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Abschnitt 87


Wer weiß wann der kommt ... es ist schon richtig, daß ich ins Bett gegangen bin ... 'wird nicht so spät' ... hat er schon oft gesagt und nachher ... und wenn Vanessa dann nachts schreit, dann bin ich es ja, der sie holen muß ... ich muß mir dann die Nacht um die Ohren schlagen ... Verflucht laut sind die heute wieder ... jetzt kann ich Felix' Eltern verstehen, wenn die immer klagen, daß sie hier nicht schlafen können ... vor allem, wenn man bedenkt ... Was war das? Vanessa? Nein ... wenn man fast im Wald wohnt, wie die ... in einem Kaff, wo sich Hase und Igel ... aber seinem Vater gefällt's ja ... wenn ich nur daran denke, wie der stundenlang mit seinem Fernglas vorm Fenster hängt ... der braucht keinen Fernseher ... ein Fenster zu Wald und Wiese ist für ihn unterhaltend genug ... Felix sagt doch immer, an seinem Vater sei ein guter Förster verloren gegangen ... im Winter ist es ja auch wirklich putzig, wenn die Rehe so nahe ans Haus kommen, um an seiner Futterstelle zu fressen ... aber nachts ... da macht's mir Angst ... wie es da so plötzlich vor mir aufgesprungen ist ... also nachts werd ich den Garten nicht mehr freiwillig betreten ... und überhaupt diese von ihnen so viel gepriesene ,,himmlische Ruhe'' ... ich find's einfach unheimlich ... diese ganzen komischen Geräusche ... gut, für seinen Vater da ist das alles kein Problem ... der weiß ja immer gleich, das ist das Tier ... der Vogel ... aber für mich ... einfach grauselig ... wenn wir abends draußen sitzten auf ihrer Veranda, dann ... das war ein ... oh, das war aber Vanessa ... soll ich zu ihr? ... schon wieder ruhig ... schläft wohl wieder ... ich weiß nicht, aber heute nacht ist die GISTA besonders laut, so laut ist es doch sonst nicht ... unheimlich laut ... was macht eigentlich all diese pfeifenden und zischenden Geräusche ... komisch, ist schon merkwürdig ... ich weiß noch nicht einmal, wie Stahl gemacht wird ... war immer irgendwie Männersache ... ist es die Hitze oder Wind ... vielleicht weht er von dort ... es ist doch sonst wirklich nicht so laut ... vielleicht bin ich auch nur zu früh ins Bett gegangen ... was war das schon wieder? ... das war doch in unserem Garten ... waren das nicht Schritte gewesen? ... hier oben kommt doch niemand durchs Fenster, der bräuchte doch eine Leiter ... Blödsinn Vera, du hörst schon das Gras wachsen ... war bestimmt der Wind und diese Hitze, da klingt's halt manchmal ... doch, das war aber jetzt Vanessa ... das kann ja wieder eine blöde Nacht werden, wenn die jetzt schon so anfängt ... und wenn Felix mich auch immer auslacht, ich glaube es ist doch der Vollmond schuld ... jedesmal das Gleiche kurz vorher und in der Vollmondnacht ... also komm' schon Vera ... auf ... schau mal nach ... wahrscheinlich hast du sie nur wieder zu dick zugedeckt ... die schwitzt bestimmt ... ,,Ja, ja, ist ja alles gut ... Mama ist ja da ... ja ja'' ... schon wieder still ... die war wohl nicht richtig wach gewesen ... schnell wieder ins Bett ... hoffentlich schläft sie jetzt ein paar Stunden, nicht daß sie mich gleich wieder weckt, wenn ich eingeschlafen bin ... wird mir ja hoffentlich noch gelingen in alle dem Krach ... aber dennoch, in so einem Kaff wie die wollt ich nicht ... dann schon lieber irgendwo im Süden, wo es warm ist ... und das Meer ... vor allem das Meer ... Südfrankreich ... da in der Bucht, wo wir letztes Jahr ... wo war das noch ... irgendwo in der Nähe von St. Tropez ... dort ein Haus, wie da einige ... muß ja gar nicht so riesig sein, aber ... die eine war doch prächtig, sah aus, als wäre sie in den Fels gehauen worden ... schmiegte sich so nahtlos in die Landschaft ... genug Zimmer müßte sie schon haben ... schon wegen all der Gäste, die bestimmt kämen ... so 'ne Buch für uns alleine wäre ja auch nicht schlecht ... Swimmingpool ... am besten überdacht, damit wir auch im Winter ... die Winter sind doch dort nicht so häßlich wie hier? ... waren das jetzt nicht Schritte im Kies? ... ach Quatsch, schlaf jetzt ... und der Sand, so zart ... golden der Sand im Licht der frühen Sonne ... feiner Sand, so weich und warm unter den nackten Füßen ... zu warm, besser am Meeresrand ... heiß die Sonne ... schau nur die Fußstapfen, alles meine ... wie klein die sind ... und die da, die sind Mamis, da passen meine fast zweimal rein ... lauf', lauf' schneller, schnell wie die Sonne, schon ganz oben ... man kann ihr ja zuschauen, wie sie steigt, komisch ... hey, wer ist da ... ,,Im Sommer läuft sie immer schneller!'' ... wo? ... wer war das? ... weiter immer weiter ... ,,Da kann ja niemand schlafen, wenn du so laut trampelst'' ... warum haben die denn ihr Schlafzimmer mitten auf dem Strand aufgestellt ... war das nicht das Schlafzimmer ihrer Eltern ... aber dann mußte doch die Frau ... wieso erkannte sie ihre eigene Mutter nicht ... nein, das ist ja ein Mann ... Vater? ... da sind ja plötlich überall Schlafzimmer ... da kann doch jeder durchkucken ... stört die das denn nicht? ... ... warum grinst der so impertinent ... alle schauen so, woher kommen die alle plötzlich her ... nackt ... ich bin nackt ... und die sind in ihren Schlafanzügen ... was wollen die ...die Sonne tropft ja, ins Meer... was ist das ... igitt, ganz braun ... ... stinkt nach Bier ...,,Hallo mein Kleines, meine Prinzessin!'' ... der ist ja nackt ... ... ,,küß mich, sonst geh ich weit fort von dir in ein fernes Land!'' ... die anderen Leute sehen uns, sie werden mir helfen ... aber die sind ja jetzt auch nackt ... ,,Küß Deinen Prinz, küß ihn, du willst doch nicht, daß er dich verläßt'' ... warum singen die das ... Mama kommt bestimmt ,,Mama, Mama'' ...

--,, ... nein, laß mich in Ruhe, geh' weg ... ''

--,,Aber Vera, was ist denn los mit dir!''

--,, ... geh' weg ... du stinkst ... du bist betrunken!''

--,,Aber Vera, du träumst! Ich bin es doch: Felix!''

--,,Mach das nie wieder!''

--,,Aber mein Kleines, ich bin es doch Felix, dein Mein!''

--,,Nenn' mich nie wieder so!''

--,,Aber, aber, ich bin es doch dein Mann!''


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