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Forum Startseite>>Procrastination>>Andere sind besser oder - Anpassen

Neues Thema - Antworten

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senseseaker28
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PM ID: 969
PM [senseseaker28]

Last replied to on Mon Mar 24, 2008 22:53:35
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Hallo zusammen,

das Thema beschäftigt mich schon seit langem, ich weiss nur nicht, wie ich es niederschreiben soll.

Es ist ja an vielen Stellen schon gefallen, dass wir uns überwiegend durch die Werte anderer definieren, und die Tendenz dazu besteht, es ihnen recht machen zu müssen / wollen.

Anlass des Themas ist, dass ich über vieles im Bezug auf Motivation nachdenke, gerade auch schulische Leistungen.
Der Mechanismus war oft der, dass ich mich ins Zeug gelegt habe, wenn ein Lehrer meiner Meinung nach würdig war.
Weiss nicht, ob ich das richtig ausgedrückt habe.
Fand ich einen Lehrer nicht gut, oder passte mir irgendwas nicht, so war er unten durch, und meine Lernmotivation ging in den Keller.
Aber nicht nur, weil der Lehrer in meinen Augen nicht gut war, sondern weil ich dachte, er empfindet dasselbe, und lehnt mich von Grund auf ab.
Im Bezug auf mein Studium hatte ich ein einschneidendes Erlebnis, denn man sagte mir "Übersetzen ist sehr schwierig, also satteln Sie lieber auf ein anderes Fachgebiet um". Der Dozent kannte mich nur aus einem Blockseminar, und ordnete das in der Kategorie guter Rat und Lebenshilfe ein.
Ein recht aroganter Mensch, der es zwar zu was gebracht hat, aber der bei mir einfach unten durch ist.
Und jetzt finde ich mich vor meiner Diplomarbeit und denke darüber nach, wem ich damit eigentlich eins auswischen will.
Meinem Dozenten? Ärger auf mich selbst?
Ich habe andere schon immer als stärker angesehen, und meine Psychologin fragte mich dann, ob ich mich immer so angepasst habe, bei jedem umgebogen, damit es keinen Ärger gibt.
Ich passe mich aber nicht immer an, das ist ein viel subtilerer Mechanismus.
ich bin eher undurchdringlich oder undurchschaubar, und dieses Anpassen geht dann nur schleichend vor sich. Konkrete Beispiele kann ich aber im Moment nicht nennen.
Meine Grundpersönlichkeit ist dieselbe, jedoch retouchiere ich hier und da, um nicht zu negativ aufzufallen.
Hoffentlich kann noch jemand folgen...
Mir ist es also wichtig, nicht meinen Zielen zu entsprechen und mir zu gefallen, sondern Ziele anderer waren immer schon oberstes Gebot, und aufmucken war offen nicht möglich.
Meine Art der Prokrastination ist nicht so sehr mitten drin hinschmeissen, sondern den Anfangspunkt für etwas finden, und dann dranbleiben.
Gelänge mir das viel bewusster und mit mehr Zuversicht, häte ich für mich schon viel gewonnen.
Ja ja, theoretisch klingen diese Erkenntnisse total klasse, aber ins Unterbewusstsein dringen sie nicht vor.

Ich habe im Gefühl, irgendwann werde ich zu diesem verdammten Prof gehen, meine Anmeldung endlich einreichen, und wie jeder Mensch mein Studium beendet haben.
Nur wann, und wie, und wo der Anfang ist, ich weiss es nicht.
Da beissen sich zwei Pole in mir, der Eine zweifelnd und selbstzerstörerisch, der Andere mit einem Restoptimismus behaftet.
Irgendwie bin ich trotz alem, in den tiefsten Tiefen, Optimist.
Und diesen Optimisten in mir zu wecken und nutzbar zu machen, das würde ich gerne hinbekommen.

Könnt ja dazu eure Kommentare abgeben, oder eure Art damit, wie ihr Dinge angefangen und weitergemacht habt, die ihr euch eigentlich nicht getraut hättet.

Es gibt ja diesen tollen Spruch von wegen "ist nie so schlimm, wie es aussieht", aber in uns ist es eben so schlimm, und noch schlimmer, und wir verschwänden die Energie auf Grübeln, Selbstbestrafung und ähnliches.

