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Neues Thema - Antworten

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ardens
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PM ID: 540
PM [ardens]

Last replied to on Thu Nov 08, 2007 09:52:38
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Hallo!

Ich habe es satt mit meiner Aufschieberitis, Prokrastination!

Wie es mir damit geht, wie das so abläuft, brauche ich hier, glaube ich nicht zu erzählen: Das Durchlesen verschiedener Threads zeigt, dass hier die richtigen Kenner zusammensitzen.

Ich möchte endlich nach mehr als dreißig frustranen Lebensjahren ernsthaft etwas dagegen unternehmen.

Ich hatte zwar auch Bücher darüber und ähnliche Themen gelesen, habe eine Psychotherapie wegen Depression hinter mir (zum großen Teil glücklich überwunden) und glaube im Prinzip, was dahinter steckt und wie es funktioniert (vielleicht ist dieser Glaube ein Teil der Täuschung, wer weiß?). Aber das alles hilft nicht.

Als letzten Versuch habe ich das Buch von Rückert bestellt; sehr optimistisch bin ich da aber nicht.

Ich glaube, dass ich professionelle Hilfe brauche. Kann sein, dass das etwas kostet. Aber ich möchte nicht noch weitere dreißig Jahre verplempern und voll des Grolls ins Grab hinabgelassen werden.

"Carpe diem" Bis jetzt konnte ich diesen Ausspruch absolut nicht ausstehen. Nun möchte ich aber zu einem werden, der voller Freude danach lebt.

Daher diese meinen Fragen:
- Welche Therapieform ist geeignet?
- Oder eher Coaching?
- Kennt jemand einen Therapeuten/Coach, der sich auf Pr. spezialisiert hat?
- Kennt jemand einen Th/C vielleicht gar aus eigener positiver Erfahrung
- Ich wohne übrigens in Frankfurt am Main, vielleicht gibt's sogar eine Empfehlung hier in der Nähe?

Meine Tiefenpsyche und Kindheit habe ich dreineinhalb Jahre lang durchgekaut und bin mit dem Thema im großen und ganzen zufriedenstellend durch. Es kam jedoch rein zeitlich nicht mehr dazu, mein aufschiebendes Verhalten, das immer eine tiefe Quelle meines persönlichen Unglücks war und ist, so zu bearbeiten, dass ich mich davon hätte befreien können.

Vielen Dank für Eure Antworten im voraus.
Liebe Grüße
Je


ardens
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PM ID: 540
[PM ardens]

Posted at Wed Nov 07, 2007 12:33:03
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Leider gibt es hier weder eine Vorschau- noch eine Bearbeitungsfunktion:

Selbstverständllich habe ich vorher alle alten Beiträge durchgesehen, habe aber nichts Passendes gefunden.

Möglicherweise habe ich die Frage auch im falschen Forum gestellt. Sorry...

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Wed Nov 07, 2007 12:39:05
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Hallo Ardens,
willkommen unter Leidensgenossen! Es ist schon erstaunlich, wie oft Depression und Procrastination gemeinsam vorkommen. Würdest du deine Depression heute als geheilt bezeichnen?

In jetzt fast 3 Jahren Verhaltenstherapie (wegen Depressionen) habe ich immer wieder auch die Procrastination thematisiert und bin damit aber letztlich kaum weiter gekommen. Dann habe ich ein sehr simples Selbsthilfeverfahren namens EFT kennen gelernt und seit dem gibt es erste Erfolge. Darüber gibt es hier auch einen eigenen Thread.

Das Buch von Rückert kenne ich auch, wie so viele andere. Es ist eigentlich nicht schlecht, fußt auf den Grundlagen der Verhaltenstherapie, aber es hat mich nicht wirklich weiter gebracht. Ich neige nebenbei auch dazu, Bücher zu lesen und das gelesene nicht anzuwenden, sondern stattdessen lieber das nächste Buch zu lesen.

Einen Therapeuten solltest du dir gut anschauen. Die meisten kennen nicht einmal den Begriff "Procrastination".

Liebe Grüße
Leo
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Fallen ist keine Schande, liegen bleiben schon!

ardens
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PM ID: 540
[PM ardens]

Posted at Wed Nov 07, 2007 13:41:11
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Hallo Leo,

danke für Deine Antwort und den Hinweis auf EFT - werde ich mir in Ruhe anschauen und ggfs. eine Rückmeldung geben.

