich eigentlich will, wer ich eigentlich bin. Das verursacht eine gewisse Leere und permanente Unzufriedenheit. Und führt schließlich zur Depression.

Du naschst zu viel und ich trinke zu viel - beides gute Möglichkeiten der Betäubung.

Liebe Grüße
Denker
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

Ulli
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[PM Ulli]

Posted at Mon Apr 14, 2008 14:58:09
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Hallo mal wieder,

Quote:

Ich habe als Kind sehr feine Antennen für meine Umwelt entwickelt, einfach weil das überlebensnotwendig war. Ich habe immer versucht, das zu tun, was andere von mir erwarten, nein schlimmer noch, was ich dachte, was die anderen von mir erwarten. Darüber habe ich total verlernt, was ich eigentlich will, wer ich eigentlich bin. Das verursacht eine gewisse Leere und permanente Unzufriedenheit. Und führt schließlich zur Depression.


Ja, ich versteh das leider nur zu gut. Aber eigentlich hab ich überhaupt den Verdacht, daß die meisten das "Eigentliche", die "Eigenart" oder so verlieren. Und wenn man damit klar kommt, das also hinnimmt, kann man ganz gut funktionieren. Nur dann, wenn sich das zutiefst falsch anfühlt, entwickelt man halt Symptome wie Depression.
Tja, nur wie bekommt man das zurück? Meine Erfahrung ist leider auch, daß es in Psychotherapien auch oft nur darum geht, daß man nichts weiter als ein funktionierendes Rädchen in der Gesellschaft wird. Das reicht mir nicht! Vielleicht bin ich auch immer nur an die falschen Therapeuten geraten.

LG,
Ulli


Ziltoid
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PM ID: 608
[PM Ziltoid]

Posted at Tue Apr 15, 2008 02:45:25
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Habe gerade den Test gemacht, den Lenardo vorgeschlagen hat, das Ergebnis war "Depression nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich".

Vor zehn Jahren war ich für kurze Zeit in einer Psychiatrie, ich litt damals an Angstzuständen, Schlafstörungen mit widerkehrenden Albträumen und der Unfähigkeit, mich zu konzentrieren (durch die ich sogar fast durchs Abi gefallen wäre). Die Diagnose war "Depressive Reaktion". Medikamente habe ich nie bekommen, nur eine Gesprächstherapie, die ich dann nach etwa 3 Monaten abgebrochen habe. Ich konnte den Therapeuten nicht leiden und fühlte mich inzwischen wieder stark genug, um mein Leben anzupacken.

Geholfen hat mir, dass ich wenig später die deprimierenden Lebensumstände hinter mir lassen konnte (von der Schule an die Uni, raus aus dem tristen Kaff in die Stadt, weg von der unglücklichen Familie, endlich wieder Freunde finden).

Was ich seit damals wichtig finde, und was auch bis heute noch wichtig ist, ist dass ich mich beschäftigt halte, seis nun mit Arbeit, Wandern, Sport, Freunden oder was auch immer... bloß nicht ins unkontrollierte Grübeln kommen. "Wenn die Bühne frei ist, tanzen die Teufel."

bunterhund
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PM ID: 1181
[PM bunterhund]

Posted at Wed Apr 23, 2008 22:42:34
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Na hallo,
ich suche gerade nicht umsonst psychologische Unterstützung. Fühl mich ja auch die ganze Zeit, als müsste ich geistig niesen oder heulen, werd um 5 morgens wach, bin schlapp und Müde und schiebe meine Alltagsarbeit bestimmt darum auf. Das Ergebnis:

"Sie zeigen sehr deutliche Anzeichen von Depression bzw. eines depressiven Störungsbildes.

Viele Symptome weisen auf eine zumindest mittelgradige Depressionserkrankung hin, es besteht deshalb umgehender Handlungsbedarf.
Bitte suchen Sie im Interesse Ihrer psychischen und körperlichen Gesundheit baldmöglichst einen Arzt und/oder Psychotherapeuten auf, denn Depressionen haben bei einer frühestmöglichen Behandlung eine bessere Heilungsprognose als jahrelang oder nur im 'Alleingang' selbstbehandelte."

Ok, bin unterwegs...

LG, bunterhund
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Der frühe Vogel kann mich mal!

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