Liebe Grüße vom Sinnsucher, und auch von mir Willkommen an Joana

bunterhund
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Posted at Fri Feb 29, 2008 10:49:39
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Hallo Sinnsucher,
dass mit den Lehrern war bei mir teilweise auch so! Immer, wenn ich einen nicht mochte, dachte ich, er mag auch mich nicht und er/ich war unten durch. Allerdings habe ich mich dann manchmal extra angestrengt, damit der Lehrer mir eine gute Note geben musste, obwohl er mich nicht leiden konnte.
Ausserdem wollte ich mir nix verbauen, mich aber auch auf keinen Fall anpassen. Manchmal konnte ich auch einfach Autorität nicht ab, und bin deshalb unter anderem keine Künstlerin geworden, da meine Kunstlehrerin mir sagte, ich würde bestimmt mal eine große Künstlerin werden.
Den schlimmsten Stress hatte ich mit einem sexistischen Sportlehrer, den keiner leiden konnte. Bei dem hab ich allerdings rebelliert und war total entäuscht, das kaum jemand mitgemacht hat!
Bei Lehrern, die ich bewundert habe, war ich meistens gut.
Ich war mir jedoch immer bewusst, das ich für mich selber lerne. Allerdings wollte ich auch beachtet und motiviert werden! Schrecklich fand ich immer ''Ich geb ihnen mal die schlechtere Note, dann strengen sie sich beim nächsten Mal mehr an!''.

Ich hab nicht den Eindruck, dass du dich immer anpasst.
Im Gegenteil denke ich eher, dass du nach deiner Form der Rebellion suchst und sie vielleicht durch Aufschieben ausdrückst?
Ist deine Arbeit nicht übersetzen? Dann willst du wohl was beweisen. Hast du Angst, dass das 'Beweisen' nicht klappt oder ist die Arbeit nicht dein Ding?
Ich glaub, man kann sich auch selbst austricksen, was einen dann subtil wirken lässt. Da muss man denn selbst veranstalteten Wollknäuel dann wieder aufrollen, indem man sie, wie du sagst, im Bewusstsein veankert.
Mir hilft da wirklich, mich bei allem was ich (besonders in Kontakt mit anderen) tue oder sage, zu befragen. Wenn man sich z.B. beim Vergleichen mit anderen 'erwischt', darf man sich aber auf keinen Fall fertigmachen!
Meinst du mit ''den Anfangspunkt für etwas finden und dann dranbleiben'', dass du einmal Angefangenes nicht aufgeben willst, obwohl du nicht vorankommst?

Das mit dem Optimisten in mir denke ich auch oft und male mir dann aus, wie ich ihm eine Chance gebe und ihn etwas für mich tun lasse und er dabei sagt: ''Sieh mal, ist doch nicht so schwer, musst das ganze mit ein bisschen mehr Organisation und weniger Nachdenken angehen, dann klappts auch.''- und es hilft!

Naja, weiß nicht, ob dir mein Roman irgendwas sagt...
LG, bunterhund
-----------------------------
Der frühe Vogel kann mich mal!

Stefan
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PM ID: 680
[PM Stefan]

Posted at Fri Feb 29, 2008 18:59:20
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Ich bin auch so einer, der bloß reagiert:
Anpassen oder rebellieren (Und Procrastination kann extreme Rebellion sein)
Anstatt, dass ich einfach nur mein Ding durchziehe und agiere so wie ich es will, so wie ich es mir vorstelle. Egal, ob der Prof. jetzt gut/schlecht nett/ein A***och oder was auch immer ist.
Ich hab so viele Pläne und Träume, aber nichts davon verwirkliche ich, weil ich mich immer nur an anderen orientiere. grrr ... Aber ich denke, dass ich auf dem Weg der Besserung bin. Wenn das nur nicht so mühsam wäre da raus zu kommen. Aber ich bin übezeugt davon, dass ich es schaffen kann und ihr auch!

lg, stefan

joana
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[PM joana]

