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Prokrastination Home | ||
| amy Rank:member Group: supermoderators Posts: 143 IP Logged PM ID: 19 [PM amy] | Posted at Fri Feb 08, 2008 19:24:50 Edit post|Quote
Nicht alles ist perfekt sondern Du musstest perfekt sein, schliesslich musstest Du Deine Mutter für die Fehlgeburten und die ihr erlegte Schweigepflicht entschädigen. Versteh mich bitte nicht falsch, Stefan, das soll kein Vorwurf gegen Deine Mutter sein, die Arme hat es wirklich schwer gehabt, und ihr Mann war ihr alles andere als eine Hilfe, um diese Schicksalsschläge zu überwinden. Daher finde ich es verständlich, dass sie alle ihre Hoffnungen in Dich gesetzt und Dich damit überfordert hat. Natürlich hat sich das alles auf einer unbewussten Ebene abgespielt, was die Sache noch komplizierter gemacht hat. Ich kann Dir da keinen Rat geben (im Analysieren bin ich zwar gross, im Lösungen finden aber alles andere als ein Glanzlicht). Ich hoffe aber, dass es hier andere gibt, die da klarer sehen. Amy ----------------------------- If you can't move the mountain, move a few stones. | ||
| LADinGAZ Rank:member Group: members Posts: 17 IP Logged PM ID: 1179 [PM LADinGAZ] | Posted at Fri Feb 08, 2008 21:54:08 Edit post|Quote häufig ist es schmerzhaft zurückzusehen. Das Schlimmste, finde ich, ist der Gedanke, was alles hätte werden können, wenn man weniger Steine in den Weg gelegt bekommen hätte. ABer das ist falsch! Der ein oder andere von uns kriegt seine Sachen nicht rechtzeitig fertig, aber wir sind doch gute Menschen! Ich lese mir hier die Beiträge durch und bin überwältigt von so viel Zuspruch, Anteilnahme, Mitgefühl und Engagement. Wenn wir nun alle Leichen im Keller haben (und es sei uns doch dann auch gestattet, dass wir nicht gerne den Keller aufräumen), so haben sie uns nicht nur verdorben, sondern - ganz im Gegenteil - auch reifen lassen! Es passieren viele schlimme und traurige Dinge auf der Welt und uns sicherlich auch, aber wir haben überlebt. Mit einem kleinen Tick, vielleicht, aber eben auch mit viel Erfahrung. Bei Kindern, die ihre Hausaufgaben nicht machen, würde man vermuten, sie wollen Aufmerksamkeit. Wie ist es bei uns? Wem täte es hier gut, anstatt unter Druck gesetzt zu werden und ermahnt, was man alles nicht getan hat, mal in den Arm genommen zu werden und Anerkennung zu bekommen für das, was wir überstanden und erreicht haben? Und dann könnte man vielleicht irgendwann aufhören, zurückzusehen, trotzig und bockig zu sein.... *nachdenkliche Grüße* LADinGAZ ----------------------------- Ich versuche nicht, die Arbeit in kleine Häppchen aufzuteilen, sondern meine Dämonen und Schweinehunde an die Kette zu nehmen! | ||
| Stefan Rank:member Group: members Posts: 204 IP Logged PM ID: 680 [PM Stefan] | Posted at Sat Feb 09, 2008 01:35:56 Edit post|Quote
Oh ja, da ist sehr viel Wahres dran. Mir täte es sicher sehr gut, positiv gefördert zu werden von den (wenigen) Leuten in meiner Umgebung. | ||
| Blockflöte Rank:member Group: members Posts: 130 IP Logged PM ID: 970 [PM Blockflöte] | Posted at Sat Feb 09, 2008 09:12:33 Edit post|Quote
Ein wunderbarer Gedanke, lasst uns den mal aufsaugen. Und wenn es sonst niemand macht, klopfen wir uns eben selbst auf die Schulter.
