Procrastination und Belletristik

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Hamlet - Sein oder nicht sein

Hamlet gehört zu den wohl bekanntesten Procrastinatoren in der Literatur. Sein berühmter Monolog "Sein oder nicht sein" ist voll von Ausflüchten zum Aufschieben, Hinauszögern und Zaudern:

Sein oder nicht sein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden? Sterben - schlafen -
Nichts weiter! Und zu wissen, daß ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil, 's ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Sterben - schlafen -
Schlafen! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegts:
Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,
Wenn wir die irdische Verstrickung lösten,
Das zwingt uns stillzustehn. Das ist die Rücksicht,
Die Elend läßt zu hohen Jahren kommen.
Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel,
Des Mächtigen Druck, des Stolzen Mißhandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die Unwert schweigendem Verdienst erweist,
Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte
Mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten
Und stöhnt' und schwitzte unter Lebensmüh?
Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod,
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt,
Daß wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen als zu unbekannten fliehn.
So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;
Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen. - Still!
Die reizende Ophelia! - Nymphe, schließ
In dein Gebet all meine Sünden ein!

Hamlet ist so aufgebracht, dass er sagt, er könne nun heißes Blut drinken und solch bittere Geschäfte erledigen, dass der Tag bebte, wenn er draufschaute. (3. Akt, 2. Szene: "now could I drink hot blood, And do such bitter business as the day Would quake to look on."
Er glaubt, dass er bereit sei, König Claudius zu morden. Aber dann schiebt er es auf. Als Ausrede dient ihm das er in nicht während des Betens töten könne. Er denkt, dass es für seine Rache besser sei, wenn er ihn bei einem sündigen Tun überraschte: Drinken, Sex oder Glücksspiel. In Wirklichkeit ist er nicht wegen seines Gewissens fähig einen vorsätzlich geplanten Mord durchzuführen, was er sich allerdings nicht selbst eingesteht.




© 2005 Bernard Bychan