Posted at Fri Feb 29, 2008 19:32:13
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Hallo Sinnsucher,
danke ersteinmal für deine Begrüßung. Ich habe heute morgen gelesen was du geschrieben hast und mir im laufe des Tages einige Gedanken gemacht. Vieles kenne ich selbst so genau. Das Verhalten welches du Lehrern/ Profs gegenüber beschreibst ist auch für mich typisch. Ich glaube ´das das etwas mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun hat bzw. damit sich Anerkennung zu verschaffen. Wenn mir jemand sympatisch ist, steht er in meinem Ansehen meist über mir. Von einer solchen Person gemocht zu werden bedeutet Anerkennung und Zuwendung zu bekommen. Ein Lob zählt in diesem Fall dann 1000 mal mehr als wenn ich mir selbst sage das etwas an mir oder an dem was ich getan habe toll ist. Wenn dir also, in deinem Fall ein Lehrer/Prof sympatisch ist, und man davon ausgeht das viele von uns hier Anerkennung durch perfekte Leistung suchen, lohnt es sich viel mehr zu investieren als wenn da jemand vor dir steht , der unsympatisch ist. Gerade an der Uni finde ich es wirklich schwer. Mein Abi habe ich auf einem kleinen Kolleg nachgemacht. Die Lehrer kannten einen, es gab ständig persönliches Feedback. An der Uni ist alles so anonym das man keinerlei Anerkennung bekommt. Irgendwann wurde mir klar das selbst wenn ich eine eins geschrieben hatte, es mir fehlte, dass jemand kommt und nochmal sagt: " Das hast du aber toll gemacht."

Mit der Anpassung ist das glaube ich ganz ähnlich. Man versucht zu gefallen. Immer auf der Suche nach Anerkennung. Als ich noch viel jünger war ging das so weit das ich jedem andere "Geschichten" erzählt habe, mich immer so Dargestellt habe wie ich dachte gemocht zu werden. Zu hören: "Du bist etwas besonderes, du bist so toll." Das habe ich zum Glück hinter mich gebracht. Der Knackpunkt ist glaube ich, das man unfähig ist sich selbst diese Anerkennung zu verschaffen. Sich selbst sagen zu können das das was man tut, das was man ist gut ist. Ohne wenn und aber.

Viel von all dem bekommt man in übrigen wenn man sich um andere kümmert. Es ist toll wenn die Leute sagen: "Auf die/den kann man sich immer verlassen, der ist immer da wenn man ihn braucht, der hat immer so tolle Ratschläge etc.

Ich hoffe das du verstehst was ich meine...wenn mir noch was schlaues einfällt schiebe ich noch etwas nach...

Joana

bunterhund
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[PM bunterhund]

Posted at Sun Mar 02, 2008 12:41:44
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''Mit der Anpassung ist das glaube ich ganz ähnlich. Man versucht zu gefallen. Immer auf der Suche nach Anerkennung. Als ich noch viel jünger war ging das so weit das ich jedem andere "Geschichten" erzählt habe, mich immer so Dargestellt habe wie ich dachte gemocht zu werden.''
- Das zeigt sich bei mir auch leider nicht nur in der Uni!
Ich dachte, ich wär drüber weg, aber mein Freund wirft mir vor, dass ich die ganze Zeite versuche, die zu sein, die ihm gefallen könnte.
Vermutlich hat er damit nicht ganz Unrecht. Allerdings bin ich hin und her gezerrt zwischen 'ihm gefallen wollen', Verantwortung für seine Gefühle übernehmen wollen, aber andererseits zu rebellieren gegen Anpassung und Einengung.
Das zeigt sich in kleinen Streitfragen, z.B. 'ihn nicht unterbrechen, wenn er was erzählen will':
Einerseits finde ich es ja selbst unhöflich, andererseits krieg ich es, vielleicht aus(unangebrachter) Angst vor Anpassung, nicht hin, mein Verhalten zu ändern!
Auch Prokrastination, oder nicht? Was denkt ihr?

Ich glaube, ich mache damit nur mich und unsere Beziehung kaputt und weiß gar nicht mehr (er auch nicht), wer ich nun eigentlich selbst bin.
Das macht mich ganz mürbe!
LG, bunterhund
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Der frühe Vogel kann mich mal!

senseseaker28
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[PM senseseaker28]

Posted at Sun Mar 02, 2008 20:18:24
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Hi zusammen,

zum Thema "wer bin ich?":
Ich weiss sehr wohl, wer ich bin, nur habe ich das Gefühl, dieser nicht sein zu dürfen, kommt immer auf die Leute an.
Aber manchmal ist man schon gut so, wie man eigentlich ist, ohne sich zu verstellen.
Echte Freunde z.b. kennen mich und meine Ängste, aber das sind auch nicht viele.
Am Anfang bin ich eigentlich wie eine Mauer, die erstmal überwunden werden muss.
Schon relativ schüchtern, erstmal auf der Lauer, um es mal so auszudrücken.