Ja, Stefan, ich habe gestern auch erlebt, wie gut das tut. Einerseits wurde gesagt: Hey, du spielst ja richtig gut Flöte und Klarinette. Das stärkte mein Selbstbewusstsein. Aber nicht nur, weil ich es "gut" gemacht habe. Dann könnte man ja wieder denken, ich sei nur etwas wert, wenn ich gut bin. Nein, die Förderung bestand auch darin, mich so anzunehmen, wie ich bin. Trotz mancher Fehler und "Pannen" hatten wir viel Spaß, auch gerade wegen dieser Pannen. Wenn man nur von Leuten umgeben ist, die einen bremsen, die nur nörgeln und mit sich selbst unzufrieden sind, tut das nicht gut. Stefan, ich schieb Dir jetzt mal virtuell etwas von meiner momentanen Begeisterung rüber. Ich hoffe, es kommt an. LG Blockflöte | ||
| bunterhund Rank:member Group: members Posts: 157 IP Logged PM ID: 1181 [PM bunterhund] | Posted at Sat Feb 09, 2008 11:39:58 Edit post|Quote Hallo ihr Lieben, bei mir in der Familie haben die Eltern sehr viel gestritten (sich geprügelt)und meine Mutter hat darunter sehr gelitten. Ich hatte noch jüngere Geschwister und nicht zuletzt aus diesem Grund das Gefühl, irgendwie die Starke sein zu müssen. Das scheint ja bei vielen hier ähnlich zu sein. Man hat die Rolle des/der Starken angenommen und sich dadurch vielleicht oft darin verschätzt, wie viel Liebe und Zuneigung man eigentlich gebraucht hätte, so als junges Wesen. Bei mir hat sich das gegenüber Eltern/Geschwistern bis heute nicht geändert. ich bin die Starke, die Erfolgreiche, die Lustige, die alles hinbekommt. Mein inneres Kind findet das gar nicht gut! Es will auch mal schwach, hilflos und unvollkommen sein und einfach mal getröstet und in den Arm genommen werden. Für solche Momente muss man dann die Zeit zurückdrehen und sich erlauben, noch einmal Kind zu sein! Auch so ein Punkt in Beziehungen: Mein Ex hat mich als die Starke (jaja, gut vorgemacht!) kennengelernt und es nie verstanden, dass ich einfach mal schwach sein (und heulen) will! Ich könnte mir vorstellen, ihm hätte es auch nicht geschadet... Diese Tiefen können nämlich auch sehr gut tun. Fühlt euch also umarmt und getröstet und mit euren Schwächen geliebt! Zum Aufschieben: Manchmal sehe ich es auch als Rebellion der Schwäche, die sich von Tief innen meldet und sagt: Ich will jetzt einfach mal nicht! Tröste mich, und ich überlege es mir nochmal! LG, bunterhund ----------------------------- Der frühe Vogel kann mich mal! | ||
| LADinGAZ Rank:member Group: members Posts: 17 IP Logged PM ID: 1179 [PM LADinGAZ] | Posted at Sat Feb 09, 2008 12:32:33 Edit post|Quote Priorität: Arbeitszimmer ausmisten Frist: bis Dienstag aktuell: bisher nur eine Dreiviertelstunde, um 16.00h ist heute Schluss. Bewertung: nur ein kurzer Eintrag, dann weitermachen!
Das ist es! noch mehr Parallelen.... ich höre immer mehr raus, dass wir eigentlich Alleskönner sein wolten / sollten. Und ich denke, das sich ein ganz ganz mächtiger Schweinehund in den Kopf gesetzt hat, eben dagegen anzu'gehen'. Er sitzt es aus, trotzt, sagt gelangweilt 'nö, nicht mit mir' und rollt sich auf die andere Seite. Das ist gar nicht schlecht: von allen Seiten Erwartungen und Druck und man nimmt sich die Freiheit heraus, zu 'versagen'. Leider nimmt man sich auch die Freude, denn eigentlich kommen all die Erwartungen ja doch aus einem selbst. Aber für den Moment mag es funktionieren. Ach, es ist zu schön, Menschen zu treffen, die gleich ticken und vor allem - damit haben wir vielen anderen gehörig was voraus - die bereit sind, WIRKLICH in sich hinein zu spüren. Die Tatsache, dass wir hier sind, bedeutet ja schon, dass wir gegen den eigenen Narzissmus und die Abwehr gesiegt haben! Der Vorhang schoneinen Spalt geöffnet ist. Einen erfolgreichen Tag für alle, LADinGAZ ----------------------------- Ich versuche nicht, die Arbeit in kleine Häppchen aufzuteilen, sondern meine Dämonen und Schweinehunde an die Kette zu nehmen! | ||