Zu Deiner Frage bzgl. meiner Depression: Ja! Ich glaube, ich habe sie überwunden. Natürlich bin ich kein strahlend glücklicher Mensch ohne jegliche Probleme - das ist klar. Es gibt schon noch Phasen und Zustände, aber im großen und ganzen bin ich ein glücklicher Mensch, der kein großes Bedürfnis mehr verspürt, das eigene Leben in Frage zu stellen und unendliche Kreise in der eigenen traumatischen Kindheit zu drehen. Ich bin in vielen Dingen pragmatischer geworden und weniger grundsätzlich: Direkt nach der Therapie habe ich für drei Jahre per Selbstverschreibung ein Antidepressivum genommen, die ich nun seit zwei Jahren nicht mehr brauche. Seit dem Ende der Therapie habe ich meine Frau kennenlernt und geheiratet, eine neue Stelle mit liebenswerten tollen Kollegen gefunden usw. Letztlich kann ich nicht genau sagen, ob die Besserung meiner Krankheit solche positiven Dinge ermöglicht haben oder umgekehrt. Als krisensicher würde ich mich noch nicht einschätzen - eine richtige Krise habe ich seit dem zum Glück nicht erleben müssen. Insgesamt denke ich, dass viele kleine Veränderungen und mein positiver Wille zum Leben, den ich davor nicht kannte, sich gegenseitig befruchtet haben. Hilfreich ist, dass ich das Gefühl habe, das Kapitel der Kindheit abgeschlossen zu haben.

Aber es war auch nicht so, dass ich die Therapie mit dem Gefühl "Wow, jetzt ist alles toll!" abgeschlossen habe, sondern eher "Oh..hm.. das soll's gewesen sein? So viel toller geht's mir aber nicht...". Aber etwas in mir hatte sich während dieser dreiundhalb Jahre verändert, so dass ich für die nachfolgenden Veränderungen bereit war.

Befindlichkeitsskala von -10 bis +10:
Vor der Therapie knapp 20 Jahre lang: Durchschnitt -5 mit Schwankungen zwischen -10 und 0, so gut wie nie im positiven Bereich.

Nach der Therapie, mittlerweile 7 Jahre: Durchschnitt +3, mit Maxima bis 7, 8 und Minima bis -1, -2.

Hoffe, dass diese Schilderung einigen Mitlesern etwas Hoffnung geben kann.

Liebe Grüße
Je

_________-
P.S. Ach ja: "Edit post" habe ich nun doch gefunden - peinlich...

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Wed Nov 07, 2007 14:30:43
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Hallo Ardens,
danke für den ausführlichen Bericht. Klingt sehr gut und ich drücke dir die Daumen, dass es so bleibt.

Meine Depression hat sehr viel mit Stress zu tun und meine Procrastination macht mir sehr viel Stress. Deshalb fand ich es im ersten Augenblick verwunderlich, dass du die Depression überwunden hast ohne die Procrastination zu überwinden.

Bezieht sich die Aufschieberitis bei dir auf den Beruf oder auch auf Privates? Ich schiebe auch meine Hobbies auf.

Liebe Grüße
Leo
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ardens
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PM ID: 540
[PM ardens]

Posted at Wed Nov 07, 2007 17:24:54
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Hallo Leo,

>> ich drücke dir die Daumen, dass es so bleibt.
Danke! Das hoffe ich auch.

>> verwunderlich, dass du die Depression überwunden hast ohne die Procrastination zu überwinden.

Wie gesagt, den perfekten Zustand habe ich nicht erreicht, aber das Leben insgesamt doch im positiven Licht zu leben, ist für mich ein großes Geschenk.

Eines quält mich aber noch sehr: Mein krankhafter Hang zum Aufschieben.

>> Bezieht sich die Aufschieberitis bei dir auf den Beruf oder auch auf Privates? Ich schiebe auch meine Hobbies auf.