Gruß,
Senseseaker

senseseaker28
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PM ID: 969
[PM senseseaker28]

Posted at Sun Mar 02, 2008 20:26:52
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Hi Bunterhund und Joana,

zum Thema Anfangspunkt, damit meine ich, dass ich einen Initialschubs brauche, irgendwas, dass mich für ein Thema, eine Sache begeistert.
Dann bielbe ich meistens auch dran, nicht immer, aber meistens.
Dann zu Joana,
dieses "anderen Helfen", weil kein Selbstwertgefühl" ist sicher eine Komponente meiner Persönlichkeit, insbesondere bezogen auf meine Ex, jedenfalls war das bis vor einiger Zeit so.
Mittlerweile versuche ich mir meinen eigenen Stellenwert zu geben, und mir nicht zu sagen "sie macht dies oder jenes, und ich rödel hier noch unfertig an meiner Arbeit rum...".

Gruß,
Senseseaker, heute irgendwie total verschlafen...

bunterhund
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Posted at Mon Mar 03, 2008 19:59:46
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Hallo Senseseaker,
glaubst du, dass es (Sachen machen, die einen interessieren) daraus resultiert, das du nicht gelernt hast, Sachen zu machen, die dir vieleicht keinen Spass machen?
So ist es nämlich oft bei mir.Ich lese zB gerne Texte, mache mir aber keine Notizen, weil ich es Mühsam finde.

Das Vergleichen mit anderen ist bestimmt besonders schlimm, wenn es auch noch in der Beziehung ist.
Wenn du was erzählen magst: Was hattet ihr denn so für Machtverhältnisse? Es interessiert mich, weil ich selbst denke, dass das Aufschieben bezüglich Beziehungsdingen etwas damit zu tun hat.
Ich glaube, ich habe nicht zuletzt so viele Selbstzweifel weil ich dauernd versuche, es meinem Freund Recht zu machen. Das funktioniert aber nicht, denn um es ihm Recht zu machen, müsste ich wohl anders sein (manche Dinge habe ich verändert, woraufhin er andere gefunden hat, die ihm nicht passen). Dass es nicht funktioniert, reibt er mir ständig unter die Nase, übernimmt aber keine Verantwortung für seine eigenen Verhaltensweisen. Da ist das Aufschieben bei mir wohl eine Form des stummen Protestes (z.B. Aufschieben, rechtzeitig nach Hause zu kommen).

LG, bunterhund
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Der frühe Vogel kann mich mal!

Blockflöte
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Posted at Mon Mar 03, 2008 22:12:57
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"Andere sind besser oder - Anpassen"

Ja, das ist unfreiwilligerweise auch mein Lebensmotto.

Z.B. zeigt sich das beim Stimmen der Instrumente. Passen die Flöten etc. nicht zusammen, bin automatisch ich diejenige, die wie wild zieht und dreht, den Ansatz verändert usw. Ich komme überhaupt nicht auf die Idee, dass ja auch der andere "falsch" sein könnte.

Oder jetzt im Urlaub, als wir überlegt haben, welchen Ort der Insel wir jetzt anfahren. Ich hatte plötzlich eine andere Idee, deshalb gab es etwas hin und her, was wir jetzt machen, und mein Mann hat dann im Prinzip mir die Entscheidung überlassen. Ich habe dann gesagt, ich würde jetzt gerne dorthin fahren, "aber nur, wenn Du das wirklich auch möchtest". Hätte er etwas anderes gewollt, hätte ich mich sofort angepasst.

Das sind nur zwei ganz simple Beispiele, die mir gerade einfallen, aber es geht mir grundsätzlich so, dass ich oft denke, das, was die anderen denken und machen, ist RICHTIG. Ich bin da aber in einem Lernprozess, es gibt schließlich oft kein Richtig oder Falsch, es gibt immer verschiedene Meinungen. Aber ich habe oft gar keine eigene Meinung. Das ist echt schwer, sich erst mal klar zu machen, was man überhaupt will.

Liebe Grüße, Flöte

senseseaker28
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[PM senseseaker28]

Posted at Tue Mar 04, 2008 00:14:10
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Hi zusammen,

zu Bunterhund:
Ich mache ja nicht Sachen, die mich interessieren, oft mache ich nicht mal die. Auch in Univorlesungen habe ich oft mitgeschrieben wie blöd, nur, um nichts wichtiges zu verpassen, aber durchgegangen bin ich mein Geschriebenes selten.
Mitschreiben hat jedoch beim Merken sehr geholfen.