| bunterhund Rank:member Group: members Posts: 157 IP Logged PM ID: 1181 [PM bunterhund] | Posted at Sat Feb 09, 2008 20:32:10 Edit post|Quote Ihr Lieben! Jetzt hab ich hier mal eine Frage zu Depressionen, da ich mitbekommen habe, dass viele hier damit Erfahrung haben oder darunter leiden. Wie hat es bei euch angefangen, was war mit euch los? War es eine langsame, eine schnelle Entwicklung? Dass ich gerade in einer Phase der Selbstergründung bin, zieht mich nämlich auch ganz schön runter. Ich stelle mir die Fragen: Wie komm ich da bloß wieder raus? Wie konnte ich nur so lange so leben und nichts begreifen? Wie kann ich meinem Liebsten das zumuten? Was wird aus meinem Studium, meinen schönen (hochtrabenden) Plänen, meiner Zukunft? All dies zeigt sich gepaart mit Verzweiflung, Verlassensängsten, Handlungsunfähigkeit und Angst, zu weit von zu Hause weg zu sein, um einen Therapeuten zu besuchen und meine Beziehung/meinen Freund damit zu belasten. Ich habe ihm vor ein paar Tagen von dem Problem und einer eventuellen Therapie erzählt und er hat sehr lieb und aufmunternd und sogar stolz reagiert (da ich mutig sei, mich mit mir selbst auseinander zu setzen). Er hat auch Therapieerfahrung durch eine PTB (posttraumatische Belastungsstörung). Allerdings glaube ich, dass er (vielleicht auch ich) nicht mitbekommt, wie tief ich gerade im Loch stecke. (Bitte sagt mir, wenns euch runterzieht oder ihr euch als seelische Mülleimer fühlt.) Ich muss sagen, ich schreibe hier auch, weil ich nicht ständig meinen Freund mit meinen Psychoproblemen vollquatschen will. Ausserdem habe ich Schiß, dass auch er lieber die 'Starke' als die 'Schwache' will, obwohl er ja schon recht geduldig ist. Aber irgendwie habe ich auch das Gefühl, ich müsste nun erst mein altes, unreflektiertes, unehrliches Ich ein bisschen betrauern, jetzt, wo ich gemerkt habe, dass es löchrig ist und es daher kein zurück mehr gibt, bevor ich mich wieder aufrichte. Bis bald, bunterhund ----------------------------- Der frühe Vogel kann mich mal! | ||
| Stefan Rank:member Group: members Posts: 204 IP Logged PM ID: 680 [PM Stefan] | Posted at Sun Feb 10, 2008 14:10:50 Edit post|Quote Depressive Symptome habe ich im Nachhinein betrachtet seit knapp zehn Jahren. Die Erkenntnis, dass wirklich etwas nicht stimmt kam aber erst vor gut zwei Jahren. Da war ich schon extrem tief im Loch drin. So gut wie keine sozialen Kontakte mehr, Suizidgedanken, etc. Dann habe ich eine tiefenpsychologische Therapie begonnen und Antidepressiva bekommen. Danach ging es minimal besser. Nach ein paar Monaten ging es dann aber rapide bergab, bis meine Therapeutin vorgeschlagen hat eine stationäre Psychotherapie zu probieren. Ich war dann drei Monate in einer Klinik. Anfangs ging es mir besser, kurz nach der Entlassung ging's dann aber wieder zurück in den alten Trott. Es war nicht mehr ganz so schlimm, aber ich habe so ziemlich vollständig resigniert. Im letzten Jahr habe ich fast nichts sinnvolles mehr gemacht. Ich warte halt bis der Tag rum ist. Alle möglichen Antidepressive hab ich auch noch ausprobiert, aber es hat nichts so wirklich geholfen. Allerdings habe ich neben Depressionen auch noch eine Diagnose "Verdacht auf abhängige Persönlichkeitsstörung", was die Sache nicht gerade leichter macht. Aber davon solltest Du Dich nicht schrecken lassen. Es gibt genug Leute, die durch eine Kurzzeittherapie (vielleicht 10 oder 20 Stunden) eine starke Verbesserung erreichen und wieder ein ganz normales Leben führen können. | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Mon Feb 11, 2008 13:08:34 Edit post|Quote Die Depression hat sich bei mir langsam und phasenweise entwickelt. Die ersten Selbstmordgedanken hatte ich bereits vor über 30 Jahren. Die Diagnose "Depression" bekam ich allerdings erst 2004 gestellt. Bis dahin hatte ich diese Probleme einfach für einen Teil meines Charakters gehalten. Seit 2004 kämpfe ich nun mal mehr und mal weniger erfolgreich mit Antidepressiva, Psychotherapie und einer Menge Selbsthilfe gegen die Depression. Die Antidepressiva haben meine Lebensqualität relativ schnell wieder verbessert, als ich wirklich im tiefen Loch war. Somit war ich eigentlich auch erst zu einer Psychotherapie fähig. Jetzt geht es bergauf, mit kleinen Rückschlägen hin und wieder. Wichtigster Fortschritt ist für mich, zu erkennen, wenn es wieder berab geht und rechtzeitig gegenzusteuern. Ich glaube, man muss lernen, mit der Krankheit zu leben, eine echte Heilung ist wohl sehr selten. Du solltest aber wissen, dass Depressionen sehr sehr verschieden sein können! Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| bunterhund Rank:member Group: members Posts: 157 IP Logged PM ID: 1181 [PM bunterhund] | Posted at Mon Feb 11, 2008 19:42:46 Edit post|Quote Hey Stefan und Leonardo, danke für eure Antworten und alles Gute beim Kampf gegen die Depressionen. Ich drück die Daumen! Bald kommt der Frühling und dann kann man sich ein wenig an den kleinen grünen Knospen erfreuen, die aus allen Zweigen hervorkommen. Kleine Dinge können so wunderschön und unbeschwert sein! Eure Lebensgeschichten helfen mir vielleicht, dass ich nicht ganz so tief 'reingerate'. (Wer weiß, wie tief ich überhaupt 'drin' bin in einer Depression, aber ich bin ja hier im Forum gelandet.) Ich höre nämlich immer wieder, dass viele Menschen erst total spät und nach jahrelangen Symptomen eine Diagnose oder eine Form von Hilfe/Erkenntnis bekommen. Das ist irgendwie erschreckend! Schon heute würde ich behaupten, dass auch meine jüngeren Geschwister Aufgrund unserer Familiengeschichte potentielle Kandidaten sind. Echt traurig, dass Hilfe nicht selbstverständlicher ist! Aber wir hier haben wenigstens ein bestimmtes Level von Erkenntnis, mit dem man arbeiten kann! Ich jedenfalls hab grad mal wieder einen Höhenflug, der mich von meinem Tief der letzten Tage entfremdet... LG, bunterhund ----------------------------- Der frühe Vogel kann mich mal! | ||
| leonardo Rank:member Group: members Posts: 509 IP Logged PM ID: 11 [PM leonardo] | Posted at Tue Feb 12, 2008 08:52:22 Edit post|Quote Hallo bunte Hündin, hier gibt es noch sehr interessante Infos zur bipolaren Depression, insbesondere auch über Kreativität und BD. http://www.uni-ulm.de/klinik/psychiatrie3/vorl_herwig_WS07.pdf Falls du mal Interesse hast, dich in einem Depressionsforum auszutauschen, empfehle ich das folgende: http://www.kompetenznetz-depression.de/agora/index.php?site=kndepression Leider ist es nicht nur so, dass Depressionen oft viel zu spät erkannt werden, sondern es ist auch so, dass ein großer Teil der Depressionen nicht optimal behandelt wird. Als optimale Behandlung wird heute meistens die Kombination von Pharma- und Psychotherapie angesehen. Liebe Grüße Leo ----------------------------- Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon! | ||
| bunterhund Rank:member Group: members Posts: 157 IP Logged PM ID: 1181 [PM bunterhund] | Posted at Wed Feb 13, 2008 13:08:04 Edit post|Quote Danke dir für die Tipps, Leo! Ich hab mal nachgeschaut und finde durchaus Gemeinsamkeiten. Werde nach einem möglichen Zusammenhang zw. Bipol.Störung und Narzissmus suchen. Könnte sich bei mir vielleicht um ne frühe Ausprägung handeln, da ich so ganz tiefe Tiefs eigentlich nicht habe. Werde mich auf jeden Fall professionell beraten lassen und kann damit vielleicht Schlimmeres verhindern. Stefan und Leonardo, ich hoffe, ihr seit über die Selbstmordgedanken inzwischen hinweg. Es berührt mich tief, wenn ihr davon erzählt. Ich kenne euch zwar nur ein bisschen vom Schreiben, aber ihr seid bestimmt nicht nur für das Forum eine Bereicherung. An alle: Gibt es eigentlich über eure persönlichen Probleme hinaus bestimmte Einstellungen, Betrachtungs- oder Wahrnehmungsweisen, die eurer Leben beienflussen? Für mich persönlich glaube ich, dass man durch die Beschäftigung mit sich auch seine Umwelt viel intensiver wahrnimmt. Vielleicht etwas für einen neuen Threat? Ich probiers mal... LG, bunterhund ----------------------------- Der frühe Vogel kann mich mal! | ||
| Stefan Rank:member Group: members Posts: 204 IP Logged PM ID: 680 [PM Stefan] | Posted at Wed Feb 13, 2008 13:48:46 Edit post|Quote Danke für Deinen Zuspruch, bunterhund. Die konkreten Selbstmordgedanken sind bei mir gottseidank schon länger weg. Auf eine eventuelle Bipolarität war auch meine Frage in dem anderen Thread (ich glaube, Sudoku) bezogen. Es gibt übrigens inzwischen auch die Definition einer leichteren Form. Das nennt sich "bipolar II". Ist in Deutschland meines Wissens zwar noch keine anerkannte Diagnose, aber vielleicht findest Du ja interessante Sachen dazu im Netz. | ||