Zum Glück erlaubt mein Beruf nicht, dass ich groß irgendwelche Dinge verschiebe. Auf die meisten Angelegenheiten muß sofort reagiert werden. Bei nicht so dringenden Arbeiten kämpfe ich auch wieder mit mir, aber weil die äußere Notwendigkeit es nicht zuläßt, muß ich dann doch innerhalb kurzer Zeit ran. Allerdings hinterläßt das ganze dann doch das Gefühl des ständig Gehetzt-werdens und sich Zwingen-müssens - das ist anstrengend, führt z.B. dazu, dass ich weder frühstücke noch zu Mittag esse, sondern nur einmal am Tag abends zu Hause.

Aber parallel dazu gibt es aber immer irgendwelche Projekte, die nicht so dringlich aber dennoch sehr wichtig sind. Wie's dann einem damit geht, das muß ich wohl hier nicht ausführen.

Ein grandioses Beispiel ist meine Doktorarbeit: 1 Jahr Praktische Durchführung - aufwendige Studie - abgeschlossen, Datenerfassung erfolgt, was noch bleibt ist die schriftliche Arbeit, und die steht seit 8 Jahren aus. Das hätte zwischenzeitlich beinahe zur Aufgabe des Berufes geführt. Richtig aufgegeben habe ich sie noch nicht, aber realistisch ist das eigentlich nicht mehr, dass eine Fortführung nach 8 Jahren möglich ist. Es gibt viele andere Beispiele.

Leider schleppe ich diese unerledigten Aufgaben auch mit nach Hause, dass eine richtig entspannte Freizeitgestaltung so gut wie nicht möglich ist.

Die Problematik betrifft leider auch den Hobbybereich - d.h. auch interessante, selbst gewählte Tätigkeiten. Ferner der Bereich der Beziehungspflege usw. usw.

tatsächlich stelle ich mir vor, dass sich meine Befindlichkeit doch um einiges bessern würde, wenn ich die Prokrastination einigermaßen überwinden könnte. Ich wäre etwas gelassener im Job und hätte mehr Zeit für meine vielfältigen Interessen: Naja, trotz des anstrengenden Jobs habe ich rein nominell ziemlich viel Freizeit. Gefühlsmäßig habe ich aber nie genug Zeit, weil ich die allermeiste Zeit verplempere mit Nichtigkeiten, so dass ich nicht mal für schöne Dinge im Privaten genug Zeit habe.
Liebe Grüße
Je

leonardo
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PM ID: 11
[PM leonardo]

Posted at Thu Nov 08, 2007 09:52:38
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Hallo Ardens,
das kommt mir alles sehr bekannt vor!

Mein Job ist allerdings ziemlich anders. Meistens habe ich sehr wenig Druck, bin eher unterfordert. Da ich aber ständig meine Aufgaben aufschiebe, bin ich doch wieder überfordert und gestresst. Und dann passiert genau das, was du beschrieben hast: Es gibt Dinge, die dringend sind und es gibt Dinge, die wichtig sind. Solange ich die dringenden Dinge nicht erledigt habe, komme ich auch nicht zu den wichtigen. Böse Falle!

Das ganze hinterlässt dann das schale Gefühl, lediglich zu funktionieren, gelebt zu werden, aber nicht selber zu leben. Die Procrastination raubt unglaublich viel Lebensqualität!

Wenn ich an so einen typischen Bürotag denke, wo ich vielleicht so einen Wirkungsgrad von 10% erreicht habe und ansonsten sinnlos im Netz gesurft bin o.ä., dann mag das für einen Außenstehenden vielleicht so aussehen, als ob ich faul bin und es mir gemütlich mache. In Wirklichkeit fühle ich mich am Ende eines solchen Arbeitstages total erschossen, unbefriedigt und nehme dieses Gefühl mit in den Feierabend, wo ich es möglichst schnell mit Wein betäube. Natürlich bleibt dann zu Hause auch einiges auf der Strecken...

Meine Diplomarbeit habe ich am letzten Tag der Frist abgegeben, meine Doktorarbeit ist nur fertig geworden, weil mein Arbeitsvertrag auslief. Unter äußerem Druck funktioniere ich noch am besten. Aber wenn es z.B. um meine Hobbies geht, ist solcher Druck natürlich sehr selten da.

Ich denke, für mich wäre es ein ganz wichtiger Bestandteil der Depressionsprophylaxe, meine Procrastination zu überwinden.

Liebe Grüße
Leo


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