Ja, die Sache mit der eigenen Meinung hatte ich ja schon irgendwo angesprochen.
Man sitzt dann da wie angeschossen, und weiss irgendwie nicht ,was überhaupt die Meinung zu einem bestimmten Thema ist.
Bestes Beispiel hierfür im Moment, die Wahlen in Spanien. Meine Freundin fragte mich "wen findest du besser, Zapatero oder seinen Gegner von der Volkspartei?". Sie benutzte dabei interne Abkürzungen, und ich kannte den Namen des Gegners nicht mal. Da machte es dann in mir heftig auaaa, und ich musste mir gleich einige Artikel zum Stichwort durchlesen, denn ich wusste es einfach nicht.
Aber OK, hätte ich wissen müssen, da ja spanisch eine meiner Arbeitssprachen ist. Dumm nur, dass ich mich im Moment mit ganz anderen Dingen befasse, als mit den spanischen Wahlen.
Dann kamen wieder Erinnerungen hoch von Dingen, die ich mal wieder tun wollte wie öfter BBC hören, ausländischen Input im Allgemeinen, aber dann wieder diese Lähmung, es ist ja so viel nachzuholen, und hinterher verzettel ich mich nur wieder...

Und die Meinung zu allgemeinen Themen zu äußern ist OK, solange es nicht zu sehr ins Detail geht, oder ich das Gefühl habe, der Andere ist besser, weil vielleicht informierter oder was auch immer.

War jetzt einfach so dahingeschrieben, hoffentlich könnt ihr was damit anfangen.
Ach noch was:
Das Prinzip scheint nicht der Dialog zu sein, sondern wieder Ausweichen, um nicht in Schahm zu versinken, einfach ungezwungen zu reden, ohne es als Last zu empfinden.
Also keine herausforderung an uns, sondern der Befehl "parriere, oder du bist tot!".

Vielleicht war das zu extrem ausgedrückt, aber im Moment passt das erstmal so.

Liebe Grüße,

Senseseaker

leonardo
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Posted at Tue Mar 04, 2008 10:28:38
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Dieses intuitive Anpassen an die Ansprüche anderer kenne ich sehr gut. Ist ein ganz wichtiges Element meiner Depressionen! Man hat extrem sensible Antennen für die Bedürfnisse anderer Personen entwickelt, dass man den Kontakt zu den eigenen Bedürfnissen total verliert. Das ist für mich die depressive Leere!

Schlimm auch, dass mein Gegenüber seine Bedürfnisse nicht mal artikulieren muss, nein, ich glaube sie zu erahnen. Das ist dann das Ergebnis, wie diese Geschichte ganz nett zeigt:

Ein älteres Ehepaar feierte nach langen Ehejahren das Fest der Goldenen Hochzeit. Beim gemeinsamen Frühstück dachte die Frau: "Seit fünfzig Jahren habe ich immer auf meinen Mann Rücksicht genommen und ihm immer das knusprige Oberteil des Brötchens gegeben. Heute will ich mir endlich diese Delikatesse gönnen." Sie schmierte sich das Oberteil des Brötchens und gab das andere Teil ihrem Mann. Entgegen ihrer Erwartung war dieser hocherfreut, küßte ihre Hand und sagte: "Mein Liebling, du bereitest mir die größte Freude des Tages. Über 50 Jahre habe ich das Brötchen-Unterteil nicht mehr gegessen, das ich vom Brötchen am allerliebsten mag. Ich dachte immer, du solltest es haben, weil es dir so gut schmeckt."

Jetzt mal zurück zu meinen Erfahrungen:
Begleitet mich mal zum Einkaufen in einen x-beliebigen Supermarkt. Ich bin nur damit beschäftigt, mit meinem Einkaufswagen allen möglichen Menschen auszuweichen. Wenn ich meinen Wagen irgendwo abstelle, achte ich peinlich darauf, dass er niemand anderem den Weg verstellt. An der kasse versuche ich dann möglichst schnell zu zahlen. Wenn ich in meiner Geldbörse nach Kleingeld suchen muss, spüre ich förmlich, wie die hinter mir wartenden ungeduldig werden (stimmt das wirklich?) und werde nervös. Ja, so kann ein ganz normaler Einkauf zum Stress werden.

Wenn es z.B. darum geht, in welches Restaurant wir zum Essen gehen, passe ich mich auch meist den anderen an. Oder wenn es darum geht, einen Ausflug zu machen...

Aber es wird in letzter Zeit besser, weil mir eine Menge dieser Dinge bewusst geworden sind, auch aufgrund meiner Therapie.

Liebe Grüße
Leo
-----------------------------
Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

Blockflöte
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Posted at Tue Mar 04, 2008 20:53:46
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@ senseseaker:
Das mit den Wahlen in Spanien hat bei Dir einen wunden Punkt getroffen. Dir kam gleich alles in den Sinn, was Du machen wolltest und nicht gemacht hast.

Aber unabhängig davon: Ist es nicht vollkommen legitim zu sagen: "Ach Du, ich hab das die letzte Zeit überhaupt nicht verfolgt, ich bin da im Moment gar nicht informiert, erzähl doch mal."

Und das OHNE Gewissensbisse, Peinlichkeit, Scham oder sonstwas.

LG, Flöte

Stefan
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Posted at Fri Mar 07, 2008 11:14:40
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So, tut mir Leid, dass ich ein paar Tage abwesend war. Hatte wieder eine Phase in der ich über gar nichts nachdenken wollte. Nicht bewusst natürlich, aber jetzt im Nachhinein fällt mir das auf, dass ich einfach Mal wieder alle meine Gefühle weggeblockt habe. Und wenn ich hier im Forum lese und schreibe muss ich mich ja mit meinen Gefühlen auseinander setzen.
Nun aber zum Thema. Ihr sprecht mir das alle ziemlich aus der Seele. Z.B. das mit dem Einkaufswagen im Supermarkt. Genau so ist es bei mir auch, ich achte peinlichst genau darauf, dass der ja niemand im Weg steht. Was mich da noch interessieren würde, Leo (bei Euch anderen natürlich genauso): Regt es Dich dann auch auf, wenn andere ihren Wagen mitten im Weg stehen lassen, oder stundenlang an der Kasse brauchen?

lg, Stefan

leonardo
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Posted at Fri Mar 07, 2008 12:13:32
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Ja, und wie! Ich finde, die Menschheit wird immer rücksichtsloser!
Liebe Grüße
Leo
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

Blockflöte
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Posted at Tue Mar 18, 2008 19:08:29
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Quote:
Begleitet mich mal zum Einkaufen in einen x-beliebigen Supermarkt. Ich bin nur damit beschäftigt, mit meinem Einkaufswagen allen möglichen Menschen auszuweichen. ......... Wenn ich in meiner Geldbörse nach Kleingeld suchen muss, spüre ich förmlich, wie die hinter mir wartenden ungeduldig werden (stimmt das wirklich?) und werde nervös. Ja, so kann ein ganz normaler Einkauf zum Stress werden.


Wie Leo mit dem Einkaufswagen geht es mir oft beim Schwimmen, wenn ich meine Bahnen ziehe, aber noch mehr Leute da sind und der Platz nicht für alle reicht. Meistens bin ich dann auch diejenige, die den anderen ausweicht. Inzwischen bin ich aber etwas selbstsicherer geworden und schwimme auch mal geradeaus und warte, was der andere macht. (Die wesentlich schnelleren lass ich natürlich in Ruhe.)

Und ich muss sagen, an der Kasse versuche ich auch, nicht nervös zu werden. Selbst wenn jemand ungeduldig wird, pah, lass ihn doch. Beobachte mal andere Leute, die sind auch nicht alle super schnell. Es ist einem ja schon fast peinlich, wenn man nach Kleingeld sucht oder mit ec-Karte bezahlt, weil das dann länger dauert. Aber das sollte uns nicht weiter peinlich sein. Doof finde ich aber auch, wenn z.B. bei Aldi die Sachen so schnell rübergeschoben werden, dass ich mit dem Einpacken in den Einkaufswagen überhaupt nicht mehr hinterherkomme, geschweige denn, ich könnte noch beobachten, ob da die richtigen Preise auftauchen. Hab ich doch letztens zu Hause festgestellt, dass ich zwei Gurken bezahlt habe, obwohl ich nur eine gekauft habe, tschuldigung, war bei Lidl .

Paprika
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Posted at Fri Mar 21, 2008 20:20:21
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Moin Ihr!

Ich finde das irgendwie paradox,wie sich Ansehen und gesundes und ungesundes Anpassen entwickeln.
Ich wollte immer ganz besonders brav und hochleistend sein,weil ich gesehen habe,dass andere,die brav und leistungsbereit waren,von ihren Eltern mehr liebgehabt wurden.Ihnen wurde es zumindest mehr gezeigt.
Weil ich immer so gut sein wollte und mich so demonstrativ wohl verhalten wollte,hielt man mich für übermäßig aufmerksamkeitsbedürftig und fanden,dass ich mich in den Mittelpunkt stellte.
(Das ist die Frage mit der Henne und dem Ei:Leistung auf Grund von Zuneigung oder Zuneigung auf Grund von Leistung?)

Außerdem gab und gibt es einen Pol in mir,der ganz und gar nicht damit einverstanden war,mich verbiegen zu müssen,um geliebt zu werden,während andere nur ihre Talente ausleben mussten,dazu ermutigt wurden und obendrein auch noch gelobt wurden,wenn sie dann geleistet hatten.

Ich habe so lange auf die anderen geschielt,was die so richtig machen,dass die sich gar nicht anstrengen müssen,um gemocht zu werden,dass ich meine Talente nicht in aller Ruhe in in Ergebnisse umsetzen konnte und habe zu allem Überfluss immer mit ansehen müssen,wie Leute,denen weniger Talent als mir bescheinigt wurde,besser abschnitten oder wegen ihres geordneten Vorgehens und ihrer Berechenbarkeit (keine Wutanfälle oder Heulattacken) vorgezogen wurden.

Tja.
Im Laufe der Zeit habe ich angefangen,so zu tun,als wär ich schüchtern,weil ich dachte,Demut kommt gut an.Jetzt habe ich meine wirkliche Schüchternheit,aber auch mein Selbstbewusstsein entdeckt.
Aber ich weiche im Moment etwas den Schilderungen der Leute aus meinem Abschlusssemester zu ihrem Berufseinstieg aus,weil ich sonst nur noch vor mir sehe,was denen Tolles einfällt,und schwupp,ist mein Selbstbewusstsein für den Moment wieder hin.
Ich bin engagierter und für meine Kollegen von mehr Nutzen,wenn ich mich auf mich konzentriere und egoistisch meinen Weg gehe,weil ich dann MEINE Inspiration zur Verfügung habe,und FÜR DIE ANDEREN mit MEINEM Können zur Verfügung stehe.
Verrückt.Aber logisch,oder?

Ich glaube,man wirkt unangepasst,wenn man sich alle Eigenheiten versagt,weil in einem immer der kleine Selbsterhaltungsrebell um Freiheit und Anerkennung für seine Dienstherrin -die Seele "seines" Menschen- kämpft.
Man wirkt angepasst und sozialverträglich,wenn man seine Interessen selbstbewusst vertritt,weil der Teil in einem,der die Ungerechtigkeit bekämpft,sich zurücklehnen kann.
Und weil die anderen sich dann darauf verlassen können,dass nicht irgendwo im Untergrund Ungesagtes schwelt,was unerwartet Probleme machen könnte.So wird man dann bewusst oder unbewusst als berechenbar wahrgenommen.

Ein schönes Osterwochenende!!!
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Ein Kaktus,der laufen kann,ist kein Kaktus,sondern ein Igel...mal so gesehen

Paprika
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[PM Paprika]

Posted at Fri Mar 21, 2008 20:28:11
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Hui,ist das lang geworden.
Hat jemand von euch Erfahrung mit dem Veröffentlichen von mehrseitigen psychologischen Essays?
War'n Scherz.

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senseseaker28
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Posted at Fri Mar 21, 2008 23:39:07
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Hi Paprika,

hatte ich so noch gar nicht gesehen, dass man bei aller Verbiegerei sich selbst am wenigsten entfaltet, und dies dann die eigentliche Ursache für Frust und diesen Teufelskreis ist, zumindest eine Ursache dafür...
Ich habe im Laufe meines Lebens nur zu oft auf meine Mitmenschen gesehen mit der Fragestellung, wie sie es schaffen so gut zu sein.
Vielleicht waren sie entfernt davon gut zu sein, aber sie haben es, im Gegensatz zu mir, geschafft. Sie haben ihre Arbeit fertiggestellt, sich eine Existenz aufgebaut, auch wenn ihre Anfangsqualifikationen vom Niveau her weit unter meinen lagen.
Eigenlob stinkt zwar, aber es ist oft so gewesen, dass ich um Rat gefragt wurde, was heisst denn dies und das, wie würdest du das ausdrücken, und hinterher hats dann aufgrund meiner Intervention für sie positiv geendet.
Am Anfang fand ich das noch toll, irgendwie eine Art des Gebrauchtwerdens, aber mit der Zeit staute sich nur noch Wut auf, die ich bis heute nicht rausgelassen habe.
Und das gipfelt dann Darin, dass ich mir meinen eigenen Weg nach Prokrastermanier verbaue.
Immer, wenn ich einen Funken von Selbstbewusstsein in mir spüre, dauert es nicht lang, und ich bin wieder in alten Mustern, ziehe mich zurück und vorbei ists mit dem so hart erkämpften Stückchen Auftrieb.

Deinen Umkehrschluss finde ich auch interessant, dass man nur bei sicherem Vertreten der eigenen Position wirklich angepasst ist.
Dass man beim Anpassen genau das Gegenteil von angepasst ist, ein merkwürdiges Paradoxon oder?
Passe ich mich nicht an, lehnt sich meine _echte_ Persönlichkeit zurück und sagt "ich werde von mir selbst geachtet, kann dann auch mal Kompromisse eingehen, und mich ggf. einer Situation bewusst anpassen".
Passe ich mich an, ist meine echte Persönlichkeit auf den Barikaden, und man rebelliert dann doch nur gegen sich selbst.
Muss ich mal länger drüber nachdenken...
Frohe Feiertage, so ihr denn feiert,

Senseseaker

bunterhund
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[PM bunterhund]

Posted at Mon Mar 24, 2008 22:53:35
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Hallo senseseaker,

ich hab grad schonmal drüber nachgedacht und das auch in Sozialpsychologie gelernt. Passt auch zu der Anpassfrage, glaub ich:
Man muss seine eigenen Ziele, Moralvorstellungen und Einstellungen kennen und mit diesen im Einklang handeln, sonst funktioniert das ICH nicht richtig, da man sich selbst betrügt. Man bekommt dann schlechtes Gewissen, denn das ICH fühlt sich veräppelt, wenn man nicht handelt, wie man denkt.
Dennoch hat man einen gewissen Spielraum, in dem man auch Ausnahmen machen kann, nach dem Motto: "Heute ess ich als Vegetarier doch mal Fleisch, weil meine Oma aus versehen Wurst in die Suppe geschmissen hat und ich nicht will, dass sie die wegwerfen muss" o.ä...Anpassen also.
Aber ganz wichtig: Man muss sich auch verzeihen können, denn man ist ein Mensch und kein Taschenrechner!
Man muss auch seine Grundsätze ändern können, wenn man sie nicht halten kann. So ehrenvoll sie vielleicht manchmal sind:
Wenn man theoretisch immer den Kindern in Afrika helfen will, aber nicht einmal ne Spende hinbekommt, sollte man was dafür tun oder sich zur eigenen psychischen Gesundheit doch lieber mit Taubenfüttern zufrieden geben.

Aber darum gehts ja auch irgendwie hier im Forum, nicht war?

Übrigens kommt mir dein Problem bekannt vor, senseseaker, dass du anderen hilfst und selbst nichts davon hast.
Mein Freund ist da oft auch total aufopfernd und bekommt selten das gebührende Feedback, selbst von mir manchmal nicht (schäm!).
Er macht das so selbstverständlich und war dann schon oft tottraurig, weil er im Gegenzug zumindest ein Danke für selbstverständlich hielt.
Aber etwas hat ihm geholfen. Er hat endlich mal ein paar Leuten gesagt, dass er enttäuscht ist!

Also: Wenn das Danke doch nicht kommt, nehm dir das Recht, der betreffenden Person gegenüber zumindest Enttäuschung auszudrücken.

Ich weiß, manchmal geht das nicht ganz klar, wenn man z.B. vielen mit kleinen Dingen geholfen hat.
Aber denk dran, niemand kann immer geben, ohne was zu bekommen.
Etwas zu nehmen muss dann nicht immer schlecht sein, sonst hätts Revolutionen nie gegeben!

Mit rebellischen Grüßen,
die vielleicht etwas übertreibende bunterhund
-----------------------------
Der frühe Vogel kann mich mal!

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